Knappe Energie, extreme Preissteigerungen, Inflation: Wir können zwar endlos darüber debattieren, jedoch müssen wir im Alltag damit irgendwie zurecht kommen. Auch „auf die Straße gehen“ ändert nichts, denn viele Hebel haben die Regierenden nicht, um die Dinge grundstürzend zu ändern. Entlastungspakete, die es ja immer wieder gibt, sind hilfreich, aber nie genug und vor allem keine „Lösung“.
Alsdenn: im Alltag bemerke ich, wieviel „Speck“ wir angesetzt haben. Überflüssige Dinge, zum Teil Energie-intensiv hergestellt, Selbstverständlichkeiten, die auf einmal seltsam wirken. Zum Beispiel Alufolie: Für die Herstellung von einer Tonne Primäraluminium werden im Schnitt rund 15 Megawatt-Stunden Strom benötigt – so viel, wie ein Zwei-Personen-Haushalt in fünf Jahren verbraucht. Warum besteht also jeder Pipifax aus Alu? Die angebrochene Rolle, die in meinem Regal liegt, wird die Letzte sein, denn ich kann Lebensmittel auch anders aufbewahren, ohne „Not zu leiden“. Die Zeiten, als eine Rolle nur 99 Cent kostete, sind sowieso vorbei. Auch Frischhaltefolie wird aus meinem Haushalt verschwinden, lange haltbare Dosen und umgenutzte Schraubgläser werden das alles ersetzen.
Gasverbrauch senken
Ich lebe in einer Wohnung mit Gasetagenheizung. Jahresverbrauch 3800 kW/h. Kochen, Warmwasser, Heizung – alles läuft mit Gas. Momentan muss ich noch nicht heizen und zögere das so lange wie möglich hinaus. Aktuell zeigt das Thermometer 19,5 Grad und ich empfinde es noch nicht mal als kühl. Sollte das dann der Fall sein – ich schätze so bei 18,5 Grad – werde ich das Wohn-Arbeitszimmer auf 19 Grad heizen, den Rest der Wohnung nicht. Auch das empfinde ich noch nicht als „Not“, ganz im Gegenteil ist ein kühleres Schlafzimmer sogar angenehmer und gesünder.
Spülen, waschen, baden: Mittlerweile spüle ich kalt, mit wenigen Ausnahmen bei ganz verfetteten Pfannen. Auch die Waschmaschine läuft kalt, mit Ausnahmen z.B. bei Bettwäsche. Früher wusste ich gar nicht, dass es diese Einstellung überhaupt gibt! Im Sommer hab ich auch das „kalt baden“ angefangen, nachdem ich die motivierenden Videos zum Thema rund um die Methode des „Eismanns“ (Wim Hoff) entdeckt hatte. Aber zugegeben: Das halte ich bei sinkenden Temperaturen nicht durch! Mittlerweile bade/dusche ich leicht lauwarm, mit wenig Wasser und recht kurz. Ich besitze auch Waschlappen, immer schon, tägliches Duschen war noch nie mein Ding.
Kochen und Backen: Ich nutze deutlich weniger heißes Wasser beim Kochen. Für Tee und kleine Mengen gibts den Wasserkocher, das geht auch schneller. Der Gas-Backofen ist für mich als Einzelperson viel zu groß, also hab ich mir einen 25 L Minibackofen/Heißluftfritteuse angeschaft: ein deutlich kleinerer Backraum und Strom statt Gas. Ok, Strom ist ebenfalls teurer, aber es ist definitiv besser als den Riesenbackofen zu heizen! (Wer sowas kauft, sollte gut Preise vergleichen! Mein Modell erstand ich für 116,- bei Kaufland, bei Amazon kostet das Teil 177,- bis 249,- unter immer anderen Namen).
Preppen für den Blackout
Zum Glück steht in meinem Wohn-Arbeitszimmer noch ein Kachelofen, den der Eigentümer sogar funktionsfähig hält (sehr weise!). Auf den Einkauf von Holz und Kohlen hab ich aber wg. der Emissionen verzichtet. Im schlimmsten Fall gibts noch Holz im Garten, aber noch hoffe ich, mit wenig Heizgas durch den Winter zu kommen. Ein paar Briketts liegen seit meinem Einzug unberührt unter dem Ofen – wird für zweimal Heizen reichen.
Was aber, wenn es wirklich mal einen Strom-Blackout gibt? Nahrungsmittel- und Mineralwasservorräte habe ich etliche, Fehlendes werde ich noch ergänzen. Aber wie kochen bzw. Dosenware erwärmen? Recherchiert habe ich Campingkocher verschiedenster Art, doch passt mir das alles nicht wirklich. Weder will ich Gaskartuschen horten, die ich vermutlich nie brauchen werde, noch mit instabilen Klapp-Kochern und Spiritus / Esbit herum hantieren, die sowieso alle für draußen gedacht sind. Gelandet bin ich bei einem klassischen Fondue-Set: Gebraucht (unbenutzt) für 13 Euro, inkl. Versand und Ersatzbrenner. Brennpaste dafür werd‘ ich noch anschaffen. Vorteil: Es gibt auch eine normale Verwendung, ist also nicht NUR für den Katastrophenfall!
