Seit über drei Wochen kein Eintrag! Zwischen schlechtem Gewissen und Schreibblockade schwankend, will ich nun zumindest ETWAS von mir hören lassen: ich arbeite soviel wie noch nie! Mein Arbeitsalltag hat sich mit Übernahme der Pflege einer großen Website sehr stark verdichtet. Noch kämpfe ich um die Beschränkung dieser Arbeit auf ein erträgliches Maß, bzw. auf die vereinbarten 10 Stunden pro Woche. Gelingt mir das nicht, werde ich den Job wieder abgeben müssen, denn davon leben kann ich bei weitem nicht.
In der Finanzkrise hatte ich Zeit genug, so dass ich im Geiste des „ich nehme jede Arbeit an“ auch zu ungewohnten Schritten bereit war, um meine Lage zu stabilisieren. Dahinter stehe ich auch jetzt noch, doch muss ich meine „restliche Selbständigkeit“ dabei ja weiterhin schaffen können – und zwar mit Lust und Laune und nicht im Dauerstress!
Frei geworden!
Hinzu kommt, dass ich vor fast drei Wochen spontan das Rauchen aufgab, was alle Selbstverständlichkeiten, alle Gewohnheiten und Routinen des alltäglichen Lebens und Arbeitens durcheinander wirbelte. Die ersten drei Tage konnte ich unmöglich ganztags vor dem PC sitzen, sondern fühlte mich nervös und ziemlich krank – dann wurde es langsam wieder besser. Ja, es ist wunderbar, nicht mehr an der Kippe zu hängen!
Zuletzt rauchte ich eine Packung Tabak pro Tag, das sind etwa vierzig Zigaretten, die nichts „Befriedigendes“ mehr an sich haben, sondern im Gegenteil das Gefühl vermitteln, es sollten deutlich mehr sein. Auslöser des plötzlichen Entschlusses war ein Artikel in der ZEIT über COPD – die „schmutzige Krankheit“ der Raucher mit den vielen Schachteljahren. Ich konnte es erst gar nicht lesen, denn bereits die ersten Sätze zeigten mir, dass der Text „von mir handelte“ (wenn auch die Symptome noch nicht so drastisch sind, vermutlich dank der langjährigen Yogapraxis). Ich legte die Zeitung sofort weg, so sehr „erwischte“ mich der Artikel – und dann fragte ich mich: Willst du das weiter so haben? Wegsehen, verdrängen und weiter qualmen? Das Erschrecken hatte die Lust auf eine Kippe extrem gesteigert, gleichzeitig war ich mir sehr bewusst, dass ich mich damit umbringe – und zwar auf eine ganz schön widerliche Art, nämlich durch langsames Ersticken.
Das Wegsehen und Verdrängen ist bei mir immer mit dem Gefühl verbunden (gewesen!), ich könne es mir nicht leisten, mich „der Sache zu widmen“: ohne Nikotin könne ich zum Beispiel nicht schreiben, mich nicht konzentrieren, meine Web-Kunden nicht mehr bedienen, also meinem Beruf nicht weiter nachgehen. Jedenfalls nicht ohne größere Umgewöhnungsphase – eine Kur oder ein langer Urlaub zum Beispiel – und dafür war einfach nie genug Geld und Zeit da. Ich rauchte also weiter und schaltete innerlich vom Thema weg, wenn besorgte Gedanken aufkamen.
Das ist natürlich alles Quatsch, es gibt genug Menschen, auch in kreativen Berufen, die es geschafft haben. Aber man raucht eh‘ nicht aus Vernunftgründen und mit der Vernunft alleine kommt man auch nicht davon runter. Es muss ein ausreichendes Maß an Leiden dazu kommen und das Verlangen nach Befreiung vom absurden, innerlich gespaltenen Dasein: wie ÄTZEND, die Angst vor den Folgen des Rauchens zu beantworten, indem man sich hastig die nächste ansteckt und „wegdenkt“! Erst recht, wenn die ganze Raucherei mit all ihrem Dreck, ihrem Gestank und ihren ganzkörperlich betäubenden Folgen schon lange als Leiden wahrgenommen wird – und damit das eigene Tun als selbstverletzendes Verhalten.
Bloß nicht „dran arbeiten“!
Ich höre nicht zum ersten Mal auf und weiß, dass mich „Befassung“ mit dem Thema gerade NICHT weiter bringt. Weder nützen mir Nikotinpflaster und Kaugummis, noch Gespräche mit anderen Rauchern und Ex-Rauchern, noch fortlaufendes Veröffentlichen meiner Gefühle und Befindlichkeiten im Zuge des Abschieds von der Kippe. All das hält mich nur weiter fest im Bannkreis der Sucht, all das hatte ich ja schon bis zum Abwinken! Für mich geht es jetzt einzig darum, mich vom Rauchen innerlich abzuwenden und es nicht durch das positive Erinnerungsvermögen nachträglich zu verklären. Der körperliche Entzug ist im Prinzip durch, ein paar kleinere „Gesundungskrankheiten“ dämpfen noch mein Befinden, doch der Gewinn an Wachheit und innerer Ruhe ist bereits immens.
Die Sinnfrage: wieviel Strampeln muss sein?
