Seit die Statistik hier direkt zugänglich ist, guck‘ ich öfter mal rein. Vor allem, wenn ich gerade in einer Mailingliste oder auf einem Webboard eine Message „mit URL“ hinterlassen habe, was gar nicht so oft vorkommt. Interessiert mich schon, ob die Leute meiner Einladung folgen. Einige tun das tatsächlich, kommen aus einem ganz anderen Kontext und finden hier – wenn sie am selben Tag kommen – auch ‚was zum erwarteten Thema. Nebenbei finden sie das – so nicht erwartete – Digital Diary: mit den hinterletzten Themen, hemmungslos (aber nicht SO hemmungslos, wie mancher sich das wünscht) querbeet durch „Subjects“ und Stimmungen, sogar mit unterschiedlichen Weltanschauungen, die wohl mit dem Wetter wechseln. Muß irgendwie komisch sein.
Ich schätze, ein Drittel bis die Hälfte der täglichen Besucher sind Leute, die mich AUCH „real“ kennen (also nicht etwa im „realen Leben“ kennen gelernt haben). Netzkontakte, aus denen etwas geworden ist, mal mehr, mal weniger, zumindest: man liest sich.- Ein weiteres Drittel sind „reine“ Netzkontakte, darunter etliche alte Bekannte, die schon seit 1996 aktiv sind, wie ich. Der Rest sind Fremde, „reine Leser“, die es zufällig hierher verschlagen hat und die tatsächlich der Inhalte wegen kommen – oder warum auch immer, keine Ahnung!
Meine Schwester, seit längerem mit heimischem Netzzugang, schaut dagegen nur alle Ewigkeiten mal rein. Alte Freunde aus der netzlosen nahen und fernen Vergangenheit tauchen schon mal auf, melden aber nur: „Ich bin jetzt auch drin“. Ist ja klar, das Netz knüft nicht von sich aus Beziehungen wieder an, die in der Aktualität der Beteiligten keine Bedeutung mehr haben (meine geliebte Schwester meine ich jetzt nicht – hallo Doris!).
Dafür liest einer meiner Nachbarn aus Schloß Gottesgabe mit, sagt er zumindest. Auch das ist seltsam, denn „real“ sind wir hier zwar Nachbarn, die sich täglich physisch über den Weg laufen, aber doch einander ferner, als ich „hier“ meinen Lesern bin, bzw. dem gedachten „allgemeinen Gesamtleser“. Und doch fällt ihm bei aller Ferne sicher eher etwas ein, wenn ich hier vom „persönlichen Reformstau“ rede, als manchem Langzeit-Diary-Leser. (Ich sagte ja: ich bin ein Hund…)
So staune ich täglich über die seltsamen Veränderungen, die vorgehen, indem das Netz zunehmend alle mit allen zusammenschaltet – virtuell zumindest. An der Oberfläche ist Getöse um E-Commerce und Konsum, Newcomer brauchen lange, bevor sie „das Netz erkennen“, heute viel länger, als früher, als es noch kleiner war. Doch untergründig beginnen die Auswirkungen der Vernetzung alles zu verändern: Die Menschen, die Beziehungen, das Arbeiten, die Werte. Und nicht das Angebot an Information oder Unterhaltung ist dafür das Ausschlaggebende, sondern die Möglichkeit (und Erlaubnis!), auf neue Weise Kontakt aufzunehmen, ja, zunehmend in einer Kultur steten „Angeschlossen-Seins“ zu leben.
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