Claudia am 16. August 2021 —

Das Afghanistan-Desaster: Mega-Blamage des Westens – und doch ein Funke Hoffnung?

Zur großen Überraschung westlicher Politiker und Militärs haben sich 250.000 gut ausgebildete und ordentlich bewaffnete afghanische Soldaten in großer Mehrheit geweigert, gegen die Taliban zu kämpfen. Wie konnte das geschehen?

Fahnen Afghanistan TalibanDer völlig planlose Abzug der Nato-Truppen hatte zur Demoralisierung erheblich beigetragen. Dass auch die Firmen gegangen sind, die zur Wartung der Flugzeuge und Hubschrauber gebraucht werden, hat die stets behauptete Schlagkraft der afghanischen Truppen zusätzlich minimiert. Der Hauptgrund für die meist kampflose Übergabe der Macht an die Taliban war jedoch der mangelnde Wille, für eine korrupte, vom Ausland gestützte Regierung gegen die bei einem Teil der Afghanen durchaus beliebten Taliban zu kämpfen.

Entgegen der schönfärberischen Darstellung des militärischen Wirkens der westlichen Truppen waren die Taliban nie weg, sondern beherrschten durchweg Teile des ländlichen Raums, der vom Westen weitgehend ignoriert wurde. Die Fixierung auf die Städte und Standorte, ohne auch nur zu bemerken, dass selbst dort die Loyalität zum neuen Regime aus Gründen gering war und blieb, zeugt von einem Tunnelblick, der seinesgleichen sucht.

Die vielen NGOs haben es offenbar vorgezogen, mit den Erfolgen ihres Wirkens zu glänzen anstatt ein realistisches Bild der Lage zu geben, das sicher weniger rosig ausgefallen wäre. Auch die Korruptheit der Regierenden, die Hilfsgelder in die eigenen Taschen umgeleitet haben und sich – auch außer Landes – tolle Villen gebaut haben sollen, wurde vom Westen einfach hingenommen und in der Wirkung auf den „Kampfwillen“ der Truppen und Ortsvorsteher komplett unterschätzt.

Trumps Erbe: der bedingungslose Abzug

Dass der Afghanistan-Einsatz ein Ende hat, haben vermutlich viele westliche Menschen mitgetragen, nicht aber die Art und Weise, wie dieser Abzug stattfindet! Dem wahnsinnigen Trump ist es zu verdanken, dass der Abzug mit Termin und bedingungslos angesagt wurde. Wozu dann noch Friedensverhandlungen, wenn man das Hauptdruckmittel gleich vorab aus der Hand gibt? Die Taliban mussten ja nur verzögern und abwarten, bis die Westler gegangen wären, um dann das Land zu übernehmen. Was dann auch geschehen ist, schneller als alle dachten.

Warum Biden einfach auf „Vollzug“ gesetzt hat, anstatt den Abzug an Bedingungen zu knüpfen? Ich denke, er wollte das beliebte Mem „unsere Soldaten nachhause holen“ nicht konterkarieren und hat die Wirkung des bedingungslosen Abzugs, der mittlerweile wie eine Flucht wirkt, krass unterschätzt.

Die vergeigte Evakuierung:
Nicht „verpennt“, sondern erstmal abgelehnt!

Womit ich bei unseren Regierenden ankomme, die nie vorhatten, alle Ortskräfte und ihre Familien rechtzeitig aus Afghanistan zu evakuieren. Dabei geht es nicht nur um direkte Angestellte der Truppen, sondern auch um die Leute, die für die NGOs gearbeitet haben und ihre Angehörigen. Ein rechtzeitiger Antrag der GRÜNEN vom Ende Juni, der die Evakuierung all dieser Menschen forderte, wurde von CDU, SPD und AFD abgelehnt. Denjenigen, die unabweisbar zum engsten Kreis der Mitarbeiter gehörten, wurden auch noch bürokratische Hürden in den Weg gelegt, die nur wenige überspringen konnten. Gleichzeitig wollte Seehofer noch weiter nach Afghanistan abschieben!

Das fiese Versäumnis: Es gab keinen Plan für die Evakuierung, obwohl seit dem Abkommen von Dohar Anfang 2020 sonnenklar war, dass die westlichen Truppen Mitte dieses Jahres abziehen würden. Erst jetzt, da dieses Verhalten als absolut beschämend, als im-Stich-lassen der Leute und Verrat an allen viel beschworenen westlichen Werten gesehen wird, die Empörung ordentlich Wellen schlägt und offene Briefe wichtiger Presseorgane ein VISA-Notprogramm fordern, wird auf den letzten Drücker versucht, noch zumindest jene heraus zu holen, die es schon bis zum Flughafen geschafft haben. Aber was wird aus all den Anderen, die noch anderswo auf Hilfe warten?

Dass es die Bundesregierung immerhin geschafft hat, übrig gebliebenes Bier, Wein, Sekt und einen 27 Tonnen schweren Gedenkstein aus Afghanistan zu evakuieren, macht die Ignoranz, die hier am Werk war, noch ganz besonders deutlich.

Und was kommt jetzt?

Die Taliban haben nun die Macht in Afghanistan, daran wird erstmal nicht gerüttelt, von keiner Seite. Wie sie diese Macht ausüben werden, ist allerdings noch völlig unsicher. Werden sie erneut eine Schreckensherrschaft wie 1996 bis 2001 errichten, wie es viele befürchten? Schließlich ist ihr politisches Ziel ein islamisches Emirat, in dem islamisches Recht (Scharia) gilt. Andrerseits haben sie vielleicht gelernt, wie manche Beobachter meinen. Ihr damaliges Regime hat sie in die Isolation geführt, zudem ist Afghanistan 2021 doch ein Stück weit anders als das Land Ende der 90ger.

Seit einer Woche verkünden sie (auch jetzt, nach dem Sieg), dass sie Menschen- und Frauenrechte, Minderheiten und Meinungsfreiheit respektieren werden („soweit die dem islamischen Recht entsprechen“). Niemand müsse Angst haben und allesollten einfach weiter ihrer Arbeit nachgehen. Sie rückten in Kabul ein, angeblich um als Ordnungsmacht Chaos und Plünderungen zu verhindern.

Ist das alles glaubhaft? Wie man hört und liest, sind die Taliban nicht alle gleich: Es gibt Hardliner und Gemäßigte, Militante und Politiker, wobei Letztere angeblich wissen, dass es ihnen schaden wird, wenn sie sich wie die Axt im Walde aufführen. Sie würden die durchaus vorhandenen Sympathien im Volk teilweise wieder verlieren, aber wichtiger noch: 70 bis 80 % der Bevölkerung ist von Zuwendungen aus dem Ausland abhängig. Bleiben diese Zahlungen aus, sieht es eher schlecht aus für die Akzeptanz des Taliban-Regimes. Die Bürger erwarten eine nicht korrupte Regierung, die Frieden schafft und ihre Lebensverhältnisse zumindest nicht verschlechtert. Eine echte Mehrheit PRO Taliban scheint es nicht zu geben, denn sonst würden sie Wahlen oder zumindest eine Art Referendum abhalten, um sich vom Volk legitimieren zu lassen.

Niemand weiß, was passieren wird. Wir werden sie an ihren Taten der nächsten Wochen beurteilen: Wenn sie Mindeststandards in Sachen Menschenrechte einhalten, wird die internationale Gemeinschaft (?) mit ihnen konstruktiv zusammen arbeiten. Wenn nicht, dann nicht. So klingen jedenfalls derzeit die Statements vieler Beobachter und Akteure. Von einem „Funken Hoffnung“ ist die Rede – hoffen wir, dass das nicht die nächste Täuschung über das Geschehen in Afghanistan wird!

