Was für eine verrückte Existenz: ich schaue links aus dem Fenster, erblicke den verschneiten Rudolfplatz, die blattlos in den Himmel ragenden schwarzen Äste der Bäume, den verhangenen Himmel. Seit Tagen ändert sich da nichts, es ist ja schon etwas Besonderes, dass da mal Schnee liegt.
Ganz anders der Blick ins Web. Da überfliege ich auf die Schnelle die über Nacht von Rivva und anderen zusammen gestellten Artikel und konsumiere die aktuellen Aufreger: Google droht, sich aus China zurück zu ziehen, stellt das Zensieren ein und berichtet von Angriffen auf die eigene Infrastruktur; schweres Erdbeben in Haiti, ein „platt, uninformiert, spekulativ und dünn recherchierter“ SPIEGEL-Schwerpunkt über Google; Alvar Freude sichtet „Sendezeitbegrenzungen“, Zwangs-Labeling und Internet-Sperren im Entwurf des neuen Jugendmedienschutz-Staatsvertrages, 12 Millionen Deutsche machen Falschangaben im Web, was der IT-Branchenverband Bitkom glatt als „Tricksen“ und „Schwindeln“ hinstellt und so eigene Probleme mit dem Datenschutz offenbart. Dass Google mit einem neuen Speicherplatz-Angebot tendenziell die Festplatten überflüssig macht, hatte mich noch nächtens zum Schreiben inspiriert, doch gegen all die anderen Themen von heute ist das schon wieder eine marginale Fußnote.
Draußen auf dem Rudolfplatz liegt ungerührt von alledem der Schnee. Nichts hat sich verändert, doch hab‘ ich jetzt das Gefühl, schon recht viel „erlebt“ zu haben – ein Empfinden, das sich nach Sichtung meiner Mailboxen noch deutlich verstärkt. Hier sind die Nachrichten persönlicher, liebe Freunde melden sich, Auftraggeber/innen schreiben, was aktuell zu tun ist, ja, gleich mach‘ ich mich dran! Im Kopf scanne ich meine ToDo-Liste, der ich dieses Jahr noch keine geschriebene Form geben wollte: alles noch übersichtlich, ich muss nicht hetzen – wie schön.
Vielleicht gehe ich nachher mal raus und laufe durch den Schnee.
Diesem Blog per E-Mail folgen…
Diskussion
Kommentare abonnieren (RSS)
10 Kommentare zu „Morgendliche Aufreger“.