Nun ermittelt also die Staatsanwaltschaft gegen die zurück getretene Intendantin Schlesinger. Zusammenfassend heißt es auf RBB24:
„Die bislang ungeklärten Vorwürfe reichen von fragwürdigen Beraterverträgen zu einem inzwischen auf Eis gelegten Bauprojekt, einer großen Gehaltserhöhung für Schlesinger auf gut 300.000 Euro bis zu einem zusätzlichen Boni-System“.
Hinzu kommt der 650.000 Euro teure Umbau der Chefetage (hier ein Video), inkl. Luxusparkett für 16.780 Euro ohne Ausschreibung, Catering-Rechnungen für Treffen im Privathaus, die dem RBB in Rechnung gestellt wurden und ein Dienstwagen mit Massagesesseln, für den es viel Rabatt gegeben haben soll.
Da lebte offenbar eine auf großem Fuß, bzw. feierte ihren Aufstieg mit gehörigem Rumprotzen! Alle genannten Vorwürfe finde ich mehr als berechtigt, bis auf einen: das Gehalt! Das hat sie sich auf über 300.000 erhöht und es fehlt nie in der Liste ihrer Vergehen, die die Presse genüsslich aufzählt. Aber ist das wirklich ein Punkt, der zur Skandalisierung taugt? Muss man, um das zu beurteilen, nicht zumindest vergleichen, was in diesem Bereich so „üblich“ ist? Mir hat das gefehlt, also hab‘ ich das selbst recherchiert und wurde auf Statista fündig:
Mit 303.000 € Jahresgehalt befindet sich Schlesinger also immer noch in der unteren Hälfte der Summen, die an die ARD-Intendanten ausgeschüttet werden. Zum Gehalt von Tom Buhrow (WDR) schreibt die BZ im Jahr 2020:
„Zu den Spitzenverdienern gehört der WDR-Intendant Tom Buhrow mit 404.000 Euro Grundgehalt. Dazu kommen Sachbezüge und zusätzliche Leistungen für Tätigkeiten bei Tochterfirmen der Sender in unbekannter Höhe.“
Das ist also nicht nur ein unglaublich hohes Gehalt, es steigt auch jährlich weiter in luftige Höhen! Zum Vergleich wird ein Bundesverfassungsrichter angeführt, der pro Jahr „nur“ 170.000 Euro verdient.
Ich bin wahrlich eine Freundin des öffentlichrechtlichen Rundfunks und halte ihn für unverzichtbar. Aber müssen die soviel verdienen? Vermutlich ist der Intendantenjob sehr anspruchsvoll, gleichzeitig aber auch abwechslungsreich und befriedigend. Reputation und Gestaltungsmacht, sowie das schöne Gefühl, am Gipfel aller ÖR-Karrieren angelangt zu sein, kommen hinzu. Ich glaube nicht, dass man niemanden für den Job finden würde, wären die Gehälter nur halb so hoch!
Ist das eine bloße Neid-Debatte?
„Neid bezeichnet eine Empfindung, bei der die neidende Person selbst über Besitz oder andere Vorteile (z. B. Aussehen, Erfolg, Freundschaften, Rechte …) einer anderen Person verfügen möchte oder ihr diese Güter nicht gönnt.“
Darum geht es bei der Kritik an der Gehaltshöhe eben nicht! Sondern darum, dass der ÖR von der Rundfunkabgabe finanziert wird, die hierzulande jede und jeder zu leisten hat. Da darf man schon erwarten, dass mit den Geldern sparsam umgegangen wird! Auch angesichts des Umgangs des RBBs mit seinen „festen Freien“ wirken die Spitzengehälter geradezu öbszön! Zu den Arbeitsbedingungen schreibt die Interessenvertretung „ARD Freie“:
„Der rbb beschäftigt regelmäßig 1500 arbeitnehmerähnliche feste Freie, und wer keinen Arbeitsvertrag hat, bei dem greift auch nicht das Arbeitsrecht. Das fängt an bei den Arbeitszeiten und Pausen, aber existenziell ist vor allem der fehlende Kündigungsschutz. Gerade für diejenigen, die schon ein paar Tage älter sind, ist das sehr belastend. Egal, ob man erst zwei Monate dabei ist oder schon 20 Jahre, man kann jederzeit auf die Straße gesetzt werden. Das betrifft beim RBB vor allem die sogenannten programmgestaltenden Freien, die Journalistinnen und Journalisten.“
Auf Twitter schreibt dazu Lucia Heisterkamp:
„Wenn man als Reporterin die Sparzwänge beim rbb mitbekommt, wie Kamerateams gekürzt und Sendungen gestrichen werden, wie sich für Freie trotz der vielen Streiks & Verhandlungen kaum etwas verbessert, dann ist die Causa rund um #Schlesinger besonders bitter.“
Richtig! Aber: Der „Fall Schlesinger“ wirkt jetzt zwar besonders drastisch, doch bin ich fast sicher, dass man bei den anderen Spitzenverdienern des ÖR auch allerlei finden würde, würde man mal genau hin schauen. Auch angesichts des protzigen Umbaus der Senderäume bei ARD und ZDF (Tagesschau, Heute…) hab‘ ich mir schon gedacht: Muss das sein? Besser wäre doch, man steckt mehr Geld in die Produktion, denn gefühlt sind ja mittlerweile 80% der Programme Wiederholungen oder Zusammenschnitte aus Archivmaterial.
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22 Kommentare zu „Zum Fall Schlesinger“.