Infos und Gefühle: Scham und Wut

Den gestrigen Sonntag, den „Tag der Machtergreifung durch die Taliban“ hab‘ ich damit zugebracht, das Geschehen über viele Medien zu verfolgen. An schnellsten war Twitter, na klar! In der TV-Berichterstattung hatten (wie immer während akuter Katastrophen) die öffentlich-rechtlichen noch nichts zu bieten, also schaute ich CNN. Da ging es mir jedoch zuviel um amerikanische Präsidenten, ich wollte wissen, was abgeht. Das konnte ich dann auf Al Jazeera TV mitverfolgen, und zwar in einer recht umfassenden Weise – alle Achtung! Habe mir den Sender in die Favoriten aufgenommen.

Je mehr ich mitbekam und je deutlicher die Blamage des Westens, insbesodere der Bundesregierung wurde, desto mehr ergriffen mich Gefühle von Scham und Wut, die ich so gar nicht erwartet hatte. Zum Geschehen in Afghanistan hatte ich im Lauf der Zeit zwar immer mal eine Meinung, aber so richtig mitgenommen hat mich das nicht. Jetzt stellte ich fest, wie sehr es mich aufregt, wenn sich unsere Regierung in der Welt als unverlässliche, ihre Mitarbeiter im Stich lassende ehrlose Bande aufführt. Ich schämte mich für unser Land, obwohl ich als Individuum ja gar nichts damit zu tun habe und wurde auch wütend angesichts der eigenen Machtlosigkeit gegenüber dieser Ignoranz.

Jetzt versuchen sie, die Kurve grade noch zu kriegen – nicht etwa aus eigenem Antrieb, sondern weil Scham und Wut von allzu vielen sie in Bewegung versetzt hat. Zu spät, zu langsam, zu wenig – ein Desaster!

***

Wer noch dazu bloggt?

Ach ja, von wegen „Lage falsch eingeschätzt“:

Auftritt im Bundestag, 2.4.2014: Scholl-Latour erklärt Afghanistan für verloren

„Der Krieg in Afghanistan ist verloren – das sollten wir uns eingestehen“, lautet die Bilanz von Scholl-Latour. „Und wir sollten uns überlegen, wie wir da rauskommen.“ Die internationale Gemeinschaft habe in den vergangenen zwölf Jahren offenbar nichts dazugelernt. Die Vorstellung, man könne nach einem Abzug der Schutztruppe mit einem kleinen Restkontingent die afghanische Armee ausbilden, sei „völlig illusorisch“. Zumal Letztere, das habe er selbst in Gesprächen mit Soldaten erfahren, aus gesinnungslosen „Tagelöhnern“ bestehe.

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Diskussion

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30 Kommentare zu „Das Afghanistan-Desaster: Mega-Blamage des Westens – und doch ein Funke Hoffnung?“.

  1. Danke. Von mir kommt morgen auch noch was.

  2. Praezise Beschreibung der Sachlage!
    Kompliment!

  3. Peter Scholl-Latour hat (auch hier), wie in fast allen Belangen des Orients, recht behalten.
    Dumm nur, dass die Anderen nie an einer nachhaltigen Entwicklung, sondern an kurzfristigen Erfolgen und Profiten interessiert waren und damit auch die Unternehmer und damit auch den Großteil ihrer Angestellten im Sack hatten.
    Wenn man bedenkt, das die Leute, die dafür drauf gegangen sind, heute ihre Söhne und Töchter von der Disco abholen könnten…

    „Die vielen NGOs haben es offenbar vorgezogen, mit den Erfolgen ihres Wirkens zu glänzen anstatt ein realistisches Bild der Lage zu geben, das sicher weniger rosig ausgefallen wäre.“

    Die haben von den Parteien gelernt: Wenn man auf Spenden angewiesen ist, muss alles ein Rekorderfolg sein. Auch der Misserfolg. Das ist wie beim Sport.

    „Wie man hört und liest, sind die Taliban nicht alle gleich: Es gibt Hardliner und Gemäßigte, Militante und Politiker, wobei Letztere angeblich wissen, dass es ihnen schaden wird, wenn sie sich wie die Axt im Walde aufführen. “

    Nein. Wir verstehen weder die Kulturen, noch haben wir ansatzweise Bock, uns näher damit zu beschäftigen, obwohl wir bis 1648 ein genauso „wilder“ Haufen waren.

    Afghanistan ist auch kein Land. Es ist ein Gebiet mit sehr vielen Ethnien und Stämmen, die alle ihr eigenes Süppchen kochen. Von daher wird der „Erfolg“ der Taliban auch nur kurz währen, da 80 % der Bevölkerung auf dem Land konzentriert sind und dort nix zu holen ist. Wer hätte dort also einen Anreiz Kontrollinstanz zu sein? Lukrativ sind dort die Städte. Sobald der Hegemon schwächelt, gilt also der ganz „normale“ Fortlauf der Weltgeschichte (vgl. Propyläen).

    „Wenn sie Mindeststandards in Sachen Menschenrechte einhalten, wird die internationale Gemeinschaft (?) mit ihnen konstruktiv zusammen arbeiten. “

    Wenn man Bedingungen stellt, muss man sie auch selbst kontrollieren können. Wir konnten das nicht mal, als wir noch Besatzer waren.

    Veränderung muss von innen kommen!

  4. Manchmal schämt man sich schon dafür, dass man am Ende Recht behalten hat und das ist hier beim Abenteuer Afghanistan passiert.

    Die USA nebst ihren Verbündeten haben m.E. einfach versucht, zumindest gesichtswahrend aus dieser Misere herauszukommen, nachdem nach 20 Jahren einfach keine „Erfolge“ oder ein ansatzweise zu rechtfertigender Fortschritt mehr zu sehen war trotz der ewigen Besatzungszeit.

    Selbst der Kampf gegen Terror, den Al-Quaida und das Aufspüren Bin Ladens waren nur Scheinargument und der der war so klug und die Afghanen so „blöd“, ihm gastrecht zu gewähren und damit eine Steilvorlage für die Intervention zu liefern. Ich bin mir sehr sicher, dass speziell die US-Geheimdienste sehr genau wussten, dass die Taleban mit Bin Laden und seiner Truppe kaum Berührungspunkte hatten, sind diese doch selbst keine wirklich homogene Gemeinschaft.

    Die NATO- und UN-Truppen hatten effektiv nie wirkliche Spielräume, sondern waren nur innerhalb ihrer Gebiete einigermaßen sicher. Das Ghani als eindeutig protegierter Präsident keine Chance auf seinen Machterhalt gehabt hat, nachdem er zur Amtszeit bereits als eher schwach galt, war fast logisch.

    Ganz ähnlich ist es mit den Unterstützern der Truppen, deren Abtransport aus Afghanistan m.E. nie wirklich geplant war. Das könnte sich auch aus den erst kurz vor knapp gestoppten Abschiebeflügen herleiten lassen, wobei da in erster Linie die Sicherheit der eigenen Polizei im Fokus stand und nicht die der Abzuschiebenden.
    Für diese Menschen bleibt die Erkenntnis wie weiland bei den Mudschaheddin, dass sie als willige Handlanger dienten und jetzt fallen gelassen werden wie die heiße Kartoffel.

    Bei diesem ganzen Brimborium brauchten die Taleban einfach nur zu warten, weil nach Abzug der westlichen Truppen das Zurückerobern von Haus aus viel kampf- und verlustärmer vonstatten geht, so wie es letzten Endes geschehen ist.