Genug davon! Das neue Kapitel meiner Suchtgeschichte ist zum Glück nicht die einzige positive Entwicklung seit der „Finanzkrise“ vom September. Auch von Seiten meiner Webkunden war ich in den letzten Wochen ganz gut beschäftigt, dazu lief der Schreibimpulse-Kurs zum Thema „Altern“, der mir viel Freude machte. Alles in allem war das (zusammen mit dem neuen Pflegejob) SO VIEL ARBEIT, dass ich phasenweise „auf dem Zahnfleisch ging“ und darüber ins Zweifeln kam: hat das mal wieder ein Ende? Warum tue ich das, wenn doch das Schlimmste vorüber, das schärfste Finanzproblem beseitigt ist? Soll ich jetzt Geld häufen, bzw. das anstreben, anstatt FREIE ZEIT zu haben, in der ich tun kann, wonach es mich gerade gelüstet, oder – noch besser – auch einfach mal gar nichts tun?
Ich fragte mich auch: WANN ist für mich eigentlich „die Finanzkrise vorbei“? Ich stellte fest, dass es dafür reicht, dass mein Konto im Plus ist und in den nächsten drei Wochen nicht ins Minus zu rutschen droht, nämlich dann, wenn die Miete (und allerlei anderes) abgebucht wird. Ist das aber nicht ein bisschen SEHR WENIG Augenmerk auf Sicherheit?? Immerhin bin ich über 50, ohne jedes Vermögen, ohne Versicherungen und ohne Aussicht auf Rente! Warum höre ich immer gleich auf mit den Bemühungen, mehr Geld zu verdienen, wenn das Konto wieder im Plus ist? Ist das „spirituell korrekt“ oder ein Fehlverhalten???
Krass spüre ich angesichts solcher Überlegungen, dass mein „Motivationskostüm“ in Sachen Brotarbeit und Herzblut-Arbeit noch immer nicht geklärt ist! Meine immer mal wieder gestarteten Versuche, beides zu verbinden, sind keineswegs immer erfolgreich und befriedigend verlaufen. Oder sie sind nicht nachhaltig, wie etwa die Sponsoring-Schiene in diesem Diary: Mein Leben ist zu UNSTET, als dass ich ständig „wochengenau“ besinnliche Artikel zu festen Themen schreiben könnte, wie sich heraus gestellt hat. Im Gegenteil, das Vorhaben wächst sich schnell zur Schreibblockade aus, auch und gerade, wenn es sich um selbst gewählte Themen handelt. Mir fällt dann z.B. etwas ein, über das ich gerne im Digidiary schreiben würde, doch sofort steht da der Gedanke: Oh, da warten aber noch fünf „bestellte Themen“ – also erst die Arbeit und dann das Vergnügen! Für die Plan-Themen fehlt mir dann aber die Inspiration und die rechte Ruhe, ich werde vom Arbeitsalltag „weggesaugt“ und im Ergebnis tut sich im Digidiary dann gar nichts.
Nun, SO war es nicht gedacht! Den Sponsorinnen und Sponsoren hab‘ ich das auch gleich in einem Rundbrief mitgeteilt – zum Glück sind es ja im wesentlichen alte Stammleser, die mich vor allem in der Krise unterstützen wollten! Die“wartenden Themen“ werde ich auf jeden Fall noch schreiben, jedoch ohne konkreten Zeitdruck: vielleicht in der ruhigen Zeit zwischen den Jahren, wenn sowieso nichts weiter ansteht als schreiben, schreiben, schreiben.
Philosophieren in den heiligen Nächten
Ja, und das ist auch eine gute Nachricht: ohne besondere Werbeaktivitäten haben sich genug Teilnehmer/innen gefunden für den Jahreswechselkurs „Transfer 2006“. Ich hatte extra einen frühen Anmeldeschluss gesetzt, um rechtzeitig zu wissen, ob der Kurs stattfindet oder nicht. Es ist nämlich blöde für mich und die Teilnehmer, erst kurz vor Start zu erfahren, was Sache ist. Schließlich stimmt man sich auch ein bisschen ein auf das Philosophieren, Bilanzieren und Visionieren rund um die heiligen Nächte, das dieser Kurs anbietet. Nun sind genug Leute zusammen und ich kann den Anmeldeschluss im Grunde wieder aufheben: zwei, drei Plätze sind ja noch frei, künstlich verknappen will ich das Angebot nun auch nicht! :-)
Mal wieder was Neues tun!
Hätte die Woche doppelt so viele Stunden, könnte ich sie derzeit ohne Probleme füllen! Die „kleine Inventur“ wäre nicht vollständig ohne die Dinge, die (noch!) NICHT geklappt haben: ich möchte endlich, endlich wieder einmal ein neues, eigenes Webprojekt starten: es wird mit Berlin zu tun haben und es gibt bereits Pläne, Materialien und sogar die Domain! Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, so zugeschüttet mit Arbeit, wie ich gerade bin. In jedem Fall wird es von Beginn an kommerziell sein, sprich, es wird was zu kaufen, zu buchen, zu bestellen geben, ich hab‘ ja so die Nase voll von der „Kultur des Kostenlosen“!
Auch hier im Diary möchte ich etwas ändern: nach vielen Jahren „händischer Pflege“ will ich endlich auf eine Blog-Technik (NICHT auf den Blog-Stil!) umsteigen. Auch dafür hat die Zeit bisher nicht gereicht, doch stehe ich praktisch in den Startlöchern und befasse mich immerhin mit dem nötigen KnowHow.
Weitere Bilanzen und Visionen vertage ich für jetzt in den Transfer-Kurs, schließlich will ich hier nicht zur Ankündigungsministerin werden!
Zum Schluss will ich euch auf eine Seite hinweisen, die Dirk Schröder (ein URGESTEIN des deutschen Webs!) kürzlich veröffentlicht hat: als letzte und derzeit einzige eigene Seite, der Rest ist unter Verschluss. Warum lest ihr im Artikel: Nie wieder allein.
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