Claudia am 21. Dezember 2023 —

Sie suchen nach der physikalischen Zeit!

Der Titel mag euch erstmal seltsam vorkommen, aber in dem großartigen Video „Was hat Einstein mit „Zeit ist eine Illusion“ gemeint?“ wird genau diese Suche der Physiker beschrieben.

Wie die meisten Videos aus dem Kanal ENTROPY ist es nicht nur irgendein Wissenschaftsvideo, sondern auch Kunstwerk und Augenschmaus. (Die Stimme dazu ist wunderbar, aber das ist vermutlich Geschmacksache) Roman erklärt die großen Zusammenhänge, das Zeitverständnis vor und nach Einstein, das Problem der Unverbundenheit der Quantentheorie mit der Relativitätstheorie und vieles mehr – alles immer großartig bebildert.

Problematisiert wird mehr und mehr, dass die „Zeit“ auf physikalischer Ebene nicht „dingfest gemacht“ werden kann (=meine schnoddrigen Worte). Offenbar wird danach gesucht, wie man auch nach dem Charakter des Lichts und der Schwerkraft gesucht hat und ja sogar fündig wurde. Warum also sollte nicht auch die Zeit und ihr So-und-nicht-anders-Verhalten exakt beschrieben und bewiesen werden können?

Warum das nicht klappen kann? Dazu hatte ich im Lauf des Videos eine klare Idee, die ich dort im Kommentarfeld und jetzt hier vorschlage:

Frage zur „Zeitsuche“ der Physiker

Warum um Himmels Willen suchen sie danach auf denselben Ebenen und in denselben Denkweisen, wie sie sich mit Teilchen, Wellen und Kräften beschäftigen? Es ist doch eigentlich absurd, „Zeit“ irgendwie auffinden und nachweisen zu wollen! „Zeit“ ist ein geistiges Konzept, aus dem Alltag dieser Welt gewonnen. Wie im Video berichtet, benötigen neuere Theorien gar keine Zeit mehr und eine vorhandene ermöglicht theoretisch Zeitpfeile in mehrere Richtungen.

Bleibt die Frage: Warum erleben wir nur diesen einzigen Zeitpfeil von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft? (Das ist im Video illustriert, indem jemand eingeblendet wird, der sagt: „Wir wissen es nicht!“) Na klar, da gibt es auch nichts zu wissen, denn die bereits erkannten Gesetze und Theorien reichen doch voll aus.

Das Mystifizieren der Zeit ist vermutlich aus der Meditation über Vergänglichkeit hervorgegangen – aber „es gibt“ sie nicht. Was wir erleben, ist nicht „Zeit“, sondern das Ablaufen von Prozessen, die – das wird im Video auch angesprochen – nach dem Ursache-Wirkungsprinzip ablaufen. Die Erde dreht sich um die Sonne und dabei auch um sich selbst und wir erleben Tage, Nächte und – weil die Achse ein bisschen schief ist – auch Jahreszeiten. Wir selbst sind Prozesse (die sich physisch leider ebenfalls in Richtung Entropie entwickeln). Alles entsteht und vergeht…. Aber „Zeit“ hat noch niemand gesehen, gefühlt und eben auch nicht „nachgewiesen“.

***

Das ist jetzt kein Beitrag zur Weihnachtsstimmung, aber immerhin nichts zum Weltgeschehen, in dem so vieles vorgeht, dasseinem jegliche gute Stimmung verderben könnte. Videos über Astrophysik, Quantenphysik, Weltbild-Themen sind für mich ein wunderbares Anti-Dot!
Dieses Video ist übrigens noch viel länger und hat weit mehr Inhalte, als ich hier kurz angesprochen habe. Im Grunde sind es mehrere, ca. 15-Minütige Kapitel, quasi für sich stehende Videos, die Roman zusammengefasst hat. Bei mir war nach ca. einer halben Stunde meine Konzentrationsfähigkeit auf diesem Niveau am Ende! :-)

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Diskussion

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4 Kommentare zu „Sie suchen nach der physikalischen Zeit!“.

  1. @Claudia, ich schaue mir das Video an.

    Aus meiner Sicht ist alles Konstrukt, was in in der Realität von uns wahrzunehmen ist. Lichtinformationen erlauben uns diese Konstrukte.
    Wir müssen Bewegung ausfindig machen, Töne zu einem Ganzen zusammenfügen, einem Laut, einer Melodie ect. Daher Zeit.
    Wie ich las, nehmen Insekten kaum „Objekte“ wahr, sondern primär Bewegung, Farben. Ihre anderen Sinne wie etwa der elektrische (welche Blüte ist gerade besucht worden) komplettieren ihre Möglichkeiten, sich zurecht zu finden.
    Die Objektbegrenzung sprich Linien/Umrandung ist ja eine Leistung unseres Hirns.

    Das mag albern klingen, was ich da so kurz , sehr kurz vorbringe.

    Anb und an sehe ich auch Physikalische Videos, ich lese aber auch Posts von Joachim Schlichting
    https://hjschlichting.wordpress.com/
    Davon profitiere ich auch sehr.