    Es ist freilich immer gut, aus der Ferne und mit dem erhobenen Finger zu argumentieren. Der Kardinalfehler war dennoch, die Taleban komplett auszuklammern, statt sie einzubinden. Da gehe ich mit Thomas Ruttig konform. Es bleibt einfach nur die Hoffnung, dass sich deren moderaterer durchsetzt und die minimalen Fortschritte zumindest akzeptiert und beibehält, die in Bezug auf Frauen, Schulen usw. dennoch erreicht wurden.

    Für „den Westen“ bleibt einfach nur die Blamage zurück, dass er seine „Werte“ nicht einem Land überstülpen konnte, welches er nicht einmal militärisch besiegt und niemals wirklich verstanden hat.

    Der nächste Ausfall wird für meine Begriffe der Iran werden und in Syrien spielt man ja auch noch Big Stick. Auch da ist von kaum einer Seite zu erkennen, dass man gegenüber Assad auf Konsens aus wäre und ihm die Chance geben will, unter Wahren seines Bildes einen wie auch immer gelagerten Fortschritt auch unter Verzicht auf Ämter usw. das Land weiter zu demokratisieren (wobei Syrien selbst unter einem Diktator Assad oft säkularer und demokratischer war als die Verbündeten des Westens in Staaten wie den Emiraten oder Saudi-Arabien).

  5. ich habe das bei mir drüben so angesprochen und gleich mal die vierteilige und äußerst sehenswerte arte doku zu afghanistan mit angehängt

  6. Irgendwie muß ich an den sehr überstürzten Abzug der Amerikaner am 30. April 1975 denken – nur ohne Flugzeugträger. Ich glaube, die Bell-Hubschrauber (Hueys), die sie damals – teilweise noch mit laufenden Rotoren – von den Flugzeugträgern ins Meer geschoben haben, liegen heute noch dort…
    (Ich kenne die Aufnahmen aber nur deshalb, weil ich den Vietnamkrieg Anfang der 80er Jahre als Prüfungsthema in Geschichte hatte. War damals mangels Informationen und ohne Internet ein recht kurzes Thema).
    Und dann frage ich mich, wie naiv unsere Regierung sein konnte. Zumal Afghanistan nie ein „sicheres“ Land war und außerdem völlig andere – uns vielleicht fremde – Werte hat. Jahrelang saß man dort und hat offensichtlich nichts begriffen und nun sind alle so erstaunt. Na sowas!

  7. Danke für Eure Kommentare! Es ist ein solches Elend, was da abgeht – und immer mehr kommt heraus zum Versagen des Außenministeriums, das sich überhaupt nicht gekümmert hat – und auch jetzt, trotz aller Beteuerungen, man täte jetzt alles, um auch Ortskräfte zu evakuieren, geht das so weiter!

    Mehr und mehr regt mich diese Lügen und Sich-Winden auf, die Flucht in abstrahierende Rhetorik, das Verweigern konkreter Angaben – ja wissen die denn nicht, dass es Social Media gibt?
    Das hier ist wieder so ein Hammer:

    Hauptmann Grotian erzählte im Heutejournal, Visa-Anträge der Ortskräfte seien nie bearbeitet worden, das Anlaufbüro in Kabul habe nie funktioniert.

    Was funktioniert bei dieser Regierung überhaupt mal? Jens Klasen schreibt auf Twitter:

    Bei #Corona zu spät gehandelt, weil „überrascht“
    Bei #Flutkatastrophe zu spät gehandelt, weil „überrascht“
    Bei Rettung der Ortskräfte in #Afghanistan zu spät gehandelt, weil „überrascht“
    Bei #Klimakrise noch gar nicht gehandelt, weil „überrascht“

    Verdammt nochmal, was für eine Gurkentruppe!

  8. Verdammt nochmal, was für eine Gurkentruppe!

    ich bitte dich!

    um mal einen großen weisen des frühen jahres 2021 zu zitieren:

    „junge frau, wegen so einem tag ändert man doch nicht gleich die politik!“

    eine gurkentruppe, die alles aussitzt und mit dem jämmerlichsten personal arbeitet, das kann man sich nicht ausdenken. so was muss schon die erbarmungsloseste realität schreiben.

    wir hätten die chance, nächsten monat eine andere kanzlerin zu bekommen, aber hey, ich will gar nicht wissen, wie viele oberschlaue „die partei“ wählen, oder gar die SPD, als ob die nicht teil der regierung seit einem gefühlten jahrtausend wären, – warum nicht mal die FDP? oder einen zwergenaufstand mit der linkspartei anzetteln? alles bloß nicht die grünen!!11!1! – sich über gebühr über copy und paste aufregen oder darüber, daß annalena noch nie ein öffentliches amt bekleidet hat, als ob das das einzige problem wäre, das wir haben.

    verdammt, ich bin es sooooo leid.

  9. Update:

    Wie ich grade lese, soll das erste deutsche Evakuierungsflugzeug mit 7 Leuten aus Kabul abgeflogen sein, weil nicht mehr „von der Liste“ da gewesen wären. Während die Amis ein Transportflugzeug für 134 Personen mal eben schnell mit um die 800 Leuten füllen… Unsere Regierenden schaffen es, immer noch einen auf ihr Mega-Versagen drauf zu setzen!

  10. @hardy Parteien haben in den letzten Dekaden nix geändert oder auch nur einen Anstoß an realen Problemen genommen. Zitronenfalter & so.
    Von wem ist die letzte bahnbrechende Bewegung gekommen? Von einer minderjährigen Schwedin.
    Der gelang es sogar, dass das erste Mal seit 2015 die Rechten von den Linken vor sich hergetrieben wurden, sogar in dergestalt, als dass sich wieder Ökofaschisten gründen mussten (vgl. Entstehung der ÖDP), damit man neu rekrutieren konnte.
    Die Liste der außerplanmäßigen Aktivisten ist natürlich lang, aber wesentlich unspektakulärer.
    Diese stoßen an. Diese bringen Themen ein. Diese Themen verschwinden nicht. Diese Themen bleiben überparteilich greifbar.
    Keine einzige deutsche Partei hat das in den letzten 2 Dekaden hinbekommen oder auch nur vor gehabt, so etwas hinzukriegen, wenn man von der AFD und ihrem ewigen Zweitthema mal absieht.
    Und Du, Hardy glaubst, dass ausgerechnet diese Wahl die Welt verändern würde?
    Warum nicht mal Gutti, Amti, Höcke, Scheuer, Dobrindt, Giffey, Scholz, Nowabo, Riexinger, Baerbock, Merz und alle andern zum Thema: „Afghanistan, jetzt und damals!“ ausführlich im Sommerinterview befragen? Am Besten, nach Art der legendären Sofainterviews des längst verschollen gegangenen Politmagazins „ZAK“.
    Handlungsspielräume liegen heute nur jenseits der demokratischen Instanzen vor. Diese können nur noch auf „Trends“ reagieren. Das ist ein Dokument des Scheiterns der deutschen, oligarischen „Demokratie.“

  11. @juri

    ach das ist lieb von dir. ich wähle zwar seit 1974 aber ohne deine klugen einsichten wäre ich nie von alleine drauf gekommen, wie nutzlos das ist und schon immer war /langertieferseufzer

    wir haben keine chance. nutzen wir sie!

    wenn du das stadium eines trotzigen kleinkinds, das ab januar einfordert, daß morgen – verdammtnochmal! – weihnachten zu sein hat, überwunden hast, kannst du ja gerne noch mal probieren, mich für deine lebensweisheiten zu begeistern.