Wo es noch fehlt: Beleuchtung. Kerzenvorrat, Taschenlampen, Tischleuchte und Batterien – das alles ist noch zu ergänzen bzw. einzukaufen. Für den im Katastrophenfall wichtigen Nachrichtenempfang empfiehlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ein batteriebetriebenes Radio, Kurbel- oder Solarrado im Haus zu haben. Hab ich nicht, NOCH nicht. Auch sonst fehlt noch einiges, was auf den Listen zur Vorsorge empfohlen wird, insbesondere für den Fall, das auch kein Trinkwasser mehr kommt.
Vorerst reicht mir der Hinweis, bei länger andauerndem Stromausfall rechtzeitig Flaschen und die Badewanne zu füllen. Zur Not gibts auch noch die Regentonnen im Garten, die nahe fließende Spree. Mit den erforderlichen Filterungen und Aufbereitungen hab ich mich bisher allerdings nicht befasst. Wie tief man da einsteigen will, ist ja immer auch eine Frage des persönlichen Glaubens: für wie wahrscheinlich halte ich es, dass solche Notmaßnahmen echt nötig werden?
Inflation, steigende Preise: Lebensstil und Mangelempfinden
Dagegen ist kein Kraut gewachsen: die Preise steigen, Geld verliert Kaufkraft, was heute noch 10 Euro kostet, wird nächstes Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit teurer sein. Was folgt daraus? JETZT KONSUMIEREN! Fehlende Dinge und solche, die man regelmäßig benötigt, jetzt auf Vorrat anschaffen. Das habe ich schon angefangen und werde – im Zuge einer Aufräum- und Inventur-Aktion – ergänzen, was mir sinnvoll erscheint.
Insgesamt bin ich – gefühlt – ein wenig im Vorteil dank eines lebenslänglich „bescheidenen“ Lebensstils. „Bescheiden“ nicht aus Klima-Rücksicht, Asketismus oder dergleichen, sondern aus Gewohnheit. Was für viele offenbar eine starke Einschränkung bedeutet, ist für mich Normalzustand, ich empfinde da keine „Not“.
Wie deutlich mein Lebensstandard vom Üblichen abweicht, kann ich natürlich nicht exakt messen. Aber ich sehe, was es in Supermärkten alles gibt und auch massenhaft gekauft wird. Auch auf den Wunschlisten Armutsbetroffener (die ich gelegentlich sichte) finde ich in der Regel 50 bis 80% Dinge, die ich mir im Leben nicht kaufen würde, obwohl ich es könnte. Einfach weil ich damit gar nicht erst angefangen habe. In jungen Jahren aus Geldmangel, später mangels Interesse an diversen Konsumwelten, gelegentlich aus guten Gründen (vegane Phase, Gesundheit).
Konsum, den man sich nicht erst angewöhnt, erzeugt kein Mangelgefühl, wenn er aus Geldmangel wegfallen muss. Das betrifft bei mir z.B.
- Softdrinks (Limo, Cola, Säfte und vielerlei Mix-Getränke – mir reichen Mineralwasser, Kaffee, Tee und Obst)
- Kosmetika und Hygiene-Artikel: brauche nur Zahnpasta, Seife, Haarwaschmittel (Hautprobleme kenne ich nicht!). Ok, ich habe keinen „Kundenkontakt“ und muss mich nicht aufbrezeln.
- Sämtliches Süßzeug, Schoko, Riegel, Pudding, Fruchtjoghurt etc. (Ausnahme diesen Sommer: öfter Magnum Mandel, 1 x Tropical Fruits), ebenso kein salziges Naschzeug (wenns mal sein muss -> Knäcke, Käse, Obst…).
- Nahrungsergänzungsmittel (außer Vit D, vom Hausarzt verschrieben, alle 2 Wochen).
An Versicherungen reicht mir eine Haftpflicht (weil ich Rad fahre) – und weil es Vorschrift ist, eine Feuerversicherung im Kleingarten. Ein Auto brauche ich in Berlin nicht. Essen gehen? Kulturveranstaltungen? Höchst selten! Lieber lass‘ ich mir was liefern und streame – das ist z.B. etwas, wo wirklich noch Einsparpotenzial besteht.
Was auch Geld spart: Moden ignorieren. Ich koche gern, sehe aber nicht ein, z.B. den Trend zum Sous-Vide-Garen mitzumachen. Dafür wird ein Vakuumiergerät, ein Sous-vide-Stick oder in ein Sous-vide-Garer gebraucht, sowie die Plastikbeutel für das Kochgut. Was für ein Konsum-anreizender Trend, welch ein Segen für die Hersteller der Gerätschaften!
Mit alledem will ich jetzt mal gar nicht das eine oder andere Konsumverhalten kritisieren. Zu diesem Artikel haben mich nicht die Sorgen ums Klima oder andere honorige Themen bewegt, sondern die vielstimmigen Klagen über Wohlstandsverluste, unter denen offenbar viele leiden, die keineswegs armutsbetroffen (!) sind. Ich sehe TV-Berichte, in denen Leute beim Einkauf interviewt werden, die jetzt klagen, dass es erheblich teurer geworden ist – aber sie kaufen offensichtlich noch immer dasselbe wie vorher. Natürlich nicht alle! Wer wirklich arm ist, hat zur Zeit definitiv große Probleme und spart sowieso schon dauernd an allem.
Wie gehts Euch so derzeit? Ändert sich Euer Kaufverhalten? Macht Ihr was in Vorbereitung auf noch schlechtere Zeiten?
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16 Kommentare zu „Gaskrise und Inflation: Anpassungsversuche im Alltag“.