Gestern suchte ich nach einer neuen Garten-Bekanntschaft, die mir ihren Namen plus Handynummer gegeben hatte. Da ich sie erreichen wollte und das Handy nur „piep, piep, piep“ von sich gab, probierte ich es über Google. Zu meiner Verwunderung fand ich nichts, definitiv keine Person im deutschsprachigen Netz trägt diesen Namen.
Mein erster Gedanke war: ob sie mir vielleicht einen falschen Namen angegeben hat? Ich kenne sie ja nicht näher und wer weiß, was für Gründe sie haben mochte. Normalerweise finde ich ALLE, die ich kennen lerne, im Netz: auf Facebook, Blogs oder Hobby-Seiten, als Teilnehmer irgendwelcher Vereins- und Sportgruppen, manchmal auch nur auf der Homepage ihres Arbeitsgebers.
Ein lieber Freund meinte zu meiner Vermutung, sie habe sich „real anonymisiert“, dass auch seine Mutter „nicht im Netz“ sei. Und heute lese ich, dass noch 2010 siebzehn Prozent der Bundesbürger zwischen 16 und 74 Jahren noch nie das Internet genutzt haben. 26 Prozent sind „digitale Außenseiter“ weitere 28 Prozent sind Gelegenheitsnutzer und 7 Przent nutzen das Netz nur am Arbeitsplatz. Das zeigte die dritte Studie (PDF) zur digitalen Gesellschaft in Deutschland, die die Initiative D21 gerade vorgestellt hat.
Soll die Politik da etwas tun – und wenn ja, was? Martin Weigert macht sich auf Netzwertig.com für „Ermunterung statt Regulierung“ stark:
„Es ist richtig, sich dafür einzusetzen, dass Personen ohne Webzugang auch in Zukunft am öffentlichen Leben teilnehmen können. Doch den Schwerpunkt darauf zu legen, anstatt den Großteil der Energie dafür zu verwenden, diese Menschen ebenfalls an das Internet heranzuführen, wäre der falsche Ansatz. Denn er setzt sich dafür ein, die Lebensqualität dieser Gruppe auf dem bisherigen Niveau zu halten, statt sie durch eine Bekanntmachung mit dem Web deutlich zu verbessern. Die Schließung von Versorgungslücken bei der Netzabdeckung, eine gesteigerte Bereitstellung von Gratisnetzzugängen in öffentlichen und sozialen Einrichtungen, eine staatlich unterstützte, in klassischen Massenmedien positionierte Kampagne zur Hervorhebung der Vorzüge des Webs, ein Fokus auf Barrierefreiheit sowie eine Vielzahl von Bildungsangeboten zur Vermittlung der notwendigen Kompetenzen sind die Wege, mit denen das gesamtgesellschaftlich wünschenswerte Ziel, die Zahl der digitalen Außenseiter zu verringern, erreicht werden kann. Nicht, in dem die Politik es den Offlinern durch regulierende Eingriffe so einfach wie möglich macht, sich auf Dauer vom Netz fernzuhalten.“
Ja, das denke ich auch. Dazu gehört aus meiner Sicht aber auch eine Weiterentwicklung des Urheberrechts, ein Verzicht auf verunsichernde „Leistungsschutzrechte“, eine Deckelung der Abmahnkosten für Verstöße ahnungsloser Privater und vieles mehr.
Vielleicht frag‘ ich meine neue Bekannte mal, warum sie nicht im Netz ist.
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25 Kommentare zu „Offliner – sie sind unter uns und gar nicht wenige!“.