Es ist ein bisschen blöd, über etwas zu bloggen, was schon morgen wieder ganz anders aussehen kann. Ich mach’s trotzdem, weil ich diesen Tag äußerst spannend finde: Heute Abend um 21.00 Uhr läuft die Frist für den „freiwilligen“ Schuldenschnitt privater Gläubiger griechischer Staatsanleihen ab – und es mehren sich die Meldungen, dass es alles andere als sicher sei, dass die nötige große Mehrheit zustande kommt.
Zocken bis zur letzten Minute: Am Markt geht inzwischen kaum noch jemand davon aus, dass Griechenland den Schuldenschnitt durchführen kann, ohne die Gläubiger zu zwingen. Dafür müssten schon 90 Prozent der Investoren zustimmen. Entscheidend könnte eine andere Hürde werden: Mindestens die Hälfte der Gläubiger muss auf das Umtauschangebot antworten, damit Griechenland die Zwangsklauseln überhaupt aktivieren kann. Zweitens müssen davon zwei Drittel dafür stimmen. Kommt nicht einmal dieses Quorum zustande, hätten die Griechen gar keine Handhabe. Die mögliche Folge: entweder die unmittelbare Pleite oder neue Überbrückungskredite von EU und Internationalem Währungsfonds.
Inwiefern wird hier „gezockt“?? Alle Banken, die sich an den Verhandlungen über den Schuldenschnitt beteiligt haben, werden natürlich zustimmen. Anders die Hedge-Fonts und die Kleinanleger: Sie spekulieren darauf, dass beim Scheitern des „freiwilligen“ Schuldenschnitts die Kreditausfallversicherungen (CDS) fällig werden und den ganzen Verlust ersetzen. Individuell erscheint dieses Denken sinnvoll, wozu hat man schließlich eine Versicherung? Dass allerdings bei jenen Banken und Versicherungen, die die CDS ausgegeben haben, bei weitem nicht genug Geld vorhanden ist, um die Summen dann auch auszuzahlen, ficht sie nicht an. Offenbar rechnen sie damit, dass es die Politik mit weiteren Mega-Rettungspaketen schon richten wird – oder eben die Gelddruckmaschine. Verantwortung fürs Ganze ist ihnen fremd:
„Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz rät Anlegern sogar ausdrücklich davon ab, dem Schuldenschnitt ohne Weiteres zuzustimmen. Dass sich Hedge-Fonds und Kleinanleger einmal so nahe sein würden, hätte vor kurzem auch keiner für möglich gehalten.“ (Handelsblatt)
Ein Scheitern des Schuldenschnitts soll laut Bankenverband Kosten für alle Beteiligten nicht unter einer Billion verursachen – ganz genau weiß man das nicht. Kurzum: die Dauerkrise steht mal wieder an einem Punkt, an dem der große Crash droht. Was auch immer das im Detail bedeuten mag…
Für uns alle, auch die, die gar kein Geld auf der Bank haben, wären die Folgen jedenfalls alles andere als angenehm. Zahlungsunfähige Banken können den Warenverkehr zum Erliegen bringen, Mega-Rettungspakete bedeuten extreme Sparmaßnahmen in den Haushalten – und Geld drucken in noch weit massiverem Umfang als bisher führt in die Inflation.
Ich bin also einigermaßen gespannt, was da heute Nacht heraus kommen wird.
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