Claudia am 24. Mai 2024 —

Künstliche Intelligenz wird das Web krass verändern – was wird aus den Blogs?

Auf X beschwert sich Frea über unnötig lange Texte: „Wann hat das eigentlich angefangen, dass zu Kochrezepten immer ein halber Roman geschrieben wird statt 1 Zutatenliste + 1 Anleitung?“ Beste Antwort: SEO (Suchmaschinenoptimierung) und die Möglichkeit, zwischen den vielen Absätzen auch viel Werbung unterzubringen.

Überlanges Textgeschwurbel allein zu diesen Zwecken wird überflüssig werden, sobald in naher Zukunft KI die Google-Suche ersetzt, bzw. „ergänzt“. Horst Schulte schrieb kürzlich: „Googles KI-Entwicklungen könnten die Monetarisierung von Websites durch Zusammenfassungen von Suchergebnissen stark beeinträchtigen. Nutzer müssen sich auf neue Modelle zur Finanzierung von Inhalten einstellen.“

Neue Modelle? Sicher nicht für all die Seiten, die ausschließlich wegen des Geldes existieren! Aus dem Gartenbereich weiß ich, dass es unzählige Blogs und Webseiten gibt, die faktisch NUR für diese „Monetarisierung“ erschaffen und betrieben werden. Das sind nicht mal Hobbygärtner oder gar Experten, sondern einfach nur Leute, die mittels ihrer zusammen geklaubten Texte aus vielen „Keywords“ Leser anziehen wollen, damit sie deren Affiliate-Links zu Gartengeräten etc. betätigen und etwas kaufen.

Das Expertenblog „Selbständig im Netz“ hat Jahre lang „Challenges“ veranstaltet zum Aufbau von Webseiten über Irgendwas in irgendeiner Nische, einzig zum Zweck der Monetarisierung. Wenn die alle verschwinden, sehe ich das in den meisten Fällen nicht als Verlust! Im Grunde sind es Schmarotzer, die etwas Wegegeld absahnen, um Leute zu Amazon zu treiben, das ebenfalls noch erheblich Provision von den Unternehmen, die dort verkaufen (müssen) kassiert.

Was nicht verschwinden wird, nicht verschwinden darf!

Es gibt gar nicht so wenige Menschen, die aus Freude am Schreiben ein Blog betreiben. Sie hören gewiss nicht damit auf, wenn der Google-Traffic nachlässt. Auch kleine Webseiten, die sich mit viel eigener Expertise einem Thema widmen, an dem ihr Herz hängt, werden nicht verschwinden. Sie alle benötigen dann verstärkt Vernetzungen, wie sie vor den „sozialen Medien“ üblich waren, heute aber nur noch spärlich praktiziert werden: Foren, Blog-Plattformen, gepflegte Linklisten, mehr Links zu anderen Blogs und Expertenseiten – und natürlich Newsletter bzw. Benachrichtigungen für neue Inhalte.

Wo ein Bedürfnis ist, wird auch etwas wachsen – davon bin ich überzeugt! Auch abseits persönlicher Blogs braucht es „menschlich geprüfte“ Inhalte, Seiten mit Glaubwürdigkeit und Expertiese, die nicht „halluzinieren“, wenn eine Information fehlt. Die KIs fressen vermutlich bereits massenhaft per KI erstellte Inhalte, was gewiss nicht zur Verbesserung der Antworten beiträgt. Da braucht es bald wieder Verzeichnisse von Quellen, auf die man sich verlassen kann. Wenn die Masse der Medien verschwindet, die nur zur Platzierung von „Keywords“ erschaffen wurden, sind sie auch wieder besser zu finden: wie früher, durch ernst gemeinte Empfehlungen.

***

Lies auch den neueren Artikel „Gespräch mit Claude: Wie eine KI sich selbst und die Welt erlebt“ – ungemein verblüffend! Und auch ein bisschen gruslig….

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Diskussion

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13 Kommentare zu „Künstliche Intelligenz wird das Web krass verändern – was wird aus den Blogs?“.

  1. Ein schönes Video zum Thema:
    https://youtu.be/09W8bAUJD2Y
    😉

  2. Zitat: „Was nicht verschwinden wird, nicht verschwinden darf!
    Es gibt gar nicht so wenige Menschen, die aus Freude am Schreiben ein Blog betreiben. Sie hören gewiss nicht damit auf, wenn der Google-Traffic nachlässt. Auch kleine Webseiten, die sich mit viel eigener Expertise einem Thema widmen, an dem ihr Herz hängt, werden nicht verschwinden. Sie alle benötigen dann verstärkt Vernetzungen, wie sie vor den „sozialen Medien“ üblich waren, heute aber nur noch spärlich praktiziert werden: Foren, Blog-Plattformen, gepflegte Linklisten, mehr Links zu anderen Blogs und Expertenseiten – und natürlich Newsletter bzw. Benachrichtigungen für neue Inhalte.“ Zitatende

    Dieser Aussage stimme ich uneingeschränkt zu und hoffe, dass es auch so bleibt.

