Warum ich zum 5.Mal ins Fitness-Center gehe und hoffe, nicht wieder binnen kurzer Zeit zur Karteileiche zu werden.
Die wochenlange Pause hier hat damit zu tun, dass der Plan „Gesünder Leben muss Hobby werden“ recht viel Zeit frisst: Dreimal die Woche gehe ich ins Fitnesscenter – erstmal „nur“ zum Krafttraining mit anschließender Sauna. Der Vormittag ist damit besetzt, danach bin ich froh, wenn ich noch zur Erwerbsarbeit (Artikel schreiben) komme und mein Ruhebedürfnis nicht siegt. In den Tagen dazwischen ist Gartenarbeit, „zügiges Gehen“ oder ein Cardio-Workout vor dem TV dran. Das ist nicht so genau terminiert wie die Center-Besuche, aber insgesamt hab‘ ich derzeit noch gewisse Anpassungsprobleme an den ungewohnt physisch (!) aktiven Lebensstil.
Durch den Garten, den ich binnen 25 Minuten mit dem Fahrrad anfahre, bin ich immerhin kein reiner Couch-Potato mehr. Die so gewonnene Fitness verlor ich allerdings regelmäßig nach Saison-Ende wieder. Jedes Jahr ein bisschen mehr, jedes Jahr wurde das Leiden im Frühjahr größer, wenn ich wieder anfange, mich mehr anzustrengen. Dass ich zum Winter hin auch immer ein paar Kilo zulege, konnte ich im letzten Jahr verhindern: leider nur durch Wechseln vom Dampfen zum Rauchen, eine wahrlich ungesunde Maßnahme. Durch bloßes Zusammenreissen hätte ich es aber nicht geschafft!
Nun rauche ich nicht mehr, die Saison neigt sich dem Ende zu, das Problem braucht eine neue Lösung. Die suche ich trotz viermaligem Scheitern wieder in einem Fitness-Center und hege sogar Hoffnung, dass es dieses mal klappt! Warum? Weiter lesen! :-)
Bloß nicht langweilen!
Der RBB wird es mir hoffentlich verzeihen, dass ich seinen Slogan okkupiere, aber er passt nun mal punktgenau auf meinen fünften Start in einem Fitnesscenter. Es gab verschiedene Auslöser, warum ich die vorherigen vier Mitgliedschaften als Karteileiche beendete oder ausgestiegen bin (Verletzung, schlechte Sauna, Corona….), aber der Hauptgrund war faktisch immer derselbe: Das Training an den Kraftmaschinen war soooooo langweilig!
Dabei war es das, was ich wirklich wollte: Muskeln aufbauen, Fett verlieren, kräftiger und stabiler werden. Noch öder fand ich es allerdings, in geschlossenen Räumen auf einem Laufband, Crosstrainer oder Fahrradergometer „Cardio“ zu trainieren, tat aber auch draußen nichts dergleichen (diese Abneigung rührt noch aus der Kindheit).
Also blieben nur die Kraftmaschinen und der nervige Umgang damit: Erst die richtige Anzahl Gewichte auflegen, dann die Maschine auf die eigene Körpergröße einstellen, dann X-mal die Übung ausführen, Pause und nochmal, dann der Eintrag auf dem Übungsplan und weiter zur nächsten Maschine… öde und zeitfressed! Ich machte da kaum Fortschritte, auch weil keinerlei weitere Betreuung erfolgte. Wann es Zeit war, den Plan zu ändern und wie, blieb mir selbst überlassen, natürlich auch die wirklich „korrekte“ Ausführung der Kraftübungen, die ich sicher nicht immer einhielt.
Nie wieder wollte ich mich an Kraftmaschinen langweilen und dabei noch viel Zeit mit Einstellungen und Notierungen vergeuden! Muss ich jetzt aber auch nicht mehr, denn das Kraftmaschinenwesen hat ein Update bekommen: EGYM.
EGYM: Keine Langeweile dank Gamification!
Den Gamern haben wir vieles zu verdanken, zum Beispiel, dass es noch richtige, leistungsfähige und gut aufrüstbare PCs gibt! Aber auch die „Gamifizierung“ verschiedenster Szenarien verdankt sich der massenhaften Verbreitung der Computerspiele: Durch die Übertragung spieltypischer Elemente auf andere Anwendungen ist es heute schaffbar, bei eigentlich langweiligen Tätigkeiten motiviert zu bleiben – so auch beim Krafttraining. In meinem Fitness-Center für den 5.Versuch geht das jetzt so:
- Acht Maschinen stehen in einem Zirkel. Ich trete an eine, die frei ist und logge durch Dranhalten meines Armbands ein.
