Thema: Alltag

Claudia am 20. April 2013 — 7 Kommentare

Wie kommts, dass Männer ihre Kämpfer-Ethik verloren haben?

„Selbst nachdem der junge Mann zu Boden gegangen war, attackierten ihn die Angreifer und trafen dabei auch den Kopf des Opfers..“

Meldungen wie diese sind nicht gerade selten. Dass die Täter oft im rechtsradikalen Milieu zugange sind, trägt zu meiner Fragestellung nichts bei. Gerade WEIL grenzenlose Brutalität heute als Feature zeitgemäßer Männlichkeit durchgeht, ja gefeiert wird, haben die entsprechend aktiven Gruppen ihren Zulauf.
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Claudia am 02. April 2013 — 6 Kommentare

Inspiration und Begeisterung: eine knappe Ressource?

An manchen Tagen ist es total vertrackt: Ich lese mich durch die Main- und Nebenstream-Medien, sichte meinen Google-Reader mit tausend-und-mehr Artiken, schaue in die Blogroll, was es dort Neues gibt – aber nichts, nichts, rein gar nichts von alledem inspiriert mich zu einem neuen Artikel.

Kein Beinbruch, werden jetzt manche denken: Dann schreib‘ halt nichts, bloggen ist doch kein Zwang! Ja, richtig, aber doch unbefriedigend: Für mich ist Bloggen eine unverzichtbare Geste der Teilhabe am Weltgeschehen, auch wenn ein einzelner Artikel kaum je etwas bewirkt. Zudem ist Schreiben Selbstverortung, Klärung der Gedanken zu einem Thema, und hier im Digital Diary auch immer Einladung zur Diskussion.

So beobachte ich also fassungslos, wie mich an manchen Tagen gar nichts motiviert. Dabei sind die „Aufreger“ nicht etwa weniger geworden, viele Texte reizen mich nach wie vor zum Widerspruch, Ereignisse empören oder erfreuen mich – aber eben nicht so sehr, dass ich wirklich in die Tasten haue.

Warum nicht? Wovon hängt das ab? Wieso hält mich so ein inneres „wozu denn?“ tagelang davon ab, mich zu äußern? Sonst glaube ich doch auch nicht, mit Diary-Artikeln großartig ‚was zu bewirken, und schreibe trotzdem mit einiger Begeisterung (auch mal in der Variante „Empörung“) nieder, was ich denke.

Lebensratgeber empfehlen, sich zu fragen: Was ist mir wirklich wichtig? Das hilft mir kein Stück weiter, weil die Antwort wenig spezifisch ist: Frieden mit den Mitmenschen, im Kleinen und im Großen (Weltfrieden!), ein gutes Auskommen für alle und Wertschätzung für all die anderen wundervollen Lebewesen dieser Welt. Das gibt aber nun mal grade keinen Blogartikel her, bzw. er würde unendlich langweilen.

Also lasse ich’s jetzt eben bleiben und schau‘ mal nach, wie es den Tomaten-Keimlingen auf der Küchenfensterbank geht.

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Claudia am 25. Februar 2011 — 3 Kommentare

Von der Lust aufs Dabei-Sein

Bündelungen sind lange schon out: nahezu alles kann man sich heute selber zusammen stellen. Nicht nur Nachrichten und Texte geschätzter Blogs, gern gehörte Musik-Titel, Meldungen von „Freunden“ und „Verfolgten“, Bücherlisten und Foto-Sammlungen, sondern auch die persönliche Schokoladentafel, das selbst komponierte Parfüm, die eigene Kaffee-Mischung und vieles mehr. Weiter → (Von der Lust aufs Dabei-Sein)

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Claudia am 31. Oktober 2009 — 9 Kommentare

Die Liebe zum Apfelbaum

Dass man einen Apfelbaum lieben kann, war mir gar nicht so klar. Das merkte ich erst, als ich gestern im Garten den hübschesten der dort stehenden alten Obstbäume geplündert und schwer verletzt antraf. Vermutlich war es eine Kinderbande, die da oft rund um die Gärten tobt – die Äpfel hätten sie gerne nehme können, aber dass sie dabei große Äste kaputt treten, ist eine Schweinerei!

