Claudia am 20. Februar 2024 —

AFD „inhaltlich stellen“?

Es wird immer wieder gefordert, man müsse die Ängste und Sorgen der AFD-Wähler ernst nehmen und Lösungen finden, anstatt sie zu beschimpfen und auszugrenzen. Merz, Söder u.a. verstehen darunter offenbar, der AFD nach dem Munde zu reden – ein falsches Kalkül, denn sie vertrauen nicht darauf, dass das ernst gemeint ist.

Auch „sie inhaltlich stellen“ ist oft verlorene Liebesmüh, weil sie garnicht zuhören, sich nicht auf eine ernsthafte Debatte einlassen.
Was die Talkshows angeht: Diese könnten mit ein paar anderen Gästen die „AFD-Themen“ auf neue Weise behandelt. Beispiel: Kürzlich gab es wieder eindrückliche Bilder der gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Eritreern in Den Haag: Gewalt, brennende Autos… Das hat es in Deutschland auch schon gegeben und nicht nur AFD-Fans denken bei solchen Bildern: Die sollten wir alle rausschmeissen, anstatt sie ihren Bürgerkrieg hier ausfechten zu lassen!

Regelmäßig handelt es sich um Kämpfe zwischen Unterstützern und Gegnern der Diktatur in Eritrea. Warum also nicht mal eine Talkshow mit jeweils einem Vertreter beider Seiten? Die mit genau diesem Gedanken aus der Bevölkerung zu konfrontieren wären, aber auch Gelegenheit hätten, ihre jeweiligen Hintergründe zu erläutern? Es sage niemand, Sprachprobleme machten das unmöglich! Sowas lässt sich mit heutiger Technik durchaus machen!

Oder auch das aktuelle Thema Entwicklungspolitik, da werden von rechts grade die weltweiten Zuwendungen skandalisiert (nein, ich verlinke diesen Mist nicht!). Wäre es da nicht mal angesagt, Menschen aus den Zuwendungsländern an der Debatte zu beteiligen? (Und natürlich Personen der Wissenschaft, die klar machen, dass der Klimawandel keine Grenzen kennt).

Statt dessen verhandeln die meist immer gleichen Personen die Themen der Zeit mit ihren bekannten Positionen und – je nachdem wieviel aktive Politiker dabei sind – geht es nur darum, der anderen Partei für alles verantwortlich zu machen. Ein Trauerspiel!

***

Dieser Beitrag entstand zuerst als Kommentar auf „Ein guter TAZ-Artikel“ auf Lorenzos Welt. Der sich bezogen hat auf „Umgang mit der AfD: Wir können so nicht weitermachen„.

Siehe auch: Die AfD auf TikTok – Leider erfolgreich

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Diskussion

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13 Kommentare zu „AFD „inhaltlich stellen“?“.

  1. Kein Ja, aber. Nur eine Anmerkung, die ich aus einem Gespräch im „Kölner Treff“ mit Franz Müntefering transkribiert habe und die mich sehr bewegt hat:

    Es geht im Moment natürlich um die Frage von Internationalität und Nationalität. Und wie wir eigentlich klarkommen, wer wählt mit den Problemen, die wir haben. Das sind natürlich politische Probleme jetzt, aber die fallen natürlich auch auf die Menschen zurück.

    Hat man Hoffnung, hat man Perspektive fürs Leben. Und das werden wir als Menschheit nur schaffen, wenn wir eines akzeptieren. Das ist das Stichwort, über das ich dann nachdenke.

    Anfang Dezember 1948 hat die Generalversammlung der UN beschlossen, und zwar weil die Eleonore Roosevelt das wollte. Lob dieser Frau, Lob dieser Frau, die Männer wollten das gar nicht. Aber die Eleonore Roosevelt hat gesagt, wir machen gestern eine Deklaration. Und da ist aufgeschrieben worden, die Gleichwertigkeit aller Menschen.

    Das ist ein Riesenanspruch, aber der gilt. Und das Ganze mit den Menschen und mit der Welt wird nur gelingen, wenn wir akzeptieren, so unterschiedlich wie wir sind. So verrückt wir Aussagen, wenn wir sind. So wenig man den einen oder anderen vielleicht mag, den anderen umso mehr.

