Leserbriefe
hi, gelangweilte goettin
Hallo, Claudia,
Die Langeweile, die sich daraufhin einstellen kann, ist allerdings auch ein interessantes Untersuchungsfeld. Sie ist im gewissen Sinne ein kreativer Zustand, weil man beobachten kann, was jetzt wieder mit einem passiert. Zum einen signalisiert sie, dass ein Zustand des Gleichgewichts, der Befriedigung und Ordnung eingetreten ist. Zum anderen entsteht die Frage: Was tritt nun als Motor an die Stelle dessen, was Dich vor dieser Erkenntnis angetrieben hat? Sich diesem Phaenomen aussetzen, einfach abwarten, beobachten und analysieren: Ein Luxus, dass alles im gruenen Bereich ist!
Die Bücher von Abraham Maslow "Motivation und Persönlichkeit" und "Psychologie des Seins" haben mir viele Antworten auf diesem Gebiet gegeben. So direkt formuliert hatte ich über die Ursachen menschlichen Handelns zuvor noch nie gelesen, wenn auch in meiner Tätigkeit in der Krankenpflege vieles Zusammenhänge aber schon beobachtet. Man lernt doch gerade bei Alten oder Menschen an Grenzen, auch Grenzen des Lebens, wie das Leben funktioniert, was existentiell ist.
Hi Claudia,
will ich dir mit der Unternehmensphilosophie der
"gefunden-habenden" Macher dahinter, eine Aktiengesellschaft
(oder soll "ag" arbeitsgemeinschaft heissen? 310K
sind nicht soviel, angesichts der sonstigen, am Wirtschaftsleben
der Firma Germony beteiligten Unternehmen :)
mit DM 310 000.-- Gesellschaftskapital, erweitern:
<zitat>
"Nur zehn Jahre nach der Schaffung des World Wide Web
durch den Physiker Tim Berners-Lee und fünf Jahre,
nachdem Netscape-Gründer Marc Andreessen mit
der Software „Mosaic" das Netz für jedermann
öffnete, verändert das Internet die Art des
Wirtschaftens auf radikale Weise."
Der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Du bemängelst einen miesen Suchmaschinenalgorithmus;
("Trueffel" ergibt "olive"+ "wein") und erhälts ein
schnippisches: gehn 'se doch "ruüber".
Möglicherweise sind die "nur noch wenigen Firmen",
die sich noch nicht am E-commerce Beteiligen nicht zukunfts-
sondern Verbraucher-orientiert. Vorgestern war ich beispielsweise
in einem kleinen Obst+Gemüseladen in der Hamburger Innenstadt.
Besah mir die ausgestellten Angebote, roch den spezifischen
Duft von Obst und Gewürzen, erfreute mich an der Unzahl der
verfügbaren frischen Waren. Die Verkäuferin, kaum zu
erkennen hinter den Stellagen, blinzelte mir freundlich zu
und nahm den garnicht e-commerzigen zehnmarkschein.
ich die Früchte. Dabei dachte ich mir, je älter ich werde,
umso reaktionärer wird mein Kauf-verhalten.
Der Grund-tenor: "nur bares ist wares" hat einen
gewissen Reiz, dem ich mich kaum noch entziehen kann.
Keine Datenspur, keine Schufa-Abfrage, kein:
"sorry, Karte wurde mangels (.begründung beliebig..)
einbehalten"; nichts von all dem. Ware gegen bar.
Handschlaggeschäft. Kein unternehmensphilosophisches
konzeptorientiert kundenspezifisch zugeschnittenes
Brimborium. Kein Zwischenhandelsgewinn von an der
eigentlichen Leistung unbeteiligten Dienstleistern.
"die Zukunft hat einen Namen: Internet"
es ist für mich eine feine Sache, das Internet.
das eigentliche Problem jedoch: ich glaub nicht dran.
ich glaube nicht an die ganzen Heilsversprechungen und
segensreichen arbeitsplatzschaffend-orientierten
Äusserungen der Beteiligten. Ich vermute, mit
der "Zukunft", wie sie die Damen und Herren der
e-commercials meinen, wird der ganze Wirklichkeitsunfug, der schon immer aus der Pandora-Streusandbüchse
in die Augen der wenigen Arbeits-Dinosaurier gestreut
wurde, nur um eine lustig blinkende Nuance erweitert.