  12. Ich sehe nur die Möglichkeiten. Wer aber gerne noch ein paar Afghanistaneinsätze haben möchte oder gerne sehen würde, dass die „Bayern“ mal ’ne ordentlich Breitseite in Shanghai abfeuert, der is sicherlich mit der bisherigen Parteilandschaft in Deutschland sehr zufrieden.
    Dementsprechend werden die Wahlen ja auch ausfallen.

  13. @hardy: du könntest ein bisschen sachlicher bleiben! Bloß weil Juri darauf hinweist, dass von den Parteien keine großformatigen Anstöße ausgehen, ist er nicht gleich „trotziges Kleinkind“! Zum Glück ist Juri kein empfindliches Schneeflöckchen, das gleich weg bleibt, trotzdem sag ich das mal als Gastgeberin dieses meist angenehmen Debatten-Salons!

    @Juri: Ist es denn Aufgabe von Parteien, gesellschaftliche Bewegungen anzustoßen? Sie sind „Organe der politischen Willensbildung“, aber natürlich nicht die Einzigen. Von Parteien erwartet man übergreifende Konzepte: dass sie sich also überlegen, wie einzelne, meist diffuse Forderungen ins Gesamtsystem zu integrieren sind. Der „Druck der Straße“ soll kanalisiert und integriert werden – eigentlich vernünftig. Deshalb haben auch viele Miniparteien keine Chance: weil die Leute sehen, dass da zwar in einem Punkt sinnvolles gefordert wird, aber die Auswirkungen auf den großen Rest recht egal zu sein scheinen.

    Am Beispiel der GRÜNEN hat das gut geklappt: Aus Frauenbewegung, Friedensbewegung, Umweltbewegung entstand eine neue Partei, weil die vorhandenen Parteien diese Themen weitgehend ignorierten.
    Dass die Grünen aus der „Fundamentalopposition“ bald heraus gewachsen waren, ist sehr normal und sogar angesagt. Wer nur protestieren will, nur „Stachel im Fleisch sein“, ist im Parlament eigentlich falsch.

    Ich bin gespannt, ob und wie sich das Afghanistan-Debakel aufs Wahlverhalten auswirken wird. Es ist ja selten so gut erkennbar, dass unsere Regierenden hier durch Ignoranz und Nichtstun geglänzt haben und jetzt versuchen, durch das Abschieben auf Sündenböcke (Geheimdienste haben falsch eingeschätzt…) ihr Versagen zu bemänteln. Ziemlich erfolglos, sogar die Mainstreampresse arbeitet das deutlich heraus!

  14. Ich sah im „Spiegel“ eine Umfrage, die mich geschockt hat. Gefragt wurde, ob wir mehr Flüchtlinge aufnehmen sollen oder nicht. Das Ergebnis war fifty-fifty. Vermutlich ist ein Teil des Regierungsversagens tatsächlich auf die Angst vor der Reaktion „der Leute!“ zurückzuführen. Sie haben sich nicht getraut, das Richtige zu tun, denn der 26.09. rückt näher und die Umfragen sind … Nun ja.

    Wahrscheinlich macht es die Mischung. Offensichtliches Unvermögen und der Schiss vor der Reaktion von Wählern. Da wirkte Röttgens Vorstoß ja fast noch wie ein Lichtblick. Aber natürlich will auch er keine militärische Intervention, habe ich verstanden. Er möchte lieber, dass die Amis das für uns tun. Alles wie immer.

    Der von dir, Claudia, erwähnte Christoph Lütgert, ein Journalist von altem Schrot und Korn, hat in seinem Blogbeitrag bekannt, wie sehr ihn die Unfähig- und Mutlosigkeit unserer Regierung beschämt hat. Er will sein erst kürzlich in einem anderen Post gegebenes Bekenntnis, die SPD doch noch einmal zu wählen, nun aufgeben. Wie gut ich das verstehen kann!

    Was du erwähnt hast (das mit der LISTE) klingt angesichts eines Tweets, den ich heute Morgen wahrnahm, so typisch deutsch und feige. Die Amerikaner haben in einem Flugzeug 800 Menschen evakuiert. Egal, ob es Listen gab oder nicht. Die 800 Leute saßen dicht an dicht und man konnte erahnen, wie froh sie waren. Da waren übrigens auch Kinder und Frauen dabei. Das für die, die aus Gründen immer nur junge Männer sehen wollen.

    https://twitter.com/Hopfenschauer/status/1427578707733012508

    Ich sehe jetzt den Zeitpunkt, an dem die Regierung geschlossen zurücktreten sollte. Da sie das nicht tun werden, sollte keiner zur Wahl gehen.

  15. @Horst: Nein, alle sollten wählen gehen und ANDERE Parteien wählen. Grade im aktuellen Thema haben die GRÜNEN ja wirklich Punkte gemacht mit ihrem rechtzeitigen Antrag Auch DIE LINKE hat den unterstützt, die FDP sich zumindest enthalten.
    Nicht wählen bedeutet einfach nur: die anderen allein entscheiden lassen. Das ist bekanntermaßen nicht mein Ding! :-)

    Die „nur sieben Menschen“ wurden ja mittlerweile wortreich erklärt: Chaos auf dem Flughafen, Ausgangssperre der Taliban und und und… Bin mir nahezu sicher, dass der 2.Flieger jetzt exakt so viele Leute transportieren wird wie für das Flugzeug zugelassen – und nicht etwa dreimal so viel.

    Wie mir diese deutsche Bürokratie-Versessenheit, die ganze Bräsigkeit und das Hin- und Herschieben von Verantwortung auf die Nerven geht! Wenn das Übel dann eintritt, sind sie „überrascht“ – meine Güte! Was machen die eigentlich den ganzen Tag, wenn sie das Befassen mit ernsten Problemen stets soweit wie möglich von sich schieben? Rücktritte sind komplett außer Mode, einzig der Landrat von Ahrweiler hat sein Amt nieder gelegt, allerdings „aus Gesundheitsgründen“ – nicht etwa, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt!

    Heute morgen war ein Handwerker bei mir, das undichte Toilettenrohr reparieren. Er sollte auch den von mir als schadhaft gemeldeten Druckspüler begutachten, hatte aber keine Order von der Hausverwaltung, ihn auszutauschen. Die HV war telefonisch nicht erreichtbar, also hat er es EINFACH GEMACHT!!!!! Wie undeutsch! Wie toll!

  16. @claudia Ja, ich verstehe zwar Deine Argumentation, die dem Sinne der BPB entspringt. Allerdings: Gewählte Parteien sollen den Rahmen stecken, in dem wir zu leben haben. Da erwarte ich mehr als nur Verwaltung. Ich bin da ganz anderer Auffassung, als Helmut Schmidt. Da darf man ruhig mal Visionen wagen. Bei jedem popeligen Job wird man auch gefragt, wo man sich denn in 10 Jahren sieht. Wo eine Partei das Land in 10 Jahren sieht, wird aber erst seit Greta gefragt. Von entsprechenden Parteien erwarte ich, dass sie nicht erst getrieben werden müssen, sondern eben selbst Konzepte für aktuelle Probleme erarbeiten und vorstellen und gerade bei Volksparteien eben auch Problemlösungen die das Volk betreffen und nicht nur die, der oberen 10.000. Denn sie legen den Rahmen fest, indem Du Dich bewegen darfst.

    Aber zum Thema: Nach der internationalen Presse bekleckern wir uns mit unseren Operationen in Mali, Süd- und Nordsudan und Somalia ebenfalls nicht gerade mit Ruhm.
    Vielleicht sind die Ideen des Grundgesetzes und der Verteidigungsarmee doch nicht so ein Schnee von gestern?