Jedenfalls ist mir seitdem ganz wehmütig, wenn ich dran denke. Was ich ein wenig seltsam finde angesichts der vielen Schrecklichkeiten, die Menschen auf dieser Welt täglich widerfahren, durchaus mitzubekommen über die Medien. Da regt sich vergleichsweise wenig, da bin ich offenbar abgestumpft und bringe allenfalls eine „Empörung aus dem Kopf“ auf. Aber kaum beschädigt jemand mein Apfelbäumchen, bin ich richtig traurig.

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Claudia am 06. Oktober 2009 — 5 Kommentare

Arbeit, Muße, Liebe

Grade finde ich aus einem Arbeitstunnel heraus, der mein Leben online und offline mehr als eine Woche sehr verengt hat. Es waren Verwaltungsarbeiten rund um Steuer 2008, deren Ergebnisse rechtzeitig vor Jahresende bei der Steuerberaterin ankommen mussten: gut, dass es ‚rum ist, ich fühl‘ mich schwer erleichtert!

Wenn ich denn wollte und mir mehr Arbeitsverdichtung und Disziplin (= weniger surfen, kommunizieren, im Garten arbeiten) auferlegen würde, könnte ich mehr Geld verdienen, hätte dann aber keine Zeit mehr, es auch zu genießen. Und ich kenne Menschen, die krisenbedingt gerade von Kurzarbeit betroffen sind, dies aber alles andere als unangenehm empfinden: endlich mehr Zeit für alles, was sonst noch Freude macht! (Dass es auch weniger Geld gibt, stört dann nicht, wenn es sich um ein „ordentliches Gehalt“ handelt, das nun halt ein wenig reduziert ist und man nicht auf Kredit gelebt hat). Weiter → (Arbeit, Muße, Liebe)

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Claudia am 15. November 2004 — Kommentare deaktiviert für Mit dem Notebook im Bett

Mit dem Notebook im Bett

Zum ersten Mal bin ich mit dem Computer im Bett. Ein lieber Freund hat mir einen Notebook geschenkt, weil er meine Klagen über das Leiden am langen Sitzen nicht mehr hören mochte. Schon einmal hatte ich ernsthaft ins Auge gefasst, künftig liegend oder halbliegend zu arbeiten und mir dafür auch eine Möbelkonstruktion ausgedacht. Aber damals hörte ich letztlich auf den Rat eines Geliebten, der meinte, unzählige Menschen verbrächten täglich viele Stunden am Monitor, ohne deshalb krank, behindert oer missgelaunt zu werden. Es läge an mir, eine gesunde Herangehensweise zu entwickeln, anstatt die zeitgemäße Standardstellung zu vermeiden. Mehr Bewegung, öfter ins Fitness-Center, bessere Ernährung – ich weiß, ich weiß!

Aber ich tu’s nicht, bzw. nicht genug. Der Mausarm und die Druckschäden an gottlob nicht so wichtigen Nerven werden nicht etwa besser. Doch davon soll jetzt nicht die Rede sein, ich habe keine Lust mehr, mich öffentlich am Riemen zu reißen und Ermunterndes über die Zukunft zu sagen. Eine Zukunft, die sobald sie Gegenwart wird, mich doch wieder auf dem Stuhl vorfindet…

Hierjetzt aber liege ich im Bett, Kissen unter dem Rücken und unter den Knien eine Rolle, geformt aus der zweiten Bettdecke – toll! Ich habe darauf geachtet, keine eierlegende Wollmilchsau zu erstehen, sondern ein schlankes, leichtes Gerät, dessen Gewicht (nur 1,8 Kilo!) ich jetzt kaum spüre. Die Maus hab‘ ich gar nicht erst dran gesteckt, nur das Netzteil.

Zur Verwendung des Notebook kam mir schnell die Idee, ihn NICHT in meine Arbeitswelt einzubinden, KEINE zweite Fassung meines Tower-PCs zu erschaffen mit allem, was ich so brauche – und vor allem keinen Internet-Zugang! Dann könnte ich nämlich E-Mail lesen, wäre für alle erreichbar, hätte alle meine halb erledigten Aufgaben und Werke griffbereit – es wäre ein zweiter Arbeitsplatz und dessen Forderungen könnte ich mich nicht entziehen. Ich würde noch mehr arbeiten, halt jetzt in liegender Stellung.

