Gegen Mitternacht laufe ich allein durch eine dunkle Nebenstraße. Um mich her Gründerzeit-Häuser, kein Licht in den Erdgeschossen – die Imbisse, Spätkauf-Läden und Kneipen sind erst irgenwo da vorne.
Da kommt mir ein Mann entgegen, auf meiner Straßenseite. Nicht ganz jung, aber auch kein bisschen alt. Seine Art zu gehen wirkt gleichzeitig selbstbewusst als auch leicht angetrunken. Sein Gesicht kann ich nicht erkennen, es ist zu dunkel und meine neue (meine erste!) Gleitsichtbrille macht die Dinge nicht besser.
Ich spüre, wie sich ein für solche Situationen typisches Hab-acht-Gefühl in mir ausbreitet. Mehr Körperspannung, mehr Aufmerksamkeit, weniger Denken an das, was ich tun werde, wenn ich nach hause komme.
„Hab keine Angst!“ ruft mir der Mann da im selben Moment entgegen.
Ich lächle, laufe auf ihn zu, hebe wie selbstverständlich die linke Hand zu einer Art Gruß, eigentlich zur Geste des „abklatschens“, wie man es unter guten Kumpeln tut. Es endet in einem grüßenden Winken, er lächelt auch, dann ist er vorbei.
Noch jetzt, eineinhalb Stunden später freu ich mich über dieses Erlebnis. Post-Gender-Solidarität – einfach so.
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19 Kommentare zu „Hab keine Angst!“.