Was ein Orkan ist, wußte ich bisher nur aus dem Fernsehen. In Berlin, mitten in den geschützen Häuserschluchten, kam allenfalls ein laues Lüftchen auf, das im heftigsten Fall die Verkleidungsplanen der Baugerüste ins Flattern brachte. Aber heute Nacht!!! Die ausgesprochen dicken Wände des Schlosses und die Isolierverglasungen der Fenster hielten den Sturm zwar draußen, nicht aber dessen TON! Ein unglaublich lautes Tosen und Brausen, als säße man vor einem riesigen Ofen und hielte das Ohr dicht an die Brennkammer. In das stetig-tiefe bedrohliche Dröhnen mischten sich Töne wie von sich überschlagenden Mega-Wellen (die windgepeitschten Bäume!) und dicht vorbeifahrenden Riesenlastwagen. (Letzteren Sound konnte ich garnicht erklären, schließlich ist hier weit und breit keine befahrene Straße!)
Dann auf einmal alles dunkel: Computer, Licht, Heizung aus, Strom weg! Gerade lange genug, um eine Kerze anzuzünden und ein bißchen darüber nachzusinnen, wie es wäre, wenn das so bliebe. Zwar ging das Licht gleich wieder an, doch kaum hatte Windows den absturzbedingten Plattenscan abgeschlossen und ich mich wieder meiner Arbeit zugewendet, war der Saft erneut weg.
Vielleicht ein Vorgeschmack auf den Millenium Bug… wer weiß es schließlich so genau? Ich werde mich vor Silvester noch mit einer Menge Kerzen und Nahrungsmittel für zwei Wochen eindecken, zur Sicherheit. Schade nur, daß die Zentralheizung total vom Strom abhängig ist! Evtl. sitzen wir dann im Kalten…
Silvester werde ich wahrscheinlich hier verbringen, ganz ohne besondere Feier, doch mit den Augen der Medien auf die Welt im Jahr-2000-Taumel blickend. Schon seit Jahren hab‘ ich keine Lust mehr auf Silvesterfeste, warum also diesmal? Man steht mitten in einer angesäuselten Menge auf einem Platz, es knallt und leuchtet und stinkt: zwar ist man so mitten im „Real Life“, doch gerade deshalb bekommt man kaum etwas mit. Und es könnte ja doch interessant werden, wenn die „embedded chips“ ihren Dienst einstellen. Mal sehen!
Seit vorgestern bin ich ein bißchen erkältet – gerade so sehr, daß diese gewisse Schlaffheit mich dazu anregt, länger als sonst nur herumzuliegen, zu lesen, zu dösen… eigentlich ganz nett, solange es nicht schlimmer wird! Große oder kleine Webwerke sind in diesem Zustand nicht zu erwarten – im Grunde ist das sowieso alles ein Glasperlenspiel, aber was soll man auf der Welt schon tun, wenn man nicht mehr daran glaubt, sie zu „retten“? :-)
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