Claudia am 09. Mai 2023 —

Klimawandel und wir: Optimismus ist keine Option – was dann?

Erst Corona, dann Ukraine-Krieg und jetzt der zunehmende Druck der Klimakatastrophe: Viele Menschen sind aus nachvollziehbaren Gründen krisenmüde und sehnen sich nach „Normalität“. Eine Normalität, die es nie wieder geben wird, denn der Klimawandel mit all seinen destruktiven Folgen schreitet voran und ist nicht mehr zu leugnen. Dass wir das 1,5 Grad-Ziel noch schaffen, glaubt kaum noch jemand, denn die CO²-Emissionen steigen weltweit und sinken nicht etwa, trotz aller Absichtserklärungen und Vereinbarungen.

Lasst mich doch damit in Ruhe…

Immerhin scheint es noch möglich, „das alles“ aus dem eigenen Leben heraus zu halten und so zu tun, als könne alles so weiter gehen. Wer bei dieser Verdrängung der Tatsachen stört, bekommt Ärger! Aktuell richtet sich der Unmut gegen jene, die wirklich handeln und Anpassungsleistungen auf den Weg bringen wollen. Das trifft derzeit Habeck mit dem Heizungsgesetz, das den Einbau neuer (!) Öl- und Gasheizungen verbieten will, aber auch die GRÜNEN allgemein und natürlich Aktivisten wie #LetzteGeneration. Jede mögliche Anpassungsleistung wie „weniger Fleisch“, „mehr Windräder“, „Fahrrad statt Auto, wo machbar“, „E-Mobilität statt Verbrenner“ und „Wärmepumpe statt Gas/Ölheizung“ trifft auf eine breite Front der Ablehnung, geschürt von Populisten und vielen Medien, die Ängste und Zumutungen mit Freude aufnehmen und verstärken.

Schöner scheitern: Eine neue Bewusstseinskultur?

Der Philosoph Thomas Metzinger hat ein bemerkenswertes Buch zur Lage geschrieben: „Bewusstseinskultur – Spiritualität, intellektuelle Redlichkeit und die planetare Krise“. Er geht davon aus, dass der Kampf gegen den Klimawandel nicht zum Erfolg führen werde, weil die Evolution das „Mehr“ (mehr Nachkommen, mehr Ressourcenverbrauch…) belohne. Zudem sei die „Klimakrise“ keine klassische Krise, denn Krisen hätten einen Anfang und ein Ende. Der elend lange Bremsweg des Klimawandels lasse jedoch auf absehbare Zeit keine Verbesserungen erhoffen, selbst wenn es gelänge, jetzt die Emissionen drastisch zu vermindern.

Optimismus ist für Metzinger also keine Option. Seine Frage: „Wie kann es gelingen, angesichts der planetaren Krise in Bewusstheit und Anmut zu scheitern?“ bezieht sich nicht auf politische Veränderungen, sondern auf das Innenleben des Individuums. Er fordert eine „neue Bewusstseinskultur“, die es uns ermöglichen soll, bei sich verdüsternden Aussichten und zunehmenden Problemen das Richtige zu tun, auch ohne Hoffnung auf schnelle Besserung. Voraussetzung sei, sich nicht mehr in die Tasche zu lügen (=“intellektuelle Redlichkeit“): Fakten ernst nehmen und entsprechend handeln. Damit wir das schaffen, brauche es „eine neue Kombination von Herzensgegenwart und Geistesgegenwart“, sowie eine Bewusstseinskultur, die auch in anhaltenden Krisen „den Geist bereit mache für Mitgefühl und neue Perspektiven“.

Für sich selbst hat Metzinger einen Weg gefunden. Er meditiert schon lange und empfiehlt östliche Meditationstechniken als Methode, den eigenen Geist in der gewünschten Richtung zu verändern. Die Gesellschaft müsse „gute“ Bewusstseinszustände fördern, die Meditation ist also nur als Beispiel zu verstehen. Konkretes findet man bei ihm allerdings kaum, jedoch ist die Idee durchaus überlegenswert. Im Bildungssystem von der Kita bis zum Abi würde das allerdings erfordern, nicht mehr das Funktionieren im Arbeitsleben als obersten Wert zu setzen, sondern die Entwicklung zur Resilienz: Zur Fähigkeit, auch in schlechten Zeiten nicht zu verzweifeln, nicht in Wut, Hass oder Depression abzudriften, sondern konstruktiv zu bleiben und gelassen das Richtige zu tun.

Bewusstseinszustände bewerten

Wo Metzinger schwammig bleibt, ist es an uns, über mögliche „positive Bewusstseinszustände“ nachzudenken. Explizite Sitzmeditation wird nur für wenige eine machbare Möglichkeit sein, aber gibt es nicht viele andere gute Bewusstseitszustände? Die geforderte Bewusstseinskultur müsste diese sichten, vergleichen und bewerten, sowie Wege aufzeigen, in sie hinein bzw. aus ihnen heraus zu finden.

  • Ein Waldspaziergang ergibt zum Beispiel einen „guten Bewusstseinszustand“, allerdings nur, wenn man dabei nicht die ganze Zeit an irgend etwas Nerviges denkt, sondern sich auf die Wahrnehmung konzentriert. Regelmäßige Praxis verbessert Laune und Gesundheit, man entwickelt auch Mitgefühl für die hier und da recht geschundene Natur. Ohne Frage ein „guter“ Bewusstseinszustand!
  • Weniger positiv zu bewerten, aber ebenfalls „positiv empfunden“ ist der Bewusstseinszustand, der bei der Suche nach einem neuen Konsumgegenstand auftritt: Jagen und Sammeln, das mögen wir! Eigenschaften vergleichen, Bewertungen lesen, womöglich ein Schnäppchen machen – das ergibt ein gewisses Hochgefühl, solange es andauert. Was könnte man dagegen setzen, um das Konsumieren um des Konsumierens willen zu vermindern? Mir fällt da schon einiges ein, aber hier soll es ja nur um Beispiele gehen.

