Auf X beschwert sich Frea über unnötig lange Texte: „Wann hat das eigentlich angefangen, dass zu Kochrezepten immer ein halber Roman geschrieben wird statt 1 Zutatenliste + 1 Anleitung?“ Beste Antwort: SEO (Suchmaschinenoptimierung) und die Möglichkeit, zwischen den vielen Absätzen auch viel Werbung unterzubringen.
Überlanges Textgeschwurbel allein zu diesen Zwecken wird überflüssig werden, sobald in naher Zukunft KI die Google-Suche ersetzt, bzw. „ergänzt“. Horst Schulte schrieb kürzlich: „Googles KI-Entwicklungen könnten die Monetarisierung von Websites durch Zusammenfassungen von Suchergebnissen stark beeinträchtigen. Nutzer müssen sich auf neue Modelle zur Finanzierung von Inhalten einstellen.“
Neue Modelle? Sicher nicht für all die Seiten, die ausschließlich wegen des Geldes existieren! Aus dem Gartenbereich weiß ich, dass es unzählige Blogs und Webseiten gibt, die faktisch NUR für diese „Monetarisierung“ erschaffen und betrieben werden. Das sind nicht mal Hobbygärtner oder gar Experten, sondern einfach nur Leute, die mittels ihrer zusammen geklaubten Texte aus vielen „Keywords“ Leser anziehen wollen, damit sie deren Affiliate-Links zu Gartengeräten etc. betätigen und etwas kaufen.
Das Expertenblog „Selbständig im Netz“ hat Jahre lang „Challenges“ veranstaltet zum Aufbau von Webseiten über Irgendwas in irgendeiner Nische, einzig zum Zweck der Monetarisierung. Wenn die alle verschwinden, sehe ich das in den meisten Fällen nicht als Verlust! Im Grunde sind es Schmarotzer, die etwas Wegegeld absahnen, um Leute zu Amazon zu treiben, das ebenfalls noch erheblich Provision von den Unternehmen, die dort verkaufen (müssen) kassiert.
Was nicht verschwinden wird, nicht verschwinden darf!
Es gibt gar nicht so wenige Menschen, die aus Freude am Schreiben ein Blog betreiben. Sie hören gewiss nicht damit auf, wenn der Google-Traffic nachlässt. Auch kleine Webseiten, die sich mit viel eigener Expertise einem Thema widmen, an dem ihr Herz hängt, werden nicht verschwinden. Sie alle benötigen dann verstärkt Vernetzungen, wie sie vor den „sozialen Medien“ üblich waren, heute aber nur noch spärlich praktiziert werden: Foren, Blog-Plattformen, gepflegte Linklisten, mehr Links zu anderen Blogs und Expertenseiten – und natürlich Newsletter bzw. Benachrichtigungen für neue Inhalte.
Wo ein Bedürfnis ist, wird auch etwas wachsen – davon bin ich überzeugt! Auch abseits persönlicher Blogs braucht es „menschlich geprüfte“ Inhalte, Seiten mit Glaubwürdigkeit und Expertiese, die nicht „halluzinieren“, wenn eine Information fehlt. Die KIs fressen vermutlich bereits massenhaft per KI erstellte Inhalte, was gewiss nicht zur Verbesserung der Antworten beiträgt. Da braucht es bald wieder Verzeichnisse von Quellen, auf die man sich verlassen kann. Wenn die Masse der Medien verschwindet, die nur zur Platzierung von „Keywords“ erschaffen wurden, sind sie auch wieder besser zu finden: wie früher, durch ernst gemeinte Empfehlungen.
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Lies auch den neueren Artikel „Gespräch mit Claude: Wie eine KI sich selbst und die Welt erlebt“ – ungemein verblüffend! Und auch ein bisschen gruslig….
Mehr:
- Blogs in Zeiten künstlicher Intelligenz: Quo vadis?
- Internet Culture: Bring back personal blogging
- Google: Neue Suchfunktionen setzen voll auf KI
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13 Kommentare zu „Künstliche Intelligenz wird das Web krass verändern – was wird aus den Blogs?“.