Sporadisch beschäftige ich mich damit, uralte Diary-Artikel, die noch in „antiken“ Webtechniken verfasst sind, in WordPress zu übertragen. Zum 25. Diary-Jubiläum am 3.3.2024 soll das endlich fertig sein! Grade bin ich im Jahr 2000, damals hab‘ ich noch fast täglich gebloggt.
Naturgemäß treffe ich bei dieser Arbeit auf mein „früheres Ich“ und manche Überlegung, die mir heute zu denken gibt, zum Beispiel diese:
Ich bin ‚erst‘ 46 und denke manchmal: War es das jetzt? Soll ich die restliche Lebenszeit, die – rein statistisch – noch einige Jahrzehnte umfassen könnte, einfach so weiterleben? ZUFRIEDEN altern? Ich kenne keine Zufriedenheit, das Wort hielt ich immer für ein Schwindel-Ettikett, gut dafür, elende Kompromisse schön zu färben. Wo früher meine Unzufriedenheit war, da ist jetzt einfach GAR KEIN Gefühl. Und je länger diese Abwesenheit andauert, desto öfter frage ich mich (immerhin ganz ohne Stress): Was noch tun im Rest der Zeit?
Der Beitrag heißt „Vom Wünschen und wollen“ und handelt von der seltsamen Abwesenheit konkreter Wünsche. Mein Exodus aus der Stadt aufs Land (2 Jahre Mecklenburg) hatte das mit sich gebracht – eine ungewohnte Verfassung. Nun bin ich alt und muss darüber schmunzeln – einerseits. Andrerseits – sonst hätte ich das gar nicht zitiert – frage ich mich heute ganz ebenso: Was tun mit dem Rest der Zeit? Einfach immer so weiter leben, als Brotjob über Gartenthemen schreiben und ansonsten „nix Besonderes“? Im Unterschied zum Jahr 2000 bin ich heute dankbar für den Status Quo, der mir „Zufriedenheit“ ermöglicht. Zwar reicht die Mini-Rente bei weitem nicht, aber meine Arbeit stresst mich nicht wirklich und die Vorstellung, gar nichts mehr zu tun, um irgendwo nützlich zu sein, reizt mich auch nicht.
Klar, ich könnte mich mit der Grundsicherung begnügen. Ein paar Bequemlichkeiten würden wegfallen, doch richtig abschreckend ist die Vorstellung nicht. Aber anders als in den Nullerjahren bin ich nicht voller Pläne und Projekte, von denen mich meine Brotjobs abhalten. Eher befürchte ich, dann in ein unverträgliches „Nichts“ abzugleiten, nurmehr Medien zu konsumieren und mich zu gar nichts mehr aufzuraffen.
Hier und Jetzt?
Immerhin: Drei Monate Fitness-Center, meist dreimal pro Woche, haben mein Befinden etwas verändert. Deutlich mehr Kraft und ein paar Kilo weniger machen schon einen Unterschied! Meine Arbeit schaffe ich in kürzerer Zeit, liege aber auch häufiger auf der Couch: gefühlt als verdiente Regeneration von den Anstrengungen an den Kraftmaschinen. Das ist suboptimal, denn auch Regeneration sollte „aktiv“ stattfinden – und noch immer nicht habe ich es geschafft, alle Regale und Akten-Container auszumisten, um hier sowas wie „klar Schiff“ zu haben: Alles minimiert, transparent geordnet, quasi „übersichtlich“ für den Fall des plötzlichen Abgangs.
Statt dessen übertrage ich alte Diary-Artikel und vermeide wieder mal den Umgang mit der physischen Welt!
Zukunft? Die sieht eher düster aus, denn die Klimakatastrophe entwickelt sich dynamisch und wie es aussieht, werden uns die Folgen schon sehr bald deutlich mehr treffen. Der Film „Living in Times of Dying“ hat mich sehr berührt. Das ist mal eine Doku, die keinerlei Illusionen über den Stand der Dinge in Sachen Klima stützt und vom Leben in dieser Situation handelt. Die Diskrepanz zwischen der Weltlage und meinem realen Befinden im Hier&Jetzt könnte kaum größer sein! Und das wirft verstärkt die Frage auf: Was tun mit dem Rest der Lebenszeit? Sollte es nicht etwas Relevanteres, Hilfreicheres sein als das, was ich nun schon seit Jahren in fast immer gleicher Routine ableiste?
Eine Frage, die – jedenfalls heute – offen bleibt.
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6 Kommentare zu „Was tun mit dem Rest der Lebenszeit?“.