Claudia am 06. Januar 2012 —

Kampf der Plastiktüte – Tipps für Alternativen

Allein im Mittelmeer treiben rund 250 Milliarden Kunststoffteilchen mit einem Gesamtgewicht von 500 Tonnen, schrieb der SPIEGEL im Mai 2011. Jeder EU-Bürger „verbraucht“ im Schnitt 500 Stück pro Jahr, die der Welt bis zu 1000 Jahren erhalten bleiben. 100 Milliarden Plastiktüten jährlich sind es in den USA, deren Herstellung wiederum 12 Million Barrel Öl verbraucht – und das in Zeiten von „Peak Oil“. Meeresschildkröten und andere Meereslebewesen verwechseln die Tüten bzw. deren Restpartikel mit Nahrung und sterben daran. Werden die Plastiktüten verbrannt, setzen sie giftige Substanzen wie Formaldehyd und Phenole frei.

Die Aufzählung der Umweltschäden durch Plastiktüten ließe sich fortsetzen, doch hier soll es um Alternativen gehen, die im Alltag wirklich machbar sind. Zum Beispiel sagt sich leicht: Nimm doch einen Einkaufskorb! Aber wer will schon dauernd einen Korb mitschleppen? Viele Einkäufe geschehen spontan, auf dem Nachhauseweg von irgendwo – und zack, hat man wieder zwei Tüten im Gepäck!

Alternativen zum Müllbeutel

Neben der Nutzung als Transportmittel für Einkäufe nutzte ich viele Jahr die anfallenden Tüten als Mülltüten. Zeitweise hab‘ ich es mit einem traditionellen Mülleimer versucht, doch bräuchte ich davon mehrere (für Restmüll und „Leichtverpackungen“), die nicht in meine Küche passen. Zudem versiffen die Eimer schnell und ich müsste dauernd Mülleimer putzen – und dazu bin ich zu bequem, bzw. mag mich mit den stinkenden Behältnissen nicht befassen.

Was also? Wo die Gefahr ist, wächst das Rettende auch: durch die zunehmenden Einkäufe per Internet fallen immer mehr kleine, mittlere und große Kartons an, die bei uns regelmäßig die Papiertonne überfordern. Zeitweise hab‘ ich die im Keller gesammelt, einige auch in der Wohnung gestapelt – für den Fall, dass ich selber mal was versenden möchte. Das aber kommt nur selten vor, also bin ich jetzt darauf gekommen, kleine und mittlere Kartons für den Restmüll zu verwenden. Zuunterst kommt eine Schicht Wochenblätter (kostenlos, aus dem Briefkasten) rein, damit der Karton nicht gleich durchfeuchtet. Das klappt sehr gut, sofern man keine zu großen Kartons nimmt. Sollten mir die Pappen ausgehen, kann ich mich locker im meist überquellenden Papp-Mülleimer bedienen. Meine Mitmieter sind da diszipliniert, die Tonne ist nicht mit anderem Müll verdreckt, es gibt jederzeit saubere Kartons, denn nicht jeder zerreisst die Kartons auch gleich.

Papierbeutel sind eine weitere Alternative. Die gibts im Bioladen und manchen Supermärkten, zudem kann man sie sich in verschiedenen Größen bestellen, auch in einer Variante für Bio-Müll. Für Rest- und Bio-Müll nehme ich auch bei den Säcken eher kleine Größen, da ist die Gefahr geringer, dass etwas durchweicht. Da ich jeden Tag mal das Haus verlasse, muss ich Müll ja nicht ewig ansammeln.

Alternativen zur Plastiktüte beim Einkauf

Statt einer „damenhaften“ Handtasche trage ich einen Rucksack mit mir ‚rum. Und zwar immer, egal, wo ich hingehe. Damit stehe ich nicht alleine, der Rucksack ist länger schon üblich, es gibt ihn in vielen, durchaus auch attraktiven Formen und Farben. Steckt man noch einen Stoffbeutel in die Seitentasche, sind auch umfangreichere Spontan-Einkäufe kein Problem.

Leider nur in Bioläden: Lebensmittel-Tüten aus Papier

Fast überall in den Gemüse-Abteilungen der Supermärkte und kleinen Läden finden sich die dünnen Plastiktütchen für die Verpackung loser Früchte oder Brötchen. Leider sind sie noch ziemlich alternativlos, nur Bioläden stellen hierfür Papiertüten zur Verfügung. Auch für frisch aufgebackene Brötchen sind die Tüten im Einsatz, es gibt aber einige Supermärkte, die Papiertüten mit „Plastikfenster“ aushängen – immerhin ein kleineres Übel. Hier wird sich vermutlich erst etwas ändern, wenn der Gesetzgeber auch hierzulande die Verwendung von Plastiktüten beschränkt oder teuer macht. Und das ist seit letztem Jahr auf Betreiben der EU ja im Gange.

