Noch hab‘ ich nicht viel gelesen in Domians Buch „Interview mit dem Tod“. Ich hab‘ es mir gekauft, weil ich wissen will, was einer, der so lange und häufig mit den schlimmsten menschlichen Katastrophen, Ängsten und Leiden in Kontakt kommt, zum Tod zu sagen hat.
Schon auf den ersten Seiten hat mich Domians Rückschau in die eigene Kindheit angesprochen. Er schreibt:
„Schon als 13-jähriger Hauptschüler, bildungsfern und ohne jeglichen intellektuellen Hintergrund, hatte ich den Tod in meinem Kopf. Warum müssen Menschen sterben? Was passiert danach? Wann sterben meine Eltern? Wie sterbe ich?…… Versuchte ich mit meinen Schulfreunden über derartige Fragen zu sprechen, so war die Diskussion schnell zu Ende. Sie interessierten sich nicht für meine Grübeleien und hielten mich bestimmt für einen Spinner“.
Gibt es Menschen, die eine Art „Grübel-Gen“ tragen, dass den Anderen fehlt? Über den Tod hab‘ ich in jungen Jahren nicht viel nachgedacht, wohl aber über den Sinn, den Sinn des Lebens angesichts des Universums in seiner Größe und Ignoranz gegenüber uns Stäubchen auf dem Sandkorn Erde.
Heute frage ich nicht mehr nach dem Sinn, der für mich jetzt im Leben und Erleben selbst liegt. Aber fast täglich passiert es mir, dass sich inmitten banaler Alltagssituationen ein Staunen, manchmal auch Gruseln einstellt. Da guckt man Fußball, ärgert sich in der Supermarkt-Schlange, sorgt sich um Kind, Haus, Karriere, freut sich an neuen Smart-Handys, die wieder mehr können – und um uns her ist da doch dieses schier unendliche Universum, dass diese Dinge geradezu lächerlich erscheinen lässt. Jederzeit kann uns ein Meteor treffen, der Yellowstone-Mega-Vulkan kann hochgehen, das Klima kann plötzlich kippen – wir leben inmitten möglicher Weltuntergangsszenarien und tun doch erfolgreich so, als sei alles stabil, sicher, garantiert. Man lässt sich gerne unterhalten und „schlägt die Zeit tot“ als hätte man die persönliche Unendlichkeit gepachtet.
Wenn mich diese Gedanken überkommen, wunder‘ ich mich und erlebe meine Mitmenschen für Augenblicke als blinde Zombies. Dann rufe mich schnell zur Ordnung, zur Normalität, zum Kümmern um die Erfordernisse des Alltags. Bis zum nächsten solchen „irren“ Moment.
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6 Kommentare zu „Angelesen: Domian über den Tod“.