Im Magazin EROSA wird die Frage gestellt: „Beziehung retten oder beenden? Lohnt es sich noch?„. Irgendwie scheint mir das Kriterium, dass Beziehung „sich lohnen muss“ zwar etwas seltsam, doch ist die dann folgende Empfehlung einer Kosten-Nutzen-Rechnung (nein, es heißt da nicht so) vermutlich nicht weit entfernt vom wahren Beziehungsleben. Spätestens ab dann, wenn einer der Partner zu leiden beginnt, liegt es ja nahe, sich mal im Detail zu fragen: Warum tue ich mir das eigentlich noch an?
All diese durchaus lesenswerten Abwägungen sind jetzt aber nicht mein Thema, sondern ein Aspekt, der gleich am Anfang zur Sprache kommt, dann aber nicht weiter verfolgt wird:
„Sobald die erste Verliebtheit verfliegt, betrachten wir unser Gegenüber kritischer und entdecken plötzlich Schwächen und Fehler, die wir vorher vielleicht gar nicht wahrgenommen haben. Der größte Beziehungskiller in langen Beziehungen ist der Alltag. Die meisten Beziehung zerbrechen daran – oft langsam, still und unwiderruflich. Was anfängt mit wilden Streits und Diskussionen, endet oft in unüberbrückbarer Stille und großer Unzufriedenheit.“
Die fette Hervorhebung ist von mir, denn was mir immer wieder auffällt, ist dieses scheinbar zwanghafte Teilen des Alltags in Beziehungen. Klar, wer zusammen eine Familie gründen will, teilt am besten diesselbe Wohnung und managt das Familienleben gemeinsam – aber alle anderen? Warum meinen so viele Paare, mit dem Geliebten die Wohnung, womöglich auch noch ständig das Bett teilen zu müssen? Damit holt man sich doch massenweise Steine des Anstoßes in die Beziehung, z.B.
- Unterschiedliche Ordnungsvorstellungen bzw. Unordnungstoleranzen
- Alltagsarbeitsverteilungskonflikte: Wer spült, kauft ein, kocht?
- Überwachungsautomatismen: Auf einmal muss man ansagen, wohin man geht und wie lange.
- Gemeinsames Bett: Schwitzen, Schnarchen, Morgenmuffeligkeit – na toll, das alles zu teilen!
Wie sieht das nun aus, wenn der gemeinsame Alltag vermieden wird? Ganz einfach: Man trifft sich zu alledem, was zusammen Freude macht – und alles allzu Alltägliche erspart man sich lieber! Selbstverständlich gehört zu einer liebevollen Beziehung auch, dass man sich gegenseitig hilft und unterstützt, wenn nötig. Das meine ich nicht mit dem „allzu Alltäglichen“, sondern all das und noch viel mehr, was in o.g. Aufzählung angesprochen ist: Routinen, gelebte Gewohnheiten – aber auch eigene Freunde, die nicht zwingend zu Freunden des Partners werden müssen. Manche leben ja nurmehr in einer Päärchen-Welt, sind allenfalls mit anderen Paaren befreundet. Eine Trennung wird dann besonders schmerzhaft, weil man sich freiwillig sozial isoliert hat.
Klar, in frischer Verliebtheit will man am Liebsten gar nicht von der Seite des Geliebten weichen. Aber das ist eine Phase, die relativ schnell vorüber geht – mal sind es Wochen, mal Monate. Ein gemeinsames Leben sollte man nicht auf diesem Ausnahmezustand aufbauen, denn damit legt man oft schon den Grund dafür, dass die Liebe nicht lange hält!
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