Da wir alle unterschiedlich viel Müll produzieren und auch die Einkaufsgewohnheiten nicht gleich sind, wird auch das „Plastiktüten vermeiden“ bei jedem etwas anders aussehen. Mit diesem Beitrag will ich dazu anregen, mal wieder drüber nachzudenken, ob nicht doch mehr geht als bisher. :-)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Diskussion

Kommentare abonnieren (RSS)
25 Kommentare zu „Kampf der Plastiktüte – Tipps für Alternativen“.

  1. Weitere Alternativen zur Plastiktüte beim Einkauf: Stofftaschen (die Nachkommen der guten alten Jutetasche aus den späten siebzigern des vorigen Jahrhunderts) und diese Wägelchen auf zwei Rädern zum Hinterherziehen. Die verlieren gerade ihr Image als „Rentnerporsche“ und werden zunehmend auch von Jüngeren verwendet. Vielleicht ist das ein Prozess wie mit dem Rucksack: Vor vierzig Jahren wurde man gefragt, wenn man mit dem Rucksack einkaufen ging: „Und, gehen Sie wandern?“

  2. Aldi bietet noch diese, so sagen sie, abbaubaren Bio-Plastiktüten an. Immer etwas teurer, aber je nun, nennt es Ablasshandel… wenn, dann nehme ich die. Wobei ich frei zugebe: das Denken habe ich auch da an die Aldi-Marketing Abteilungen, die diese Tüten mit Versprechungen bedrucken, abgegeben.

    Ansonsten versuche ich Papiertüten (oder am besten: gar keine) zu nehmen. Oder Kartons. Die muß man sich in Supermärkten zuweilen aus dem Regal „klauen“, aber böse ist dann da auch keiner.

    So richtig gut wird es hier, so denke ich, erst durch Gesetze und, jaja, freiheitsraubende Regeln. Aber ich geb ja immer zu: ich mag Gesetze und Regeln durchaus gerne hier und da und glaube nicht an die Machbarkeit einer allumfassenden Freiheit der Individuen. ;-)

  3. Zum Einkaufen verwende ich nur noch Papiertüten, die sogar stabiler sind als die aus Plastik. In zwei davon passt ein Großeinkauf für das Wochenende für mich und meine Kinder. Hat zudem den Vorteil, dass das Tragen auf beiden Seiten den Rücken wegen gleichmäßiger Verteilung der Last nicht zwangsverkrümmt ;-)

    Über einen schönen Rucksack verfüge ich auch, ein Tagesrucksack für Wandertouren, doch benutze ich den bisher nur im Urlaub, obwohl er sehr bequem ist. Noch habe ich es nicht geschafft, meine „damenhafte“ Handtasche sein zu lassen (obwohl die von einem Sportarikelhersteller ist und groß genug für kleinere Einkäufe, quer über der Schulter getragen auch für Kurzstrecken rückenschonend).

    @Chräcker, wie schade! Ich stehe auf dem Standpunkt, soll sich wirklich grundsätzlich in dieser Gesellschaft etwas ändern, geht das nur durch Abschaffung von Gesetzen und Stärkung der individuellen Freiheit. Ich jedenfalls bin immer weniger bereit, mir irgend etwas vorschreiben zu lassen. Warum auch? In meinem Leben trifft nur eine die Entscheidungen, und das bin ich.

  4. Es gibt ‚bananenförmige‘ Schultertaschen (meine Bezugsquelle weiss ich leider nicht mehr: wer sucht der findet ;-) mit breitem Tragriemen, welche sich gleich angenehm wie ein Rucksack tragen lassen und davon kann man sich auch zwei (kreuzweise) umhängen…finde ich auch recht praktisch.
    Bei uns in CH gibt’s anscheinend mehr Papiertüten als in DE?
    Wir verwenden diese Einkaufspapiertüten weiter als Behältnis für gelesene Zeitungen.

