Claudia am 16. Juli 2010 —

Die Welle der Wärme

Gerade hatte ich im Webwriting Magazin über die erfolgreiche Spendenkampagne für die Webworkerin und Autorin Carola („Melody“) berichtet und dabei den Spendenstand von 10.33 Uhr mit 14.101 Euro angegeben. Jetzt schaue ich wieder hin und sehe: die Summe ist auf 15.365 Euro angewachsen!

Viele Spender hatten offenbar auch jede Menge Sachspenden geschickt – dazu ist im aktuellen Update von Carolas Webdiary zu lesen:

Die vielen, vielen Dinge, die ihr uns schenken wollt – bitte spendet sie bei http://kinder-armut.de oder für Frauenhäuser (zum Beispiel das internationale Frauenhaus der AWO),  Mädchenheime wie http://www.geso-jugendhilfe.de oder gebt sie in die Sammelstellen wie Kleiderkammer der Caritas oder http://www.DKHW.de/Kinderarmut 

Denn wir haben bereits geliehen oder geschenkt bekommen (oder beim “Sommerfest” des Möbelschweden sehr günstig ergattert):

Waschmaschine, Trockner, Herd, Kühlschrank, Betten, Schrank und ganz viele nützliche Sachen, die wir momentan zusammenfassend auf “Schredder” getauft haben, weil man in diesem Geröll keinen Überblick mehr haben kann. wir haben ja auch gar nicht viel Platz momentan und alles ist total chaotisch, aber die allerwichtigsten Gegenstände sind dank wunderbarer hilfsbereiter Menschen vorhanden.

Danke, danke, danke euch allen!

Es gibt unendlich viele Menschen, denen ihr mit guten Haushaltsgeräten und Kleidung das Leben erleichtern könnt und wenn dieser unglaublichen Spendenaktion (ich hab mich noch gar nicht getraut, die Website genauer anzuschauen, das kommt alles noch) und eurer ebenso unfassbar großen Hilfsbereitschaft diese vielen Sachen dort landen, wo sie noch mal richtig Sinn machen – das wäre absolut genial.

Wir brauchen nämlich keine 28 Waschmaschinen und 15 Trockner :-)) andere aber schon.

Es ist „typisch Carola“, dass sie versucht, die allgemeine Welle der Hilfsbereitschaft gleich auch in andere Kanäle zu lenken, die es definitiv gut brauchen können. Das ist ehrenwert, doch glaube ich nicht, dass es funktioniert. Man will ja jetzt Carola helfen und Teil der aktuellen „Welle der Wärme“ sein – und dazu braucht es nun mal den konkreten Fall, sowie eine Kommunikationsstruktur, die schnelles Feedback gibt.

Demo für eine bessere Welt

Kirstin Hoffmann schreibt darüber, warum diese Hilfsaktion so erstaunlich gut funktioniert:

„Carola hat weit mehr in ihr Netzwerk “eingezahlt” als die meisten Menschen es tun würden, und sie hat es ohne Hintergedanken oder Profitdenken getan, sondern um der guten Sache wegen. Das kommt nun zu ihr zurück……Viele der Unterstützerinnen haben bereits eine beachtliche Bekanntheit erreicht. Jetzt haben sie die Gelegenheit, diese Bekanntheit für andere Menschen einzusetzen, die es dringend brauchen können. Das ist auch ein gutes Gefühl, weil es in einer weitgehend merkantil ausgerichteten Welt, in der wir meistens sehr effizient und sehr professionell handeln müssen, zu einem größeren Bild beiträgt, das allen nützt.“

Dass hier von „Unterstützerinnen“ die Rede ist, bezieht sich auf den Kern der Aktiven im Netzwerk Texttreff.de (das Netzwerk für wortstarke Frauen), in dem Carola ehrenamtlich als Entwicklerin arbeitet. 800 Mitglieder können schon was auf die Beine stellen, doch hängt so ein Erfolg natürlichauch entscheidend davon ab, dass auch Unbekannte sich von Carolas Katastrophe berühren lassen und zu Spendern und Weitersagern werden.

Warum tun sie das? Es ist, wie Kirstin sagt, ein gutes Gefühl, mal völlig „nonkommerziell“ und ohne Blick auf andere Benefits etwas zu geben, zu schenken, zu helfen. Spendet man wortlos an eine anonyme Institution, entsteht dieses Gefühl der Wärme nicht im selben Maße wie in einer gemeinsame Aktion mit viel „drüber reden“. Es ist so auch eine Art „Demo für eine bessere Welt“ – und schön, dass so viele daran teilnehmen!

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Diskussion

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4 Kommentare zu „Die Welle der Wärme“.

  1. Was vielleicht auch noch ein guter Kanal für Spendengelder und Sachspenden wäre, sind die Erdbebenopfer in Haiti, die derzeit von den Medien weitestgehend ignoriert werden.

  2. Wessen Welt wird besser, wenn eine Profi-Texterin, unterstützt von Profi-Textern, Finanzmarketing-Spezialisten und dutzenden von Wort-Replikatoren nun Geld- und Warenströme dirigiert? Meine nicht. Für mich ist das Bettelei auf hohem Niveau, nichts weiter.

  3. @Uwe: ich würde auch meine Netz-Freunde und alle, die mir wohl wollen, um Hilfe bitten, wennn mir sowas Krasses zustößt, zu dessen Bewältigung mir die Mittel fehlen.

    Carola ist nicht vornehmlich „Profi-Texterin“, sondern Bloggerin/Autorin und Allround-Webworkerin. Sei vielen Jahren engagiert sie sich immer wieder für andere, teilt ihr Wissen, gibt Tipps und auch konkrete Hilfe, reicht Jobs weiter und arbeitet zeitintensiv und ehrenamtlich an der Entwicklung für viele nützlicher Webprojekte. In diesen Zusammenhängen unterstützt sie auch selbst immer mal wieder Hilfsaktionen – sowohl zugunsten von Einzelpersonen als auch ganzer Projekte (z.B. das Kauf-einen-Esel-Projekt f. afrikanische Frauen). Dabei ist sie lange schon chronisch krank, worunter sie oft richtig zu leiden hat.

    Es ist kein Wunder, dass nun viele die Gelegenheit wahrnehmen, etwas zurück zu geben. Ich sehe daran nichts ehrenrühriges und habe mich gerne beteiligt. Dass auch ganz konkrete Hilfe übers Netz organisiert werden kann, finde ich großartig – immer bloß reden und Meinungen austauschen ist doch vergleichsweise nur gehobene Unterhaltung. (Carola ist übrigens nicht die Erste, der auf diese Weise geholfen wird, es gab schon eine Menge Sammlungen zugunsten einzelner, die dringend Hilfe brauchten).

    @Erdbebenopfer: es steht jedem frei, für die Erdbebenbetroffenen zu spenden und soviel ich weiß, ist das auch geschehen. Das Web bietet entprechend Engagierten auch die Möglichkeit, abseits „der Medien“ (damit meinst du wohl die klassischen Medien) Aufmerksamkeit auf genau die Themen zu lenken, die einem nahe gehen. Ich hab das mal mit der Aktion „Brunnen für Tani“ probiert, woraufhin ordentlich gespendet wurde und ca. 17 Brunnen gebaut werden konnten, die heute viel Menschen in Kambodscha mit sauberem Wasser versorgen.