Mit dem gestrigen Diary-Eintrag wollte ich mal nicht sinnvolle Sätze mit Aussage und vorausgegangener Reflexion zu bilden, sondern einfach losschreiben. Das geht und kann sogar richtig Spaß machen, wie jeder weiß, der mal einen Creative Writing-Kurs besucht hat. Ich wollte allerdings keinen Spaß, sondern war äußerst frustriert über die Nutzlosigkeit sinnvoller Texte: Ich kann ja soviel wissen und auch hinschreiben, aber das ändert nichts, nicht am Putenfleisch-Dilemma und nicht am eigenen Handeln.
„Muß man die Welt retten, wo man schon genug mit dem eigenen Durchkommen beschäftigt ist?“ fragt Jan in seinem Leserbrief Banane = Pute. Tja, muß man? Wer ist MAN? Es gibt offensichtlich ein „MAN“, das die Welt einerseits in die Tonne treibt und gleichzeitig nachdenkt, ob man sie retten soll. Doch nicht mal als gutwilliges Individuum – das ich auch nicht dauernd bin! – kann ich an dem ganzen Elend irgend etwas ändern, kann lediglich persönliche Askese treiben mit allen verqueren Folgen, die das hat. (Die menschlich unangenehmsten Personen, die ich in diesem Leben kennenlernte, waren zwei rundum ökologisch korrekte Makrobioten).
Ich bin da ratlos, genau wie Jan, mache mir aber (was MICH angeht, über andere sage ich nichts) nicht vor, es ginge um mein „Durchkommen“. Denn ich komme im Lauf der Jahre immer besser durch, doch das Welt-Retten gerät trotzdem immer weiter aus dem Blick. Der alte Spruch:
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden
war mir lange eine gute Richtschnur. Seit es allerdings das Netz gibt und meine Möglichkeiten gewaltig gewachsen sind, ist mir nicht mehr klar, was ich alles ändern könnte. Immerhin wär es ja z.B. möglich, ein Webprojekt zugunsten irgendwelcher Leidenden & Unterdrückten irgendwo in der Welt zu machen und damit Spenden zu sammeln. Zum Beispiel für die Frauen in Bangladesh, die von abgelehnten ‚Verehrern‘ mit Batteriesäure verätzt werden. Das ging am Weltfrauentag durch die Presse und hat mich berührt. Morgen aber berührt mich schon wieder etwas anderes, die tierquälerische Landwirtschaft zum Beispiel, wie soll ich da je eine Wahl treffen?
Also tue ich nichts dergleichen und arbeite weiter am eigenen „Durchkommen“ auf hohem Niveau. Manchmal allerdings geht mir dabei die Lust verloren, „etwas mit Sinn“ zu schreiben.
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