Claudia am 28. April 2011 —

Das iPad – mein später Erstkontakt mit der Apple-Welt

Menschen wie mich nennen Apple-Jünger gerne herablassend „Dosenmenschen“. Der Begriff leitet sich vom ersten erfolgreichen Betriebssystem DOS her, mit dem die PCs (=persönliche Computer) einst ihren Siegeszug in der Welt antraten. Auch „Windows“ trug noch lange lange einen „DOS-Kern“, da alle ALTEN Programme auch auf den neueren Versionen laufen sollten.

Eine Altlast mit gewissen Nachteilen, doch mit einem Vorteil, auf den Konkurrent Apple schlicht geschissen hat: DOS/Windows-PCs waren und sind immer OFFENE Systeme. Andere Firmen und Programmierer können nach Belieben „was dran basteln“, wogegen Apple-Computer geschlossene Black Boxes sind: man muss dann eigentlich ALLES von Apple nehmen – und der Austausch bzw. die Zusammenarbeit mit Windows-PCs ist bis zum heutigen Tag nicht problemlos.

Ein Surfbrett fürs Sofa

Ich war immer gerne ein „Dosenmensch“ und mag auch heute Apples Politik der Abschottung nicht. Dass die Systeme dank der vollen Kontrolle eines einzigen Herstellers in vieler Hinsicht PERFEKTER sind, hat mich nie dazu bewegt, mir einen Apple-Computer zuzulegen. Auch das elitäre Gehabe vieler „Fan-Boys“ kann mich nicht reizen, eher im Gegenteil.

Und doch hab‘ ich mir jetzt ein iPad zugelegt. Die Gelegenheit war nämlich günstig, denn die Fans steigen gerade vom nur ein Jahr alten iPad 1 aufs iPad 2 um: noch leichter, dünner, toller, schicker…. Und sie verramschen ihre „veralteten“ Spielzeuge der ersten Generation über Ebay – massenhaft.

Auf der Re:Publica hatte ich die Gelegenheit, das iPad in der handfesten Wirklichkeit zu bestaunen. Eine liebe Netzbekannte ließ es mich ausprobieren – und ja, ich war einigermaßen fasziniert! Es ist wahrlich ein tolles Spielzeug und das richtige Teil, um auf der Couch und im Bett noch ein bisschen im Web zu surfen. Vor allem muss man nicht lange warten, bis es sich „hoch gefahren“ hat. Internet SUBITO, das hatte ich noch nie!

Sicherheitshalber hab‘ ich dann eine Version erstanden, die nicht nur das Surfen am WLAN, sondern auch per SIM-Karte zulässt – als Deutsche kaufe ich ja gerne MÖGLICHKEITEN, die ich dann gar nicht brauche. Zuvor studierte ich allerdings die Alternativen: Tablet-PCs mit dem Android-Betriebsystem von Google sind mir grundsätzlich sympathischer. Doch leider sind die bei weitem noch nicht so „fertig“ wie das iPad, erst im Lauf dieses Jahres kommen viele neue Geräte heraus. Und nach allem, was ich über derzeitige Konkurrenten las, kommen die Teile ans perfekte „Look and Feel“ des iPads nicht heran. Eventuell ist das sogar wieder „systemisch“ bedingt – ganz wie beim PC.

Warten wollte ich nun aber nicht mehr. Schließlich will ich sehen, wie meine eigenen Webseiten auf dem iPad aussehen, auch die meiner Webdesign-Kunden. Und schlussendlich ist der Einstiegspreis derzeit günstig: das vier Monate alte Gerät hat nur 350 Euro gekostet. Das war mir die iPad-Erfahrung schon mal wert.

Brilliant, schnell, spiegelnd wie blöd…

So schön wie auf dem iPad haben meine Webseiten noch nie ausgesehen! Schrift und Bilder sind von einer ungekannten Brillianz, die auf dem obigen Foto nicht ansatzweise zu sehen ist. Fotografieren ist auch deshalb schwer, weil das iPad extrem spiegelt – selbst auf meinem Nordseite-Balkon sah ich auf dem Screen nur noch mein eigenes Gesicht. Für die Verwendung auf dem Sofa stört das aber nicht und zur Not kann man eine Entspiegelungsfolie drauf machen (was dann aber viel von der Brillianz nimmt).