    Komisch, das weder die Österreicher, noch die Schweizer schlechter dastehen, obwohl sie nicht in der ganzen Welt rumballern.
    Anders ausgedrückt: Was wollen wir da? Was ist das Ziel? Wieder ein weiteres Verdun? „Oh, das konnte ja keiner ahnen!“
    PST hat da doch das Meiste schon vorausgesagt. Wie Beratungsresistent will man denn sein oder möchte man nur den ausländischen Wirtschaftsprüfern, die den Bundestag und -rat „Consulten“ hörig sein?
    Rheinmetall und H&K bekommen Ihre Knallchargen auch so verkloppt. Alles, was Menschen effizient tötet, war, ist und wird immer ein Verkaufsschlager sein. Fast sämtliche technischen und medizinischen Errungenschaften basieren darauf. Auch unsere jetzige Internetkommunikation.

    Afghanistan wird sich kaum auf die Wahl auswirken. Dieses Thema ist den Leuten leider ziemlich egal, wie fast alle Kriege, wo man nicht direkt selbst betroffen ist.
    Erinnerungen an die Golfkriege werden wach, wo der Mittelstand nach Feierabend bei Snacks und Getränken die besten Szenen des lustigen Feuerwerks auslobte. „Schau ma‘, is‘ wie be Rambo, wo Du noch die Hand wegfliegen siehst, wenn Du auf Slomo stellst!“

    Nein, die Wahlen werden von ganz anderen Punkten bestimmt. Meistens von Äußerlichkeiten und Nichtigkeiten („Guck mal! der hat gelacht!“).
    Sie werden aber weder ein neues Gefüge noch wesentliche Änderungen bringen.

    Stammlokal, Stammtisch, Stammwahl.

  17. @Siewurdengelesen:

    Sorry, dass ich auf dein langes Statement nicht eingegangen bin, war nicht Absicht!

    Du schreibst:

    „Der Kardinalfehler war dennoch, die Taleban komplett auszuklammern, statt sie einzubinden. Da gehe ich mit Thomas Ruttig konform. Es bleibt einfach nur die Hoffnung, dass sich deren moderaterer durchsetzt und die minimalen Fortschritte zumindest akzeptiert und beibehält, die in Bezug auf Frauen, Schulen usw. dennoch erreicht wurden.
    Für „den Westen“ bleibt einfach nur die Blamage zurück, dass er seine „Werte“ nicht einem Land überstülpen konnte, welches er nicht einmal militärisch besiegt und niemals wirklich verstanden hat.

    Was das „Taliban einbinden“ angeht: das war in einer Kriegssituation doch kaum möglich. Wenn fortwährend Anschläge passieren, kommt man schlecht zu friedlichen Kooperationen. Wobei die Historie der Taliban-Herrschaft auch nicht dazu beigetragen hat, Vertrauen in sie zu schaffen. Da musste schon ein Trump kommen, dem das alles egal war.
    Momentan sieht es aber etwas besser aus: ohne ausländisches Geld geht wenig in Afghanistan! Wohl auch deshalb geben sich die Taliban konzilianter als je zuvor.
    Ich denke, der „Stopp aller Zahlungen“ kann nur ein Zwischenstand sein, von dem aus man verhandeln muss. Z.B. das Gesundheitsnetz der Ärzte ohne Grenzen (siehe Statement) will man doch hoffentlich nicht den Bach runter gehen sehen!

    Dass der ursprüngliche Einmarsch den Kampf geg. Terror / Bin Laden nur als Vorwand nutzte. das sehe ich nicht so. Nach 9/11 wollten die Amis irgendwo zulangen – und natürlich war A. das Ziel, wo sich Al Kaida aufhielt. Das angebliche „Nation building“ danach wurde m.e. nur halbherzig betrieben und ohne echtes Eingehen auf die Bevölkerung abseits der Städte. Seit 2014 war dann nurmehr Bunkermentalität: Selbstschutz der Truppen und Arbeit von NGOs, wo es mittlerweile einfach war – jedoch ohne irgendwelche Ambitionen auf echte Lösungen fürs ganze Land.

    Aus meiner Sicht wäre es dringlich gewesen, in A. ein neues Geschäftsmodell zu etablieren: Legalisierung des Opiumanbaus in Zusammenarbeit mit der Pharma-Industrie, Abbau diverser Bodenschätze, jedoch so, dass es den Leuten zu Gute kommt.. und und und.
    Allerdings: Im nachhinein und aus der Ferne lässt sich leicht ansagen, was alles falsch war und anders hätte laufen müssen. Auch die DE-Bevölkerung wär sicher nicht bereit gewesen, wesentlich mehr in Afghanistan zu investieren!

  18. @Juri: Siehst du denn einen „Mangel an Visionen“ in der Gesellschaft? Gibt es nicht bereits eine Menge toller Ideen und auch Konzepte: für Digitalisierung, Energiewende, Etablierung einer Recycling-Wirtschaft, andere Mobilität, den ländlichen Raum?

    Das Problem der Parteien, die eigentlich „nur“ aufgreifen müssten, ist die Konsensfähigkeit in der veränderungsunwilligen Bevölkerung. Selbstverständlich bin ich persönlich durchaus dafür, den Leuten insgesamt mehr zuzumuten – was aber für Widerstände entstehen und mit welchen Mitteln dagegen gekämpft wird, sieht man ja an den aktuellen Schmutzkampagnen gegen die GRÜNEN, die wiederum für einige bereits zu weichgespült, zu kompromisslerisch sind.
    (Nebenbei: Was ist BPB? Und wer ist PST?)

    Aber zum Thema:
    „Nach der internationalen Presse bekleckern wir uns mit unseren Operationen in Mali, Süd- und Nordsudan und Somalia ebenfalls nicht gerade mit Ruhm.“
    Was liest du denn so? Ich weiß tatsächlich wenig über den Verlauf der dortigen Einsätze. Allerdings hat mich schon enttäuscht, dass nach der Spaltung in Süd und Nordsudan dort nicht endlich Ruhe war!

    Österreich und Schweiz lassen sich schlecht mit DE vergleichen, denke ich. Denn Schweiz ist traditionell neutral und Ö. ein vergleichsweise kleines Land. Es gibt auch einen gewissen Druck, dass das (vergleichsweise) reiche und große Deutschland mit seinem Exportüberschuss mehr tun sollte, wo es kriegerische Probleme gibt. An Ö und CH werden solche Erwartungen eher nicht gestellt.
    Jetzt wird wieder beklagt, dass Deutschland ohne das US-Militär gar nicht „handlungsfähig“ ist. Nicht mal ein Flughafen könne „gesichert“ werden ohne die USA-Vorarbeit.
    Wo man hinschaut: Spaltung und Dissens. Auch quer durch die Parteien.
    Bin ziemlich froh, nicht in die Politik gegangen zu sein!

  19. @ Claudia

    Die Diskussion über den politischen und ideologischen Anspruch der Taleban ist m.E. obsolet. Deren Sichtweise wird auf Dauer einem Fortschritt in Afghanistan immer im Wege sein.

    Ein Umstand ist dennoch der, dass diese im Untergrund und als Totgesagte überlebt haben, nachdem sie offiziell als besiegt galten. Das wird zumindest am Anfang des Krieges dort ein Grund gewesen sein, warum aus Sicht der USA und ihrer Verbündeten ein Verhandeln gar nicht nötig schien.
    Im Fortschreiten der Zeit hat sich doch aber gezeigt, dass diese mitnichten weg waren und immer mehr die Gegenspieler schlechthin sind in diesem Krieg. Das wurde jedoch entweder heruntergespielt oder ausgeblendet, um den Schein zu wahren. Die Superduper-Geheimdienste und mit ihnen die jeweiligen Repräsentanten wussten sicher, wie es wirklich steht. Ich meine, die sind ja jetzt nicht mit Abzug der Truppen auf einmal aus dem Boden gewachsen.