  2. Die Zeit
    Zu Stunden runden sich Sekunden und Minuten,
    summieren sich zu Tagen, Monaten und Jahr, Jahrzehnten und der Ewigkeit..
    Was ist ein Tag? Er ist ein Stäubchen Zeit, in dem die Erde
    sich einmal um die eigne Achse dreht.
    Was ist ein Jahr? Ein Körnchen Zeit, in dem
    die Erde einmal um die Sonne kreist.
    Und wir versuchen, aus dem Ozean der Zeit
    uns einen Tropfen festzuhalten. Verleihen
    ihm als Haltepunkt Bedeutung. Und hellen Glanz.
    Doch er verrinnt. Zerrinnt.
    Die Zeit fließt weiter, weiter, weiter.
    Seit langer Zeit versuchen Menschen, sie minutiös
    zu messen. Mit Uhren aller Art.
    Gebieten wir ihr Halt? Nein, sie fließt weiter, trägt
    uns hin zur festgesetzten Stunde des Count Down,
    von jenem Punkt aus, den zu kennen uns nicht zusteht.
    Der Punkt, der uns trägt und das, was war, was ist, und das, was sein wird.
    Kaum jemand weiß um seinen letzten Tag, um die Sekunde, in der sein Atem stockt und in der sein Herz still steht, sein Geist entflieht.
    Noch einen Lidschlag? Diese Nacht? Vielleicht schon morgen
    oder übermorgen; in einer Woche, einem Monat; einem Jahr?
    In wie vielen Jahren?
    Noch leben wir, leb ich in diesem Augenblick.
    Die Tagesmarken zieh‘n wie ein Film vorbei,
    so wie die Bäume, die am Straßenrand nur scheinbar sich
    bewegen, wenn uns ein Wagen schnell daran vorüber trägt.
    Und wir fahren, fahren, fahren, fahren.
    Kein Ende zeigt sich. Und kein Ziel.
    Doch fühlen wir uns trotzdem sicher und
    geborgen im Schoß der Existenz?

  3. Sorry, die Kommentare unter diesem Post hab ich ja noch garnicht beantwortet. Jetzt aber:

    @Gerhard: Was du schreibst, ist kein bisschen albern! Eine ganze Richtung der Philosophie sieht das auch so, nämlich die Phänomenologie!
    Danke auch für den interessanten Link.

    @Nila: Was für ein schöner, besinnlicher Text!
    „Nein, sie fließt weiter, trägt uns hin zur festgesetzten Stunde des Count Down,
    von jenem Punkt aus, den zu kennen uns nicht zusteht.“
    Würde sich nichts bewegen, weder die Erde, noch die Sonne, noch die Galaxien oder irgendwas in unserem Körper- wo würde denn da noch etwas „fließen“, das es sinnvoll erscheinen lässt, es Zeit zu nennen? So gesehen „gibt es“ gar keine Zeit…

  4. DIE ZEIT GIBT
    Einige (subjektive) Wahrnehmungen weisen darauf hin, daß der Raum und die Zeit eine „Einheit“ bilden, die in einem „Aufeinander-bezogen-sein“ besteht, wie es der Begriff „Raumzeit“ insinuiert. Das wurde mir beim Anschauen eines Films deutlich, der im Australischen Outback spielt.
    In den oft Baum-und Strauch-losen weit ausgedehnten Ebenen scheint sich mit dem Raum auch die Zeit auszudehnen, und (sich) zu „verlangsamen“, – „auf dem Weg zu sein ‚zum Stehen‘ zu kommen“.
    Dies ist eindrücklich in Szene gesetzt, in der australischen Serie „Mystik Road“: Bei der Autofahrt auf einer schnurgeraden Straße, die durch ein riesiges „Feld“ (weites Land) verläuft, das sich endlos auszudehnen scheint, scheint sich die Zeit zu verlangsamen und zum „Nunc Stans“ , zum stehenden Jetzt, der Ewigkeit, zu werden :-)
    Das bewirkt auch ein zur Ruhe kommen der „Seele“, – vorgestellt als zu „Sich“ gekommene „innere Bewegtheit“, jener „Statika“ (Himmel), von der z.B. die Rosenkreuzer sprechen. –
    Auch als stehender „Quell-grund“ der Zeit, die der Welt zum Dasein „verhilft“, denkbar. (Von den Mystikern oft als lebendig sprudelnder Urquell bezeichnet).
    Das Bewußtsein (consciousness), ist z.B. in der Meditation oder Konzentration, auch auf dem Weg „sich zu stillen“.
    Diese Erfahrung reflektierend könnte man sagen, daß das Sein Zeit ist, in dem die Zeit (es) „zeitigt“ :-)
    Es wäre zugleich die Beantwortung der Frage, die das “und“ stellt, in dem Buch, mit dem alles in der Schwebe lassenden Titel „Sein und Zeit“.

    Diese „Verlangsamung“ der Zeit wurde in dem Film vermutlich durch eine lange Einstellung der Kamera erreicht, die ein durch die kahle und weite Ebene fahrendes Automobil einfing, und es über einen nicht enden wollenden und nicht langweilig werdenden (eher lange Weile) „Zeit-Raum“ einfing und begleitete; – „Offene Weite“, als Therapeutikum!
    Dies ist natürlich eine unwissenschaftliche und also rein subjektive „Selbst-Beobachtung“, die das Anschauen des Films bei mir evozierte, und nur eine, die psychische Zeit betreffende, Interpretation des Phänomens Zeit.
    In der Meditation wird versucht sich dem Geheimnis der Zeit in praktischer Hinsicht anzunähern. Meine Vermutung ist:
    Es gibt (transitiv) nur die Zeit, und sonst überhaupt nichts. :-)
    Alles nur Worte (Zeichen), die an das, was sie bededeuten und deuten wollen, nur unzulänglich heranreichen.