Mein persönliches Fazit aus diesen Überlegungen ist durchaus gemischt. Was Metziger verlangt, ist die Übernahme der Verantwortung für den eigenen Geisteszustand. Dass das möglich ist, ist für mich eine Tatsache, ob es aber „skalierbar“, also für viele machbar ist, weiß ich nicht. Es ist ja so viel einfacher, in der Opferrolle zu verharren und die „böse Welt“ bzw. die „bösen Anderen“ anzuklagen, die an allem schuld sind. Dennoch ist Metzingers Denkanstoß inspirierend, denn er unterscheidet sich vom Zweckoptimismus, der von den meisten Klima-Aktivisten aus guten Gründen verbreitet wird. Dem aber immer weniger geglaubt werden kann angesichts dessen, was tatsächlich geschieht.

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Diskussion

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24 Kommentare zu „Klimawandel und wir: Optimismus ist keine Option – was dann?“.

  1. Im Umgang mit Feuer geht es nicht immer sachgerecht zu – da wird versucht, Grillkohle mit Benzin zum Glühen zu bringen, oder unkundige Kinder wollen ohne Zunder dicke Äste mit einem Streichholz anzünden.
    Dabei beruht unsere Zivilisation auf dem Feuer, das auch mit Emotionen verwandt sein könnte – es verlangt nach neuer Nahrung, kann leise glimmen oder in lodernder Flamme leuchten.
    Ohne Feuer kein Kochtopf, keine Dampfmaschine, keine Metallschmelze usw., dabei gibt es Literatur zur Psychologie und zur Psychoanalyse des Feuers und es gibt die Mythen, wonach z. B. Prometheus den Menschen das Feuer schenkte – per am Sonnenwagen entzündeten Riesenfenchel. Wir sehen schon hier das Zusammenspiel von Göttern, Menschen und Technologie.

    Wir sprechen bei den Fusionsreaktionen in der Sonne vom „Sonnenfeuer“ und nutzen die Sonnenenergie photovoltaisch, um „Strom“ zu erzeugen. Damit scheint die Menschheit sich vom Feuer zu verabschieden, hat aber immer noch den urtümlichen Vergleich des Menschenlebens mit der abbrennenden Kerze und den Begriff vom „Lebenslicht“.
    „Das Feuer“ verursacht den Klimawandel, der macht uns Angst – schließlich hat die Menschheit ihre „Krisenerfahrungen“, und weil wir den Klimawandel nicht (wahr-haben) wollen, verdrängen wir ihn.
    Dabei bräuchten wir lediglich einen deutlich sparsameren Umgang mit Verbrennungsprozessen und Gasemissionen. Und das Eingeständnis, dass wir vom Gedeih der Natur abhängig sind: Das wäre das „Eingedenken der Natur“, und wenn das von genug Menschen betrieben wird, wird alles gut.
    Mit einer Stabsstelle für die „Eingedenkungsbeauftragte“ wäre noch gar nichts erreicht. Eine dritte Aufklärung kann nicht verordnet, wohl aber erklärt werden. Auch das Engagement der progressiven Persönlichkeiten geschieht nicht auf Befehl, aber es braucht Bestärkung und Gruppenbezug, Organisation.

  2. @Klaus-Peter: herzlichen Dank für deinen interessanten Kommentar über das Feuer mit Bezug zur Klimakrise:

    „Dabei bräuchten wir lediglich einen deutlich sparsameren Umgang mit Verbrennungsprozessen und Gasemissionen. Und das Eingeständnis, dass wir vom Gedeih der Natur abhängig sind: Das wäre das „Eingedenken der Natur“, und wenn das von genug Menschen betrieben wird, wird alles gut.“

    „Lediglich…“ – das klingt, als wäre es ganz einfach! Ist es aber nicht, weil jeder Konsumakt, jede Produktion, jedes bisschen Wachstum bisher vor allem fossiles Verfeuern benötigt, genau wie auch die Energiewendeprozesse und ihre Installationen. Metzinger ist äußerst pessimistisch und rechnet für die Zukunft nurmehr mit „Schadensbegrenzungen und Katastrophenmanagament“ – das aber geleistet werden muss – von wem? Von Menschen, die es „ohne Hoffnung“ fertig bringen, das Richtige zu tun. Die geistige Basis dafür herzustellen, ist das Anliegen von Metzigers Fordrung nach der „neuen Bewusstseinskultur“.

  3. Was ist denn Neues in der Klimapolitik passiert? Man hat Abrechnungssysteme etabliert. Der Zertifikatehandel funktioniert so, wie der Ablasshandel der katholischen Kirche, weswegen es den heute nicht mehr in der Form gibt.

    Europa stellt gerade auf Kriegswirtschaft um, von daher hat sich das Klima eh erledigt, ausgenommen für die, die es jetzt schon betrifft. Die suchen sich dann ein kühleres Plätzchen.

    Und natürlich: In einer narzisstischen Gesellschaft geht es nur darum, sich selbst aufzuwerten und den anderen ab. Da kann man schön schauen, wie die „Entwicklung“ wohl laufen wird. Die Arbeits- oder Konzernwelt kann als Beispiel dienen, aber in Kunst und Kultur läuft es inzwischen genauso. In Grunde gilt das für fast jeden Lebensbereich.

  4. @Juri: auch dir herzlichen Dank, dass du dich äußerst. Der Artikel scheint nicht sehr zum Kommentieren einzuladen! In der Klimapolitik gibts z.B. das Heizungsgesetz, das aufs Schärfste bekämpft wird – eben WEIL es den Leuten tatsächlich mal was zumutet.

    Gleichwohl gehts in meinem Blogpost nicht um Klimapolitik allgemein – sondern darum, wie wir es schaffen oder auch nicht, trotz der schlechten Perspektiven nicht zu verzweifeln, in Ängste und Depression zu verfallen, aber auch nicht persönlich nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ zu agieren. Üblicherweise lebten die meisten Menschen in der Hoffnung, es werde in Zukunft alles besser – das ist nicht mehr der Fall und kehrt sich sogar um: Es wird schlimmer werden, für lange Zeit. Metzinger spricht gar von einem „Panikpunkt“, der kommen soll, wenn das wirklich die allermeisten begriffen haben.

