Thema: Autobiografisches

Claudia am 25. Juli 2000 — Kommentare deaktiviert für Kind sein

Kind sein

Es schüttet. Von meinem Fenster aus sehe ich die Zelte einiger Schloßbesucher, die nach dem Fest am Samstag noch ein paar Tage bleiben wollten – ob sie dem wohl Stand halten?

Regen, Schlosswiese

Die schönste „unwichtige Kleinigkeit“ an der Maisonette-Wohnung hier ist ein Oberlicht in der Diele, auf das der Regen hörbar prasselt, durchsichtiges Hartplastik. Fast wie im Zelt – nur ohne die Nachteile! Zelten hat mir früher sehr gefallen, meine Eltern leisteten sich ab 1963 einen Camping-Urlaub in Italien. Es war das große Abenteuer, auf das unsere Familie das ganze Jahr hinlebte – besonders für mich, denn in diesen vier Wochen konnte ich tun und lassen, was ich wollte, niemand kümmerte sich um mich. Weiter → (Kind sein)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 04. Juli 2000 — Kommentare deaktiviert für Selbstdarstellung im Web

Selbstdarstellung im Web

„Immer wenn ich auf Deine Seiten komme (gestern z.B. im Forum) und dann sehe, wie Du Dich präsentierst, sagt mein erster Reflex: Meine Güte, ein bisschen selbstdarstellerisch ist sie schon. Auf der anderen Seite: Na und? Es ist persönlich und individuell statt abstrakter Clip-Art. Ich kann dazu nur sagen, dass jede Seite meiner Domains, auf denen ich was ÜBER mich schreibe, ein Zugeständnis an die Tatsache ist, dass ICH SELBST auch gerne was vom Menschen sehe – aber wohl fühle ich mich nicht dabei“.

Besser – und zudem so freundlich – könnte man das Spannungsfeld, in dem sich nicht nur meine Art persönlichen Webpublishings bewegt, kaum auf den Punkt bringen! Ich danke dem Schreiber für den guten Aufhänger, das Thema hat es in sich: ich sinne ihm denkend, schreibend, publizierend und experimentierend seit Jahren nach. Weiter → (Selbstdarstellung im Web)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 30. Juni 2000 — Kommentare deaktiviert für Consumed

Consumed

„Du suchst Musik, die dich berührt?“ hatte er gefragt. Ja, und ich bin es lange schon satt, mir für’s „berührt werden“ zehn bis 25 Jahre abgehangene Oldies anhören zu müssen. Sentimentale Besuche in den Sound-Museen der eigenen Vergangenheit langweilen mich. Selbst wenn ich niemals davon loskomme, wie ein Automat auf Stücke wie „I ‚ve got life“ (aus dem Musical „Hair“) oder „Avalance“ von Leonard Cohen mit einchlägigen Gefühlen zu reagieren, ödet es mich doch schon an, während es geschieht. Also lebe ich seit den Zeiten der neuen deutschen Welle mangels Alternative in musikalischer Stille. Weiter → (Consumed)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 28. Juni 2000 — Kommentare deaktiviert für Mensch: ein Raubtier?

Mensch: ein Raubtier?

Connie schrieb zum gestrigen Diary-Eintrag, in dem ich die Abschaffung der gesellschaftlichen Formen und Rituale bedauerte:

„Tja, das ist ein Punkt, an dem ich herumzuknapsen habe und der mich sehr beschäftigt. Wir wollten die Höflichkeitsfloskeln und das Verlogene dabei abschaffen und nun stellen wir (oder zumindest ich) fest, daß dabei die Höflichkeit selbst, nämlich der Respekt vor dem Anderen, vor der Würde und der Einmaligkeit des Anderen, vor der Unverletzlichkeit des Anderen, wenn er vielleicht gerade einmal schwach ist, auf der Strecke geblieben ist. Aus dem Muff, der unter den Talaren steckte oder in der Gesellschaft herrschte, ist ein obszönes, aggressives Klima, angeheizt von RTL und Konsorten, geworden und deren Einfluß auf die Befindlichkeit der Menschen erscheint mir fast noch gefährlicher und heftiger als der Einfluß des guten alten Axel Springer damals… Ist dieser Raubtier-Charakter, der sich überall zeigt, das WAHRE, das ECHTE? Dann Gute Nacht!“