  5. Das mit den Kartons und den alten Zeitungen, bzw. diesen nervenden Wochenblättern ist ein guter Gedanke, werde ich jetzt auch so machen…

  6. Der kleine, aber angenehme Vorteil ist auch: man kann die Papiertüte dann einfach komplett in den Papiercontainer versenken… Kein ausschütten mit wegwehenden Schnipsel mehr…

  7. da!nimm die bürste und DA!DA! nimm den Gott
    die Peke fällt auf dem Altar zum Schaffott!
    Wir sind so souverän uns den Müll als
    verehrungswürdiges Element unseres Alltags
    anzuerkennen, also siegen immer noch
    die Fliegen über die Schei..e!
    da! ES IST BEWIESEN
    nur wir
    sehen das gute
    im müll
    es ist
    kein andrer da.

  8. @alle: ich danke Euch für die Kommentare! Hatte schon gefürchtet, dass dieses ja ziemlich „alte“ Thema echt niemanden interessiert… :-)

  9. […] Kampf der Plastiktüte – Claudia Klinger empfiehlt Alternativen […]

  10. Mal ein Lob für LIDL: da war ich gestern und fand große Papiertaschen für nur 19 Cent!

  11. Claudia, ich nehm seit langem immer die gleiche große Einkaufstasche..ist zwar ausgeleiert, aber hält so 2, 3 Jahre.

  12. Das Problem sind eher die Verpackungen

  13. @Gerhard: das merke ich auch gerade! Um das zu vermeiden, müsste ich auf dem Wochenmarkt und im Bioladen einkaufen. Kann sein, dass ich das angehe – will aber nicht so tun, als sei das sicher, als sei das „richtig finden“ schon gleich auch die Lösung. :-)

  14. Ich war letzten Sonntag wie jeden Sonntag in unserer Bäckerei, reichte der Verkäuferin, wie an vielen Sonntagen davor, meine Stofftasche über die Theke mit der Bitte, sie mit Brötchen zu füllen. Manchmal wird dann nachgefragt: Direkt in die Tasche?? Diesmal keine Frage, die Brötchen wurden mit einer Brötchenzange in den Beutel gelegt.
    Als ich die Bäckerei gerade verließ – ich war noch ein Weilchen damit beschäftigt, meinen Hund am Eingang loszubinden – hörte ich gerade noch, wie sich das Verkaufspersonal über meinen Stoffbeutel mockierte: „Wir dürfen hier nichts mit den Händen anfassen, und dann kommt die mit ihrer Tasche und lässt sich da ihre Brötchen reinfüllen – das müssen wir der mal sagen, dass das nicht geht…“ Ein Telefonat mit dem Leiter der Bäckereikette ergab dann, dass es völlig in Ordnung sei, mitgebrachte Behältnisse füllen zu lassen – er werde sein Personal entsprechend instruieren. Also Leute, reicht eure Stofftüten über den Tresen, das sorgt immerhin für Gesprächsstoff ;)

  15. Irgendwie hast du in dem Artikel kompostierbare Bio-Kunststoff-Tüten – z.B. aus Maisstärke oder Kartoffelstärke komplett vergessen. Absicht? Was hältst du von denen? Die sollen in wenigen Wochen komplett biodegradieren…

  16. @mcr: die hab ich raus gelassen, weil sie ein „Thema für sich“ bilden, das den Beitrag hier sehr verlängert hätte. Es gibt den Vorwurf, dass vieles als „bio“ und sogar „kompostierbar“ gilt, was real das Versprechen nicht hält. Weiter ist dann auch der Mais umstritten, dessen Anbau den Boden extrem auslaugt und und und…

    Das war mir für jetzt zu aufwändig zu recherchieren – evtl. ein andermal!

  17. Ich habe von meiner Mutter Perlonbeutel geerbt, die ich auch immer benutze. Man wird manchmal komisch abgesehen, aber auch daran habe ich mich gewöhnt. Solange sie halten, werden sie auch benutzt und genutzt.

  18. Bei Plastiktüten fängt es an, viel wichtiger ist aber Müllvermeidung überhaupt.
    Ich kann zum Thema Plastikvermeidung nur den Film „Plastic Planet“ empfehlen: http://www.plastic-planet.de/
    Seitdem ich ihn gesehen habe, versuche ich Plastik zu vermeiden, wo es geht. Und das ist nicht einfach, weil man oft einfach zu bequem ist, nach Alternativen zu schauen….