    Nur diese Gleichwertigkeit aller Menschen, unabhängig von Hautfarbe und Name und Herkunft und was auch immer, nur diese Gleichwertigkeit, wenn die respektiert ist, können wir wirklich das Leben lieben und da miteinander ein gutes Raus machen.

    Das ist die wichtige Sache, wo wir für werben müssen, wo wir den Menschen sagen müssen, macht das seit so persönlich und tragt das auch in die Gesellschaft hinein. Ganz wichtig. [Applaus]

    Es mag banal klingen, was Münte ausführt. Aber nur darum geht es. Alles andere wäre dann irgendwie machbar.

  2. Hallo Claudia

    Dieses inhaltliche Stellen hat genau wie das „mit Rechten reden“ bis auf Einzelfälle noch nie funktioniert.

    Rechte sind rechts, weil sie rechts sein wollen und damit identifizieren sie sich mit dieser Ideologie. Es mag Spielarten geben von dumpf rechts aka Schläger und Glatzen bis zu den hochintelligenten Mitgliedern, die sehr geschickt zu taktieren wissen und ihr rechtes Denken unter einem Hauch Philosophie oder Euphemismen verbergen. Prinzipiell wissen sie aber ganz genau, wem oder was sie da anhängen und daher ist es Unsinn, die auf diese Weise vorführen zu wollen.

    Das klappt vielleicht ein- bis zweimal. Letzten Endes bekommen sie aber nur einmal mehr die Bühne wie jüngst bei Lanz, um ihren braunen Müll in die Medien zu kotzen und bei deren laxen Umgang mit Realitäten drehen sie sich sowieso alles nach ihrer Sicht zurecht. Der Rest wird mit laut, viel und wiederholt zugekleistert. Das Beste wäre wirklich, die Vertreter dieser Partei einfach im eigenen Saft schmoren zu lassen und ansonsten weder für Quote noch aus anderen „Gründen“ übermäßig zu exhibitionieren. Das können diese selber gut genug und das fängt mit solchen Showeinlagen wie denen von Weidel und Chrupalla an – Hofberichterstattung war da ja ein Feuchter dagegen und als ob die Welt keine anderen Sorgen hat wie die Befindlichkeiten dieser Typen.

  3. @Horst: Wusste ich gar nicht, dass die Erklärung der Gleichwertigkeit nur durch den Wunsch einer Frau zustande kam!
    Nur der Bezug zum Artikel ist mir nicht klar: Meinst du, alle, auch AFDler sollten in allen Talkshows eingeladen werden? Oder ist es als Bestätigung gemeint, auch „ungewöhnliche“ Gäste zu laden, um AFD-Inhalte auf andere Weise zu thematisieren?

    @Thomas: Du scheinst nicht bemerkt zu haben, dass es mir nicht um die Frage ging, ob man AFD-Leute einladen sollte oder nicht. (Ich schrieb ja „verlorene Liebesmüh“) Sondern mein Vorschlag läuft darauf raus, bestimmte Themen, die die gerade skandalisieren, auf andere Weise zu verhandeln – etwa indem die jeweiligen Akteure eingeladen werden, ihre Positionen zu vertreten. Noch ein Beispiel: Die Bezahlkarte für Flüchtlinge. Da wäre zu ermitteln, welches Land besonders von den Überweisungen profitiert – und dann könnte man deren Botschafter einladen.

    Der ÖRR ist in der Kritik, also wäre jetzt eine gute Gelegenheit, die Macher/innern auf ihr Versagen in Sachen Integration anzusprechen. Es wird immer nur ÜBER die jeweils Betroffenen geredet, nicht mit ihnen.

    Was ansonsten die Lanz-Talkshow angeht: Hab mir die selbst nicht angetan, aber nach allem, was ich als Reaktionen gesehen habe, fanden die einen, dass der AFD-ler gut in die Breduille gebracht und entlarvt wurde, die anderen fanden sein Standing super und wollten das garnicht bemerken.

  4. Du scheinst nicht bemerkt zu haben, dass es mir nicht um die Frage ging, ob man AFD-Leute einladen sollte oder nicht.

    Ääääh – jein;-)

    Generell halte ich nicht eben viel von Talk-Shows. Ob sich da ein Gast gut oder schlecht verkauft, ist dabei auch beinahe „egal“. Der Gedanke ist auch nicht schlecht, Menschen einzuladen, die hierzulande gerne als Problembürger ausgemacht werden und als argumentatorische Zielscheibe dienen.