Lieber nicht! Ich habe nicht vor, meine Arbeitszeit zu verlängern, das Reich der Pflichten und Ziele noch weiter wachsen zu lassen, sondern ich sehne mich nach Zeit für mich. Für mich am PC! Dazu komme ich kaum noch, denn wenn ich alles geschafft habe, was ich schaffen muss, bin ich üblicherweise viel zu malträtiert vom Sitzen, als dass ich da nun noch ein bisschen schreiben, bildbearbeiten oder eigene Webseiten entwerfen wollte (auch ein Grund für die Diary-Flaute). Und schon morgens mal eben drei Stunden in ein Thema versinken, bevor ich die Außenwelt an mich heran lasse, kann ich mir derzeit nicht leisten.

Mit dem Notebook steht mir nun auch außerhalb der „Sitzzeiten“ ein PC zur Verfügung – eine Zuflucht, die mir signalisiert: hier befindest du dich im nicht vernetzten Sektor. Tu, was du willst!

Oh nein, bitte nicht schon wieder! Überall muss ich tun, was ich will, muss mit den Gegebenheiten interagieren, um es zu erreichen, muss es pflegen und erhalten, wenn es dann da ist, muss immer Neues wollen und Neues schaffen – und weiter und weiter. Es ist ok, ich kann nicht klagen, im Gegenteil, meine Arbeit macht mir Freude. Und das ist keine Schönrederei, denn zum Beispiel der gerade laufende Kurs „Erotisch schreiben“ ist der spannendste, der bisher stattfand. Ich genieße die entstehenden Texte, das offene und friedlich-lustfreundliche Miteinander von Männern und Frauen, das gelegentliche erotische Knistern – kann Arbeit schöner sein? Auch im Webseiten-Sektor baue ich gerade an einem Projekt, das mir gefällt. Ok, alles könnte etwas einträglicher sein, aber daran arbeite ich ja, oder bilde mir das zumindest ein.

Umso besser es gelingt, in selbst geschaffenen Feldern und Formen zu arbeiten, mich „zu verwirklichen“, wie man so sagt, umso sinnvoller erscheint die Frage, ob es eigentlich noch mehr gibt als DAS. Wenn ich es mal abstrahiere, besteht mein Leben daraus, Misstände zu bemerken und zu bereinigen, mich vom Gegebenen inspirieren zu lassen, Änderungen und Verbesserungen ins Werk zu setzen, die jedoch auch immer wieder verbesserungsbedürftig sind, zu weiterem Bearbeiten heraus fordern – und immer so weiter. Ein übergeodnetes Ziel gibt es – zum Glück! – nicht, ich bewerte meinen Erfolg oder Misserfolg anhand der Resonanz, die ich erfahre, und daran, ob das, was ich tue, nun auch das ist, was ich mir erträumt habe, als ich damit anfing. Ich bin die Maus in einem zu großen Teilen selbst gebauten Laufrad, das eingebunden ist ins große Räderwerk, das unsere Welt am laufen hält. Nichts dagegen, aber ist das schon alles?

Der Raum des Schreibens

Mir scheint, ich bin reif für die Insel. Doch nicht das entlegene Eiland im Pazifik, nicht der Urlaub, die Kur, die Ayurveda-Wellness-Woche locken mich, sondern ein immaterieller Ort des Innehaltens, den ich gelegentlich aufsuche, um frei von Zielen und Zwecken dem nachzuspüren, was Dasein sonst noch bedeutet. Einfach Ruhe, Beruhigung der bewegten Oberfläche, egal in welchen Formen das stattfindet – aber KEINE Sitzmeditation!!! (Wenn ich DARAN denke, fällt mir die ganze Absurdität auf, die darin liegt, Menschen, die in der Mehrzahl den ganzen Tag sitzen, zum Zweck der Besinnung dazu anzuhalten, noch mehr zu sitzen!)

