Heute ist der letze Tag in Berlin, dies sind die letzten Sätze, die ich von hier aus eintippe. Gleich werde ich den Stecker ziehen und das ganze Equipment gut verpacken. Morgen früh kommt der Laster, doch dem werden die Geräte nicht anvertraut, nein, wir laden die PCs ins Auto. Nicht auszudenken, wenn auf dem Laster der Compi beschädigt würde….
Eigentlich sollte ich melancholisch sein, traurig, diese Umgebung, die mir 20 Jahre Heimat war, zu verlassen – und voller Freude auf das Neue…. Doch aktuell beschäftigt mich eigentlich nur der Gedanke an den Umzug, das Einladen und Ausladen und was dabei alles schief gehen könnte. Wenn morgen abend alles in der neuen Wohnung steht, werde ich zuerst den PC aufstellen, einstöpseln, und wieder gelassen sein können, wenn die erste Netzverbindung zustande gekommen ist. Wie lange es dann dauert, bis die Spüle funktioniert oder der Fernseher über den neuen Receiver Programme empfängt, ist vergleichsweise unwichtig.
Diese starke Bindung ans Netz ist keine Suchterscheinung: Ich ARBEITE ausschließlich über das Netz und befinde mich mitten in der Abwicklung eines Auftrags, der am 25. fertig sein muß – daneben noch einige andere, die gerade nicht so drängen, aber doch kontinuierliches Tun erfordern. Meine Auftraggeber wissen, daß ich bis Donnerstag out of order bin – aber dann muss es wieder flutschen.
Wie immer zeigen sich zwei Seiten einer Medaille, die einzeln nicht zu haben sind: einerseits macht es die Netzarbeit möglich, daß ich überhaupt aufs Land ziehe. Endlich raus in die gute Luft, weg vom Lärm, mitten in Wiesen, Felder, Landschaft, weiten Himmel. Etwas, daß ich mir untergründig seit Jahren erträume – und Träume werden wahr, wenn man die Gelegenheiten ergreift, die sich bieten.
Andrerseits bindet mich diese Arbeit ans Netz. Ich verliere viel, wenn ich nicht anstöpseln kann: meine ganze wirtschaftliche Existenz und große Teile meiner sozialen und kulturellen Bezüge. Kein Wunder, daß im Moment des Ausstöpselns diffuse Ängste auftreten!
Wie wird es wohl in 10 Jahren aussehen, wenn Menschen überall „verbunden“ sind, stets Zugriff auf die Datensphäre haben, wo immer sie gehen und stehen? Ein Blick in den unteren Teil der Brille, ein Flüstern im unauffälligen Headphone – das Netz sagt, wer da drüben läuft, was das dort für ein Geschäft ist, wo ich auf der Straße einbiegen muß und wo ich bin, sogar wenn ich mitten im Wald stehe…. wenn dann mal „ausgestöpselt“ wird, wird man eine Welt verlieren und sich alleine, nackt, isoliert und verloren fühlen. Wie ein Fisch auf dem Trockenen.
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