Zurück aus Rendsburg. Drei Tage mit anderen Netizens, mit Autoren und am Internet interessierten Seminarteilnehmern vermitteln soviel kreativen Input, Energie und Inspiration, daß ich aufpassen muß, nicht allzu viele neue Aktivitäten anzufangen. Das Netz bietet Tag für Tag unendliche Möglichkeiten, doch normalerweise bleiben sie rein virtuell: Man weiß, man könnte…. aber es gibt ja so Vieles, was man tun könnte, so daß nur selten eine wirkliche Entscheidung, ein Plan, ein Projekt entsteht. Wenn dagegen reale Menschen ins Spiel kommen, die ich nicht nur über ihre Texte erlebe, werde ich geradezu hingerissen: die Ideenmaschine springt an, ich möchte weitergeben, was ich habe, das jahrelang beiläufig kumulierte NetKnowHow vermitteln, Verbindungen herstellen zwischen meinen aktuellen Projekten und denen anderer, neue, so noch nicht dagewesene Dinge auf die Beine stellen und natürlich auch allerlei Eigenes verändern, zum Beispiel auch das Outfit dieses Diarys.
Auch Vorurteile verblassen im „Real Life“: zum Beispiel die Annahme, Printautoren seien dem Netz feindlich gesonnen. Quatsch, es gibt mittlerweile ganze Autorengruppen, die das Netz für ihre Zwecke nutzen, ganz unabhängig von der Verwertungsmaschine. Oder die Anmutung, Unternehmer dächten nur noch an die Rendite – nein, ich lernte einen Firmenchef kennen, der im großen Stil Kunst und Literatur fördert. Oder gar die Vermutung, es wäre mittlerweile ein Leichtes, sich als Einsteiger im Netz zurecht zu finden: im Gegenteil, der Bedarf an sinnvoller Orientierung im unendlichen Meer des Wissens ist gewaltig, wird offenbar immer größer, je mehr der Mainstream mit dem Netz konfrontiert wird.
Zurück in Schloß Gottesgabe umgibt mich wieder ländliche Stille, die Vögel zwitschern und ins Mailprogramm rieseln 237 E-Mails. Der Alltag hat mich wieder. Natürlich werde ich NICHT auf einmal alles anders oder viel viel mehr machen als bisher, aber die Inspiration, die Energie der realen Kontakte bringt die wahre Freude am Arbeiten, beeinflusst untergründig die Richtung der Aktivitäten, bindet sie immer neu zurück an das, was Menschen heute benötigen, wünschen, träumen und erleiden. Daher kommt Sinn, wenn er sich auch nicht in Worten schreiben läßt.
P.S.: neuer Leserbrief zum Thema „Putenfleisch“ (19.3.) – herzlichen Dank an Matthias!
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