    Insofern wären die Taleban also seit geraumer Zeit der Verhandlungspartner gewesen und wurden zumindest offiziell ausgeklammert und stattdessen Ghani und sein Umfeld als der bequemere Teil protegiert. Sicher haben diese daher auch bei der afghanischen Friedenskonferenz im April den Rest der Veranstaltung mit ihren Forderungen und Teilnahmeverzicht brüskiert. Stattdessen begann man eher am Ende des Einsatzes mit Verhandeln, um vermutlich für die damalige afghanische Regierung zu retten, was noch zu retten ist – leider erfolglos, wie inzwischen zu sehen ist.

    Der Haudrauf-Regierungsstil eines Trump macht es da sicher nicht besser im Umgang mit Menschen, die bei Verhandlungen eher den Stil eines Basars pflegen mit endloser Feilscherei.

    Auch das Bild der terroristischen Taleban als Einheit u.a. mit einer Al-Qaida ist zu differenzieren und stimmt so oberflächlich nicht wie auch die Taleban selber eben keine Einheit darstellen, sondern in vielerlei Hinsicht eigene Süppchen kochen. Dieses „Teile-und-herrsche“ und „Jeder-gegen-jeden“ ist ja einer der Flüche von Afghanistan.

    Natürlich ist vieles an den Angeboten und Zugeständnissen der Taleban Fassade. Davon darf man sich nicht täuschen lassen. Sollte es zu Übergriffen kommen, lassen diese sich leicht als Einzeltaten darstellen (wer Parallelen zu anderen Dingen findet – hust…) und beim Gewähren von Menschenrechten für Frauen und dergleichen mehr wie Schulen und und und kann ebenfalls endlos auf Zeit gespielt werden. Ganz ähnlich ist es mit wirtschaftlichem Aufbau und ich wüsste nicht, wie das als Hilfe zur Selbsthilfe klappen kann und in welchen Zweigen da wirklich etwas ankommt, ohne das endlos Geld in korrupten Kanälen verschwindet. Das sind alles Dinge, die auch in anderen ehemaligen Kolonien wie in Afrika bis heute nachwirken. Und doch kann es nur so gelingen, denn in vielen Dingen war dieses Land bereits in den 50er-60er Jahren des letzten Jahrhunderts schon viel weiter.

    Dabei wie Herr Maas einem Hungernden mit Essensentzug zu drohen aka die finanzielle Unterstützung zu kappen, ist einfach nur Symbolpolitik und dumm obendrein. Spielt das doch den Taleban erst recht in die Hände, wenn dann erst die Afghanen nebst ihren Hilfskräften im Stich gelassen werden und dann dreht man denen, die dort bleiben oder bleiben müssen, auch noch den Saft ab, während man weiter fleissig über Armut und Rückständigkeit klagt!

    Es bleibt wirklich nur zu hoffen, dass sich die Taleban wenigstens ansatzweise an ihre Versprechen halten und im Gegensatz zu früher moderat auftreten. Natürlich werden sie immer versuchen, das Rad weiter in ihrem Sinne zu drehen und die Hilfen zweckentfremdet zu nutzen. Derzeit sind sie dennoch der einzige ernstzunehmende Verhandlungspartner und das nicht erst seit gerade eben.

    Wer sich dafür interessiert, ist z.B. auf den Seiten des AAN gut beraten und auch auf den Links bei Herrn Ruttig.

  20. @Claudia
    PST ist ein ziemlich ärgerlicher Tippfehler von mir. PSL war noch vor 10 Jahren ein gebräuchliches Kürzel für Peter Scholl-Latour.
    Der hat (m. E.) bei Fragen des Orients ähnlich abgeliefert, wie Helmut Schmidt zur Bundespolitik.
    BPB ist im Moment noch das Kürzel der Bundezentrale für politische Bildung.
    Visionen in der Gesellschafft finde ich eher spärlich gesät. Die verschwinden meist, sobald die Studenten mit dem Studium fertig sind.
    Das Visionäre mache ich nicht anhand von neuen Parteigründungen aus.
    „Das Problem der Parteien, die eigentlich „nur“ aufgreifen müssten, ist die Konsensfähigkeit in der veränderungsunwilligen Bevölkerung..“
    Das Problem ist der Konsens. Unten Cut, oben Cut und den Durchschnitt irgendwie laufen lassen. Wie Convenience Food oder Schule oder Fernsehen. Da stehen keine Innovationen zu erwarten.

    „Gibt es nicht bereits eine Menge toller Ideen und auch Konzepte: für Digitalisierung, Energiewende, Etablierung einer Recycling-Wirtschaft, andere Mobilität, den ländlichen Raum?“
    Hier liegt in vielen Bereichen einfach eine Fehlkommunikation (auch seitens der Medien) vor. Für Digitalisierung brauch es keine neuen Ideen, nur eine für alle bezahlbare Umsetzung. Daran ist in Deutschland keiner der Großkopferten interessiert, denn dann würde jeder von ihnen weniger verdienen. Beim Maschinist gibt es einen lesenswerten Reisbericht über Transnistrien dazu. Fehlkommunikationen n dem Bereich sind gewollt. Alle deutschen Medien (ÖRR & privat) haben bis vor 2 Wochen noch Cell Broadcasting als Warn-SMS deklariert (um ihre Zuschauer nicht zu überfordern). So etwas hat sich nicht mal Fox News getraut. Faktenchecker? Fehlanzeige!
    Im Recycling waren wir mal richtig weit. Bis man sich doch wieder entschied, nur auf die Kosten zu schauen. Wir haben derzeit eine Quote von knapp 10 %. Tendenz sinkend. Der Rest wird einfach nach Afrika verklappt. Da waren wir sogar schon Ende der 90er weiter. Auch hier braucht es weniger Innovation, sondern Handlung.

    Eine andere Mobilität? Hier gab es sogar schon von der ADAC-Motorwelt (einem Autoclub, wtf?) schon innovative Ideen seit Ende der 70er.
    Unvergessen auch die Idee von 84 oder so. Eine Art Smart als Stadtauto, der für die große Pendelstrecke in der Bahn fährt.
    Nichts davon wird sich jemals in Deutschland durchsetzen!

    Der Deutsche hat schließlich aus US-Filmen gelernt, dass das Auto der Inbegriff der persönlichen Freiheit ist (tatsächlich ist das Gegenteil der Fall). Von seinem eigenen Automobil, dass nur er selbst fährt, wird der Deutsche niemals ablassen.

    So ungern ich das als Antiamerikaner zugebe, da sind die Amis wirklich weiter. Schon in den 80ern musstest Du in den USA Leute mitnehmen, wenn Du in die große Stadt wolltest. Dein Wagen musste dafür belegt sein. Hast Du das nicht gemacht, musstest Du Strafe zahlen. Sowas in Deutschland? Völlig undenkbar!

    Car Sharing gibt es jetzt seit gut 15 Jahren. Tendenz abnehmend. Nutzen nur noch Studenten und Aktivisten.

    E-Mobilität? Naturkiller. Die ganzen Roller die aus der Elbe und Rhein geborgen werden hinterlassen deutliche Spuren.

    In Dresden gibt es wenigsten eine Koop der Verkehrsbetriebe mit Nextbike, wo Du (Abomonatskarte vorausgesetzt) eben die Stadtfahrräder kostenlos mitbenutzen kannst.