Der „Raum des Schreibens“ jenseits eines „Um-Zu“ war mir im Zuge der mehr werdenden Arbeit entglitten. Gleichzeitig hatte ich in diesem Sommer damit aufgehört, „alles, was mich bewegt“ und doch nicht ins Diary passt, an jenen fernen Geliebten zu mailen: diese alte Geste des Mich-Mitteilens, die ich einst auch jahrelang gegenüber meinem Yogalehrer pflegte, passt nicht mehr. Besser gesagt, hat sie Nebeneffekte, die zunächst nicht auffallen, aber im Lauf der Zeit eine Art „Zweitrealität im Kopf“ erschaffen, die mit den real existierenden Beziehungen zwischen Sender und Empfänger kaum mehr etwas zu tun hat. Ich nenne es die „Internet-Verstrickung“: das Ausbluten der Realität zugunsten der Virtualität. Was „der Möglichkeit und Kraft nach vorhanden“ ist, ist dennoch nicht WIRKLICH vorhanden – aber das ist oft kaum mehr spürbar, bis das Reale sich zurück meldet und klar wird, was bloßer Gedanke ist und was Fakt.

Heute kommuniziere ich anders, beziehungszentrierter. Der Wunsch, schreibend etwas auszudrücken, was mich beeindruckt, hat im Web und anderen, an ein allgemeines Publikum gerichteten Medien den rechten Ort – nicht aber in der persönlichen Kommunikation, deren Charakter immer dialogisch bleibt, auch wenn man bis zum Abwinken und in beiderseitigem Einverständnis monologisiert. Denn was der Andere nicht sagt, denke ich mir dazu, lege ich in sein Schweigen hinein, ob ich mir dessen bewusst bin oder nicht. Ich öffne mich, zeige mich, ergründe die letzten Winkel meiner Seele – und das Schweigen des Gegenübers interpretiere ich als liebevolles Zuhören: Er versteht mich, wie niemand sonst.. und das ist nur die erste einer Reihe aufeinander aufbauender Annahmen, die zusammen ein Gebäude ergeben, das nicht auf Grund steht, sondern ein Luftschloss ist. Herrlich anzuschauen, aber nicht real!

In dieser Irrealität erlebte ich ein Gefühl der Geborgenheit, das mich inspirierte, die Selbstentblößungen auf ungekannte Gipfel zu treiben. Gleichzeitig dümpelte die „Außenseite“, nämlich dieses Webdiary in zunehmender Langweiligkeit vor sich hin. Ich habe ja kein Interesse daran, mein Denken und Erleben zu „diskutieren“: es ist, wie es ist, und je näher mir etwas geht, desto weniger möchte ich mich mit Lesern auseinander setzen müssen, bei denen ich vielleicht anecke. Wozu sollte das gut sein? Ich schreibe ja nicht, um mir Rat zu holen, jemanden zu meiner Sicht der Dinge zu bekehren, oder um zu streiten, sondern … ja WARUM DENN???

Hier stockt der Schreibfluss und mir fällt nichts ein. Ich schreibe, weil ich schreibe – ich projiziere meine Deutungen in die Leere und das tut mir gut.

Was ich an Nähe und Geborgenheit in einer „tief gehenden“ und schrankenlosen persönlichen Kommunikation erlebe, das bin ich selbst, das ist einfach das „bei mir sein in Wahrheit“. Es kommt nicht vom Anderen, wie man meinen könnte. Der Andere bietet lediglich einen „geschützen Raum“, vergleichbar dem, den ich in meinen Kursen und privaten Coachings errichte.

So ein „geschützter Raum“ ist wundervoll: er gibt Gelegenheit, sich selbst zu begegnen, ohne Angst haben zu müssen. Auf Dauer aber muss man ihn verlassen, genau wie man irgendwann den Sandkasten verlässt, um die Welt zu gewinnen.

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Claudia am 09. November 2004 — Kommentare deaktiviert für Diary-Flaute unterm Gerüst

Diary-Flaute unterm Gerüst

Die vierte Woche unterm blickdicht verhangenem Gerüst ist rum. Hab‘ ich mich dran gewöhnt? Der Bauarbeiter vor meinem Fenster wuchtet gerade eine Platte in den vierten Stock, ich sehe grobe, farbverkleckerte Schuhe und ebensolche Hosen, höre dumpfe Stimmen sich etwas Unverständliches zurufen. Die laute Geschäftigkeit hält erfahrungsgemäß etwa eine Stunde an, dann machen sie ihre erste Pause.