Selbst die ansonsten auf dem Zukunftsauge eher blinden
Finanzbehörden denken mittlerweile über Zugriffsrechte
auf die MarketenderInnen-Online-Transaktionen nach.
wäre ja auch noch schöner, sollte das Steuervieh
mittels elegantem Umgehen der Melkmaschine via
virtuellem Geldverkehr die Milch für Rüstungs-und
andere Schweinereien verweigern.
Ist "e-commerce" eine "windows-ähnliche" Anwendung,
deren Pferdefuss darin begründet ist, scheinbare Freiheit
in der Anwendung keineswegs jedoch im Basisprogramm?
WER oder was ist dann "the billy (gates)", der/die sich daran
dumm und dämlich verdient?
Ob sich dies Tim Berners-Lee oder Marc Andreesen
alles so gedacht haben? Wohl kaum. Zukunft ist
ein offenes Doppel-Tor, dessen Flügel wir nur an den Rändern
wahrnehmen. Ständig stossen wir uns daran, Sand in den Augen
und Trüffel vor der Nase. Mir scheint, die Trüffel sind an einem
Stock, gerade etwas länger als unsere Reichweite, an einem
Stirnband unserer Wahrnehmung befestigt, gedacht, Wege zu
finden, die längst begangen wurden.
mit freundlichen Grüssen vom Land
ingo
Hi Claudia,
ein Philosoph (Name ist mir momentan entfallen) brachte einmal
ein Beispiel zum Thema Glück bzw. glücklich sein:
Ein Mann ist gestorben und kann nur noch künstlich am Leben
erhalten werden. An seinem Kopf sind Elektroden befestigt,
die eine Verbindung zum Gehirn herstellen und in ihm einen
andauernden Zustand des Glücks erzeugen. Das ist die einzige
Möglichkeit, ihn künstlich am Leben zu erhalten.
Der Arzt fragte den Freund des Verstorbenen, ob er mit dem
Verstorbenen tauschen möchte. Dieser verneint.
Dieses Beispiel war einmal eine Aufgabe in einer Ethik-Klausur.
Wir sollten uns in die Person, die am Bett steht, hineinver-
setzen und unsere Entscheidung ("Ich will tauschen" oder "Ich
will nicht tauschen") begründen.
Natürlich möchte ich nicht tauschen. Das Leben wäre todlangweilig,
wenn es nur positiv und voller Glück wäre. Negative Momente/Erlebnisse
gehören zum Leben einfach dazu. Und wer dies akzeptiert, der wird
auch ein zufriedenes Leben führen können, denke ich.
Manchmal sind sogar negative Erlebnisse viel besser als die
positiven. Oftmals kann man aus den negativen Momenten viel
mehr lernen, viel mehr Erfahrung daraus ziehen.
Was wäre ein Leben als Selbständiger voller Webaufträge, die
"in einem Rutsch" abgearbeitet werden können, ohne den kleinsten
Zwischenfall. Würde da nicht die Routine einkehren? Und wie bei
allen Dingen, in denen Routine einkehrt, empfinden wir diese
Dinge nicht mehr so intensiv, als wenn sie im Kern zwar gleich
oder ähnlich wären, insgesamt jedoch variieren.
Ist es nicht gerade spannend, einen Auftraggeber zu haben, der
nicht nur abnickt, wenn man ihm Vorschläge zum laufenden Projekt
macht, sondern aktiv mitarbeitet, einen konstruktiv kritisiert
und so den Auftrag "lebendiger" gestaltet?
Ich meine: ein Leben, das wie in einer Achterbahn Höhen und
Tiefen beinhaltet, ist ein erfülltes Leben.
In diesem Sinne,
Björn
Hallo Claudia,
Hallo Claudia,
obwohl ich im Moment mit wesentlich flacheren Themen beschäftigt bin,
möchte ich doch schnell eine Bemerkung loswerden.
Ich glaube, dass die Frage "Wie werde ich sterben?" ohne den
gesellschaftlichen Hintergrund gar nicht beantwortet werden kann. Wobei ich
bitte, das Wort "gesellschaftlich" mal ganz weit zu verstehen. Die Chance, in
einem Hinterzimmer eines Krankenhauses allein zu sterben, ist heute, da
sich alle vom Sterbenden abwenden, ziemlich groß. Das war nicht immer so
und wird vielleicht auch nicht immer so bleiben.