- Die Maschine stellt sich auf meine Körpergröße ein und weiß, welche Art Übungen mit welchem Gewicht in wieviel Wiederholungen jetzt für mich angesagt sind.
- Auf dem Bildschirm begrüßt mich das Programm mit Namen, fragt, ob ich schon aufgewärmt bin. Bin ich und drücke den START-Button.
- Nun schaue ich auf eine horizontale Leiste, auf der sich eine weiße Kugel Sekunde für Sekunde fließend vorwärts bewegt. Nach einigen Wartesekunden wird die blaue Leiste zur schwarzen Kurve, auf der sich in gewissen Abständen kleine goldene Kugeln befinden.
- Die kleinen Kugeln muss ich mit nun mit der größeren treffen, indem ich die jeweilige Übung exakt ausführe. Ich räume sie quasi aus dem Weg, und zwar pro Übung genau eine Minute lang. 20 Wiederholungen sind 20 Kurven, dann erscheint wieder die blaue Linie.
- Ein Touch auf den Button „Auswertung“ zeigt mir das Ergebnis: Ich erfahre, wie korrekt die Übung war (in Prozent von 100) und wieviele Kilos ich bewegt habe. Auch die Ergebnisse aller Runden des letzten Trainings werden angezeigt.
- Das Programm loggt mich nun automatisch aus, ich stehe auf und trete an die nächste Maschine.
In unter 20 Minuten bin ich so mit den acht Geräten durch, ohne mich einen Moment gelangweilt zu haben! Es erfordert nämlich Konzentration, die Kugeln exakt zu treffen, sowohl auf den Bildschirm als auch auf den Körperteil, der gerade trainiert wird. Bin ich zu langsam oder zu schnell mit dem Ziehen, Drücken, Rudern, Vorbeugen oder was gerade anliegt, verfehle ich sie und es gibt Abzüge von den erreichbaren „100%“.
Zweieinhalb Wochen bin ich nun dabei, dreimal wöchentlich. Ich mache mittlerweile dreimal die Runde, dazwischen einmal Pause, um etwas zu trinken. In unter einer Stunde bin ich durch, sowie einigermaßen erschöpft. Dass ich mir dann noch die Sauna gönne, stützt ebenfalls meine Motivation, aber lange nicht mehr so sehr wie früher, als mich das Training selbst nur langweilte.
Ich bin recht begeistert, wie Ihr sicher merkt! Das EGYM-Programm hat mich auch schon überrascht, indem es neue Krafttests einforderte und die Übungsweise verändert hat: Nicht mehr „regular“, sondern „negativ“ – das bedeutet, dass sich die Kurve in ihrer zweiten Hälfte verlängert. Den Weg herunter von Gipfel muss ich jetzt ebenfalls mit genau dosierter Kraft bewältigen, eine ganz andere Herausforderung als bisher. Das geht auch noch weiter: mein Programm ist nur eines von vielen, mit denen ich weiter üben kann, wenn ich mit diesem „durch“ bin.
Kraftzuwachs im richtigen Leben
Die gelben Kugeln treffen, „100 %“ erreichen – ist ja alles ganz nett, aber was bringt es wirklich? Schon nach 2,5 Wochen und insgesamt 8 Trainingsterminen bin ich spürbar stärker geworden. Ich merke es bei der Gartenarbeit und beim sonntäglichen Yoga. Zum Beispiel konnte ich die Übung „Navasana“ (Boot) vorher nur maximal 5 bis 7 Atemzüge halten – jetzt sind es 13!
Die „Kobra“ (Bhujangasana) erscheint plötzlich recht anstrengungsarm, jedenfalls kann ich viel länger in der Haltung bleiben als vor dem Krafttraining. Wo sich noch wenig geändert hat, ist das „Pause machen müssen“ beim Weg in den 3.Stock. Immerhin ist es jetzt nur noch eine Pause. Da muss ich wohl erst noch mehr im ungeliebten Cardio-Sektor machen, bevor diese vorzeitige Atemnot verschwindet.
Ich hätte noch viel mehr zu erzählen rund um das neue „Hobby“ – aber besser ich konzentriere mich besser auf ein Thema, der Artikel ist ja trotzdem viel zu lang! :-)
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Mehr dazu:
Innovation: Die digitale Welt des Schwitzens – die EGYM-Story, kurz erzählt (die Gründer/Erfinder waren keine Sportler oder Physiotherapeuten!).
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25 Kommentare zu „Fünfter Fitness-Center-Anlauf: Bloß nicht mehr langweilen!“.