Antje Schrupp hat heute etwas zum kursierenden Mem #609060 geschrieben, das mich zum kommentieren reizte. Und weil es ein sehr persönliches Thema ist, nehme ich den Schreibimpuls gerne auch hier auf.
Seit einiger Zeit zeigen Frauen (und auch Männer) auf Instagramm Fotos von sich: morgens vor dem Spiegel, bevor sie aus dem Haus gehen. Journelle startete die Aktion unter dem Hashtag #609060, was zunächst ein Vertipper war und eigentlich #906090 hätte heißen sollen. Titel der Fotos: „Normale Menschen in Oberbekleidung“ – es soll das gängige Schönheitsideal ironisiert und ad absurdum geführt werden. Schöne Aktion!
Aus der “normalen” Weiblichkeit scheine ich insofern heraus zu fallen, als ich nicht einmal einen Spiegel besitze, der mich ganz zeigt. Den brauche ich auch nicht, weil ich immer dasselbe, nämlich eine dunkle Jeans anhabe. Selten auch mal eine blaue, aber diese Differenz lohnt den Spiegel nicht.
In den 70gern kursierte der Spruch: “Geh nirgends hin, wofür du andere Kleider brauchst!” Mit dieser radikalen Verweigerung wollte man gegen die Uniformität der Geschäftswelt angehen und – als Frau – gegen den Zwang, sich extra aufzuhübschen und in unbequeme Klamotten zu werfen.
Ich konnte gar nie anders als mich dem entsprechend zu verhalten. Wo man mich in Jeans und Sweatshirt/T-Shirt nicht brauchen konnte, da wollte ich gar nicht hin. Es wär mir viel zu anstrengend gewesen (Verkleidung!) und so hab ich mich immer über Frauen gewundert, die morgens gefühlte Stunden benötigten, um sich “schick für die Welt” zu stylen.
Erst Mitte vierzig war ich dann souverän genug, um mich zumindest für erotische Anlässe “spielerisch” in Richtung “weiblich schön” zu kleiden – gelegentlich und nur privat.
Alles in allem hat es mir nicht geschadet, das Thema Mode weitgehend zu ignorieren. Weder beruflich noch bzgl. Liebe, Erotik, Beziehung. Perspektivisch hätte ich allerdings nichts dagegen, in Zukunft mal mehr zu experimentieren. Eine „verrückte Alte“ werden… :-)
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2 Kommentare zu „Kleider machen Leute? #609060“.