Liebe Claudia,
zu einer durchargumentierten Auseinandersetzung mit dem Thema DOD (death on
demand) fehlt mir heute die Muße. Aber ich möchte die Hauptlinien meines
Widerspruchs skizzieren.
Hallo Bjoern, hallo Claudia,
heikle Dinge entstehen nur dann, wenn Grenzen gesteckt
sind. Mir ist klar, dass die gesellschaftliche Freigabe
eines "finalen Mausclics" erhebliche Bedenken in wacheren
Geistern hervorrufen muss. Ich bin mir sicher, es lebten
und leben wachere Denker, die mit diesen Lebensformalen
Angelegenheiten ihren Lebensunterhalt einträglich bestreiten.
warum auch nicht, schliesslich leben wir in der schlechtesten,
allerdings einzig funktionierenden aller denkbaren
Gesellschaftsformen, der Demokratie.
Hallo Claudia,
Hallo Claudia,
Wie schnell sind wir bereit, was gestern noch so immens
wichtig war, in einem ganz anderen Blickwinkel zu sehen.
Wie leicht ist es tatsächlich, den ganzen erworbenen/ anerzogenen
Ballast von materiellen Dingen zu hinterfragen, angesichts des
aufziehenden Nebels! Wir sehen nicht klar, die Geräusche, der
übliche Lärm unserer Umwelt wirkt gedämpft und lässt uns ein
wenig Zeit, unwichtige Dinge in ordentliche Schubladen zu späterer
Verwendung zu packen. Durch die Unschärfe in der Tiefe gewinnen
plötzlich so alltägliche Dinge, wie zum Beispiel die blaugestrichene
Holzbank mit den "schwebenden" Wäscheklammern und dem kleinen
Laubhaufen rechts im Bild eine eindringliche Bedeutung.
Wenn man sich Zeit lässt. Unsere Lebenszeit ist womöglich das
einzige, uns wirklich dienliche Kapital.
Du verlangst die Freiheit, die letzte Freiheit, die einem lebenden
Wesen -noch- von Staats wegen verwehrt wird. Ein Rufen in den
dichten Nebel der kommenden Gesellschaftsordnung. soweit mir bekannt
ist, steht versuchte Selbsttötung in unserer Strafgesetzgebung
als strafwürdiges Unterfangen. Warum? Ist es der Versuch,
eigentlich frei gebohrenen Mitgliedern die endgültige Abstimmung
"per Fuss" zu verwehren? Ich will hier nicht überkommene Verhaltensweisen
eines Staatssystems hinterfragen, es ist für mich eher eine zum
Novembernebel passende Feststellung. Was nutzen uns Güter, all die
angehäuften Artikel, wenn wir sie nicht geniessen, oder -im Fall von
körperlichen Gebrechen- nur noch als nutzlosen Ballast empfinden?
Ich denke auch, dem Einzelnen sollte der "finale mausclic" frei
gestellt sein. Erst die Freigabe aller persönlichen Rechte
macht meiner Ansicht nach das Wesen eines wirklich demokratischen
Staatsgefüges aus; auch und gerade, wenn durch Einzelentscheidungen
der ein oder andere Steürzahlende nicht mehr in den Inkassobüchern
als "nutzenfaktor" vermerkt werden kann.
Ich setze mich auf die Bank, ruhe und blicke in den aufziehenden Nebel.
Wozu all die schöne Ordnung, wenn schlichte Wassertropfen den weit
überzeugenderen Reiz bieten, zu ruhen, nachzudenken und ein wenig
Freiraum für das eigentliche Chaos der Natur zu lassen.
Ein wenig über das übliche Chaos unserer Ordnung hinauszusehen
und einen Sinn hinter der Nebelwand unserer Aussenwelt zu suchen.
Wir sind immer unterwegs. Manchmal im Nebel, manchmal im Klaren.
Aber immer unterwegs.
:)
grüsse aus Salzgitter
ingo
zu: 08:12:99 Im grünen Bereich...