    Eine Familie aus Österreich hat vor über 2 Jahren das Experiment gestartet, konsequent beim Einkaufen darauf zu achten, ob es nicht auch plastikfreie Alternativen gibt.
    Sie haben auch ein eigenes Blog, auf dem man sich Anregungen holen und diskutieren kann: http://www.keinheimfuerplastik.at/

    Ich versuche es zumindest und überlege mir bei allen Anschaffungen, ob es nicht auch plastikarme Alternativen gibt.

  19. @Jolande: danke für deine sehr passenden und interessanten Links! Ich hab auch gemerkt, dass der Müll nur ein kleiner Aspekt des Problems ist – ist ja ungeheuerlich, wie Plastik-versessen unsere Verpackungswelt ist!

    Das Problem ist da sicher auch unser Hygiene-Anspruch, der sicher nicht so leicht zurück zu drehen ist.

  20. @Claudia. Unser Hygiene-Anspruch ist tatsächlich auch ein Problem. Ich hab mich mal bewusst in meinem Bad umgeschaut: da stehen zig Tuben, Fläschchen, Tigelchen, Töpfchen usw. Wir scheinen irgendwie Duschgel und Shampoo zu horten, als ob morgen eine Duschgelknappheit ausbrechen würde…. Dann bringe ich immer noch zig Fläschchen von Hotels mit, die eigentlich auch nur rumstehen. Ich habe mir jetzt vorgenommen, zumindest im Bad drastisch zu reduzieren. Ich brauche keine 5 verschiedenen Haarkuren, keine verschiedenen Lotions für verschiedene Körperstellen, kein Glanzspray für die Haare usw. Ich werde jetzt alles aufbrauchen, was noch so rumsteht, und mich dann auf einige wenige Produkte beschränken. Haarseife verwende ich schon länger, weil die einfach praktischer auf Flugreisen mitzunehmen ist (jaja, ich weiß, CO2 usw., meinereiner muss aber dienstlich viel reisen… andere Diskussion).
    Beim Einkaufen schau ich jetzt auch bei jedem Produkt, ob es nicht vielleicht eine plastikfreie, oder zumindest plastikarme Alternative gibt, die man sich auch leisten kann.

    Naja, mal schauen wie weit ich komme. Es ist tatsächlich nicht einfach.

  21. @Jolanda: gute Initiative, die Produktmenge zu reduzieren! Besitz belastet – schon allein durch rumstehen, verstauben, schlecht werden (Natur-Kosmetik) etc.

  22. […] und Kälte zum nächsten ungemütlichen S-Bahnhof zu laufen, oder verwende doch wieder Plastiktüten als Mülleimer, weil das Etablieren einer Alternative nicht wirklich geklappt […]

  23. Hallo Plastik Tüten Gegner

    Ich finde es richtig das die Palstiktüten verschwinden sollen, denn ich sehe Beiträge in N24. Wir sind ein kleines starkes Finanzielles Unternehmen das sich zur Aufgabe gemacht hat solche Erfinder und Forscher zu suchen die Ideen haben den Menschen zum umdenken zu bringen. Wer einen sehr guten Businessplan hat sollte Ihn einreichen bei uns. Aber es muss Hand und Fuss haben und Funktionieren. Also seid kreativ denn der beste Vorschlag wird dann Finanziert. Machen Sie uns Vorschläge zur Umwelt verbesserungen oder zur altanativen Energien oder anderen Möglichkeiten.

  24. hallo namensvetter
    hast du auch eine anschrift?
    wie hoch wär denn die mögliche förderung und zu welchen konditionen?
    denkst du hier ist der richtige platz um
    anonym hoffnungen zu wecken die möglicherweise
    die kreativen köpfe dieser welt unnötig aus
    ihrer lethargie reissen könnten?

    oder gehts dir wie mir und du lebst nur
    als virtueller geist als gast in ascii zeichen?
    anonym und bares verhält sich wie fisch und fahrrad
    wanda lässt grüssen:)

    im.sz

  25. Na sowas, ein doppelter Ingo/ingo! :-)

    @Ingo: zwar habe ICH deine Mailadresse, aber das bin ja nur ich, die ich gewiss keine Businesspläne einreiche. Deine Anregung wäre tatsächlich nur sinnvoll, wenn Du hier eine für alle sichtbare Adresse hinterlassen würdest!

    Abgesehen davon bezweifle ich, dass „Menschen zum Umdenken zu bewegen“ ein Businessplan sein kann, der „funktioniert“ im Sinne einer kommerziellen Rendite. Es müssen einfach Tüten verwendet werden, die problemlos und binnen kurzer Zeit biologisch abbaubar sind.