    Das wird aber vermutlich eher nicht passieren, weil diese weniger Quote versprechen und dann müsste man die auch erstmal finden, die da bereit sind zu reden und vor allem trotz des Affronts gegeneinander dort halbwegs zivilisiert miteinander umzugehen. Ich kann mir vorstellen, dass speziell die erwähnten Eritreer oder auch die Vertreter der verschiedenen syrischen Bürgerkriegsparteien da schnell emotional werden.

    Genau das wird aber ebenfalls in erster Linie medial verwurstet, um Aufmerksamkeit und damit eben wieder Quote zu bekommen, was dahinter steht, ist eher so nebenher oder gar nicht. Hauptsache es gibt die Bilder, wie sich dort ein paar Ausländer an die Brosche gehen und schon stimmt das Framing wieder und das leider auch bei den ÖR – siehe hier die Beiträge der Tagesschau und des SWR zu den Ausschreitungen in Stuttgart. Faeser und Strobl fällt dabei auch nicht mehr ein als das übliche Geblubber von Rechtsstaat usw. Immerhin gibt es auch einen etwas tiefgründigeren Beitrag des SWR dazu. Das erinnert einen ein wenig an die Ansichten im türkischen Umfeld, wo die eher schon länger hier lebenden Türken oder deren Nachkommen deutlich mehr Sympathie für Erdogan entwickeln wie die Menschen in der Türkei, weil sie teils auch ein verklärtes und nationalistisch angehauchtes Bild der Türkei unter Erdogan haben.

    Letzten Endes zoffen sich dann halt diese Menschen medienwirksam und keine Politiker, die ja oft auch nur deshalb eingeladen werden, weil man bereits im Vorfeld weiß, dass diese konträre Ansichten haben und dementsprechend erwartet wird, dass die Fetzen fliegen. Auswirkungen auf politische Entscheidungen hat das wahrscheinlich sowieso kaum, was dort passiert.

    Ob dabei die medial geäußerten Ansichten von Flüchtlingen dazu beitragen, diese besser zu verstehen? Den meisten hierzulande ist es doch völlig wurscht, was so die Probleme derer sind, die hier um Asyl bitten – so jedenfalls meine Erfahrung aus der hohen Zeit der Flüchtlinge um 2015. Der O-Ton ist bis heute, dass die nur kommen, um hier billig Kasse zu machen und möglichst wenig dafür tun wollen. Das zieht sich auch querbeet durch, egal ob es sich um Ukrainer, Syrer, Afghanen oder wen auch immer handelt. Es ist dieselbe idiotische Debatte wie bei HartzIV-/Bürgergeldempfängern und ich bin es da manchmal nur noch leid, ständig gegenzuhalten. An der Nummer ist nicht nur eine Inge Hannemann gescheitert genau wie sich ein Thomas Ruttig speziell zum Thema Afghanistan auf seinem Blog den Mund fusslig redet. Das ist einfach nur Nische und interessiert wie gesagt die Wenigsten.

    Wegen mir kann die Sendezeit für dieses Schmierentheater komplett gespart werden. Wobei bei Frau Maischberger Chrupalle ziemlich alt ausgesehen hat, während es bei Lanz umgekehrt war.

  5. Mit Rechten (etc.) reden? Nö, funktioniert nicht, putscht die (meiner Erfahrung nach) nur noch auf und versaut das Klima. Zudem ertrage ich persönlich diese Verdreherei nicht mehr. Am Anfang z.B. der Flüchtlingsdebatte, bei Corona habe ich noch gedacht, ok, ein paar wilde Gedanken: aber dann wurden das ganze Loopings in der „Argumentation“ und ich dachte, ich habe keine normalen Erwachsenen mehr vor mir, die haben sich teilweise mehrfach widersprochen, hatten keinen Hintergrund, keine sinnvollen Alternativen (haha) etc. Also nutzlos. Solche Diskussionen habe ich selbst mal als Teenager geführt (= hormongesteuerte Rechthaberei) und dann irgendwann erkannt, dass das nichts bringt, nicht mal mir, nicht mal Befriedigung.