:)
Was sind eigentlich die Ereignisse unserer Tage?
Erlebte Erinnerung? Wiedergefundene Antworten auf Fragen,
die wir nie zu stellen wagten und deren Inhalt der Gattung
Mensch doch schon immer klar vor Augen stand?
Das Leben ist eine Baustelle, keine Frage. Manchmal haben
wir Kontakt zum Bauleiter, manchmal verstehen wir nicht
mal die simpelsten Striche auf der Montagezeichnung.
In solchen Zeiten ist es möglicherweise angebracht,
sich auf die einfachsten Dinge seiner selbst zurückzunehmen
und dem Tagestrubel gelassen zuzusehen.
Unser menschgemachtes Spiel ist so reichlich mit Überaschungen
bestückt, so widersinnig und doch so vorwärtsgerichtet,
daß es mich eigentlich wundert, wie Langeweile am Sein
auch nur die geringste Chance hat.
Es ist wie im Schach: Einzelne Spielzüge werden hundertfach
wiederholt, im Partieverlauf sind die Ergebnisse jedoch niemals
die selben. Das ist es, was das Spiel der Könige so unendlich
vielseitig macht. Es (das Spiel) lebt von der 'Interaktion'
der jeweiligen Spieler. Von der stetigen Kommunikation,
dem friedlichen Wettstreit der Ideen und nicht zuletzt
von der jederzeitigen Möglichkeit, das Spiel durch einen
einzigen, unbedachten Zug zu verlieren.
Auch Lange Weile ist Bestandteil im Bauplan unserer Baustellen.
Sie zu umschiffen, die Untiefen in der Fahrrinne zu erkennen
und die gefährlichsten Riffe zu vermeiden, diese eventuell
mit Bojen für andere Fahrensleute zu markieren, kann eine
Variante unserer Aufgaben sein, wer weiss das schon?
:)
So schippern wir durch das unendliche Meer unserer
Möglichkeiten, lassen gelegentlich das Nebelhorn
ertönen und sollten froh darüber sein, immer eine
Handbreit Wasser unter dem Kiel zu haben.
Der Preis für unsere Reise quer durch die Geheimnisse
des Alltags ist eben jene Erkenntnis, selbst ständig
der Motor unseres Lebens zu sein (gelegentliches Stottern
inbegriffen). Ebenso, wie vor langer Zeit behauptet wurde,
es sei schon alles geschrieben und durchlebt, steht doch
jedem offen, jenes "alles" für sich selbst als 'neu'
zu erleben? Nur Götter, sehr betagte Götter, dürften
damit gelangweilt sein. Wir Zweibeinigen, ausgestattet
mit Verstand, Herz und zehn Fingern an zwei Händen,
leben zu kurz um 'wirklich alles' mitzubekommen.
Und das ist gut so, sonst hätten wir wirklich Grund
zur Langeweile.
Grüße aus Salzgitter
Ingo
zu: 08:12:99 Im grünen Bereich...
wie Du heute in Deinem diary schreibst, hast Du das Prinzip, wie Erfolg funktioniert, offenbar schon zum xten Male wiederholt und erlebt: Der Erfolg folgt auf die entsprechende Leistung, ist die notwendige Folge einer bestimmten Leistung, so das dies im Moment keine Motivation in Dir auslöst. Zumindest ist der Überraschungseffekt des Neuen, nämlich zu erleben, wie bzw. dass das funktioniert, bei Dir im Moment nicht mehr da. Offenbar ist das Interessante daran, herauszubekommen, ob dieses Prinzip bei einem selbst funktioniert, was bei Anderen auch eingetreten ist, und wenn es dann ein paar Mal geklappt hat, ist es schon langweilig. Ich glaub schon, dass einem das den Boden unter den Füßen wegzieht, vor allem, wenn man sich angewöhnt hat, sein Selbstwertgefühl vorrangig an der eigenen Leistung und den erlebten Feedbacks festzumachen.
"...Doch
irgendwann wird das ganze Spiel transparent: tue
ich dies, dann geschieht das.... da ist gar kein
Geheimnis!"
