Ein Rundgang durch den Garten firmiert in meiner persönlichen Gartenkultur nicht als „Arbeit“. Hab‘ ich erstmal Kaffee getrunken und die Lage der Welt im Gespräch mit dem Liebsten ausreichend kommentiert, ist es Zeit, herum zu laufen und zu bewundern, was so ein „naturnaher“ Garten Anfang September zu bieten hat.
Als poetisch Unbegabte versuche ich mich jetzt nicht an einer Beschreibung, die dem Erleben nahe kommt, sondern komme zum Punkt, der mir als „Gartengedanke“ festhaltenswert erscheint:
Mir ist aufgefallen, dass es fast nie gelingt, so einen absichtslos und bloß neugierig-genießerisch begonnenen Gartenrundgang auch zu Ende zu bringen. Schon bald fange ich an, z.B. die verdorrten Stengel des verblühten Sauerampfers zu pflücken, ein Beet zu mulchen, den Streifen zum Nachbarn vom nachgewachsenen „Unkraut“ zu befreien – und nichts von alledem hatte ich vorgehabt. Regelmäßig „vergesse ich mich“ bzw. die ursprüngliche Spaziergangsabsicht und folge dem Ruf der Gegebenheiten, widme mich den Erfordernissen, wie sie sich mir gerade aufdrängen. Komme dann fast unbemerkt vom „drüber reden“ ins Handeln, vom Bedenken der Möglichkeiten ins konkrete Tun. Und irgendwann sagt mein Gartengefährte, der auch seinerseits schnell Beschäftigung fand: Wir wollten doch nur einen Rundgang machen…
Das Hineingleiten in Arbeit, wie ich es im Garten erlebe, geschieht intuitiv und macht richtig glücklich. Tun, was anliegt – in selbst gewählter Geschwindigkeit. Das passiert ganz ohne Stress, ohne erst so etwas wie ein Pflichtgefühl zu spüren, was ja immer schon bedeutet, dass man „eigentlich“ lieber etwas anderes täte.
Warum ist Arbeit in unserer Welt so selten von dieser Art? Wenn es dem Menschen eigen ist – woran ich nicht nur aufgrund dieser Gartenerfahrung glaube – sich spontan der Weltgestaltung zu widmen, warum sind unsere Ausbildungsysteme und Arbeitszusammenhänge in aller Regel darauf aus, diese freudigen Arbeitsimpulse abzugewöhnen? Mit dem Erfolg, dass es die meisten für völlig normal halten, einen ungeliebten Job anzutreten: Hauptsache Arbeit…
Mark Zuckerberg, Milliardär und Chef von Facebook, hat gerade beklagt, dass er viel zu viel Zeit im sozialen Netzwerk verbringe. In der Zeit hätte er mit „Sinnvollerem“ glatt ein (weiteres?) Vermögen machen können.
Ist der SINN wirklich im bloßen Geld verdienen zu finden? Wie sinnvoll ist das insbesondere dann, wenn man schon Unmengen (oder auch einfach nur genug) davon hat?
Naja, das ist nun nicht exakt mein Problem… :-) Am glücklichsten arbeite ich, wenn ich über den Sinn gar nicht erst ins grübeln komme… so, wie im Garten eben.
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8 Kommentare zu „Gartengedanken: glückliche Arbeit und der Sinn“.