Naja, „Fan“ ist vielleicht übertrieben, aber immerhin war das Eröffnungsspiel der EM das zweite Fußballspiel, dem ich alleine – also gänzlich freiwillig! – zuschaute. Was für eine Veränderung! Jahrzehnte lang hatte mich dieser Sport völlig kalt gelassen. Traf ich auf begeisterte Fußballfreunde, fragte ich spöttisch nach, was denn so toll daran sei, zu elft einem Ball hinterher zu rennen. Und wenn ich mich doch mal überwand, ein Spiel „mitzuschauen“, z.B. weil ich in einen Fußballfreund verliebt war, langweilte es mich schier zu Tode!
Ein klein wenig hat sich das verändert, als Frauenfußball immer bekannter und erfolgreicher wurde. Warum nur finden jetzt auch Frauen dieses öde Spiel toll? Das interessierte mich und ich schaute gelegentlich mal hin, wenn ein wichtiges Spiel anstand – aber immer nur kurz, vor allem mit Blick auf etwaige Unterschiede zum Männerfußball, die anfänglich noch recht deutlich waren.
Mein Lokalpatriotismus führte dann dazu, dass ich die Konkurrenz der beiden Hauptstadtvereine Hertha und Union mit gesteigerter Aufmerksamkeit verfolgte. Ich las einiges über Hertha und all ihre Probleme mit dem Investor und im Verein, die aus meiner Sicht keinen Grund hergaben, gegenüber dem „Ostverein“ Union so arrogant aufzutreten. Dessen Fankultur fand und finde ich toll, den rasanten Aufstieg, das Überholen von Hertha, die schließlich in die 2.Liga abstiegen, während Union den Klassenerhalt (grade so!) doch noch schaffte.
Nach und nach lies ich mir vom Liebsten einige Regeln erklären, der im übrigen nie Druck ausübte, irgendwelche Spiele gemeinsam zu schauen. Die Abseits-Regel erscheint mir zwar immer noch schwer verständlich bzw. deren Sinn ist mir nicht klar. Aber ich langweile mich nicht mehr, wenn ich richtig gute Fußballer auflaufen und spielen sehe. Auf einmal kann ich die meisterhafte Ballbeherrschung als echte „Kunst“ erkennen: Mal richtig hingesehen und gestaunt, was z.B. Messi mit dem Ball so alles angestellt hat!
Und gestern also die EM, Deutschland gewinnt souverän 5:1 gegen Schottland, wobei auch das schottische „Ehren-Tor“ nicht wirklich von den Schotten geschossen wurde. :-) Johanna Hellwig kommentierte das auf X so:
„Dank an #Rüdiger, der internationalen Sportgeist zeigte und die unterlegene Mannschaft zu einem Tor der Freundschaft und Vielfalt verhalf. So geht der Sport der Zukunft, wir lassen niemand zurück.“
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19 Kommentare zu „Vom Fußballmuffel zum Fan“.