Gestern schrieb mir Erwin (ZENTAO) in die Kommentare:
„Ich finde Deinen Blog interessant – obwohl für mich sind die Texte oft zu lang und zu lange Texte werden nur überflogen – etwas küzer wäre vielleicht etwas mehr.“
Es stimmt, ich schreibe vergleichsweise lange Artikel. Das war immer schon so, doch das Umfeld, mit dem verglichen wird, hat sich in den letzten zehn Jahren drastisch verändert. Kurze „Häppchen“ sind quasi zur Leitkultur im Netz geworden und auch ich „scanne“ Texte in aller Regel mehr als dass ich sie wirklich lese.
Und doch schreibe ich immer noch lange Artikel. Warum?
Zum einen, weil der Schreibprozess es verlangt. Ich schreibe so lange, bis ich zu einem Thema das gesagt habe, was ich sagen wollte. Wie lange das wird, weiß ich vorher gar nicht. Begonnen hat diese Art Schreiben mit Briefen an meinen Yoga-Lehrer, die meist drei DinA4-Seiten lang waren. Im Lauf der Jahre hat sich diese „gewohnte Länge“ durch das Schreiben im Web bereits um die Hälfte bis zwei Drittel reduziert – und doch wirkt ein Beitrag immer noch „lang“.
Ein zweiter Grund: die Beiträge werden ja doch gelesen. Zwar nicht von den „Massen“, aber von einer überschaubaren Stammleserschaft, die auch mal Lust hat, in intensive Kommentargespräche einzusteigen. Und ich bekam des öfteren auch Rückmeldungen von Menschen, denen es gefällt, auf einen längeren Gedankenweg mitgenommen zu werden – und dabei dann sich selbst anzuschauen: wie verhält sich das bei mir?
Womit als dritter Grund die Textsorte angesprochen ist: Ich bringe hier keine verdichteten Weisheiten, keine Lehrgeschichten und besinnlichen Affirmationen für ein besseres Leben. Auch keine einfachen, klaren Wahrheiten und keine kurzen politischen Forderungen, zu denen jeder nur nicken kann. All das hab ich in meinem langen Leseleben bis zum Abwinken aufgenommen – und es hat mir NICHTS genützt!
Konkretes Erleben wird im Text zur Erzählung
Lebendig und wirksam sind solche Weisheiten und Wahrheiten für mich erst, wenn sie mit konkretem Erleben erkennbarer Personen verbunden werden. Und weil Erwin vom Zen her kommt: nicht nur die kurze Zen-Lehr-Geschichte, sondern die eigene Interpretation durch den, der sie präsentiert. Aber nicht in abstrakter Manier, sondern mit Bezug auf das eigene Leben: wie ist es mir damit ergangen? Was war mein Bemühen und woran bin ich gescheitert bzw. wo habe ich Schwierigkeiten?
So kommt „Butter bei die Fische“, wie der Berliner sagt. Und diese „Butter“ führt dann eben oft zu einem längeren Text!
Dennoch bedanke ich mich für den Hinweis. Denn es ist gut, die Dimension „Textlänge“ im Bewusstsein zu behalten. Sich also bei jedem Satz und Absatz zu fragen: muss der sein? Oder ist das nur ein Ausführen dessen, was eh schon gesagt wurde? Und: muss dieser Aspekt nun auch noch in den Text, oder schreibe ich das vielleicht besser in einem weiteren Artikel?
In diesem Sinne will ich mich gerne um größere „Verdichtung“ bemühen.
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8 Kommentare zu „Wann ist ein Blogbeitrag zu lang?“.