    Aber vielleicht ist diese Seite des Themas ja zu persönlich, um sich mit der je individuellen Psycho-Strategie hier zu outen!

  5. @Claudia: „Aber vielleicht ist diese Seite des Themas ja zu persönlich, um sich mit der je individuellen Psycho-Strategie hier zu outen!“

    Es gibt keine solche Strategie für die meisten Menschen. Sie leben halt so vor sich hin und jeder hat seine Strategie zur Bewältigung des Alltags.

    Der Klimawandel dagegen ist und bleibt etwas Abstraktes. Nichts weswegen man in Depression oder Verzweiflung stürzt. Die Menschen gehen arbeiten, gründen Familien, fahren in den Urlaub, werden krank und wieder gesund, kümmern sich um den Nachwuchs, pflegen ihre Hobbies, sterben – der ganz normale Alltag halt.

    Die Menschen im Ahrtal sind nicht verzweifelt und depressiv wegen des Klimawandels (wenn sie es denn überhaupt sind), sondern weil eine Überschwemmung ihre Heimat, ihr Haus vielleicht auch ihre berufliche Existenz vernichtet hat, weil Angehörige und Freunde gestorben sind, weil Hilfe immer noch teils zu spät oder zu wenig kommt, weil die Überschwemmung ein Trauma ausgelöst hat. Genauso die Opfer der Überschwemmungen in Pakistan. Aber nicht wegen des Klimawandels.

  6. Das sehe ich überwiegend so wie du, @Behan. Mir kommt der Beitrag hier nicht zu persönlich vor. Aber das mag jeder auch anders empfinden.

    Nun gibt es ja aber auch Themen, die stehen für sich allein und jeder Kommentar erübrigt sich. Zu anderen Themen gibt es soviel zu schreiben, dass es den Rahmen sprengen würde. Ich halte das für mich so, dass, wenn ich größtenteils deiner Meinung bin, @Claudia, ich mich gerne an den Dialogen hier beteilige. Im umgekehrten Fall lasse ich es. Denn,-

    …. mit dem kommentieren ist es ja auch so eine Sache. Erst jetzt hatte ich auf eine whatsapp eines guten Freundes alle seine Fragen beantwortet. Im Kopf! Geschrieben hatte ich ihm in der Antwort aber alle meine Gedanken die daraus folgten. Als Antwort erhielt ich: „?“

    Gelungene Kommunikation sieht anders aus und „ich“ empfinde Diskurse nur über das geschriebene Wort, und besonders in komplexen Themen, als extrem schwierig und sehr leicht missverständlich interpretiert zu werden. Da schließe ich mich ganz @Gerhard an, der schon vor Jahren immer wieder darauf hingewiesen hat.

  7. @Menachem: In persönlichen Beziehungen gebe ich Dir absolut recht. Da ist das gesprochene Wort nicht zu ersetzen für eine gelungene Kommunikation.

    Ansonsten sehe ich es doch genau anderes herum. Stimme ich zu, sehe ich kaum einen Grund, zu kommentieren. Warum sollte ich? Ein einfaches „sehe ich auch so“ würde reichen. Und das kann man sich dann letztlich auch schenken.

    Und je komplexer ein Sachverhalt ist, um so angenehmer finde ich dann das geschriebene Wort. Zwingt es doch dazu, auf den Punkt zu kommen, Gedanken zu strukturieren und zu entwickeln, zu argumentieren. Allzu oft gerät man sonst ins Plappern ( mich eingeschlossen).

    Ich sehe allerdings hier wie Du die geringe Kommentardichte darin begründet, dass „der Klimawandel“ bei kaum jemanden für Verzweiflung oder Depression sorgt, der mit einer Strategie begegnet werden müsste. Eine Strategie für das Alltagsleben, um den eigenen Beitrag dazu mehr schlecht als recht zu reduzieren – die haben sicherlich schon viele. Aber das war ja nicht Thema des Textes.

  8. @Behan, jetzt wird es ja doch noch persönlich :)) Ich stimme deinen Gedanken in 1. Instanz absolut zu, in 2. Instanz möchte ich mich aber doch noch erklären und bin zuversichtlich, dass wir ein Agreement finden können.

    Meine Kommentare des zustimmenden Inhalts betrachte ich mehr als ein „Dankeschön“, meiner Art des Gebens und Nehmens. Der Anerkennung. Ich bemühe mich, wie auch im richtigen Leben, nicht nur ausschließlich nehmender Konsument zu sein. Claudia hat den Mut,- und macht sich darüber hinaus seit Jahrzehnten die Mühe-, uns an ihren Gedanken, Gefühlen, Ansichten, Werten, Standpunkten…. teilnehmen zu lassen. Insofern sind meine zustimmenden Kommentare mehr als der Applaus wie das „Brot für den Künstler“ zu betrachten, aus dem Kreativschaffende die Kraft für das weitermachen beziehen. Ich hoffe, dass das hier noch lange so weitergehen kann und ich darüber hinaus mit mir immer wieder sehr angenehmen Menschen, wie dich, in Kontakt kommen kann.

    Anderen Ansichten und Positionen bin ich generell gegenüber aufgeschlossen, diskutiere diese gerne, auch, wenn ich mich manchmal schwer damit tue, denn- es liegt an der Art und Weise, wie man sich begegnet. Wir, in unserem Dialog, bewegen uns nach meinem Empfinden derzeit auf einer rein sachlichen Ebene. Aber vielfach liegen die Unterschiede ja in einer tiefen emotionalen Schicht verborgen, die wir nicht kennen und an die wir nicht herankommen. Egal, ob Corona, Ukraine, Wasser, Klima….Emotionale Gründe sind argumentativ nicht zu bewegen. Da reibe ich mich ohne Aussicht auf Konsens nur auf. Wenn mir allerdings hier jemand einen Weg aufweisen kann, wie das auf diesem Minenfeld trotzdem gelingen könnte, versprochen: Ich werde mit einer der Ersten sein, die sich auf diesen Versuch einlassen.