Was uns antreibt, uns motiviert, sind in letzter Konsequenz unsere unbefriedigten Bedürfnisse, wenn wir es auch oft eher mit anderen Worten umschreiben. Nach dem amerikanischen Psychologen Abraham Maslow sind diese unser Antrieb und Motor, und indem wir uns auf der "Bedürfnispyramide" nach oben leben oder ausleben (ohne eine Stufe auslassen zu können, das klappt nicht), entwickeln wir uns. Irgendwann ist etwas "abgegessen", im tiefsten Innern ausgelebt und dann folgt etwas Neues.
Unter unerfüllten Grundbedürfnissen, was bei ihm die Basis der Bedürfnispyramide darstellt, (bekannterweise vor allem im Osten Deutschlands auch von Karl Marx formuliert: Man kann erst dem Bedürfnis zur Arbeit folgen, wenn der Bauch satt ist) dürfte hierzulande wohl kaum einer leiden (rein theoretisch natürlich, ich weiss von meiner Zeit als Krankenschwester, dass es totzdem oder gerade in der Zivilisationsgesellsachaft paradoxerweise viele Defizite gibt), also können wir alle ziemlich ungestört von unausgelebten Trieben an unserer Selbstverwirklichung arbeiten. Diese ist ja schon das Spannendste, was man sich vorstellen kann. Herauszufinden, was man werden muss, ob Sockenverkäufer oder Kunstmaler oder was, um man selbst und glücklich zu sein.
"Musiker müssen Musik machen,
Künstler malen, Dichter schreiben,
wenn sie sich letztlich in Frieden mit
sich selbst befinden wollen. Was ein
Mensch sein kann, muß er sein."
abraham maslow
Interessant fand ich vor allem, dass Maslow seine psychologischen Studien nicht an Patienten, also psychisch Kranken, gemacht hat (wie die meisten Psychologen), sondern an gesunden, erfolgreichen, selbstverwirklichten Menschen.
Vielleicht arbeitest Du Dich jetzt bereits an den kleinen oberen Kegel der Pyramide vor. Es müßten dann solche Sachen folgen wie das Bedürfnis nach Mystik und Transzendenz. ;-)) So suchst Du doch, wie Du schreibst, jetzt schon nach neuen Geheimnissen. Sollten das die ersten Anzeichen dafür sein, dass Du die Selbstverwirklichung bereits ausgelebt hast???
Wie auch immer, Langeweile ist kreativ!
Dies meint Christiane.
http://www.hal-screen.de
zu: 20.11. Suchen Sie doch weiter!...
die freundliche Bemerkung:
Sehr geehrte Frau Klinger,
hier empfehlen wir Ihnen, einfach weiterzusuchen.
Mit freundlichen Grüßen
„E-Business wird zur Massenbewegung".
„Die Konkurrenz im Internet ist nur zwei Mausklicks entfernt."
Für viele Firmen bietet der kreative Einsatz von
E-Commerce Aktivitäten eine Riesenchance. Nur
noch wenige Unternehmen zögern, wenn es um
den Einstieg ins Internet-Geschäft geht. Vielen ist die
praktischen Einsatzmöglichkeiten des neuen Mediums
klar geworden. Die german networker Multimedia AG
erarbeitet Konzepte, mit denen zukunftsorientierte
Unternehmer die Möglichkeit bekommen, im Rahmen
bestehender oder noch zu definierender Gemeinschaften mit
gleichen Interessen und gleicher Zielgruppenansprache,
E-Commerce zu betreiben. Wobei selbst kleinere
Unternehmen ihren Weg zur virtuellen Erweiterung des
Kundenkreises zügig und kostengünstig
organisieren können.
Die Geschäftsleitung
:)
20.11. Suchen Sie doch weiter: das Trüffelproblem...
interessant wie solche Themen eskalieren können.
Mal ein schneller Mausklick und Du findest nicht gleich die gesuchten
Trüffel, sondern 3 Sachen die vermeintlich nichts mit dem Thema zu tun haben
(Olivenöl, etc..). Du möchtest schnell die Info weitergeben, es wird aber
erst mal dieser Datenstriptease von Dir verlangt. Du wirst aggressiv und
antwortest ein wenig pampig das_geht_sie_nichts_an, um die eigentliche Info
bei SONSTIGES mitzuteilen. Die Antwort kommt dann relativ schnell (und
scheinbar ebenso pampig): Wir empfehlen Ihnen: Einfach weitersuchen. Dann,
weil offensichtlich verletzt, als "kleines Machtmittel" ins Diary.