    Übrigens war die Straße mal für alle gedacht. Nicht nur für die Autos. In kleinen Ortschaften macht sich das schon störend bemerkbar.

    Hier wird leider in Deutschland gar nichts passieren (obwohl wesentlich tollere Ideen vorliegen). Lieber kauft man sich ein E-SUV. Das ist nicht verwunderlich, denn der Staat wird in Zweifelsfall immer für die Autokonzerne arbeiten (auch ohne Scheuer). Da ändern auch die Grünen nix!

    „Was liest du denn so? Ich weiß tatsächlich wenig über den Verlauf der dortigen Einsätze. “

    Man erfährt auch nicht viel (zumindest von den hiesigen Gazetten). Dank Newstral.com und Deepl.com sind aber ausländische Publikationen kaum noch ein Problem. Zusätzlich nutze ich auch die internationalen Links des Blogs von Burks.
    OK. Ab und zu sind auch Krawallmedien darunter (https://www.france24.com/en/africa/20210625-more-than-a-dozen-un-peacekeepers-in-mali-wounded-in-car-bomb-attack).
    Allerdings dauert es meist nicht lang, bis eine seriösere Quelle dazu auch was hat.

    „Österreich und Schweiz lassen sich schlecht mit DE vergleichen, denke ich.“

    Die Schweiz und ihre Neutralität. Das ist auch eher mehr dem Papier geduldet. Österreich hat einfach seine Wehrpflichtarmee beibehalten. So lange das bei uns auch war, haben wir die Jungs nicht einfach so in irgendeinen Krieg geschickt. Clever, nicht?

    Sobald die Ösis da auch eine Berufsarmee draus machen, muss sie auch einem Beruf nachgehen.
    Ich denke schon, dass da eine Menge vergleichbar ist und ich bin auch eigentlich dafür, die Armee weitestgehend abzuschaffen, ebenso, wie die Waffen. Das sollten die Lehren aus den letzten, zu recht verlorenen, Weltkriegen sein.

    Damit stehe ich natürlich allein da, da die meisten sich offensichtlich auch einen 3. Weltkrieg gut vorstellen könnten.

    Es muss ja irgendwo herkommen, dass selbst die grüne Heinrich-Böller-Stiftung für Atomwaffen plädiert. Dann sollten sie auch so konsequent sein und jedem Staat sein Atomwaffenarsenal gönnen. Denn das schreckt ja so gut ab!
    Da können wir dann mal schauen, wer als erstes auf den Knopf drückt und gewinnt. Das wird ein Heidenspaß!

    Ich frage mich ja, wie lange das noch zwischen Indien & Pakistan so „ruhig“ bleibt. Mit Afghanistan unter Führung der Taliban, dürften bald die Kaschmirkonflikte neu entflammen.

    Wenn die Chinesen mit den Afghanen dealen und die USA mit Indien, wird das noch eine sehr spannende Situation. Natürlich mit der BRD an der Seite der USA, während die Bayern (das Schiff) ein paar Warnschüsse über dem Ozean abgibt. Klingt alles nach einer sehr durchdachten Strategie, die Deutschland bestimmt außenpolitisch voranbringt. ;)

    „Jetzt wird wieder beklagt, dass Deutschland ohne das US-Militär gar nicht „handlungsfähig“ ist.“

    Mich beruhigt das eher. Ich würde ungern selbst ein 1945 erleben wollen.

    Wenn irgendein deutscher Politiker sagt, wir kappen jetzt die Finanzen der Taliban oder die Finanzströme ohne zu sagen wie er das macht, dann erwarte ich da genauso viel, wie bei den Steuerflüchtlingen. Der Rückzug bedeutet auch, dass die Regierung vor Ort kaum Personal hat, wohin Gelder fließen. Die Gelder für die alte Regierung Afghanistans werden sicher auf das alte Konto landen. Ob da die Taliban darauf zugreifen können? Oder eher der geflüchtete Präsident und seine Gefolgsleute? Das ist da nicht die Schweiz. Inwieweit es da überhaupt eine Kontosicherheit gibt? Das Meiste dürfte wohl mit Bargeld abgewickelt werden, was wiederum Leute erfordert, die es übergeben können.
    Die NGO vor Ort finanzieren sich aus Spenden und nicht von Subventionen der Regierungen. Hier hängt es von den NGO ab.

    Vermutung: Man will einfach mal schauen, wieweit die Taliban den Staat selbst finanziert bekommen und hofft, dass es da erhebliche Lücken gibt. Das ist dann das, wo die deutsche Politik anfängt Bedingungen bei Verhandlungen zu stellen, die sie natürlich nicht offiziell führt, weil man ja mit Terroristen nicht verhandelt & so.

    Vermutung 2: Aus den Augen, aus dem Sinn. Man feuert einfach, so lange das Eisen noch heiß ist, ganz viele Phrasen ab, um dann Afghanistan sich selbst zu überlassen. In ein paar Monaten wird das dann nur noch ein Thema für den Jahresrückblick sein.

    Nur eins, das fuchst den Deutschen ganz gewaltig: Da könnten Flüchtlinge herbei strömen.

  21. @Claudia: Sorry! Ich habe vergessen, Korrektur zu lesen. Wenn Du magst, kannst Du ja den o. a.Text grammatikalisch etwas aufwerten. ;)

  22. @Juri: Ich habe das Thema „Innovation und Vision“ unter Verwendung deiner Statements abgetrennt und ihm einen eigenen Beitrag gegönnt. Es gehört nicht zum „Afghanistan-Desaster“ und verlängert die Kommentare hier zu sehr.
    Dabei habe ich deine Texte ein klein wenig geglättet. Hoffe, das ist ok!

  23. @Siewurdengelesen: Die Taliban galten immerhin als „nicht korrupt“, was ein Grund für ihre Beliebtheit in Teile der Bevölkerung sein soll (alles nur angelesen, klar!).

    „Dabei wie Herr Maas einem Hungernden mit Essensentzug zu drohen aka die finanzielle Unterstützung zu kappen, ist einfach nur Symbolpolitik und dumm obendrein. Spielt das doch den Taleban erst recht in die Hände, wenn dann erst die Afghanen nebst ihren Hilfskräften im Stich gelassen werden und dann dreht man denen, die dort bleiben oder bleiben müssen, auch noch den Saft ab, während man weiter fleissig über Armut und Rückständigkeit klagt!“

    Aktuell scheint der geflohene Präsident und jetzt die USA sogar dafür gesorgt zu haben, dass sie nicht an die Devisenreserven kommen.
    Genau blicke ich da nicht durch, aber es erscheint mir unfair, einer Regierung, die man selbst hat an die Macht kommen lassen, nun den Zugang zur bis dato üblichen Staatsfinanzierung zu sperren.

  24. „Genau blicke ich da nicht durch, aber es erscheint mir unfair, einer Regierung, die man selbst hat an die Macht kommen lassen, nun den Zugang zur bis dato üblichen Staatsfinanzierung zu sperren.“

    Der Präsident ist weg? Da gibt’s noch den Vizepräsidenten, der soweit ich weiß, nicht zurückgetreten ist. Und Massud. Beide momentan im Pandschirtal mit Resten der nicht übergelaufen Armee und Spezialkräften, die als einzige tatsächlich gegen die Taliban gekämpft haben. Beide rufen auch international zum Widerstand auf und werden sich den Taliban nicht ergeben. Die könnten das Geld gut gebrauchen und personelle, materielle und ideelle Unterstützung. Darüber wird kaum berichtet. Scheint auch kaum jemanden zu interessieren. Aber den Schlächtern der Taliban auch noch Zugriff auf Milliarden zu geben? Das halte ich sehr diplomatisch ausgedrückt für unklug. Die unterscheiden sich nur graduell vom IS.

