Claudia am 27. April 2000 —

Creative Writing

„Es ist als bräche das Gemeinte, der Sinn, die Message aus den Worten aus, sobald ich sie aneinanderreihe“. Dieser Satz aus einer E-Mail bringt mich ins Grübeln. Ich bin mir nämlich nicht mehr sicher, ob ich überhaupt etwas meine, bevor ich schreibe – oder ob es erst im Schreiben entsteht. Die gewöhnliche Sicht der Dinge ist: ich will etwas sagen, das drücke ich schreibend aus. Die „Message“ geht der Produktion voraus. Mittlerweile erlebe ich faktisch stets das Gegenteil: schreibend entwickeln sich Gedanken und ich wähle aus, welche davon ich „rauslasse“.

Als ich vor ca. 10 Jahren die Creative Writing-Techniken kennenlernte, war ich ungeheuer fasziniert: Endlich ein Ansatz, der diesem Erleben entspricht, ihn entwickelt, damit spielt. Es wird dabei ein „Schreibanlaß“ gesetzt: ein kurzer Blick auf ein Bild, ein Stück Musik, ein bißchen tanzen und plötzlich in der Bewegung stoppen. Dann ein Assoziations-Cluster: ohne jede Ordnung werden auftauchende Worte zu Papier gebracht, nicht linear, sondern in sternförmigen Assoziationsketten. Dabei kristallisiert sich ein Thema heraus, Aspekte und Blickwinklel sammeln sich. Ausgehend von diesem Wortbild ist das Schreiben dann sehr leicht.

Wortbild

Eine andere Methode ist das Schreiben nach der Uhr: Ab dem „Start“ wird 10 Minuten geschrieben, alles, was in den Kopf kommt, niemals den Stift absetzen, sondern in Bewegung bleiben, nicht zensieren.

Was mich reizte an diesen Schreibübungen war das Risiko des Kontrollverlustes. Ich wollte sehen, was sich da aufschreibt, wenn „ich“ mich nicht einmische. Leider hatte ich dabei schlechte Karten: mein innerer Kontrollbeamter ist sehr sehr mächtig und in der Lage, praktisch jede Geschwindigkeit mitzuhalten.

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