„Es steht also zu befürchten, dass jetzt doch alle arabischen Machthaber zittern müssen“ sagte die Nachrichtensprecherin Ute Brucker gestern im ARD-Brennpunkt.
Trotz der von Tag zu Tag Umsturz-freundlicheren Berichterstattung trifft man den Ton noch nicht so recht. Kein Wunder, hat „der Westen“ doch Jahrzehnte lang all diese Diktatoren unterstützt, deren Volk jetzt aufsteht und all das fordert, was für uns hier selbstverständlich ist. Hauptsache „Stabilität“, damit unsere Firmen ungestört ihren Geschäften nachgehen können und die Urlaubslaune der Touristen nicht getrübt wird. Vor allem aber: damit keine „Islamisten“ an die Macht kommen und die Mauer rund um Europa andere bewachen.
Meine äußerst kurze Tunesien-Erfahrung
Dass Tunesien ein Polizeistaat ist, hab ich während eines einstündigen Aufenthalts in diesem Land in den späten 80gern gemerkt. Der Pass meines Begleiters war abgelaufen und normalerweise hätte das durch einen Kontakt zum Konsulat locker behoben werden können – aber man ließ uns gar nicht erst anrufen. Eine Horde feindseliger, schwer bewaffneter Grenzer behandelte uns ausgesprochen mies und wir mussten mit dem gleichen Flugzeug zurück fliegen. Kein Hotel-Arrangement, nicht genug Bestechungsgeld – das waren unsere Fehler. Ich war mir sicher: nie wieder Tunesien!
Wer sich für mehr als die Altertümer in Ägypten interessiert hat, konnte immer schon wissen, wie doppelzüngig und heuchlerisch die westliche Politik mit den Machthabern und Völkern der arabischen Welt umgeht. Aber es hat keinen interessiert. Der Preis dieser Ignoranz ist jetzt, dass die Stimme der EU und der USA nicht gerade viel Gewicht haben wird bei jenen, die in diesen Tagen ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen und die Diktatoren zum Teufel schicken.
Die gesamten Ägyptischen Auslandsschulden könnten mit dem Vermögen bezahlt werden, das die Mubarek-Chlique außer Landes geschafft hat, hab ich dieser Tage irgendwo gelesen. Das zu dulden ist ebenfalls Kooperation mit dem Diktator, die bisher noch niemand in Frage stellt. Warum nicht mal damit aufhören?
Na, was bringts, wenn ich mich hier aufrege – nix! (Für die Vor-Ort-Info empfehle ich Gutjahr’s Blog).
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12 Kommentare zu „Diktatorendämmerung und westliche Heuchelei“.