Kaum zu glauben: nun ist eine Woche verstrichen, doch bin ich immer noch nicht wieder gesund. Dabei hab‘ ich mich brav „geschont“, bin die ersten Tage im Bett geblieben, dann immer nur stundenweise an den PC gesessen, um das Allernötigste zu arbeiten, ohne Stress, ja, mit Vergnügen. Und jetzt ist es schon wieder Samstag, 10 Uhr früh, aber ich fühl‘ mich immer noch matschig und schwach – eine Zumutung!
WAS wird mir da zugemutet? Was mute ICH mir da zu? Fortgesetzte Besinnung, ich komme daran nicht vorbei. Das Erkennen, wie sehr ich an meinen Aktivitäten hänge und wie weitgehend entkoppelt dieses bloße „Machen“ bzw. tätig sein von irgend einem Sinn bereits ist, habe ich geahnt, aber nicht wirklich ins Bewusstsein dringen lassen. Im Gegenteil: jede „Lücke“, die sich irgendwo zwischen dieser und jener Aktivität auftat, schüttete ich eilig zu, meistens mit dem Konsum irgendwelcher Medien. Bloß nicht den Blick vom Außen abwenden und nach innen richten, lieber der nächste schöne Naturfilm bei Phönix über die neuen Nomaden in Sibirien oder das Abschmelzen des Eises in der Arktis.
Warum? Was gibt es da zu fürchten? In mir lauert kein verdrängtes Leiden, meine Leichen im Keller hab ich lange schon exhumiert und ordentlich begraben. Ich bin einverstanden mit meiner Arbeit, bin glücklich mit meinen Nächsten und in Frieden mit den Ferneren – was fehlt? Da ist doch nichts….
Eben! Ich laufe vor der Leere weg, der ich begegne, wenn ich nach innen schaue. Wohl dem, der ein Problem hat, an dem er sich abarbeiten kann – was aber ist, wenn so etwas gar nicht in Sicht ist?? Dann droht die „lange Weile“, ein Zustand, den ich mit aller Macht vermeiden möchte. Erst wenn ich mich fiebrig-schwach fühle, kann ich dieses „einfach da sein“ ertragen, das die Zeit nicht tot schlägt, sondern aushält, und all die Fragen, die dann aufkommen, einfach mal zur Besichtigung vortreten lässt, ohne gleich in Aktionismus zu verfallen.
Da ich aber auch im kranken Zustand nicht lange „im Nichts verweilen“ kann, hat mir die Existenz in dieser Woche den Film „What the Bleep do we know“ aufgedrängt. Ich sage „aufgedrängt“, denn als der Film erschien, hab‘ ich ihn nicht angeschaut, sondern nur ein paar Kritiken gelesen und ihn innerlich abgehakt: wieder mal so eine Vermanschung von Wissenschaft & Esoterik, ein paar spirituelle Plattitüden plus die Wunderlichkeiten der Ouantenphysik. Brauch‘ ich nicht, kenn‘ ich alles schon…. (!).
Als ich den Film nun ansah, bin ich auch prompt in der Hälfte eingeschlafen. Oberflächlich betrachtet, ist er für seine eigene Machart auch tatsächlich zu lang, trotzdem fand ich es recht seltsam, dass ich die nötige Aufmerksamkeit nicht aufbringen konnte und schaute ihn mir ein zweites Mal an. Dann bekam ich auch noch das „Buch zum Film“ geschenkt und so vergingen zwei, drei Tage unter stetigem „What the Bleeb“-Einfluss – filmisch und schriftlich. Und jetzt weiß ich auf einmal, was los ist: Mein Glaube, schon alles zu kennen, meine fertigen Meinungen und Haltungen zu all diesen Wundern, zu den Rätseln unserer Existenz und zum Mysterium des Bewusstseins in diesem seltsamen Kosmos gebiert die „lange Weile“, vor der ich fliehe!
Ich merke es auch im Alltag: kaum je erlebe ich etwas Neues, denn ich weiß immer schon Bescheid. Meine Zuhörer-Qualitäten bauen sich tendenziell ab, denn ich glaube immer schon zu wissen, was mein Gegenüber sagen will, und auch gegenüber den eigenen Gefühlen pflege ich eine abgeklärte Haltung: nichts festhalten, es geht eh‘ alles vorüber, nichts Bestimmtes erstreben, dann geschieht alles wie von selbst… Ich könnte noch eine ganze Menge solcher „aktiver Überzeugungen“ anführen, die meiner Welt jedes Geheimnis rauben, bzw. jegliches Streben nach „mehr“ als komplett irre und überflüssig erscheinen lassen.
All diese Haltungen kommen nicht von ungefähr. Sie sind Ergebnisse früherer Leidensgeschichten, die mich veränderten und mir einen Riesengewinn an Lebensqualität und innerer Gelassenheit einbrachten. Allerdings waren und sind diese „Früchte“ vergangener Krisen nicht für die Ewigkeit gedacht gewesen, sondern dazu, sie zu essen und gestärkt weiter zu gehen. Statt dessen halte ich daran fest, als gäbe es ein Wissen „für die Ewigkeit“! Und wenn ich dann den Blick vom Außen löse, kommt gleich die Frage auf: warum eigentlich noch zehn, zwanzig, dreißig Jahre so weiter machen? Wenn es doch gar nichts gibt, was dir noch ein Rätsel ist, das die Erforschung lohnt?
„Holz hacken – Wasser holen – bloggen – Webseiten bauen“ steht als FAZIT und Motto schon viele Jahre über diesem Diary.
Mir scheint, das ist NICHT genug!
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8 Kommentare zu „Krank 2: What the Bleep do we know….“.