Gleich werde ich die Texte der Teilnehmer aus dem Kurs „Philosophieren in der ersten Person“ kommentieren. Die neuen Szenen der „Erotiker“, wie ich die Mitschreiber aus „Erotisch schreiben“ bei mir nenne, hab‘ ich gestern nacht noch geschafft. Auch die beiden Coaching-Klienten sind versorgt, warten jedoch auf neue Schreibimpulse, genau wie alle Anderen.

Vor einem guten Jahr hab‘ ich mit Schreibimpulse.de angefangen: das erste eigene Webprojekt im kommerziellen Sektor. Ein gänzlich neuer Versuch, dem, was ich gerne tue, die Form einer Dienstleistung zu geben, die zu meinem Einkommen beiträgt. Wenn gute Nachrichten auch langweilig sein mögen: es ist ein Erfolg! Zwar ist nicht jeder Kurs ausgebucht, denn meine Werbemöglichkeiten sind beschränkt, doch ist der Spaßfaktor in jeder neuen Runde hoch: Es ist wunderbar, dabei zu sein, wenn sich Menschen ihren „wesentlichen Themen“ öffnen, wenn sie schreibend Neues, gar Brisantes riskieren – auch wenn es mal schlaffe Phasen gibt, kommt immer wieder ein Text, der alle berührt, der MICH berührt und aus dem „Alltagsschlaf“ heraus reißt.

Es ist das erste Mal, dass ich zwei Kurse und einige Einzelpersonen gleichzeitig betreue. Liegt es daran, dass hier im Digital Diary wochenlange Flaute herrscht? Ja und nein. Ich empfinde ein Gefühl der Verpuppung, passend zum verhangenen Gerüst, das mir den Blick nach draußen versperrt, passend zum November, den ich spüre, aber kaum sehe. Jahrelang war ich mit der Form, die ich fürs eigene Schreiben in Gestalt des Digital Diary wählte, vollkommen zufrieden: es war nie ein Tagebuch, das vom Frisörbesuch am Morgen und vom Problem mit dem Lebensgefährten berichtet, auch kein Blog, das mit ein paar Sätzen mehrmals am Tag bekannt macht, dass es mich noch gibt, sondern im wesentlichen eine Plattform für meine „Gedanken über die Welt“: unsortiert, ohne Zwang, mich selbst in eine Schublade einzuordnen, weder, was die Textsorte angeht, noch von den Themen her.

Im Moment habe ich das Gefühl, aus der selbst geschaffenen Mega-Schublade heraus zu wachsen. Was ich über die Welt, das Leben, und mich selbst denke, reizt mich zur Zeit nicht zu Artikeln für die Allgemeinheit. Es wird vielleicht durch die Kurse und die damit einher gehenden Privatgespräche „dialogisch verbraucht“, bzw. sinnvoll genutzt. Zudem begegne ich im Erotik-Kurs der Faszination des belletristischen Schreibens. Schien mir das früher belanglos, bloßes „Werke schaffen“, dem ich mein mich tief befriedigendes „Philosophieren in der ersten Person“ entgegen setzte, so erkenne ich jetzt das Potenzial, das in solchem Schreiben steckt: nicht mehr am Faktischen, selbst Erlebten kleben und gedanklich um Einordnung und Bewertung ringen, sondern im freien Spiel der Worte dem Form geben, was man ausdrücken will: es ZEIGEN, nicht SAGEN!

Als ersten Schritt, diesem Schreiberleben Gestalt zu geben, werde ich auf Schreibimpulse.de ein erotisches Webzine eröffnen: mit Teilnehmertexten, eigenen Beiträgen und Einsendungen frei schweifender Autorinnen und Autoren. Der Plan bringt mich ein Stück „back to the Roots“: 1996 bis 1998 gab es die Cyberzines „Human Voices“ und „Missing Link“ mit Gedichten, philosophischen Prosa-Texten und einer aktiven Community rund ums Geschehen. Ich bin gespannt, wie das neue Projekt im Vergleich dazu werden wird! (Wer dazu Beiträge einsenden will, kann sie mir bereits schicken: ich wähle allerdings nach eigenen Kriterien aus, welche ins Webzine kommen).