Weiter → (Mensch: ein Raubtier?)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 28. Juni 2000 — Kommentare deaktiviert für Draussen sein

Draussen sein

Je länger ich in den Netzen lebe, desto mehr geraten Ausflüge ins „Real Life“, gelegentliche Bewegungen durch den physischen Raum zu Besuchszwecken, zu Expeditionen in eine seltsame Anderwelt. Dabei wächst einerseits meine Wertschätzung nicht-medial vermittelter menschlicher Kontakte: Sich ungeschützt und ohne Wahl jenseits jeder Notwendigkeit zu begegnen, ist alleine schon ein Ereignis, das zum feiern einlädt. Man liefert sich freiwillig einer Situation aus, die nicht jederzeit „gecancelt“ werden kann, wie all die Dinge, die ich täglich am Bildschirm herbei und wieder weg-klicke. Das allein ist schon eine Liebeserklärung an den Mitmenschen, allerdings eine, die nur von denjenigen verstanden wird, die ihre Tage lange schon aus freien Stücken im kühlen Schein der Monitore verbringen. Weiter → (Draussen sein)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 22. Juni 2000 — Kommentare deaktiviert für Wollen & Können

Wollen & Können

„Reiss Dich zusammen!“, ermahnte mich meine Mutter vor vielen Jahren, wenn ich ihr wütend erzählte, warum der Deutschunterricht völlig öde, der Lehrer doof und die aufgegebene Hausarbeit wirklich DAS LETZTE sei. Ihre Worte waren in den Wind gesprochen, „zusammenreissen“ war definitiv nicht mein Ding, ich sah es einfach nicht ein, absurde Aufgaben erledigen zu sollen, weil sie der Lehrplan nun mal forderte. Statt dessen versammelte ich den Unmut der ganzen Klasse und gemeinsam brachten wir unsere Kritik zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort vor – ach ja, wir waren kein Spaß für die damaligen Lehrer, es war Anfang der 70ger und ihre „Macht“ seit ’68 deutlich geschrumpft. Weiter → (Wollen & Können)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 08. Juni 2000 — Kommentare deaktiviert für Zwangsjacke Intellekt

Zwangsjacke Intellekt

Mit „intellektuell“ meine ich nicht einen gehobenen Bildungsstand oder gar akademische Würden, sondern die Grundprägung, mit der lange schon die Menschen entwickelter Industriestaaten von klein an konditioniert werden: Ursachen und Wirkungen in Beziehung setzen, immer auf Sinn und Zweck schauen, alle Dinge und Handlungen analysieren und begründen – und dies alles in „schlüssigen“ Texten und Reden ausdrücken. Weck‘ mich mitten in der Nacht und frag mich: Warum rauchst du eigentlich noch immer? Schlaftrunken blinzelnd werde ich eine Rede vom Stapel lassen, die dieses verrückte Verhalten vollständig erklärt, ja – bei aller Schädlichkeit – als das einzig Richtige in meiner Situation erscheinen läßt. Weiter → (Zwangsjacke Intellekt)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 30. Mai 2000 — Kommentare deaktiviert für Vom Sterben und Töten

Vom Sterben und Töten

Das Orkantief Ginger hat im Schloßwald eine riesige Buche mit weit über einem Meter Stammumfang zum Einsturz gebracht: der Baum hatte sich kurz über dem Boden in zwei gleich dicke Stämme geteilt, eine Stelle, die der Fäulnis, den Insekten und allerlei Pilzen und Schmarotzerpflanzen optimale Ansatzpunkte bot. Trotzdem wurde der Baum groß und alt – bis Ginger kam und einen der beiden Stämme abbrechen ließ. Es macht mich traurig, vor allem, wenn ich mir vorzustellen versuche, wie sich die andere Hälfte jetzt „fühlt“.

Abgebrochener Baum

Weiter → (Vom Sterben und Töten)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Neuere Einträge — Ältere Einträge