  9. @Menachem:Egal, ob Corona, Ukraine, Wasser, Klima….Emotionale Gründe sind argumentativ nicht zu bewegen. “ Das ist – leider – richtig!
    @Behan:Sie leben halt so vor sich hin und jeder hat seine Strategie zur Bewältigung des Alltags.“ Auch das sehe ich ganz genau so, nehme aber alle, die sich in Sachen Klima wirklich engagieren (über das persönlich Alltägliche hinaus) davon aus. Letztere haben gewiss irgendwann das Problem des „Ausbrennens“, wenn weiterhin zu wenig passiert, was ja zu erwarten ist. Sie sind somit erste Adressaten für die Vorschläge Metzingers: Sucht „gute Bewusstseinszustände“, um nicht zu verzweifeln! Könnte man auch als „Work-Life-Balance“ für Aktive labeln.

    Nun aber zur Mehrheit, die „nur so vor sich hin lebt“: Länger schon bemerken wir die zunehmende Agressivität, die sich m.E. aus vielen Wurzeln speist, die nicht alle dem Klimawandel zuzurechnen sind. Viele verarbeiten ihren Frust jedoch im „Kampf“ (=Hass) gegen „Klimakleber“, sowie alles Grüne und „Woke“. Anderen geht es noch so gut, dass sie das nicht nötig haben und eine neutrale oder auch wohlwollende Haltung pflegen.

    Aber wie lange wird es noch möglich sein, diesen „normalen Alltag“ ohne zunehmende Frust-Erlebnisse zu leben? Stellen wir uns vor, Trump wird wieder Präsident und „einigt“ sich mit Putin, Erdogan wird gewählt, zieht einen islamistischen Staat auf und schickt die Flüchtlinge alle weiter, ein Dürre-Sommer (prognostiziert sind noch 1 bis 2 Grad mehr als leztes Jahr), Wasser wird rationiert (Gärten, Pools…), die Preise steigen weiter und die Digitalisierung, gepowert by KI, mutet vielen krasse Veränderungen am Arbeitsplatz zu. Und immer mehr Klimaflüchtlinge machen sich auf den Weg…
    Dann wird es wirklich schwierig! Aber ich sehe auch, dass Metzingers Ideen eher für sehr reflektierte Leute machbar sind – und eben nicht für all jene, die dann immer wütender und genervter werden.
    Zur Kommunikation hier: Freue mich, dass auch dieses „sperrige Thema“ doch noch zu einem Gespräch geführt hat!
    @Menachem: du hast das Problem mit deinem WhatsApp-Dialog doch immerhin gut erkannt! Ein Schritt nur im Kopf, erst der zweite als Antwort – klar wird das evtl. unverständlich. Hier verstehe ich dich allerdings gut und denke, dass das auch bei „anderer Meinung“ so wäre, denn wenn ich was nicht verstehe, frage ich halt nach!

  10. Für den großen Wurf halte ich die Wärmepumpenförderung jetzt nicht. Gerade zu erstaunlich, dass es in Schweden zum Beispiel auch ohne funktioniert. Allerdings ist dort halt auch die Infrastruktur dafür vorhanden.

  11. @Claudia, ich lese hier ja schon lange mit und meine zu wissen, dass du dich Meditationen gegenüber sehr verbunden fühlst und diese auch praktizierst. Mir ist das alles sehr fremd und ungewohnt. Dennoch habe ich, aufgrund der neuen und einfachen Möglichkeiten, bei Chatgpt drei einfache Fragen eingegeben:

    1. Welche mitteleuropäischen Meditationstechniken sind dir bekannt und führe sie auf
    2. Gibt es messbare Unterschiede zwischen meditierenden und nicht meditierenden Personen

    Die Antworten waren nicht spektakulär, doch zumindest so interessant, dass sich daraus ergab:
    3. Beschreibe einfachste Übungen zum Start in das meditieren

    Und ich denke, das war der interessanteste Teil der Übung, denn-, wenn man die Latte nicht gleich so hoch hängt, kann ich mir so etwas schon sehr gut vorstellen.

  12. @Claudia: „Letztere haben gewiss irgendwann das Problem des „Ausbrennens“, wenn weiterhin zu wenig passiert, was ja zu erwarten ist.“

    Ja, das ist dann eben ein ganz normaler Burn out, wie ihn viele haben. Auch solche, die sich nicht gegen den Klimawandel engagieren. Speziell hierfür nach einem „guten Bewusstseinszustand“ zu suchen, um nicht zu verzweifeln, halte ich für alten Wein in neuen Schläuchen. Du schreibst ja selbst von der klassischen „Work-Life-Balance“.

    „Länger schon bemerken wir die zunehmende Agressivität, die sich m.E. aus vielen Wurzeln speist, die nicht alle dem Klimawandel zuzurechnen sind.“

    Ich habe da so meine Zweifel und weiß auch nicht, was genau damit gemeint ist. Woran Du das fest machst, ob es da Maßstäbe gibt. Die Durchschnittsagressivität nehme ich nicht als stärker war als früher. Die Sichtbarkeit ist sicherlich eine andere – und das wirft neue ganz eigene Probleme auf – aber ich halte die Menschen nicht für agressiver als vor 20 oder auch 40 Jahren. Eher im Gegenteil. So ist die Anzahl der Tötungen in Westeuropa dramatisch gefallen in den letzten 50 Jahren.
    https://ourworldindata.org/grapher/homicide-rates-across-western-europe
    Irgendetwas scheinen wir in unseren auf Konsens ausgerichteten westlichen Demokratien doch richtig zu machen.

    Und in vielerlei anderer Hinsicht empfinde ich meine Mitmenschen und die Gesellschaft als Ganzes auch entspannter als früher.

