Da hat unser heutiger Bundespräsident also einen Kredit nicht angegeben, den er von einer Unternehmergattin dereinst bekommen hat. Obwohl er offiziell nach Geschäftsbeziehungen zum Unternehmer gefragt worden war.
Den neuen Berliner Justiz- und Vebraucherschutzsenator Michael Braun hielt es nur 11 Tage im Amt, dann musste er zurück treten, weil er sich – so die Behauptung – als Notar bei der Beurkundung von Immobiliengeschäften unkorrekt verhalten habe.
Kaum ist der neue FDP-Generalsekrätär nominiert, titelt das Hamburger Abendblatt „Fahrerflucht? Ermittlungen gegen Patrick Döring“. Ja, er habe einen Rückspiegel angekratzt, versehentlich und ohne es zu bemerken, sagt der so Beschuldigte.
Wer nun glaubt, es träfe nur die Frontmänner und Frauen etablierter Parteien, irrt. Zwar schreibt die Presse Martina Weisband grade wg. hübsch, jung und weiblich hoch (die das durchaus kritisch sieht). Dafür trifft es Daniela Scherler, Fraktionsgeschäftsführerin der Piraten-Fraktion in Berlin, die nicht nur Politikwissenschaftlerin, sondern auch Heilpraktikerin ist – eine FUNDGRUBE für Anwürfe wegen „Esoterik, Positiv-Denken-Geschwurbel und Nonsense“ aller Art.
Ich sympathisiere mit keiner der genannten Personen und nur mit einer der beteiligten Parteien. Bezüglich der inkriminierten Sachverhalte mag ich jetzt auch nicht inhaltlich urteilen, denn es geht mir um etwas anderes: Das „Nieder-Schreiben“ von Personen des öffentlichen Lebens scheint zum Volkssport geworden zu sein. Jeder, der auffällt, wird intensivst gescannt, ob sich nicht irgend etwas findet, mit dem man jetzt einen hübschen Shitstorm entfachen kann – in hochmoralischem Impetus, versteht sich.
Die Prominenz der jeweils Verurteilten bzw. Angegriffenen verspricht soviel mehr Aufmerksamkeit als jede ernsthafte Diskussion politischer Inhalte, dass es eines Aufgebots wahrer Heiliger bedürfte, um diese Skandalisierungs-Maschine leer laufen zu lassen. (Ach was, auch das würde nichts nützen – eine Unterstellung reicht ja fürs tägliche „Klick-Wunder“).
Aber woher nehmen? Wieviele Menschen gibt es wohl, die niemals niemals niemals einen kleinen oder großen Fehltritt begangen haben? Und wieviele davon haben gleichzeitig auch Lust, Politik zu machen, gar ein Amt zu bekleiden?
Das ficht natürlich niemanden an. Ein Skandal ist ein Skandal und als solcher richtig was wert. Wir dürfen uns also zurück lehnen und auf die Sünden gespannt sein, die als nächstes enthüllt werden – und dann nach Lust und Laune entscheiden, ob wir uns „viral“ beteiligen.
Wenn zwischenzeitlich nichts los ist, kann man ja mal wieder über Politikverdrossenheit schreiben.
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18 Kommentare zu „Nurmehr Heilige in die Politik? Woher nehmen?“.