22 Jahre an gleicher Stelle bloggen bedeutet, ab und an das eigene Medium an die gewandelte Technik anzupassen. Im März ’99, als ich mit den Digital Diary anfing, gab‘ es noch keine Blogs, die Seiten hatte ich noch „handgebastelt“. Immerhin gab es Möglichkeiten, Webseiten aus vorbereiteten Teilen zusammen setzen zu lassen (die Älteren kennen evtl. noch Frames, dann SSL), doch auch das war noch ziemlich aufwendig, verglichen mit dem, was die neue Blogtechnik in Sachen „einfach drauf los schreiben“ zu bieten hatte.
Irgendwann in den Nullerjahren bin ich also auf WordPress umgestiegen. Alle vorherigen Artikel wurden dadurch zur Altlast, denn sie waren nicht einfach importierbar. Wenn ich also Vollständigkeit wollte, musste ich die Artikel einzeln neu anlegen und die Inhalte übertragen, nachformatieren – was für eine elende Arbeit!
Aber wozu überhaupt? Ich legte ein Archiv an, in dem die ins Blog (WordPress) beschriebenen Artikel automatisch angezeigt werden – und darunter trug ich „händisch“ die alten Diary-Artikel ein, sortiert nach Jahren und Monaten. So konnte das prinzipiell stehen bleiben, was dazu führte, dass das Übertragen sämtlicher Alt-Artikel noch immer nicht fertig ist.
Immerhin bin ich schon zurück bis ins Jahr 2001. Ich arbeite mich rückwärts durch die Jahre, hab‘ also schon viel geschafft. Heute war ich wieder mal dran und hatte so zwangsläufig ein Meeting mit meinem jüngeren Ich. Das hat besser geschrieben und interessanter gebloggt, einiges davon ist mir ein Zitat wert – warum, steht jeweils dabei.
- In „Der Terminierte Mensch“ kotzt sich mein jüngeres Ich über die schiere Unmöglichkeit aus, spontan Menschen zu treffen. Nach zwei Jahren „auf dem Land“ in einem kleinen Ort in Mecklenburg hatte ich offenbar dieses Bedürfnis. Heute wirkt das fast wie ein seltsames Suchtverhalten! :-)
- Einander verstehen – zwei Wochen nach 9/11 stand meine Internet-Welt Kopf! Zum ersten Mal erlebte ich, wie ein krisenhaftes Ereignis sämtliche Gruppen spaltete. Plötzlich gingen alle aufeinander los…
- Überfluss und Armut – dieser Artikel brachte mich ins Grübeln: „…Der Abschwung, die Konjunkturflaute, die Baisse an den Börsen, das aktuelle Nullwachstum…“ Wir hatten also 2001 eine Wirtschaftsflaute? Dann die Frage aller Fragen, die sich vielleich auch jetzt wieder stellt: „Muss denn alles „marktförmig“ ablaufen? Ist es nicht fantasielos, elend und fern der Liebe, dass auch alle Kultur und fortgeschrittene Lebenskunst in Gestalt eines Marktes stattfindet, oder eben gar nicht?“
- Schlag mich bitte! – „Da gibt es Leute, die surfen durchs Web aus dem einzigen Grund, um irgendwo Stunk anzufangen. Der Gegner ist ziemlich egal, auch auf den Inhalt kommt es prinzipiell nicht an, Hauptsache, es fetzt, Hauptsache, man wird bemerkt und steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.“ Wow, ein erster Rant über miesepetrige Miesmacher im Netz. Gegen heutigen „Hass im Netz“ ist das Beschriebene aber eher noch Kindergarten!
- Böse Welt: Was der Hochleistungsstrohalm mit uns macht – könnte aus der Reihe „das war dann mal weg“ stammen, aber filmisch hat das wohl noch niemand aufbereitet.
Jetzt aber genug vom alten Kram!
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5 Kommentare zu „Technisch angestoßene Rückschau: Meeting mit dem jüngeren Ich“.