  3. Volle Zustimmung. Ich habe die Hoffnung, dass KI ein bisschen die Bedeutung von “handgemacht” wieder hervorhebt … Blogs, Verzeichnisse, gute Newsletter. Wird spannend zu sehen sein, wie wir neue Quellen künftig entdecken.

  4. Hallo Claudia

    Ich habe irgendwann vor 2011 angefangen zu bloggen. Für mich war es von vorne rein eine große Leidenschaft. Ich bloggte und fotografierte, weil ich es liebte. Irgendwann aber brach alles etwas ein. Blogger verschwanden. Sie löschten ihre Blogs. Dann kam die DSGVO. Weitere Blogs schlossen. Die liebe zum Bloggen blieb, daher entschloss ich mich, erneut mit den Bloggen anzufangen. Ich habs nie bereut. Bloggen ist m(eine) große Leidenschaft.

    Das wird Google auch nicht ändern können :P

  5. Ich denke nicht, dass der „KI“-Hype die Szenerie der Blogs nennenswert beeinflussen wird. Oder vielleicht doch? Gibt es einen klaren Unterschied zwischen der zu beobachtenden Neigung, eigene Bilder in Blogartikeln durch „Prompt“-generierte „Bilder“ zu ersetzen und der Neigung, dasselbe demnächst auch bei Blogartikeln zu tun? Themen-Prompts benutzen, um Texte zusammenrühren zu lassen? (Von welcher KI lassen Sie bloggen?)

    Was ich mich im Moment frage, ist, wie weit wir alle bereit sind, und darauf einzulassen, uns zukünftig Texte, Bilder, Videos von lernfähiger Software nach statistischen Modellen aus umfassenden Inhalte-Datenbanken pseudointelligent zusammenfantasieren zu lassen – mit anderen Worten: jeglichen Bezug zu faktenbasierter, recherchierter Information in den Wind zu schießen.

    Wir werden bald nicht mehr zwischen Fakten und fantasiertem Müll unterscheiden können. Oder anders: Wir werden immer mehr (Lebens-) Zeit damit vergeuden müssen, zu bestimmen, ob ein Bericht, den wir lesen, ein Bild, das wir sehen, tatsächlich einen Ausschnitt der Wirklichkeit darstellt oder bloß die synthetisierte Fantasie von Prompt-gesteuerten Algorithmen ist.

    Im Moment dürfen wir alle noch ein bisschen damit herumspielen, aber aus dem Spiel wird Ernst werden.

    Was gerade passiert, ist doch Folgendes:

    Eine kleine Handvoll nahezu umfassend markt-mächtiger Konzerne hat – bewusst und zielgerichtet – begonnen, eine brandgefährliche Zwischenebene in die Realität aller Menschen einzuschieben, auf der sie in Zukunft den gesamten Informationsverkehr der Welt inhaltlich kontrollieren kann – und wird.
    „KI“s werden, von ihnen kontrolliert und gesteuert, die Welt der Bilder und die Welt der Nachrichten und Literatur bestimmen.

  6. Hallo Claudia,
    durch KI wird sich wohl ändern, wie Blogs gefunden werden. Wenn die Suchmaschinen der Zukunft gleich Zusammenfassungen anzeigen, so dass Suchende nicht mehr auf Links klicken, wird es schwieriger für diejenigen, die auf Traffic angewiesen sind.

    Ich werde meinem Hobby, dem Bloggen und Inhalte kuratieren, weiterhin nachgehen, weil es auch meinen Kopf frei macht und vieles von dem, was ich bewegt, in einem Art Tagebuch niederschreibe. Klar möchte ich auch Leute erreichen, gerade in diesen Zeiten. Doch setze ich dort auf die sozialen Kanäle und diejenigen, die meinen Blog über E-Mail, RSS und das Fediverse abonniert haben.

    Pflicht und Kür: Bloggen und Inhalte kuratieren

    Und ich habe angeregt durch Deinen Beitrag auch noch einige ältere Artikel. Ist ganz lustig und augenöffnend, eben ein Tagebuch und oft auch ein Spiegelbild der damaligen Zeit und meiner damaligen Gedanken.

  7. Habe noch einen aufschlussreichen längeren Artikel, ganz passend zu meinem Kommentar, nachzuliefern…

  8. Herzlichen Dank für Eure Kommentare zu diesem spannenden Thema!

    @Flusskiesel: Hab das Video gesehen, es fällt mir aber schwer, einen Bezug zum Thema zu finden! Sündenbock? Wer wäre das hier?

    @Fred: das hoffe ich auch! Die Aussichten inspirieren geradezu dazu, Blogs und kleine Seiten wieder mehr zu stärken!

    @Anja: so gehts mir auch, ich werde immer weiter bloggen! :-) Dass die #DSGVO so viele abgeschreckt hat, fand ich schade. Denn es ist gar nicht so schwer, dem gerecht zu werden und zudem sind kleine persönliche Blogs, die nichts verkaufen, kein bevorzugtes Ziel für derlei Beschwerden.

