Feuchtfröhliche Abende mit Freunden kommen nicht mehr oft vor, seit ich hier wohne. Abgesehen davon, dass wir außerhalb des Schlosses keine Leute kennen, verbietet sich jedes Trinken in der Ferne, denn man müßte ja hinterher irgendwie nachhause kommen. (Der Mecklenburger fährt zwar unverdrossen in praktisch jedem Zustand Auto, doch enden diese Fahrten öfter mal am nächsten Allee-Baum, da will ich nicht mithalten.)
Ich war also much amused, als vorgestern unsere Wohnungsnachbarn zu Pizza und Wein herüberkamen. Richtig ungewohnt, aber schön, mal wieder plaudernd bis in die Motten um den mit Vor- und Nachspeisen festlich überladenen Tisch zu sitzen – die Männer auf den unbequemen Stühlen, verdammt, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht!
Gestern morgen fasste ich dann spontan den Entschluß, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und (mal wieder…) den Versuch zu machen, das Rauchen zu lassen. Das geht am Tag nach Besäufnissen besonders gut: irgend etwas ist in der Körperchemie dann so verändert, dass man sowieso keine rechte Lust auf das Qualmen hat.
Im Durchschnitt versucht ein Raucher zwei- bis dreimal im Jahr, davon loszukommen, las ich neulich und dieses Jahr halte ich den Schnitt! Das Aufhören selbst ist ja – selbst bei 30 bis 40 Zigaretten pro Tag – nicht das ganz große Problem, sondern das dauerhaft rauchfrei bleiben. Solange da ein Kampf um die Umstellung ist, wie jetzt, wo sich praktisch alles, was ich tue, anders anfühlt als „normal“, solange kann man sich über Erfolge freuen:
- WOW, schon jetzt atme ich besser,
- toll, meine Bude stinkt nicht mehr nach Rauch,
- herrlich, diese Woche über 100,- Mark gespart….
Wenn dann aber das Nichtrauchen droht, „normal“ zu werden, dann melden sich tiefere Schichten: WOLLTEST Du WIRKLICH aufhören?, sagt ein Teil von mir, der das Selbstbild „Claudia, die Schreiberin, am Monitor, rauchend, Kaffee trinkend“, vertritt und sich gar nicht vorstellen kann, dass davon ohne Kippen etwas übrig bleibt. Dann wird es erst heftig, denn DANN kommt die Versuchung auf, mal wieder „eine“ zu probieren – und dem konnte ich bisher nicht widerstehen. Was heisst hier „konnte“, es war ja gerade mein Wille, der untergraben wurde, das Rauchen romantisierte sich in meiner Erinnerung mehr und mehr, bis ich mir WÜNSCHTE, wieder „die Alte“ zu sein. (Dies alles zu WISSEN, hilft leider nicht ‚raus aus dem Prozess, der sich eben nicht durch Gedanken steuern läßt, sondern mit Gefühlen agiert und sich aus uralten, physisch eingravierten Gewohnheitsmustern speist).
Nichtsdestotrotz versuche ich es wieder, da sich die Gelegenheit nun mal ergeben hat und ich mich gerade ziemlich gut fühle ohne dieses Pfeifen in den Bronchien. Und jetzt geh‘ ich in die Sauna…
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