  13. Die Gesellschaft müsse „gute“ Bewusstseinszustände fördern?
    Wie soll das gehen? Kürzlich wurde über die zunehmende Verrohung von Kindern durch Videoschnipsel mit barbarischem Inhalt berichtet und vieles mehr. Das sind doch gegenläufige Entwicklungen.
    Daß der Klimawandel nicht zu bewältigen ist (wobei einige Bücher darüber schreiben, daß es ihn garnicht gibt), liegt an multipler Verschränkung und dem Unwillen, zu reduzieren. Reduzieren ist kein Thema: Nein, es muß dagegen MEHR werden. Ein Mehr an Möglichkeiten, alles muß offen bleiben.
    Das ist das (unausgesprochene) Versprechen.
    Nun war hier der letzte Kommentar hier am Freitag. Ich denke daher, daß ich keinen Folgekommentar einheimse, was wieder anknüpfen mag an @Menachems Bemerkung zu Kommunikation.

  14. @Behan, Menachem, Gerhard: Bin grade in Vollzeit aktiv, neben der üblichen Arbeit ist im Garten „Auspflanzzeit“ – jede Menge Gewächse müssen in die Container und Beete, wobei diese zuvor immer auch noch aufbereitet werden müssen (vorher lass ich wachsen wg. Insekten). Dass ich heut früh einen Kurzbeitrag zu KI schrieb, hat grade mal ’ne halbe Stunde gedauert und keinerlei Überlegen erfordert, dann war die „Freizeit“ auch schon vorbei. Für Eure Kommentare nehme ich mir aber ganz gewiss noch Zeit, heute Nacht oder morgen (Montag).
    Wünsche einen schönen Restsonntag!

  15. @Menachem: super, du experimentierst also auch! Was sind denn „mitteleuropäische Meditationstechniken“ – mir fallen da spontan nur „Gebet“ (in sehr weitem Sinn) und „die Exerzitien des Ignatius von Loyola“ ein. Sehr christlich alles, weshalb ja außereuropäische Meditationstechniken sich weltweit verbreitet haben, die ganz unterschiedliche Ziele haben (Achtsamkeit, Selbsterkenntnis, Erleuchtung/Unio Mystika, Liebende Güte).

    @Behan: ob man „zunehmende Agressivität“ bemerkt, hängt vermutlich stark mit dem Wohnort, den Bewegungsgewohnheiten und den Plattformen, die online genutzt werden zusammen. Ich lebe in einem recht ruhigen Viertel, doch 1 Tag bevor ich das schrieb, sah ich einen Telekom-Schaltkasten, der heraus gerissen auf der Seite lag. Am Vorabend kam ich nach hause, da war im Erdgeschoss (ein italienisches Restaurant) eine heftige Schlägerei mit wildem Geschrei, zerbrechenden Möbeln und Geschirr im Gang. Beides so bisher nie da gewesen. Dass auf Twitter die „Debattenkultur“ sich deutlich verschlechtert hat, sag nicht nur ich. Aus der Kriminalstatistik Berlin 2022:

    • Körperverletzung insgesamt: 44.425 Fälle, +5.107 Fälle, +13,0%
    • Vorsätzliche einfache Körperverletzung 30.573 Fälle +3.628 Fälle +13,5%
    • Gefährliche und schwere Körperverletzung 11.834 Fälle +1.444 Fälle +13,9%
    • Bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung auf Straßen, Wegen oder Plätzen gab es einen Anstieg um 493 auf 4.671 Fälle (+11,8%).

    @Gerhard: da kann ich nur voll zustimmen! Die Ablehnung jeglichen Verzichts und der Drang nach immer MEHR ist sogar evolutionär eingefleischt – was aber nicht heißt, dass wir das nicht kulturell überwinden/umformen könnten. Das zeigen ja doch viele Menschen, die wirklich einiges in ihrem Leben ändern. Auch kann manches „weniger“ zu einem „mehr“ werden: Z.B. nur noch wenige Autos in Innenstädten, mehr Platz für Begrünung und vielerlei Aktivitäten zu Fuß / per Rad.

  16. @Claudia: Es ist nicht so einfach mit den Statistiken. Man muss schon schauen, welche Basiswerte man nimmt und welcher Zeitraum betrachtet wird. Hinzukommt, dass sich die Erhebungs- und Erfassungsverfahren ändern können und es besondere Ereignisse geben kann, die die Zahlen für ein oder zwei Jahre verzerren können. Hinzu kommt, dass sich unterschiedliche Deliktarten unterschiedlich entwickeln können (deine Angaben zu den einzelnen Arten der Körperverletzung habe ich jetzt nicht weiter geprüft), sodass Aussagen bezogen auf eine Deliktart mit Vorsicht zu interpretieren sind. Und es ist auch noch ein geändertes Anzeigeverhalten zu berücksichtigen. Ich denke da an Vergewaltigung, sexuelle Nötigung etc.

    Schauen wir uns aber nur mal für Berlin die Fälle für Mord und Totschlag an, sieht es folgendermaßen aus:

    Mord und Totschlag:
    1995 – 394 Fälle,
    2004, waren es 157 Fälle,
    2020 – 95 Fälle,
    2021 – 100 Fälle,
    2022 – 112 Fälle.
    Ein Anstieg von 12% im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr! Aber eben nicht auf lange Zeit gesehen.

    Bei Körperverletzung (leichte mit einbezogen) habe ich auf die Schnelle keine Zahlen im Langzeitvergleich gefunden. Aber:
    2004 gab es 45.052 Fälle,
    2010 – 43.243 Fälle
    2011 – 41.771 Fälle
    2019 – 43.485 Fälle,
    2020 – 43.225 Fälle,
    2021 waren es nur 39.318,
    2022 gab es dann wieder 44.425 Fälle
    Das relativiert dann den Anstieg von 13% für das Jahr 2022.

    Twitter ist virtuell. Wenn sich dort die Debattenkultur verschlechtert, heißt das nicht, dass in der realen Welt die Menschen auch aggressiver miteinander umgehen. Das kann auch an Musk liegen,

  17. Da steckt mir zu viel Esoterik drin. Ob wir uns bewusster oder optimistisch/pessimistisch dem Thema nähern, hat summasummarum wenig Einfluss darauf, wie es weiter geht. Insofern ist auch der erste Beitrag von Klaus-Peter dicht daneben.

