Das wird jetzt kein Beitrag zum Thema Journalismus: es geht ums persönliche Bloggen. Um solche wie mich, die – weil sie gar nicht anders wollen können – an der Einheit von Leben & Arbeiten als Ideal und zu förderndem Zustand festhalten.
Die kommerziellen Elemente in diesem Blog sind marginal und haben noch nie jemanden gestört. Auch mich nicht bei der Wahl meiner Themen und deren Gestaltung. Ich schreibe zuvorderst für mich (Selbstausdruck) und als nächstes für die Leser/innen – und das schon recht lange, unter dem Label „Digital Diary“ seit 1999.
Die Schere im Kopf, die ich meine, hat nichts mit etwaigem kommerziellen Eingebundensein zu tun, sondern mit meinen „gefühlten Lesenden“, bzw. der Art, wie ich mich zu dieser „gefühlten Allgemeinheit“ und speziell zur intendierten, aber undefinierten „Stammleserschaft“ verhalte. Deutlicher: ich spreche nicht über Euch, sondern über mich.
Weil das hier ein persönliches Blog ist, hab‘ ich ihm niemals eine „eigene Domain“ gegönnt. Es scheint mir gut aufgehoben unter www.claudia-klinger.de/digidary/. Das war schon der erste Verstoß gegen das sich entwickelnde SEO-Wissen, viele andere sind gefolgt. Auf „unverbissen-vegetarisch“ mache ich in diesem Sinne vieles besser, deshalb hat dieses Themen-Blog auch drei- bis viermal soviel tägliche Zugriffe. Ganz ohne dass ich ständig was dafür tue.
Aber das nur am Rande. Das Digital Diary hatte seine Aufs und Abs – mal 700 Besucher/innen pro Tag, mal 150. In diesem halben Wintermonat Januar sind es grade mal 168 Besuchende/Tag. Öfter hab* ich bemerkt, wie leicht es ist, die täglichen Besucher zu vervierfachen: ein paar Buzzwords im Titel, die grade auf aktuell durchs Dorf getriebene Medien-Säue verweisen, reicht dazu locker aus.
Aber was bringt mir das? Z.B. die Erfahrung, mit Themen zur Eurokrise die Klientel von „Schall und Rauch“ und diversen „Krisenvorsorgern“ hier begrüßen zu dürfen. Bringt mir nichts – und IHNEN auch nicht, denn ich steige nicht auf ihre allzu schlichte und in der Regel wenig solidarische Herangehensweise an relevante Themen ein.
Kurzum: Über die Jahre ist es mir ernst geblieben und geworden, dass diese Plattform namens „Digital Diary“ für mich DAS Medium ist, mich selber auszudrücken. Ganz ohne Blick auf irgendwelche Benefits oder Rücksichten. Wenn man nicht mehr „nach Quote schaut“ ist man wirklich frei – und warum soll ich mir das auf meiner ältesten Plattform nicht gönnen? Hosting kostet schließlich nicht die Welt.
Dachte ich! Ist aber nur ein Teil der Wahrheit: Vielleicht hat der eine oder die andere Stammleserin (mit dem Gendern tu ich mich noch schwer, suche aber open minded nach dem Machbaren) bemerkt, dass ich mich seit einiger Zeit in einer Art „Blockade“ befinde. Das gilt fürs Leben wie fürs Schreiben, aber für mich war es hilfreich, es auch mal als „Schreibblockade“ zu beschreiben.
Mit solchen kenne ich mich ja aus, hab‘ immerhin gut drei Jahre Schreibkurse gegeben und Menschen dazu verholfen, ihre jeweiligen Blockenden zu erkennen und zu durchbrechen. Deshalb kann ich gar nicht mehr umhin, zu bemerken, wenn ich selber „irgendwie blockiert“ bin – und warum.
Dass ich im Alltag so einen „Themenmangel“ fürs Digital Diary empfinde (gefühlt gibt es ja kaum etwas, über das ich noch nicht gebloggt habe…), liegt an der mangelnden Bereitschaft, mich als unfertig, schwach, fehlerbehaftet, unweise, verletzlich zu zeigen. Sehe ich von derlei Behinderungen ab, ergibt sich gleich ein mega-inspirierender Themenkatalog! Egal, wohin ich schaue…
Womöglich bin ich mit dieser Art „Schreibblockade“ nicht alleine.
Wonach es mich NCIHT gelüstet, ist übrigens die Veröffentlichung meiner persönlichen Beziehungen und Intimitäten. Meine privaten Erfahrungen sind sowieso stets Fundus meinses Daseins als politischer Mensch. Die muss ich nicht im Detail ausbreiten, sondern freue mich mehr daran, diese Themen versuchsweise zu analysieren, zu abstrahieren und verallgemeinerbare Lösungen anzudenken.
Nö, darum geht es nicht (von mir erwartet auch niemand so einen Beziehungs-Journalismus) – sondern eher darum, mich als das Ganze zu zeigen, von dem ich gerne rede. Und eben nicht nur die bei meiner gefühlten Stammleserschaft „grade noch akzeptablen“ Aspekte.
Beispiel: ich schaue derzeit durchaus ohne schlechtes Gewissen „Dschungelcamp“ – wenn ich denn abends zur entsprechenden Zeit vor dem TV lande und keine spannendere Alternative lockt. Obwohl ich doch auch einst mit Dschungelcamp-Bashing (Verletzung der Menschenwürde! Sollte verboten werden! Übles Privatfernsehen!) anfing…
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Dazu demnächst womöglich mehr. :-)
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7 Kommentare zu „Die alltägliche Schere im Kopf“.