Immer weitere Kreise zieht der Skandal um sexuellen Missbrauch und Folter-ähnliche Gewalt in katholischen Klosterschulen und Internaten. Obwohl diese Verbrechen an Kindern und Jugendlichen auch in anderen „kasernierenden“ Institutionen vorkommen, lässt sich doch nicht übersehen, dass die katholische Kirche, bzw. deren Priester, Mönche und Nonnen sich hier ganz besonders hervor getan haben.
Ich spar es mir jetzt, die scheußlichen Einzelheiten hier nochmal aufzuzählen, die in den letzte Tagen bekannt geworden sind. Was mich wundert, ist der recht einsilbige, wenn auch vielstimmige öffentliche Diskurs: es soll alles restlos aufgeklärt werden, die jeweiligen Einrichtungen sollen mit den Staatsanwaltschaften zusammen arbeiten, nichts mehr vertuschen und die Interessen der Opfer in den Mittelpunkt stellen. Na klar, was denn sonst? Das wird dann ja auch allenthalben von den heute Verantwortlichen zugesichert und wiederholt beteuert. Aber kann das ALLES sein?
Nur selten spricht jemand an, dass DAS ZÖLIBAT gewiss nicht unerheblich dazu beiträgt, dass es zu solchen Auswüchsen kommt. Müssen Menschen nicht in irgend einer Weise irre werden, wenn ihnen ihre Sexualität lebenslänglich abgesprochen wird? Nicht alle, klar, aber viele. Hans Küng hat sich immerhin entsprechend geäußert und bezeichnet die erzwungene Ehelosigkeit als „strukturell wichtigsten Ausdruck einer verkrampften Einstellung der katholischen Kirchenleitung zur Sexualität“. Dabei ist das Zölibat im Christentum nur als Berufung, nicht aber als Zwang für alle Priester angelegt. Es wurde erst im 11.Jahrhundert gegen den Widerstand des Klerus von Mönchen durchgesetzt, wie Küng aufzeigt.
Normalerweise interessieren mich innerkirchliche Vorgänge nicht, denn schließlich wird niemand gezwungen, katholischer Priester, Mönch oder Nonne zu werden. Angesichts der jetzt vielfach öffentlich gewordenen Schandtaten frage ich mich aber schon: warum zum Teufel ändert sich da in Sachen Zölibat nicht endlich mal was? Warum lassen sich so viele katholische Gläubige dieses Zwangsregime immer weiter brav gefallen? Was wäre denn, wenn mal eine breite Widerstandsbewegung aus Priestern, Gemeindemitgliedern, Bischöfen etc. sagen würde: ohne uns!?
Auch der Staat könnte seine Unterstützung der katholischen Kirche zurück ziehen, zumindest eine Debatte darüber anstoßen – gerade jetzt, wo man so gerne debattiert, was „der Islam“ alles in Sachen Menschenrechte und Demokratie beteuern muss, um als gleichwertige, „ordentliche“ Religion auch institutionell unterstützt zu werden. Das Selbstbestimmungsrecht der Priester in Bezug auf ihr Liebesleben könnte man ebenso als unverzichtbar ansehen wie das der Selbstbestimmungsrecht der Frau in islamisch-traditionellen Umfeldern – ja warum denn nicht?
Na, das sind halt mal so ein paar „Gedanken ins Unreine“, weil mir echt die Galle hoch kocht angesichts so mancher Einlassungen der katholischen Amt- und Würdenträger. (Das stolze „Wir sind Papst“ ist jetzt hoffentlich vielen vergangen, nachdem heraus gekommen ist, dass „unser Ratzinger“ am Vertuschen von ganz oben aktiv mitgewirkt hat!)
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12 Kommentare zu „Missbrauch & Gewalt: Aufklärung reicht nicht“.