    Inhaltlich? Nein, keine Chance. Die technologie-optimierten Blasen befeuern deren (und auch, zugegeben, sicher mein) Weltbild derart, da ist kein Reinkommen mehr. Das ist halt das Problem, dass es keine gemeinsamen Termine mehr gibt: 20:00 Tagesschau? Schon lange nicht mehr geschaut. Die aber war meiner Meinung nach früher der Vergleichspunkt z.B. mit der Aktuellen Kamera 19:30, später auch mit den Nachrichtensendungen der Privaten (wo ich mich schon oft an den Kopf gegriffen habe, was da als „Nachricht“ bezeichnet wurde).
    Damit will ich niemanden zwingen, nur eine Nachricht zu glauben, aber: man hatte eine Grundlage über die man diskutieren (und richtig diskutieren) konnte. Man konnte die gesamte Sache ablehnen, scheiße wie toll finden, aber man hatte eine gemeinsame Grundlage, einen Nenner. Auch wenn man sich spinnefeind war: das war notwendig für Diskussionen. Und das ist heute nicht gegeben. Heute hat der eine seine Diskussions“grundlage“ aus irgendwelchen Postings bei der Plattform, der andere kennt das aus Gerüchten: aber alle reden von Anbeginn an einander vorbei. Und: Gerüchte: hätte man mit Leuten, die Gerüchte anhören, diskutiert? Stammtischzeugs konnte ich lange genug ignorieren, jetzt fliegt es mir täglich um die Ohren.

    Der Vorschlag, die Betroffenen (z.B. die Eritreer) einzuladen: ja, dazu bedürfte es erstmal guter Journalisten, die sich dieser Aufgabe auch stellen wollen. Übersetzungsmäßig ist das selbst ohne Technik kein Problem, nur muss man ja auch als Moderatorin/ Moderator wissen, was man fragen möchte, damit ein sinnvoller Dialog rauskommt. Und da unterstelle ich mal (vielleicht gewagt): das geht z.B. in den großen Talkshows nicht, da laden sie lieber zum millionstenmal Lauterbach oder die Wagenknecht ein. Sowas geht in Formaten wie Mit offenen Karten und selbst das kratzt nur an der Oberfläche der Probleme (und erreicht wiederum ein ohnehin schon interessiertes, zudem kleines bis kaum vorhandenes Publikum). Ich möchte mal den zusammengeschissenen Redakteur bei einer der Mainstream-Talkshows sehen, der so einen Vorschlag macht. Da lieber immer wieder das gleiche labern als mal in irgendeiner Weise in die Tiefe gehen.

  6. Es gibt sicher mehrere Aspekte, die mich dazu bewogen haben, Müntes Ausführungen zu transkribieren.

    Zum einen geht es um all den Streit, den die Menschen nicht nur in unserem Land über die Themen der Migration führen. All das wäre weitaus weniger heftig, kontrovers und gefährlich, wenn Eleonore Roosevelts Maxime, die vor so langer Zeit niedergelegt wurde, möglichst viele Menschen anerkennen würden. Eine Utopie, die am Nationalismus und Schlimmeren immer wieder scheitert.

    Zum anderen geht es um die Ausgrenzung, die Leute erfahren, die nicht mit dem links-grünen Strom schwimmen. Ausgrenzung ist der Feind der Demokratie. Sie wird in diesen Tagen in einer nochmals gesteigerten Intensität herbeigeführt. Das Essay des Volksverpetzer-Chefs in der TAZ spricht Bände. Mir ist das echt zu heftig. Ich frage mich, wie eine Gesellschaft so viel Ausgrenzung und Hass verkraftet und wohin das führen soll. Ich habe die Antwort nicht. Aber ich stelle die Frage.

  7. @Thomas (siewurdengelesen): Maischberger scheint ja immerhin ein Lichtblick gewesen zu sein. Ebenso der umfangreiche Bericht des SWR – danke für die Links! Ja, ich glaube auch nicht, dass so ein Vorschlag Chancen auf Umsetzung hat, was mich aber nicht davon abhalten kann, mir eine „andere Talksshow“ wenigstens mal vorzustellen!

    @Holger: Ja, das waren noch Zeiten, als die Tagesschau eine gemeinsame Orientierungsgrundlage bot!