  25. Zu den Finanzen der Taleban hat Burks mittlerweile etwas geschrieben, das meinen Annahmen sehr ähnelt.

    Im Vergleich zur ersten Herrschaft der Taliban sind diese jetzt aber finanziell unabhängig. (Gutachten des Sicherheitsrats der UN).

    Sie werden ergo nicht zwingend auf dieses Geld angewiesen sein und wenn nicht, holen sie es sich auf die von ihnen bereits früher favorisierte Weise durch Steuern.

  26. Ja, Drogenhandel, Schutzgeld und Entführungen. Da kommt schon was bei rum. Das ganze jetzt auch noch als Staat mit besten Verbindungen zu Papa Putin und Xi. Eingefädelt wurde der ganze Deal der Staatsübernahme übrigens vom greatest Potus Trump. Dazu noch reiche Gönner aus dem arabischen Raum und Unterstützung seitens des pakistanischen Geheimdienstes. Die Devisenreserven werden sie sicher nehmen, aber brauchen tun sie die nicht.

  27. Mittlerweile: NULL Funke Hoffnung! Es reicht, was man in den letzten zwei Tagen über die Untaten der Taliban lesen konnte, um zu wissen, dass ihre Beteuerungen, sich geändert zu haben, krass gelogen sind. Selbst WENN sie in Kabul ein etwas weniger steinzeitliches Regime errichten als in den Provinzen, wird das keinerlei Vertrauen schaffen.
    Außer bei denjenigen, die sich genau das gewünscht haben.

    Die Folge: Massenflucht!

  28. Vertrauen ist bei den Taleban ohnehin nicht angebracht in dem Sinne, sie wörtlich zu nehmen.

    Jetzt im Gießkannenprinzip Gelder in die umliegenden Staaten zu verteilen, damit diese analog zur Türkei die Binnenflucht der Afghanen bei sich beenden, halte ich dennoch für falsch. Alleine im Iran dürfte sich das durch die Sanktionspolitik der USA schwierig gestalten und in Pakistan sind die Zustände regional kaum besser wie im angrenzenden Afghanistan. Die Nutznießer der Gelder sind mehr oder weniger dieselben.

    Die Angst vor einer erstarkenden Rechten wegen neuerlicher Flüchtlinge ist dabei der falsche Ratgeber. Dazumal viele der etablierten Politiker zumindest in dieser Hinsicht nicht viel anders ticken.

    Besser ist es meines Erachtens, die Hilfsgelder weiter direkt nach Afghanistan zu schaffen trotz des Wissens, dass das Meiste davon versickert. Dafür liessen sich immerhin auch Zusagen von den Taleban abtrotzen. Die köcheln zwar hinten weiter ihr Süppchen,aber so liessen sie sich wenigstens minimal in die Pflicht nehmen und dieses Gesicht wahren ist eine dieser „orientalischen Tugenden“, mit denen man sie vielleicht packen kann.

    Unterschied Stadt – Land

    Das ist für mich eines der Dinge, dass sich dort durchaus eine Protestszene bildet, die sich nicht dauerhaft unterbinden lässt.
    Auf dem Lande steht die Frage, warum die dortige Bevölkerung lieber das Unterdrücken durch die Taleban in Kauf nimmt mit deren Minimum geregelten Lebens, statt sich den ständigen Fehden der ansässigen Kleingeister auszusetzen? Die haben einfach die Schnauze gestrichen voll und wollen in erster Linie wieder ein geregeltes und wenigstens ansatzweise „planbares“ Leben mit „Sicherheiten“. Das wird mit den Taleban auch nicht auf Dauer so laufen, weil diese früher oder später in dasselbe Messer laufen wie die jetzigen Warlords und Ortsfürsten, aber derzeit ist das eben so.

    Ein Universalrezept gibt es so oder so nicht und weitere Fehler sind nicht ausgeschlossen. Nur müssen diese eben dann auch zugegeben werden.

    Bisher kann das Verhalten diverser Poltiker nicht als Fehler bezeichnet werden, sondern hier handelt es sich um wissentliches Tun!

    Entgegen den O-Tönen sind die angeblich militärisch unterlegenen Taleban keine Sieger im Kampf, sondern das Feld wurde einfach überlassen.

    Trotz ihrer militärischen Unterlegenheit war es den Taliban gelungen, die USA und die NATO zu schlagen.

    Bei der Frage nach dem Retten der afghanischen Helfer während des Vormarschs wurde das nicht falsch eingeschätzt, sondern ausgesessen. Wie weiter oben bereits erwähnt, haben die Dienste genau dieses Szenario lange genug vorher mitgeteilt. Die Helfer vor Ort waren billiges Werkzeug und sind denen jetzt im Grunde sch…egal. Ohne den Aufruhr und der Furcht vor Verlust des Postens hätte keiner für diese auch nur einen Finger krumm gemacht. Lieber mauert man mit irgendwelchen Formalitäten, statt zu handeln.

    Das Geschwätz darüber ist jedenfalls reine Schutzbehauptung nicht nur einer Kriegsministerin, sondern auch eines Herrn Maas. Wie diese jetzt u.a. den BND als vermeintlichen Falschinformanten vorschieben, auf den sich als Organisation eine Schuld freilich leichter abwälzen lässt als auf die eigene Person, ist ein weiteres peinliches Stück dieser Schmierenkomödie. Wo alle schuld sind, ist es am Ende keiner oder so ähnlich…

    …leider gehe ich davon aus, dass auch hier der Faktor Zeit dazu dienen wird, dass nach den jetzigen Wogen in den Medien das Thema irgendwann „durch“ ist, die Taleban auf absehbare Zeit die Herrscher in Afghanistan sein werden und ansonsten kein Hahn mehr danach krähen wird, solange nicht zuviele Flüchtlinge aus dieser Region hier auftauchen.

    Es ist einfach nur schlimm.

  29. @siewurdengelesen: ich fände es supernett, du würdest einen menschlichen Namen verwenden! Das ist einfach angenehmer, wenn man sich aufeinander bezieht.
    Ansonsten: danke für den Beitrag, dem ich von Anfang bis Ende voll und ganz zustimme!
    Mein letzter Kommentar war etwas zu spontan und emotional – hatte gerade etwas über Vorkommnisse auf dem Land gelesen, wo offenbar nicht alle Taliban auf gleiche Weise wie die Kabuler Verhandler vorgehen. Je mehr man erfährt, desto klarer wird, dass auch die T. aus verschiedenen Gruppen besteht, die sich auch in der Radikalität und Agenda unterscheiden. Es wird sich in den nächsten Wochen zeigen, wer sich durchsetzt (und wo) – und da können die geldgebenden westlichen Staaten vielleicht schon noch etwas beeinflussen. Es zeigt sich ja auch gerade, dass viele Hilfsorganisationen freiwillig (und auch auf Bitten der Taliban) im Land bleiben. Das bedeutet ja bereits, dass weiter Geld fließt.

  30. OT

    ich fände es supernett, du würdest einen menschlichen Namen verwenden! Das ist einfach angenehmer, wenn man sich aufeinander bezieht.

    Ne lass ma;-)

    Mir gefällt das so ganz gut und wer weiß schon, was in diesem Land noch so kommt. Immerhin steckt hinter Siewurdengelesen ein echter Mensch im Gegensatz zu so manchem Eintrag in den sozialen Medien oder bei Bewertungen diverser Portale…

    …kleiner Tip am Rande: Die Mailadresse hat entfernt etwas mit meinem Beruf zu tun.