Nun rauche ich schon seit über einem Monat nicht mehr. Eigentlich ist das recht unspektakulär verlaufen – jedenfalls unauffälliger als bei allen Versuchen zuvor.
Mir scheint, es wird mit zunehmendem Alter leichter. Um die 30 wollte ich auch schon mal aufhören und hielt es keine 24 Stunden durch. Bevor ich noch weitere Kaffeetassen an meine Bürowand gedonnert hätte, hab ich lieber wieder geraucht.. :-) Von da an wurde dann jeder der ca. fünf ernsthaften Versuche „milder“ in den Auswirkungen.
Ich denke, das kommt vom Yoga und eben auch von der jahrzehntelangen Erfahrung mit mir selbst – auch und gerade beim „Aufhören“. Zuvorderst hab ich gelernt, dass ich sicher verliere, wenn ich die Sache als KAMPF betrachte (denn mich selbst besiege ich auf Dauer nicht, das hat sich klar gezeigt).
Gar nicht erst kämpfen…
Allein schon das Wort „durchhalten“ erscheint mir heute in Bezug auf den Rauchstopp ABSURD. Der ganze Kampf- und Krampf-Jargon hat sich lange schon als kontraproduktiv erwiesen: wogegen ich kämpfe, das mache ich erst recht stark.
Es ist im Grunde eine Frage der Lenkung der Aufmerksamkeit: Man kann sich anderen Themen und Aufgaben widmen und muss an aufkommenden Gedanken an Zigaretten nicht festkleben. Einfach bemerken und wieder zu dem zurückkehren, was gerade anliegt… mehr ist gar nicht gefragt. (Erinnert mich an die bekannte Einsteiger-Meditationsanweisung: beim Einfallen störender Gedanken einfach wieder zum Atem beobachten zurück kehren)
Vom Nebennutzen des Leidens
Das aber muss man WOLLEN, um es umsetzen zu können. Man muss bereit sein, auf den Nebennutzen des Leidens zu verzichten: all das betuttelt und bedauert werden, das „in Watte gepackt“, geschont und für minimalste Leistungen „ohne“ gefeiert werden – wenn ich aufhöre, so zu tun, als koste das nicht-mehr-rauchen immense Kraft, ist es natürlich auch DAMIT vorbei.
Mehr noch: indem ich anerkenne, dass es tatsächlich in meiner Macht liegt, durch entsprechendes Verhalten dem „Denken an die Zigarette“ jegliche Brisanz und Verführungskraft zu nehmen, bzw. gar nicht erst einzuräumen, übernehme ich die Verantwortung für mich selbst.
Das Wunder bin ich selbst
Weder bin ich Opfer rauchender Eltern oder Partner, noch zwingen mich stressige Umstände zum rauchen – ich kann es einfach lassen und wenn ich das nicht tue, dann ist es allein meine Entscheidung. Nämlich mein Wille, mich weiter in die Arme der Sucht zu werfen, anstatt die Veränderungen im Denken und die für die Änderung vieler Gewohnheiten erforderliche größere Wachheit zum Dauerzustand zu machen.
Dass nicht wenige Menschen lieber ein „Wunder“ wollen, dass dann typischerweise von Anderen geschenkt/zelebriert wird, wundert mich nicht. Nur würde das bei mir nicht (mehr) funktionieren: der Andere kann nichts mit mir anstellen, was nicht im Rahmen meines eigenen Potanzials liegt.
Wenn ich glaube, dass es mit mir und dem rauchen vorbei ist, dann IST DAS SO.
Dass mir das ein anderer sagt und dazu ein schönes Ritual macht, bringt mich diesem Glauben nicht näher, bzw. wirkt (bei mir!!!) nicht nachhaltig.
Vermutlich deshalb, weil Nicht-Mehr-Rauchen nicht mein oberster Wert ist und es auch nie sein wird. Ich will mich selbst und die Welt erkennen – Sucht und der Umgang damit sind mir letztendlich „nur“ ein Mittel zum Zweck. Es reicht mir nicht, frei zu sein – ich will auch wissen, wie es dazu kommt.
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