    Sicher hat Feuer und die Kontrolle des Menschen darüber einen ganz entscheidenden Einfluss auf das Erweitern und das Fortschreiten der menschlichen Zivilisation, aber:

    a) es gab bereits vor diesem Zeitpunkt Menschen und die haben überlebt
    b) ist das damalige „Feuer“ mit dem jetzigen Einfluss des Menschen auf das Klima nur bedingt zu vergleichen

    Das geht mit der Ansage des ein bisschen Einschränkens schon unterschwellig wieder in Richtung Überbevölkerung usw. und blendet die gesellschaftlichen Ursachen stark aus.

    Das ursprüngliche Beherrschen des Feuers ermöglichte dem Menschen das Besiedeln bisher unerschlossener Lebensräume und durch das Aufwerten der Nahrung und Backen von Getreiden ab einem gewissen Punkt ein sesshafte(re)s Leben. Dabei war das Feuer dazu in aller Regel Holzfeuer und damit direkt von einer begrenzten Ressource abhängig.

    Schaut man sich dagegen den Eintritt in das Industriezeitalter an, welches mit der immensen und vermeintlich unbegrenzt verfügbaren Energiemenge von erst Kohle und später Öl und Gas einhergeht, dann wird doch das Meiste dieser Energie gar nicht mehr für unseren direktes Leben aufgewendet, sondern für die Mobilität und die Industrieprozesse selber und die Unterprozesse, um Erstere am Laufen zu halten, welche unsere Konsumtion und damit Lebensbedürfnisse befriedigen und am Ende den Profit der Konzerne ermöglichen.

    Genau deshalb ist doch ausgerechnet seit dieser Zeit auch das massive Ansteigen des CO²-Gehalts in der Atmosphäre mit seinen Folgen damit verbunden und nicht, weil ein paar Männeken sich die Höhle warm gemacht haben.

    Ergo wird auch „ein wenig Verzicht“ die Sache nicht ändern, noch dazu wenn man sieht, welche Aufstände bereits jetzt veranstaltet werden, wenn das aktualisierte GEG noch gar nicht beschlossen ist, welches ja wiederum fast nur den Einzelnen betrifft und die relevanteren Einflüsse durch Industrie und Verkehr auf den CO²-Ausstoss nicht berücksichtigt. Diese Sektoren sind in Summe immerhin für etwa 75% des CO²-Ausstosses verantwortlich und deshalb ist es nur logisch, dass z.B. im Energiesektor die Erneuerbaren zwingend sind. Hier ist noch der Blick auf Deutschland.

    Solange Wachstum um des Profits willen und damit Kapitalismus als Gesellschaftsordnung dominiert, wird sich wenig ändern und selbst das Wenige nur unter dem Druck von Einzelereignissen und/oder massivem Protest. Inzwischen schmult bereits das längst zu Erwartende durch, dass z.B. die 1,5°C-Grenze nicht gehalten werden kann.

    Ob man als Mensch daran nun verzweifelt oder aus Gründen der eigenen geistigen Gesundheit besser nicht den ganzen Tag mit dem Thema im Kopf herumkreiselt, ändert wenig an den Umständen und jeder Mensch hat eben einen Alltag nebenher auch noch. Wichtig ist dabei eher der von Hannah Arendt „tätige und handelnde Mensch“, der immer wieder dem Ganzen etwas entgegensetzt sowohl auf persönlicher als auch gesellschaftlicher Ebene. Dazu müssen für Letzteres jedoch Gemeinschaften entstehen und wie es darum bestellt ist, sobald der eigene Hintern mal etwas härter sitzt, sieht jeder z.B. beim Umgang mit den Klima- und anderen Aktivisten.

    Der Erde/Natur/Klima/whatever ist es schietegal, ob es wärmer, kälter oder sonstwas ist und ob mit dem Menschen eine Spezies mehr oder weniger hier herumturnt. Insofern sind wir für unser Handeln und dessen Folgen verantwortlich und müssen dann auch keine Schuld bei Dritten suchen oder da eine unbegründete Hysterie hineindichten wie die Leugner dieser Entwicklung.

    Eine Politik, deren Vertreter in erster Linie aus der oberen Klasse der Gesellschaft stammen, wird sich dabei nicht von selbst ändern, sondern lieber am Machterhalt um jeden Preis festhalten, sei es auch der des eigenen Untergangs am Ende.

    Gruß
    Thomas

  18. Ohne das Feuer bzw. deren Nutzung hätten sich die Frühmenschen aber nicht weiter entwickelt und erst die kontrollierte Nutzung des Feuers hat die sprunghafte Entwicklung des Menschen ab ca. 30.000 v. Chr. ermöglicht.

    Es geht dabei aber letztlich nicht um das Feuer an sich, sondern um die Nutzung von Energie. Wozu diese Energie genutzt wird und genutzt werden kann, ist vom menschlichen Erfindungsgeist abhängig. Dass er ohne diese Energie nicht kann und will (und davon ist niemand ausgenommen), ist ein Allgemeinplatz, der nur zu gerne übersehen wird.

    Schon oft hat der Mensch sich durch seinen Energiehunger seiner eigenen Lebensgrundlagen beraubt. Die Mittelmeeranrainer waren schon in der Antike entwaldet. Im Mittelalter war der Baumbestand bei uns geringer als heutzutage. Holz wurde dann auch durch andere Träger ersetzt, Torf, Kohle, Öl und Gas. Kernkraft war ein Irrweg.

    Allerdings stimmt auch die These vom in sich abgeschlossenen Habitat, das eine natürlich Grenze setzt, nicht. Die Erde als solches strahlt Energie ab und sie nimmt sehr viel Energie von der Sonne auf. Deshalb ist ja auch die Idee der Nutzung der direkten Sonneneinstrahlung so charmant – wenn auch politisch im globalen Maßstab schwer umzusetzen. Ob die Kernfusion irgendwann mal eine praktikable Lösung darstellen wird, weiß ich nicht.

    Aber der Energiebedarf des Menschen lässt sich nicht abstellen, abschalten, verringern oder durch ein wie auch immer „geändertes Bewusstsein“ beeinflussen. Das hat auch nichts mit dem bösen Kapitalismus, dem Profit der Konzerne oder unfähigen nur auf Machterhalt fokussierten politischen Eliten zu tun.