    @Boris: „bewusst und zielgerichtet“ bzw. „kontrollieren“ wäre eine nähere Beleuchtung wert. Ich halte die BigPlayer für sehr marktgetrieben, nicht speziell interessiert, „die Weltherrschaft zu übernehmen“. Und inwieweit sie wirklich „kontrollieren“ können, wenn sie nicht wirklich rein sehen können, was da eigentlich im neuronalen Netz passiert… ? Habe dazu grade ein paar interessante Videos gesehen und werde dazu einen Folgeartikel schreiben.

    @Stefan: danke für den guten Link, dazu werd ich noch kommentieren! (Werde gerade abgerufen…)

  9. Ich glaube gerade die kleinen handverlesenen Blogs fallen eh durchs Google-Ranking. Wie neutral die Suchmaschine in ihren Ergebnissen ist, kann man ja schon mal in Frage stellen. Und die vordersten Plätze erkauft sich manch ein Unternehmen.
    Schön finde ich es, wenn ein KI-Tool auch die Quellen mit angibt. Da kann ich gezielt nochmal die Info gegenprüfen – sollte man sowieso immer machen. Das die Tools ja nicht fehlerfrei sind und auch nur mit Daten trainiert werden, mit denen sie von Menschen gefüttert werden, ist ja hoffentlich Allgemeinwissen.
    Blogs, die nur aus finanziellen Gründen existieren und die mit Werbung vollgepflastert sind, werde ich definitiv nicht vermissen. Alle anderen finde ich auch so – und keinen von denen, die ich aktuell lese, habe ich über Google oder KI gefunden 😉

  10. @Boris: Diese Sorge ist bestimmt angebracht. Wenn man bedenkt, wie viele längst widerlegte Memes immer noch im Umlauf sind, werden Fantasiegeschichten wohl ebenso verfangen und eine gewisse Halbwertzeit haben.

    Was ich mich im Moment frage, ist, wie weit wir alle bereit sind, und darauf einzulassen, uns zukünftig Texte, Bilder, Videos von lernfähiger Software nach statistischen Modellen aus umfassenden Inhalte-Datenbanken pseudointelligent zusammenfantasieren zu lassen – mit anderen Worten: jeglichen Bezug zu faktenbasierter, recherchierter Information in den Wind zu schießen.

    Ich versuche jedenfalls KI für mich nutzbar zu machen. Hierzu zählt das von dir bereits negativ beschriebene Erstellen von Beitragsbildern aber auch die Erstellung von Titeln, Zusammenfassungen und Tags. Lässt man sich heute auf die Lieferung mit Informationen durch KI ein, sollte man diese mehrfach gegenchecken. Trotzdem kann die KI schon jetzt eine interessante Unterstützung und Ergänzung sein, finde ich.

  11. […] spannenden Artikel von Michael Seemann in seinem Blog „CTRL-Verlust“ gelesen. Für den Link möchte ich Boris ausdrücklich Danke sagen. Aber vor allem gilt mein Dank dem Autor dieses […]

  12. @Boris: hab den verlinkten Artikel von mspro gelesen, super! Mein Kommentar dazu:

    Ganz abgesehen von den Aspekten der Machtkonzentration bei wenigen KI-Ownern und ihren Unterstützern, auch abgesehen von deren abgefahrenen Zukunftsvorstellungen: Es ist die ungeheure Nützlichkeit der KI auf vielen Gebieten, die einem Verbot oder auch nur einer massiven Beschränkung der Nutzung entgegen steht.
    Wenn etwas Neues Schattenseiten und Risiken mitbringt, dabei aber doppelt so nützlich ist wie das vorherige Verfahren, dann gibt es – vielleicht! – eine Chance, darauf zu verzichten bzw. dies politisch zu erzwingen. Aber nicht, wenn das Neue hundertmal oder tausendmal so nützlich ist.
    Übrigens fordern wichtige KI-CEOs und KI-Wissenschaftlier mittlerweile ein Grundeinkommen – weil sie wissen, was sich anbahnt. Das wird aber kaum reichen, um die Wirtschaft am Laufen zu halten….

    @Queenall: Volle Zustimmung! Die Qualität der Antworten hängt von den Schulungsmaterialien ab – und wenn die auch schon jede Menge „für SEO zusammengeklaubte Texte“ mit minderer Info-Qualität enthielten, können die Antworten nicht besser sein. Mittlerweile werden viele Texte mit KI erstellt, was dazu führt, dass sie noch mehr Schrott fressen… das kann zur völligen Unbrauchbarkeit eines KI-Modells führen, sagen Insider und KI-Forscher. Bin gespannt…

    @Horst: stimme dir zu, ich nutze es auch, wo ich es brauchen kann. Das ist die „Verführung der Nützlichkeit“, der wir uns nicht entziehen können.

  13. […] infol­ge der „künst­li­chen Intel­li­genz“ aus den Blogs wer­de, frug Urblog­ge­rin Clau­dia Klin­ger in dem ihren. Mit Blick auf die Qua­li­täts­blogs, […]