Nach unzähligen mit Herumschieben, Ausschneiden, Freistellen und übereinander-Schichten von Bildteilen verbrachten Stunden ist es die reine Erholung, vor dem Final Klick noch etwas zu schreiben. So spät am Abend hebe ich gern ein bißchen ab vom Gedanken an ein „richtiges Thema“, was immer das gerade sein mag. Nicht das WAS geht mir durch den Kopf, sondern das WIE schreiben. Eine Frage, bei deren Beobachtung man dem Warum vielleicht näher kommt.
Dazu angeregt haben mich zwei Lesermails, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: von Volker, der zum Diary-Eintrag I love you schrieb, speziell zu meiner dort vollmundig verkündeten Punkteliste: Was will der Mensch?, und von Ingo, der auf den Beitrag Der Körper als Text von gestern (=heut morgen) reagiert.
Welche Welten liegen doch zwischen diesen beiden Mails! Volker schreibt zwar viel zum gewählten Thema, aber was erfahre ich dabei von ihm? Es sind allgemeine Statements, schroff aneinandergereiht, eher abstraktes Knowledge-Patchwork, Namen, Zitierungen…. hm! Mir geht auch dauernd „dies & jenes durch den Kopf“….
Von Ingos Mail war ich ergriffen. Nicht nur, weil ich den freundschaftlichen Impuls spürte, mir bei Schwierigkeiten helfen zu wollen, sondern vor allem wegen der vielen ganz persönlichen Gedanken, den beiläufig eingeflochtenen, aber unverzichtbaren eigenen Lebenserfahrungen – diese direkte Schreibe, direkt von Ingo selbst, ohne irgend eine andere Instanz zu bemühen. Nur leider – und das irritierte mich dann schon – traf Ingo mit seiner so unterhaltend vorgetragenen mentalen Hilfsaktion knapp daneben: die Angst, gegen die er anschreibt, ist gerade NICHT mein aktuelles Problem.
Volker trifft also das Thema und geht an mir vorbei, Ingo trifft mich, am Thema locker vorbei (dafür eigene mitbringend). Nun ist es ja easy, an Texten anderer herumzunörgeln. Glücklicherweise schaute ich noch mal in die auslösenden Diary-Einträge. Da sprang mich der gleiche Unterschied wie ein Hammer an: „Was will der Mensch“ ist lapidar, allgemein, belehrend und abstrakt, jeder hätte den schreiben können, ohne daß man mehr von der Person spürte als eine unerquicklich zynische Grundstimmung – überflüssig! Wogegen „der Körper als Text“ nicht nur beiläufig sehr konkret, persönlich und direkt erzählt. (Für wen aber ist das schon interessant?)
Ich hoffe, „I love you“ war mein letzter Beitrag im Stil vollmundiger Beliebigkeit, andrerseits will ich auch nicht weiter in Richtung „Claudias Nachtgeschichten aus dem Daily Life“ kommen. Nachdenklich stimmt, daß Ingo mich (auch) „real“ kennt, während ich Volker nur aus dieser einen Mail wahrnehme, bzw. eben nicht wahrnehme. Er schreibt – und dem stimme ich zu:
Auch das sog. Wissensmanagement kommt ohne die direkte Kommunikation zwischen zwei real Anwesenden langfristig nicht aus.
Gilt das auch für Kommunikation schlechthin? Immerhin: Bei keinem von Ingos ca. 5 Besuchen in 2 Jahren haben wir so sorgfältige Reden geschwungen! :-))) Es kann nicht sein, daß „persönliche Rede“ nur face-to-face möglich ist, auch im Text muß es eine Mitte geben zwischen der schlichten, aber uninteressanten Personal History und der objektivierenden Schreibe, die allerlei interessante Infos bietet, aber den Autor verschwinden läßt.
Mit dem Diary versuche ich, diese Mitte zu finden – herzlichen Dank für die Hilfen, die ihr durch eure Mails gebt!
Diesem Blog per E-Mail folgen…