  19. Aber der Energiebedarf des Menschen lässt sich nicht abstellen, abschalten, verringern oder durch ein wie auch immer „geändertes Bewusstsein“ beeinflussen. Das hat auch nichts mit dem bösen Kapitalismus, dem Profit der Konzerne oder unfähigen nur auf Machterhalt fokussierten politischen Eliten zu tun.

    Aber durchaus mit dem in dieser Gesellschaftsordnung begründeten „immer mehr“ und dem daraus resultierenden Energiebedarf dafür. Es hat ja seine Ursachen, dass die „westliche Welt“ mit einem geringeren Anteil Menschen für deutlich mehr Umweltschaden verantwortlich ist als die zig Menschen in den ärmeren Ländern.

    https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/umwelt-energie/umwelt/G20_CO2.html

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Kohlenstoffdioxidemittenten

    https://www.goclimate.de/glossar/emissionen/pro-kopf-weltweit/

    Also wird das wohl doch etwas mit dem gesellschaftlichen Entwicklungsstadium zu tun haben und nicht so viel mit dem Nutzen von Feuer an sich. Rein mit Holz wäre der industrielle Schub m.E. gar nicht möglich gewesen. Die von Dir genannten Entwaldungen waren dagegen global gesehen lokaler Natur und dienten in erster Linie als Baumaterial, jedenfalls im Mittelalter. Die jetzige Sache ist da eine ganz andere Nummer, weil einfach zu viele Elemente gleichzeitig an Grenzen stossen und damit sich gegenseitig intensivieren.

    Selbst ohne das Verbrennen für Energie wird die Waldfläche u.a. auch wegen der wiederum in erster Linie bevorzugten Ernährungsweise und der damit verbundenen Überproduktion des Westens ausgerechnet in den armen Ländern immer weniger und damit als CO²-Speicher vernichtet. Da nützt auch ein relativer Zuwachs innerhalb von D recht wenig, vor allem weil wir nicht wissen, wie sich nach dem Fichtensterben andere Arten entwickeln. Derzeit wird auch hier neben Schadholz für Pellets usw. immer mehr Holz aus dem Wald geholt, weil es einfach lukrativ ist.

    https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/04/PD22_170_41.html

    https://www.umweltbundesamt.de/bild/holzeinschlag-in-deutschland

    Gleichzeitig wird immer mehr Fläche für Straßen, Gewerbegebiete usw. versiegelt, als gäbe es kein morgen, und steht damit für Landwirtschaft oder als Waldfläche nicht mehr zur Verfügung. Auch dieser Raubbau „dient“ nur zu oft monetären Interessen und hinterlässt in schöner Regelmäßigkeit Brachen oder erzeugt zwangsweise noch mehr umweltschädigenden Verkehr, der irgendwann noch mehr Infrastruktur „benötigt“. Grundsätzlich ist der Verkehr und das damit verbundene Verbrennen von Kraftstoff in gerne überdimensionierten Fahrzeugen z.B. nicht lebensnotwendig, sondern „Luxus“. Auch die gerne suggerierte Lebensweise im eigenen Häuschen mit seinen energetischen Nachteilen und dem damit verbundenen Flächenfraß für die Satellitensiedlungen nebst dem Verkehr dazu ist eher so semi im Vergleich mit Mehrfamilienhäusern.

    Ohne das Feuer bzw. deren Nutzung hätten sich die Frühmenschen aber nicht weiter entwickelt und erst die kontrollierte Nutzung des Feuers hat die sprunghafte Entwicklung des Menschen ab ca. 30.000 v. Chr. ermöglicht.

    Zweites Ja – Ersteres eher ein Nein.

    Es lässt sich im Nachhinein zwar annehmen, dass es so hätte gewesen sein können, aber sicheres Wissen ist das nicht, weil niemand sagen kann, ob es neben dem Feuer nicht auch andere Möglichkeiten gegeben hätte, welche die Evolution treiben oder eben nicht und dem Menschen Möglichkeiten erschlossen hätten, die seine Leistungen getrieben hätten. Aber es ist eben so passiert, wie es passiert ist.

    Und es nützt die beste Energie nichts, wenn sie nicht genutzt werden kann. So btw. war es schon immer günstiger, Energie oder Rohstoffe bereits zu sparen statt es im Nachhinein zu kompensieren. Dabei leben wir bereits auf Pump der folgenden Generationen und das Gesellschaftliche ist immer verquickt mit den Lebensumständen und wie sich diese entwickeln.

  20. @Claudia:
    Dass wir l e d i g l i c h einen anderen Umgang mit Verbrennungsprozessen brauchen, bedeutet
    „nur, weiter nichts als“. Die elektrische Wärmepumpe kommt zum Einsatz, weil sie prinzipiell ohne Verbrennung funktioniert. Das ist ein anderer Weg, nicht „ein bisschen Verzicht“.

    Die Rolle des Feuers auf der symbolischen und gefühlsmäßigen Ebene wird aber bleiben.

    Außerdem: Z. B. landwirtschaftlich bedingte Gase wie Methan und Lachgas gilt es aber auch, zu reduzieren. Deshalb kümmere ich mich um Rezepte, die einen reduzierten Fleischverbrauch ermöglichen und um sparsameren Energieeinsatz z. B. durch konservierende Fermentation. Oder wärmeisolierte Kochtöpfe…

    Parallel gehört „… das Eingeständnis, dass wir vom Gedeih der Natur abhängig sind, […] das „Eingedenken der Natur““ dazu: Menschen können Empathie für die Natur entwickeln, sich anpassen, „schonend“ fischen und jagen, hegen und pflegen, sie können aber auch grausam sein.

    Metzinger bei Scobel, unter der Überschrift „Wir sind eine scheiternde Spezies“:
    Dann brauchen wir auch keine neue Bewusstseinskultur !?!

    Und Aufklärung ist, wenn die Leute sich zumindest anstrengen, eigene Gedanken zu entwickeln und nicht nur nachbeten. Eigentlich sollten wir auch anfangen, hier die unbewusste Ebene zu betreten, das heißt auch die der Massenpsychologie, aber auch die Problemebene von Narzissmus, Egoismus und „Organisation der Massen“.