Und das Digital Diary? Die Flaute wird vorüber gehen, wenn das Neue festere Konturen gewonnen hat. Es ist noch jedes Mal weiter gegangen, auch wenn ich immer mal wieder dachte: Was soll ich denn da noch schreiben? Ich hab‘ doch eigentlich alles gesagt!

Jetzt ruft mich die Arbeit: im Moment pflege ich einen wenig nachhaltigen Stil, esse unregelmäßig, ignoriere das Fitness-Center, gönn‘ mir nicht mal Sauna und war prompt über zwei Wochen schwer erkältet. „Mich-selbst-am-Riemen-reißen“ kommt derzeit allein den festen Pflichten zugute. Ansonsten überlasse ich alles seiner Eigendynamik, bemühe mich nicht ums „gesunde Leben“ oder andere Meta-Ziele: in der Verpuppung löst sich alles, was war, vollständig auf – zumindest ist das bei Raupen so, wie es bei mir ist, wird sich zeigen.

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Claudia am 06. Oktober 2004 — Kommentare deaktiviert für Kleine Nachrichten im Oktober: Verdunkelung, Ärger, Schreiben, Harmonie

Kleine Nachrichten im Oktober: Verdunkelung, Ärger, Schreiben, Harmonie

Es klopft und hämmert, gerade bauen sie ein Gerüst auf, um die Fassade des Mietshauses zu erneuern, in dem ich wohne. Heut‘ wird sich also meine physische Nahwelt verdunkeln und ich werde zwei Monate Düsternis und Lärm ertragen müssen. „Besser jetzt als im Frühling“, sagte der Hauseigentümer, und wo er Recht hat, hat er Recht. Ich bin gespannt, ob es mir gelingen wird, diesen Teil der „Außenwelt“ einfach auszublenden und frohgemut weiter meine Tage vor dem PC zu verbringen!

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Ich habe es gewagt, einem Autor, den ich gerne lese, etwas aus dem eigenen Erleben zu berichten – mit Bezug auf seinen letzten Artikel, in dem es darum ging, wie beschissen er sich fühlt, wenn andere Menschen ihn penetrant von etwas zu überzeugen versuchen, von dem er genau weiß, dass es falsch ist.
In einer solchen Situation kann ich zwar schweigen, weil ich weiß, dass Argumentieren sowieso nichts bringt, doch nicht immer ist es ein „gelassenes Schweigen“: anscheinend lebt in mir immer noch der Wunsch, Andere zu meiner „Sicht der Dinge“ zu bekehren – und genau das erlebe ich dann als „genervt sein“, als Ungeduld und Ärger. Warum sollte es mich sonst stören, wenn Andere irren? Allenfalls Mitgefühl wäre angebracht, schließlich sind SIE es, die mit den Folgen der eigenen Blindheit und Verbohrtheit leben müssen.
Dieses Mitgefühl empfinde ich allerdings nur dann, wenn ich gerade ganz mit mir im Reinen bin, wenn ich nichts will und nichts brauche, sondern „alles fließt“. Also eher selten.

Der Weblog-Autor war über den freundlich vorgetragenen Versuch, meine Erfahrung mit ihm zu teilen, offensichtlich „not amused“. Er fühlt sich „belehrt“ und schimpft nun vor sich hin, bzw. rein ins WorldWideWeb.

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Ich wundere mich immer wieder darüber, was Menschen so alles nervig finden können: wollte man sich danach richten, dürfte man nicht mal mehr „Piep“ sagen! Manche können scheinbar mit Freundlichkeit und Anteilnahme nichts anfangen: fühlen sich geradezu bedroht, vereinnahmt, von fremden Mächten in unüberschaubare Pflichten genommen. Das „Fenster zum Anderen“ verschließt sich so mehr und mehr. Spontane angstfreie Kommunikation wird unmöglich, denn die Empathie im Miteinander funktioniert nicht: die Freundlichkeit wird gar nicht GEFÜHLT, geschweige denn beantwortet. Statt dessen verdunkelt irgend ein feindseliges „Denken über den Anderen“ jeglichen Kontakt. Angenehm ist es gewiss nicht, so zu empfinden.