Außer Frage: Der Datenstriptease ist hier fehl am Platz.
Vermutlich hätte ich versucht, in dem Quelltext kurz nach der email Adresse
zu schauen, um dann eine e-mail ohne das Formular abzusenden. Oder einen
weniger aggressiven Spruch "egal" ... "hier_nicht_relevant" in den
Formularfeldern angegeben. In dem Feld Sonstiges hätte ich auf die
vermeintlich nicht relevanten Such-Antworten und auf den ungerechtfertigten
Datenstriptease hingewiesen.
Wenn mann die (ebenso kanappe, pampige) Antwort der Dame ohne jede
Vorverurteilung anschaut (einfach weitersuchen...) und sich die
Produktzusammensetzung der 3 gefundenen Produkte (durch Klick auf die
Überschrift) herholt, wird festzustellen sein: In allen 3 gefundenen
Produkten ist das Wort Trüffel enthalten.
Warum nicht einfach (zumindest im Erstkontakt) den Trüffelmenschen beste
Absichten unterstellen und freundlich auf die gefundenen Probleme (wie
ungeschickt dargestelltes Suchergebnis und Datenstriptease) hinweisen?
Das Thema Trüffel oder Schneckenzaun ist aber hier nicht das Thema. Mir
fällt etwas anderes auf.
Du lebst in einer wunderschönen Umgebung, hast eine wunderschöne Schreibe,
machst tolle WEB-Seiten und hast im Augenblick keinen Auftragsstreß. Warum
also solche KLICK-Hektik und Aggressivität? Früher Hektik in Berlin, jetzt
im Internet? Wo ist Deine innere Ruhe?
Beste Grüße aus Berlin
Ottmar
16.11. Sterben & Gesellschaft...
Ob man Einfluss auf sein
eigenes Sterben nehmen kann, weiß ich nicht: in der "Reise nach Jerusalem"
habe ich zu dieser Frage die Ironie des Schicksals auftreten lassen.
Generell bin ich der Ansicht, dass die Art, wie üblicherweise gestorben
wird, uns allen einen Spiegel vorhält. In einer individualistischen
Gesellschaft hilft wohl nur noch die Gründung einer Selbsthilfegruppe, die
"Anonymen Sterbenden". Dies alles zeigt aber, dass das Sterben ein emminent
gesellschaftlicher Vorgang ist und es z.Z. eben gesellschaftliche
Übereinkunft ist, diesen Vorgang hinter verschlossenen Türen außerhalb der
Gesellschaft stattfinden zu lassen. Welche Auswirkung das auf den
Sterbenden hat, ist schwer zu sagen, für die Nach- und Mitwelt ist es eine
Verarmung. Ich glaube sogar Verarmung an einer Urerfahrung, die
ursprünglich vielleicht Gemeinschaft überhaupt erst gestiftet hat. Aber das
driftet schon wieder ins Allgemeine ab.
Du hast schon recht, das *Dranbleiben* an dieser Frage ist die wirkliche
Herausforderung und die Leiter, auf der wir geistig, intellektuell und
sozial nach oben steigen.
Ciao!
juh
--
Gerade ein Konstruktivist, der die sog. Realität fuer subjektiv
konstruiert haelt, muss auf einem verbindlichen normativen Kontext
bestehen, und der wäre hier: Krieg als Mittel der Politik war immer
und ist ein Unding! (W.H. in der Mailingliste PhilWeb)
15.11. death on demand?...
Im Zentrum steht dabei der Gedanke der Verfügbarkeit des menschlichen
Lebens. Ich möchte natürlich dem einzelnen alle Freiheit lassen, die er ohnehin
faktisch hat - aber ich möchte den Staat da raushalten. Keine Todesstrafe.
Keine Euthanasie, keine angeordnete Tötung/Zwangsabtreibung "lebensunwerten"
Lebens. Das Leben des Individuums ist gesellschaftlich nicht verfügbar. Noch
nicht einmal durch die explizite Eröffnung eines Freiraumes, der faktisch ja
ohnehin besteht.