Mit der für mich völlig neuen Touch-Screen-Bedienung fand ich mich schnell zurecht, auch wenn das für Maus-Klicker gewöhnungsbedürftig ist und ich Funktionen wie „Copy & Paste“ erst bei Google erforschen musste. Dass man erstmal auf einem Computer in den iTunes-Store einloggen muss, um das Gerät „zu synchronisieren“ und fortan Zugang zu allen „Apps“ zu haben, wusste ich schon vorher – und nehme es nolens volens missbilligend in Kauf.

Apps für die Sammelleidenschaft…

Immerhin ist ein Safari-Browser vorinstalliert, so dass das Surfen im Web sofort losgehen kann. Doch wollte ich natürlich auch einen Blick auf all die vielen „Apps“ werfen, die nach Ansicht mancher iWelt-User das Web mehr und mehr verüberflüssigen sollen. Für irgend etwas zahlen, was ich im Web auch so bekomme, hatte ich allerdings nicht vor, lud mir also einige kostenlose Apps: zum Beispiel den Kindle-Reader und die News-App „Pulse“, die auf erstaunliche Weise selbst auswählbare News-Quellen übersichtlich darstellt, weit ästhetischer als ein üblicher News-Reader. Warum ich aber eine „Facebook-App“ und eine „Twitter-App“ nutzen sollte, anstatt über die jeweilige Webseite einzuloggen, erschließt sich mir nicht. Die App bietet nicht wirklich alles, was übers Web zu nutzen ist. Dieses ganze App-Wesen kommt eben aus der iPhone- und iPod-Historie, die mit ihren Mini-Screens sowas tatsächlich brauchten – und dem Sammeltrieb vieler User scheint es zu entsprechen, sich das Gerät mit „Apps“ voll zu knallen.

Schreiben auf dem iPad?

Erstaunlicherweise ist die virtuelle Tastatur sehr gut benutzbar, die automatisch erscheint, wenn man irgend ein Eingabefeld „antoucht“. Fürs Kommentieren in Blogs, für Statusmeldungen auf Twitter und Facebook reicht sie gut aus. Lange Texte wollte ich damit aber nicht schreiben. Überhaupt: alle PRODUKTIVE Arbeit macht man nach wie vor lieber auf dem PC – das iPad ist ein Zusatzgerät, KEIN Ersatz für einen „richtigen“ Computer.

Mobil mit dem iPad?

So lange man sich in geschlossenen Räumen aufhält, erfüllt das iPad alle Wünsche. Draußen kann man es aufgrund der massiven Spiegelungen vergessen! Deshalb werde ich die UMTS-Funktion gar nicht nutzen, denn wenn ich jemanden mal „mit iPad“ besuche, ist dort eh in aller Regel ein WLAN. Die Idee, das iPad im Garten zu verwenden, um mal eine Pflanze nachzuschlagen, hab ich aufgegeben. Dafür werde ich das Netbook einsetzen, das hier nutzlos herum liegt, weil es meine Erwartungen an ein „Gerät fürs Bett“ dann doch nicht erfüllt hat (zu schwer, zu unbequem!).

Soweit also meine ersten Erfahrungen mit dem iPad. Insgesamt bin ich mehr als zufrieden damit, werde es aber wieder abgeben, sobald ein entsprechend gut nutzbares Android-Gerät zu vergleichbarem Preis zu haben ist.

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Ein Kommentar zu „Das iPad – mein später Erstkontakt mit der Apple-Welt“.

  1. Das Teil hat Suchtcharakter. Trotz seiner vielen Einschränkungen. Denn ist der Mensch erst einmal angefüttert mit dieser verspielten Online-Welt, dann will sie mehr und mehr davon.

    Ganz böse stößt mir allerdings die Politik von Apple auf und ich kann mir nur wünschen, dass andere Hersteller nachziehen und die Geräte freier und solider konfigurieren.