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Meinen alten Bürostuhl, auf dem ich so gelitten habe, hab‘ ich getauscht und sitze nun auf einem schlichteren Teil, das ANDERE Leiden mit sich bringt: nicht mehr Beine und unterer Rücken schmerzen und schlafen ein, sondern Hals und Schultern verspannen sich. Abwechslung ist gut, sag ich mir. Wenn’s gar nicht mehr geht, benutze ich den Swopper, der absolute „Gesundstuhl“, der zu „aktivem Sitzen“ zwingt und nach jeder Seite frei schwingt. Ein tolles Teil, aber eben auch anstrengend! Letztlich werde ich, egal auf welchem Stuhl ich sitze, einfach öfter aufstehen und etwas anderes tun müssen.

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Mein neues Kursthema „Erotisch schreiben“ fasziniert mich! Zwar schreibe ich seit Jahren schon gelegentlich Szenen und Geschichten, doch sah ich das lange als bloßen Teil der persönlichen Kommunikation mit einem „Geliebten in der Ferne“: lustvolles Schreiben, aber nicht weiter erwähnenswert, jedenfalls nicht im beruflichem Sinn. Jetzt sehe ich – inspiriert durch den kommenden Kurs und ein persönliches Schreib-Coaching, das bereits angelaufen ist – die vielen Facetten dieser „Unternehmung“: Erotisches Schreiben eignet sich aufs Wunderbarste, die Basics dessen zu vermitteln, was ich unter „gutem Schreiben“ ganz allgemein verstehe. Ich glaube nämlich nicht ans „Pauken“ schreibtechnischen Wissens, sondern sehe das Schreiben als Geste des Beobachtens und Mitschreibens: Je mehr Dimensionen und Aspekte mir im Rahmen des „Geschehens“ einer erotischen Fantasie bewusst sind, desto besser wird das Schreiben. Und was könnte sich dazu besser eignen, als Texte rund ums erotische Erleben, das wir ja alle teilen?

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„Ich will nicht streiten, ich will Harmonie!“, sagt ein lieber Freund, der mir gelegentlich von frustrierenden Erfahrungen mit der Kommunikation im Internet berichtet. Ich weiß gut, wovon er spricht: Bloßer Text, ohne Mimik und Gestik, ohne die Möglichkeit, das eben Gesagte angesichts der Reaktion des Anderen zu relativieren, birgt unendlich viele Möglichkeiten zum Missverständnis. Als Schreibende bin ich weitgehend machtlos, kann nicht wissen, was der Leser in meine Worte alles hineindeuten wird, und wenn ich zuviel darüber nachdenke, kann ich das Schreiben gleich ganz lassen.

„Harmonie“ ist etwas, das ich in mir selber herstellen muss, wenn ich darauf Wert lege. Wer angesichts einer feindseligen Reaktion ausschließlich denkt: Was habe ICH falsch gemacht? Womit hab‘ ICH das verdient?, lebt in ständiger Verteidigungshaltung – nicht gerade harmonisch! Zudem geht dieses Denken davon aus, dass es wünschenswert wäre, das eigene Verhalten in vorauseilendem Gehorsam stets allen üblen Möglichkeiten anzupassen, die da vielleicht lauern mögen. Wo aber bliebe dann das Eigene, die „Harmonie mit mir selbst“?

Wenn ich mich so verhalte, dass ich selber in aller Klarheit dazu stehen kann, ist auf meiner Seite alles geleistet. Was der Andere damit anfängt, ist seine Sache. Versteht er etwas falsch, bin ich gern bereit, noch einmal zu erläutern, was ich meinte. Wenn er aber „darüber sauer ist“, dass ich bin, wie ich bin, kann ich’s auch nicht ändern. ER müsste sich ändern, wenn ihm die Welt so nicht gefällt – oder er kreist eben weiter in üblen Stimmungen und Missgefühlen.

Ich habe in den ersten Netzjahren schmerzlich gelernt, darauf zu achten, meine EIGENEN üblen Gefühle nicht ins „öffentliche Gespräch“ der Netze zu kippen. Emotional begründete Auseinandersetzungen kommen überhaupt erst in Betracht, wenn ich jemanden persönlich und nicht nur per Email kenne. Und selbst dann stimmt meistens der Spruch von Baghwan Sri Raynesh: „Denk nicht, sie sind gegen dich. Dafür haben sie gar keine Zeit!“.

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