    „Die technologie-optimierten Blasen befeuern deren (und auch, zugegeben, sicher mein) Weltbild derart, da ist kein Reinkommen mehr. „

    Zuvorderst bildet sich das eigene Weltbild wohl im persönlichen Umfeld. Das allerdings genügt bei weitem nicht, um sich ein Bild zu machen, wie „alle anderen“ so drauf sind. Single-Haushalte, wenig Kontakte über den engsten Kreis hinaus, das neuerdings thematisierte Problem der „Einsamkeit“ – all das spielt der medialen Aufhetzung und der virtuellen Blasenbildung in die Hände. Den besten Überblick könnten jene haben, die über BigData aus sozialen Medien verfügen und diese mit anderen Daten (z.B. durch Tracking gewonnen) zusammen führen können.
    Alles ziemlich beschissen – aber dein Blog find ich gut und hab mir erlaubt, es in die Blogroll aufzunehmen (zum Glück hat das Kopieren der „seltsamen Zeichen“ funktioniert! :-))

    @Horst: Also den TAZ-Artikel fand ich jetzt nicht „voller Hass“! Er illustriert eher die Verzweiflung eines Aktiven, der seit Jahren versucht, mit Fakten gegen die vielfältigen Lügen von rechts anzugehen, mit leider mäßigem Erfolg. Leider fällt ihm auch nichts Konkretes ein, was man über „nicht so weiter machen“ hinaus tun könnte.

    @alle: die „Demos gegen rechts“ und ihre erstaunliche Nachhaltigkeit (wenn auch in kleineren Zahlen) spricht dafür, dass viele das Gemeinschaftserlebnis schätzen, das ansonsten kaum zu haben ist (außer in reinen Konsum-Events). Es ist eine Möglichkeit zur „Weltbildstabilisierung“ im analogen Leben – immerhin!

  8. Herzlichen Dank für die Verlinkung, liebe Claudia. Deinen Blogbeitrag finde ich natürlich auch gut.

    Lorenzo

  9. Zum anderen geht es um die Ausgrenzung, die Leute erfahren, die nicht mit dem links-grünen Strom schwimmen.

    Wir leben in einer sehr (rechts-)konservativen Gesellschaft und ich frage mich immer wieder, wo da der „links-grüne“ Strom sein soll, der die Andersdenkenden alle ausgrenzt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der die politischen Topthema derzeit die Verschärfung von Asylgesetzen ist, wo für arme Menschen wieder Totalsanktionen eingeführt werden, damit sie weiterhin dem Niedriglohnsektor zur Verfügung stehen und wo, gerade gelesen, Gewalt gegen geflüchtete Menschen wieder auf Höchstwerte springt, sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr sogar wieder verdoppelt hat. Diese Opferrolle, die mit diesem links-grünen Strom impliziert wird, der alle anderen Meinungen ausgrenzt, wird doch durch die Realität täglich widerlegt!

  10. @Claudia,

    vielen Dank für die Verlinkung. Gleich wieder Ansporn, noch etwas zu schreiben…

  11. @Claudia, es gibt Hass nicht nur bei den Rechten. Aber der auf der anderen Seite wird weder erkannt noch eingeräumt. Schließlich befindet man sich moralisch auf der richtigen Seite. Erstaunlich, wie beispielsweise von manchen die Demos interpretiert werden. In meinen Augen geht es im Schwerpunkt um die Bewahrung der Demokratie. Sie sind kein Freifahrtschein für Migration in der Art, wie sie immer noch stattfindet. Gegen Rassismus und Antisemitismus kann man sein, ohne die Augen vor den Problemen zu verschließen, vor denen diese Gesellschaft steht. Aber das ist nicht das Thema. Die Ausgrenzung der Rechten hat in meinen Augen bisher nicht funktioniert. Nach den Demos verschärft sich aus meiner Sicht die Form der Auseinandersetzung. Die Umfragewerte bleiben für die AfD (leider) konstant hoch. Ich fürchte, die Ergebnisse bei den Europa- und Landtagswahlen in diesem Jahr werden meine düstere Prognose bestätigen. Wahrscheinlich ist der Kipppunkt überschritten, um eine effektive Strategie gegen die AfD zu etablieren. Davon, dass die Parteigänger und ihre Strategien gemieden werden, wird die Politik unserer Regierung nicht besser. Und sie ist der Grund für das Desaster. Seit der letzten Bundestagswahl hat sich auf Bundesebene der Stimmenanteil der AfD verdoppelt. Das wissen alle. Trotzdem werden nicht die richtigen Fragen gestellt. Folglich ändert sich nichts.

