So, die „Bombe“ war also eine Attrappe, ein Test-Koffer, der nur einfach auf einem Flughafen in Namibia herum stand. Und unser Innenminister hat 27 Stunden gebraucht, um das endlich bekannt zu geben. Tolle Gelegenheit für unsere „Qualitätspresse“, den Vorfall im Stil einer „stillen Post“ zur echten Bombe aufzublasen, die gar schon im Flugzeug nach Deutschland unterwegs gewesen wäre. Alles Mumpitz!
Entwarnung ist trotzdem nicht, denn angeblich sind ja Terroristen grade dabei, einen Anschlag auf den Reichstag vorzubereiten. „Ein Sturmangriff auf das Herz der Demokratie“, wie der SPIEGEL pathetisch textet.
Was ist neu?
Nun stehen also mehr Polizisten herum, ordentlich bewaffnet und beschwert mit Metallplatten-verstärkten Schutzwesten. (Ob so einer eigentlich noch rennen kann?) Die Medien freuen sich über das Angst-Thema, doch in meinem Bekanntenkreis hat noch niemand gesagt oder geschrieben, dass er jetzt besondere Angst empfände. Schließlich wird uns seit Jahren vermittelt, dass wir in den Fokus der Aufmerksamkeit islamistischer Terroristen geraten sind. Immer wieder liest man, dass junge Männer in pakistanischen Camps das Terror-Handwerk erlernen (weshalb auch die Spenden bei der Überschwemmung nur tröpfelten). Hat uns das vom Hocker gehauen?
Es sollen jetzt also wieder ein paar davon unterwegs zu uns sein, bzw. zwei seien schon eingereist. Die Infos stammen ebenfalls von einem „Dschihadisten“, der angeblich aussteigen will – eine wahrhaft verlässliche Quelle! Durch die „konkreten“ Hinweise fühlen sich Politiker berechtigt bzw. gefordert, die Bevölkerung mit Warnungen und martialisch wirkenden „Maßnahmen“ in Angst zu versetzen. Und sogleich werden auch schärfere Gesetze gefordert – die ganze Palette an Überwachungsmaßnahmen, gegen die es hierzulande zum Glück erhebliche Widerstände gibt. WDR-Mitarbeiter Rainald Becker sagte in den TAGESTHEMEN allen Ernstes:
“Was Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Bürger angeht, sollten wir uns an den USA orientieren. Telefonüberwachung, Onlinedurchsuchung, Datenspeicherung und ab und zu ein Fingerabdruck, das ist kein Teufelszeug. Wer das nicht will, kann sich ja zuhause hinter dem Ofen verkriechen.”
Sie wollen nur ablenken – aber von was?
Für viele steht fest, dass es sich bei alledem um bloße Ablenkungsmanöver handelt. Zum Beispiel von Irlands Finanzproblemen und der neuerlich offenbar erforderlichen Hilfen vom europäischen „Bankenrettungsschirm“. Mir scheint, für die meisten ist dieses Thema schon ganz ohne Ablenkung nicht sonderlich interessant. Griechenland war spektakulärer, da war auch nix mit Ablenkung, es wurde breit durch die Medien gehypt – und versickerte dann wieder unter ferner liefen. Warum sollte das mit Irland nun anders sein?
Und: wäre es nicht AUCH eine Möglichkeit, dass sich wieder angefachte Terror-Angst zur verstärkten Forderung „raus aus Afghanistan!“ verdichtet? Etwas, was unsere Regierenden derzeit ja wirklich nicht wünschen.
Dass natürlich alle, die gerne flächendeckend Telefonüberwachung, Onlinedurchsuchung, Vorratsdatenspeicherung und Nacktscanner hätten, jede Terror-Nachricht nutzen, um ihr beschissenes Süppchen zu kochen, ist nichts Neues und bedarf keiner speziellen Verschwörung. Bemerkenswert aber, wie doch Teile der oft als „gleich geschaltet“ gescholtenen Mainstream-Presse dagegen halten:
- SZ: Terrorwarnung in Deutschland Hysterie, die Himmelangst macht;
- ZEIT: Terrorismus Keine Angst vor der Angst
Und hier noch ein paar Blog-Beiträge dazu:
- AMY&PINK: Ich habe Angst – Terror in Deutschland ;
- Freidenkerin: Terrorwarnung – meine Gedanken dazu…;
- Thoma Dyhr (GRÜNE): Ist eine Terrorwarnung Schaumschlägerei? – mit bedenkenswerten Überlegungen, WAS GENAU eine Terrorwarnung eigentlich bringen soll;
- Scusi: Alle Jahre wieder, kommt … die „Terrorwarnung“.
So, und jetzt werd‘ ich ganz unaufgeregt mein Wochenende genießen!
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12 Kommentare zu „Bombenattrappen und Anschlagsszenarien“.