An zweiter Stelle steht ein tiefes Mißtrauen gegenüber dem medizinisch
industriellen Komplex. Die Leute, die immer hinter den frischen Ersatzteilen
her sind, treiben ohnehin ein schändliches Spiel mit der Definition des Todes,
den zu enteignen sie sich entschlossen haben. Natürlich werden sie bei einer
großzügigen Regelung für DOD nicht gleich annoncieren: "Ihre Schulden lassen
Ihnen keinen anderen Ausweg? Dann tun Sie wenigstens was für einen
Schwerkranken und Ihre Familie. Telefon...." Aber sie werden sich schon etwas
einfallen lassen, das dem nahe kommt. Das Verwertungsinteresse greift nach
allem, was sich verwerten läßt.
Tatsächlich fehlt die Kategorie des Interesses in Deinen Überlegungen ganz. Das
spricht für Dich als Mensch, aber nicht als politische Beobachterin. Ich sehe
da nicht nur kommerzielle Interessen am Werk. Ich sehe ein "großes"
gesellschaftliches Interesse, den Widerspruch aufzulösen, daß heute immer mehr
Menschen ein Alter erreichen, in dem Lebenserhaltung zwar möglich, aber sehr
kostspielig ist - und den begrenzten Mitteln, die dafür zur Verfügung stehen
bzw. gestellt werden. Ich kann mir schon vorstellen, wie sich angesichts von
Soziallasten bedrückten jungen Leuten ein gesellschaftliches Klima ausbreitet,
das allzulanges Leben spürbar mißbilligt.
Wie im Großen, so auch im Kleinen. Alte und Gebrechliche stören ja nicht nur
die Bilanz des Gesundheitswesens, sie belasten auch Familien und strapazieren
die Geduld von Erbberechtigten. Schon sollen, was ich jetzt nicht belegen kann,
zu Beginn der großen Urlaubssaison nicht nur geliebte vierbeinige Mitbewohner,
sondern auch der eine oder andere tattrige Opa an einer Autobahnhaltestelle
"vergessen" worden sein. Man muß ja nicht so weit gehen. Es reicht sicher, daß
man ihm, wenn in der Nachbarstadt eine freundliche Klinik die Pforten öffnet,
das des öfteren unter die Nase reibt, wenn ihm die Kreuzschmerzen gerade wieder
so schrecklich zusetzen.
Ich traue dieser Gesellschaft nicht zu, mit DOD so umgehen zu können, wie Du es
dir wünschst und für Dich sehr wahrscheinlich auch könntest.
Liebe Grüße
Michael
15.11. finaler Mausklick, Ingos Antwort auf Björn...
Den ein wenig harschen Vorwurf des grenzenlosen Egoismusses
muss und lasse ich mir gerne gefallen. Wo wäre unser vielgelobtes
System, ohne diese Egomanen? Wobei mir nicht so recht einleuchtet,
warum sich ein körperloses Mächtegefüge in die inneren
Angelegenheiten eines lt. christlicher Überzeugungen
frei gebohrenen Einzelnen derart einmischen darf und muss,
dass diesem die Abstimmung per Fuss unmöglich gemacht
wird.
Nimm an, ich als Einzelner spreche dieser Gesellschaft
das Verwertungsrecht an meiner Arbeitskraft ab. Du wirst mich
als unsoziales Element, als Störenfried einer gut geschmierten
Maschinerie, eventuell auch als krassen, mit allen
verfügbaren Mitteln zu verfolgenden Outlaw klassifizieren.
Damit kann ich leben, da ich meine direkten, realen Lebensumstände
wahrscheinlich klarer einschätzen kann, als "du" in deiner
eigenen "heilen" Welt.
Mir liegt nichts mehr an Schlagwoertern wie "soziale Gerechtigkeit,
gleiches Recht fuer alle" und all sowas. Es ist eine geschickt
verpackte Mogelpackung, nichts mehr und nichts weniger.
Der einzig massgebliche Vorteil ist, dass es funktioniert.
Mir ist klar, dass solche Bemerkungen leicht andere Überzeugungen
in helle Aufregung versetzen koennen, nun, warum nicht?
Wer bin ich, anzunehmen, "meine" Wahrheiten könnten mit denen
von anderen übereinstimmen?