    @ Thomas:
    „Knapp daneben ist auch daneben“ – wolltest Du das sagen oder aufzeigen? Ob es einem Biotop egal ist, wenn es kippt und verendet, weil es zu heiß wird oder weil Gift im Spiel ist, darf/muss bezweifelt werden.

  21. @Klaus-Peter

    „Knapp daneben ist auch daneben“ – wolltest Du das sagen oder aufzeigen?

    Nöjanö;-)

    Wie so oft ist geschrieben im Gegensatz zu direkt gesprochen missverständlich, aber was mich stört oder aus meiner Sicht zu flach ansetzt, ist beispielsweise diese Aussage:

    Dabei bräuchten wir lediglich einen deutlich sparsameren Umgang mit Verbrennungsprozessen und Gasemissionen. Und das Eingeständnis, dass wir vom Gedeih der Natur abhängig sind: Das wäre das „Eingedenken der Natur“, und wenn das von genug Menschen betrieben wird, wird alles gut.

    Klar muss das reduziert werden und das ist evidentes Wissen genauso wie der Fakt, dass wir als eine Spezies von vielen nur unter günstigen Bedingungen weiter (über)leben werden. Es wird aber eben nicht deshalb „gut“, weil wir mehrheitlich bei uns selbst ansetzen, egal ob mit dem im Buch anscheinend angeführten Minimalismus oder durch Umstellen auf vegetarische Ernährung oder was auch immer, sondern da gehört mehr dazu.

    Deshalb auch die Beispiele, wer wie hoch am Ausstoss klimaschädlicher Gase beteiligt ist und was die Ursachen dafür sind. Da muss schon Ross und Reiter genannt werden. Herzens- und Geistesgegenwart oder Bewusstseinszustände wie in Claudias Anreisser sind da für mich mit Verlaub gesagt Bullshit.

    Einem Biotop, der Erde oder der Natur oder whatever ist es „egal“, weil es im Gegensatz zu dem, was wir als Menschen da hineindichten, weder Seele noch Geist noch Emotionen hat. Das „denkt“ nicht über irgendwelche Folgen nach oder wehrt sich. Das ist halt einfach kaputt und der einzige Punkt an zu vielen zerstörten Biotopen ist in der Summe, dass darüber die Lebensumstände auch für den Menschen so ungemütlich werden, dass er irgendwann trotz aller seiner Fähigkeiten aussterben wird und das derzeit dank seiner Eigenleistung eher als unter Idealbedingungen oder durch fremde und unberechenbare Einflüsse.

    Mit unserer Lebensweise und der industrieellen Nahrungsproduktion haben wir uns doch schon längst vom direkten Erwerb unserer Nahrung „entfremdet“ und haben daher gar keine echte Vorstellung davon, wann zuviel zuviel ist ausser über irgendwelche Statistiken, die höchst selten in den Medien auftauchen und auch nur konsumiert und meist gleich wieder vergessen werden. Der Bezug zum lokalen Erzeuger mit guter Tierhaltung oder Pflanzenproduktion ist einfach nur Klischee und bei konsequentem Anwenden auch eine Geldfrage. Die Realität in den Supermärkten ist Massenware aus der ganzen Welt, deren Erzeugen inklusive Transport so billig wie möglich zu sein hat.

    Die scheinbare Quintessenz aus Metzingers Buch ist dagegen irgendwie, dass wir sowieso schon verloren haben und uns das Ganze nur noch willenlos schönreden und -saufen können, bis es halt vorbei ist. Damit spielt er eher denen in die Hände, die das Thema negieren oder leugnen und lähmt das Handeln derer, die sich für ein Ändern dieses Umstands einsetzen.

  22. Toller Artikel, der etwas ganz Wesentliches anspricht, was wohl immer gilt, aber zunehmend wichtiger wird.

    Dabei darf man nicht die Kategorien verwechseln, um die es hier geht: Erst einmal geht es nicht darum, die Dinge wieder ins Lot zu bekommen, sondern mit ihnen leben zu können. Optimismus ist da eine Strategie, die man aber unter Dauerfeuer schlechter Nachrichten nicht durchhält. Pessimismus ist keine gute Strategie, weil er einen persönlich kaputt macht.

    Schon seit mehr als 10 Jahren gibt es das „Dark Mountain Project“, eine Gruppe, die frei nach dem Motto „Akzeptanz anstatt Aktionismus“ auch „schöne Bewusstseinszustände“ ohne jegliche Hoffnung herbeizuführen versucht:

    „Was passiert, wenn du die kommenden Veränderungen akzeptierst? Dinge, die du schätzt, werden verschwinden, es werden Sachen passieren, die dich unglücklich machen. Du wirst nicht erreichen können, was du erreichen wolltest und du musst damit leben. Weiterhin wirst du Schönheit sehen, es wird weiterhin Dinge geben, die dir einen Sinn vermitteln und du kannst immer noch irgend etwas tun, um die Welt ein bisschen weniger schlecht zu machen.“ (https://www.geistundgegenwart.de/2014/04/trauer-um-natur.html)

    Dann, mittelfristig, könnte man sagen, befähigt einen diese Resilienz und das „Damit-leben-Können“ zu Lösungen, die wie heute noch nicht absehen. Weltuntergänge begleiten die Menschheit schon seit Anbeginn. Der Unterschied heute ist, dass es zu befürchten steht, dass es sich nicht um einen lokalen Weltuntergang (eine Flut, Atlantis, Vulkanausbruch, Dürre) für eine Gruppe, ein Volk oder eine Stadt handelt, wie es bisher bei allen sogenannten Weltuntergängen der Fall war. Heute scheint sich ein globaler Weltuntergang anzukündigen. Dennoch: Wir dürfen gespannt sein, was wir diesmal daraus machen werden.

  23. […] macht das mit uns? Diese Frage wird häufig psychologisch verstanden und „bearbeitet“, doch beantworten eher philosophische Überlegungen mein Sinn-Bedürfnis. Deshalb empfehle ich Euch […]