In der letzten Zeit hab‘ ich öfter mal dran gedacht, einen Blogbeitrag zum Thema „Wie ertragen wir all den Mist, der in der Welt vorgeht?“ zu schreiben. Immerhin tut es gut, wenigstens schriftlich die eigene Ratlosigkeit und die angesichts der täglichen Nachrichten immer wieder „aufpoppende“ Wut auszusprechen.
Dass so ein Posting dann doch nicht zustande kam, liegt an meinem Hang zum Konstruktiven: Bloßes Schimpfen und Jammern – was soll das helfen? Vermutlich würden Kommentare geschrieben, die ganz individualistisch die Segnungen weitgehender Ignoranz preisen, was mich dann nur noch weiter runter zieht. Obwohl ich mich selbst durchaus gelegentlich abwende und manche Sauerei gar nicht mehr mitlesen mag, finde ich das falsch und mag es nicht unterstützen.
Abgesang auf den Home demens
Einen in Sachen Menschheits-Bashing weniger enthaltsamen Weg hat der humanistisch orientierte Autor Michael Schmidt-Salomon gewählt. Seine Streitschrift „Keine Macht den Doofen“ ist „eine Generalabrechnung mit dem globalen Irrsinn, gnadenlos in Inhalt und Form, wohl eines der radikalsten Bücher, die je geschrieben wurden“, wie es der HdP (humanistischer Pressedienst) ankündigt.
Der ansonsten als Religionskritiker bekannte Autor gibt an, sich beim Schreiben keine Gedanken gemacht zu haben, wie seine Analysen des Weltgeschehens (insbesondere mit Blick auf Wirtschaft, Umwelt, Finanzkrise etc.) beim Leser ankommt. Er habe den inneren Kritiker ausgeschaltet, der ungefilterten Radikalität zuliebe. Vom „Homo sapiens“, dem weisen/wissenden Menschen will er denn auch nicht mehr sprechen, sondern prangert den „Homo demens“ an, der einfach irre sei und seinen Wahnsinn mittels der „Schwarmdummheit“ (!) noch verstärke.
Gefallen hat mir insbesondere die im Interview mit HdP formulierte Sicht auf Verschwörungstheorien (die mir in ihrer mentalen Schlichtheit auch oft den Glauben an den intelligenten Funken im Menschen rauben):
„Das Grundproblem jeder Verschwörungstheorie ist doch, dass den vermeintlichen „Verschwörern“ nicht nur größtmögliche moralische Hartherzigkeit, sondern eine geradezu übermenschliche Intelligenz angedichtet wird. Mit diesen Mythen räumt „Keine Macht den Doofen!“ gründlich auf. Ich zeige, dass es eben nicht am fehlenden Weltethos, sondern an fehlender Intelligenz liegt, dass die Dinge noch immer so sind, wie sie sind. Die erschütternde Wahrheit ist: Wir sind nicht zu böse, sondern bislang einfach nur zu blöde, um gerechtere Verhältnisse zu schaffen. Idiotischerweise haben wir ein System geschaffen, das die Rationalität des Einzelnen mit tödlicher Präzision zur Grundlage eines kollektiven Irrsinns macht, der uns Entscheidungen treffen lässt, die innerhalb des Systems als „klug“, ja sogar „vernünftig“ erscheinen, obwohl sie in Wahrheit von atemberaubender Dummheit sind.“
Wer also durchs Lesen krasser Brandreden den eigenen Ärger über die Zustände besser erträgt, ist mit gerade mal 5,99 Euro für die 128 Seiten sicher bestens bedient. Mehr zum Inhalt des Buches findet sich in der ausführlichen Rezension von Matthias Krause.
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6 Kommentare zu „Alle Blödheit geht vom Volke aus“.