Ich halte mich an Regeln, die ich verstanden habe.
Oktroierte Verschleierungen lehne ich zunächst schlichtweg
ab. Darüberhinaus habe ich wohl vergessen, dass neben den
von mir angesprochenen Rechten selbstverständlich auch
die meist kleiner geschriebenen, allerdings umso nachhaltiger
eingeforderten Pflichten ebenso zu den Regeln einer
funktionierenden Gesellschaft gehören. Ich neige oft
zu Verallgemeinerungen, polemischen Seitenhieben und
-aus Platzgründen- starkt vereinfachten Darstellungen. Ein Fehler?
Mag sein. Wir schreiben hier jedoch von einer "Gesellschaft";
Ordnung in derselben und Sichtweisen aus verschiedenen
realen Gegebenheiten heraus. Dabei lassen sich Verkürzungen
(meiner Meinung nach) nicht vermeiden.
Ich denke, es ist ein wesentlicher Vorteil der technischen
Voraussetzungen, die uns unsere bisherige Entwicklung
beschert hat, diese solange wie möglich auf alle erdenklichen
Arten zu nutzen. Rechte können nur auf der Basis von
Pflichten existieren, auch und nicht zuletzt auf der
Pflicht zu überleben.
Möglicherweise ist die Vorstellung einer unbeschränkten,
grenzenlosen Freiheit in einer friedlichen, globalen
Wirtschaftsordnung ohne fehlerbehaftete Versuche in die ein
oder andere Richtung eine "fabelhafte Utopie"; ich für meinen
(an)Teil an diesem "etwas" nehme jedoch zur Zeit gern
daran teil.
Grüße aus Salzgitter
ingo mack
14.11. finaler Mausklick, zu Ingos Brief...
hallo Ingo,
heute möchte ich einige Worte zu Ingos Brief schreiben. Es drehte
sich um den "finalen mausclic". Ingo schreibt: "Erst die Freigabe aller
persönlichen Rechte macht meiner Ansicht nach das Wesen eines wirklich
demokratischen Staatsgefüges aus; [...]"
Dies beißt sich meiner Ansicht nach mit den Grundregeln einer
Gesellschaftsordnung. Ingo möchte (zumindest habe ich das so verstanden)
grenzenlosen Egoismus, die Freigabe aller persönlichen Rechte. Was aber,
wenn durch diese Freigabe _deiner_ persönlichen Rechte die eines anderen
Menschen verletzt werden? Wer hat nun ein *Recht* darauf, sein
_persönliches_ Recht durchzusetzen? Wer soll dies entscheiden? Aus diesen
Gründen gibt es, wie in jeder normalen Gesellschaft, gewisse Regeln an die
man sich halten muß/sollte, um ein normales friedliches Leben, ein
_Mit_einander zu ermöglichen.
Zum "finalen mausclic": ein heikles Thema. Ich übersehe einfach mal die
leichte Polemik, die sich in Ingos Sätzen bezüglich des Steuerzahlers
wiederspiegelt. Ich selbst sitze "zwischen den Stühlen" und kann mich nicht
so recht für oder gegen den finalen click entscheiden; selbst nach
unzähligen Gesprächen und Diskussionen mit vielen Leuten.
Ich denke, Hospize gehen schon einen Schritt in die richtige Richtung ...
davon könnte es ruhig mehr geben.
Viele Grüße, Björn.
8.11.99 Selbstbestimmtes Ableben, Novembergedanken...
Dein Diary ist ein echter Leckerbissen. Du weisst, wie ich das
meine. Eben noch Sommerlichtdurchflutete Fensterbilder, jetzt
der Nebel. Im Herbst und in dem Wissen um den kommenden Winter
kommt es wohl regelmässig vor, dass die über 40'er andere
Themen wichtiger nehmen? Das grosse Rad dreht sich auch ohne
unsere Gedanken über den Sinn oder Unsinn unserer 'normalen',
ordnungsgewöhnten Lebensweise, allein: unsere persönliche,
zeitablauf-bestimmte Sichtweise macht aus jeder Jahreszeit
etwas ganz eigenes.
zu den älteren Briefen
+ E-Mail schreiben?
Claudia Klinger
Digital Diary - www.claudia-klinger.de/digidiary/