    @Sven, dieses Land wird von links-grün beherrscht. Auf wenig subtile Art werden Menschen, die gemeinhin dem rechten Lager zugeordnet werden (also alle außerhalb von ganz Links, Links und Grün) aus den Diskursen verbannt. Jedenfalls bemüht man sich nach Kräften darum. Es passiert zu wenig, um die Gesellschaft insgesamt zusammenzuhalten. Ich führe dies darauf zurück, dass „man“ sich auf der moralisch einwandfreien, sprich richtigen Seite befindet.

    Es gibt Menschen, die bei den Demos verlangen, dass die CDU hiervon ausgeschlossen wird, weil die dortigen Repräsentanten zu rechts wären. Das ist nur ein Beispiel, dass zum Glück viele Leute auf die Palme gebracht hat. Ja, Merz gibt manchmal Dinge von sich, die mich schaudern lassen. Wenn schon ein CDU-ler, dann bitte nicht Herrn Merz. Ich muss aber wenigstens denen, die zu den 30 % zählen, die sich für die Union (Umfragen) aussprechen, eine Chance geben. Und das ist in diesem Land nicht so einfach.

    Dass die Regierung inzwischen „Projekte“ angestoßen hat, ist nicht dem Druck von rechts geschuldet. Sie werden vermutlich kaum Verbesserungen bringen. Sie dienen aus meiner Sicht als Beruhigungspille für eine Bevölkerung, die schwer verunsichert und orientierungslos ist. Das ist das Verdienst dieser Regierung.

  12. @Horst: „von links-grün beherrscht“ – das ist exakt das „Narrativ“ der AFD et al und entspricht m.E. bei weitem nicht der Realität. Wie ist das denn in deinem näheren Umfeld Rendsburg? Selbst hier höre ich AFD-Sprüche im Fitness-Center, wenn (was z.Glück selten vorkommt) mal jemand in Gesprächen äußert, die ich nolens volens mithöre.
    Könnte es vielleicht sein, dass deine Lektüre gewisser Medien im Lauf der Zeit allzu meinungsbildend wirkt? (Ist mir mal mit der FAZ so gegangen vor Jahrzehnten) Auch der Vorwurf, der ÖRR sei links-grün, wurde durch eine Studie so nicht bestätigt, die – entgegen der Lügen der BLÖD – ergeben hat, dass AFD und Grüne schlecht wegkommen, während SPD und CDU besser da stehen.

    Gestern sah ich die Phoenix-Talkshow zum Thema AFD (mit einem aktiven und einem Ex-AFDler), bei der die Vorgabe „ausreden lassen“ scharf durchgesetzt wurde. Sehenswert!

  13. So ganz kann ich die Sicht auch nicht nachvollziehen, dass in der jetzigen Bundesrepublik links-grüne Ideologie den Meinungsdiskurs beherrscht.

    Mir scheint es ja eher umgekehrt zu sein, wenn viele Parteien oder Politiker ebenfalls für Quote in rechten Gewässern fischen mit ihren – teils bewusst falschen und diffamierenden – Aussagen. Da reicht die Spanne von Merz über Kubicki bis zum Lager Wagenknecht mit ihren Querfront-Allüren.

    Und dann haben wir eine Regierung aus SPD, Grünen und der FDP. Welche Politik ausser einer grün und links orientierten soll man da erwarten und genau dafür wurden sie vielleicht gewählt? Wobei bei der Umfallerpartei das Soziale auch nicht zwingend zum Namen passt, denn die haben auch einige der größten unsozialen Maßnahmen verbockt wie HartzIV.

    Unisono ist man sich einig, dass derzeit rechte Ansichten verstärkt bestätigt werden und teils als „normal“ gelten. Das gilt auch für viele andere Staaten in Europa und hat seine gründe in sozialer Unsicherheit und der damit verbundenen Unsicherheit und Zukunftsängsten, sicher auch im politischen Lavieren vieler Regierungen. Da machen sich einfache „Lösungen“ und Populismus immer gut, weil sie die Menschen zumindest scheinbar mit ihren Sorgen abholen. Wirkliche Lösungen haben die Rechte dabei auch nicht. Dafür, dass sie angeblich aus den Diskursen verbannt sind, fluten sie jedenfalls die Medien ordentlich mit ihrem Müll und sind als Thema auch immer gut vertreten. Zumindest sieht man an solchen Aussagen, dass deren Opfergeplärre wirkt.