Thema: Medien-Tipps

Claudia am 21. Januar 2008 — 10 Kommentare

Endlich wieder Yoga

Schon die mehr oder weniger exotischen Yoga-Videos im Webwriting-Magazin hab‘ ich dort versammelt, um die eigene Motivation wie ein zartes Pflänzchen zu päppeln: Mal wieder ZUSEHEN macht Lust, endlich selbst wieder einzusteigen – und heut‘ morgen fing mein Tag tatsächlich mit „kleinen Übungen“ an. In der Mittagspause dann eine weitere Runde mit klassischen Asanas: es fühlte sich an, als hätte ich nie aufgehört, wenn ich auch nicht in jede Übung so weit hinein komme wie zu meiner aktiven Zeit.

Selbstdisziplin

Obwohl mir Yoga spürbar und sofort sehr gut tut, fällt es mir unsäglich schwer, alleine eine regelmäßige Praxis einzuhalten, bzw. erstmal wieder reinzufinden. Morgen will ich früher aufstehen, damit ich nicht das Gefühl habe, mir „Arbeitszeit zu rauben“ – kompletter Quatsch, denn ich arbeite weit besser und konzentrierter, wenn eine Yoga-Stunde hinter mir liegt. Jetzt zum Beispiel ist es Nachmittag und üblicherweise lege ich mich dann ein wenig hin, heute dagegen bin ich nicht mal müde!

Warum hab‘ ich nur solche Probleme mit der Selbstdisziplin? Äußeren Anforderungen nachzukommen, ist so viel einfacher: wenn der Kunde ruft, muss er bedient werden, keine Frage! Aber warum kann ich mir so schlecht selber dienen? Weiter → (Endlich wieder Yoga)

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Claudia am 18. Dezember 2007 — 3 Kommentare

Lesestoff für stille Tage

Ein lieber Freund hat mich aufgefordert, ihm ein paar Lesetipps für seinen Winterurlaub zu mailen. Die letzte Empfehlung (JETZT – Die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle) hat ihm zugesagt, nun will er mehr. Mehr von was? Bücher vom Tolle-Kaliber gibt es ja nicht jeden Monat, nicht mal jedes Jahr. Ich fürchtete, seine Erwartungen nicht bedienen zu können und fragte nach weiteren Interessengebieten: „Egal!“

Na gut! Zwischen Mailprogramm, Google und Amazon hin und her klickend fiel mir dann ein, dass ich ja Partner-Links senden könnte. Dann verdiene ich Prozente, wenn er kauft, was er ja definitiv vor hat! Gedacht, ethisch korrekt gefunden und gleich ins Partner-Netz zu „Textlink generieren“ gesurft: du lieber Himmel, ein Amazon-Partner-Textlink wird im Mailprogramm gleich MEHRZEILIG – unmöglich! Trickreiches Verkürzen über TinyUrl.com funktioniert nicht: offenbar kappt Amazon Abrufe von einem „Nicht-Partner-Server“, man landet auf einer Bücherliste und der Partnercode ist futsch. Weiter → (Lesestoff für stille Tage)

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Claudia am 17. Februar 2007 — Kommentare deaktiviert für Melanie Delfft: Mein Lied

Melanie Delfft: Mein Lied

“Analyse eines Lebens – fast ein Roman” – der Untertitel zu Melanies Buch wirkt harmlos, zurückhaltend, sehr bescheiden, und enthält keinerlei WARNUNG vor dem schockierenden Inhalt dieser Berichte aus dem realen Leben. Als ich um die Jahrtausendwende noch in Mecklenburg wohnte, hatten wir übers Netz zueinander Kontakt gefunden. Sie schickte mir verstörende Texte, die so ganz anders waren als das, was ich selbst als “persönliches Schreiben” in meinen rücksichtsvollen Diary-Artikeln zelebrierte: ich verschone den konkreten Menschen, auch dann, wenn ich in besonders miesanthropischer Stimmung bin.

Anders Melanie in ihren sezierenden Betrachtungen, die auch vor dem Allernächsten nicht halt machen. Da heißt es zum Beispiel:

“Ich habe schon lange nicht mit meinem Mann gesprochen. Wenn er nicht schläft, sitzt er auf dem Sofa und sieht fern. Er geht zivilisierten Beschäftigungen wie sich waschen, Zähne putzen, rasieren, sich saubere Sachen anziehen nicht mehr nach. Er trinkt Rotwein, schläft, steht auf, schüttet sein Glas wieder voll, nimmt Pillen zum Weiterschlafen, schläft wieder, schlürft ins Klo, holt sich ein anderes volles Glas, schläft wieder, liest ein wenig Zeitung, holt ein neues Glas Rotwein, schläft wieder, steht gegen fünf nachmittags auf, setzt sich auf die Couch, sieht fern, trinkt Rotwein. Er bewegt sich tagaus, tagein nur im engen Triangel von Bett, Sofa und Toilette und riecht mit der Zeit so stark, daß ich am liebsten mit dem Taschentuch vor der Nase ins Wohnzimmer ginge.”

Von solchen Passagen, mit denen Melanie nicht spart, war ich regelrecht geplättet und fragte mich: Warum tut sie sich das an?? WER ist diese Frau? Wie kann sie so leben und so schreiben???

Die Oldenburgische Volkszeitung schrieb dazu:

“Die Autorin versteht es trefflich, ihr Leserpublikum tief in ihre eigene Geschichte hinein zu ziehen, Empathie zu erzeugen. Mit wachsender Faszination folgen wir ihrem Lebensweg, der sie nach Paris und Kalifornien und nach einem Zwischenspiel in München wieder nach Paris führt, mit Erschütterung und Bewunderung folgen wir ihr in das Leben neben ihrem dahin siechenden Mann und fragen, wieso sie nicht einfach fort geht, ehe wir erkennen, dass die erniedrigende Existenz mit dem vom Alkohol zerstörten Mann ein Teil des Befreiungsprozesses ist, den sich diese starke Frau verordnet hat”.

Anhand der Texte, damals noch Stückwerk, konnte ich die positiven Aspekte einer Selbstbefreiung noch nicht erkennen. Ich stellte mir die Autorin als unglückliche, leidende, in nicht nachvollziehbaren Zwängen gehaltene Frau vor, die sich nicht einmal den Ausdruck ihres Leidens gestattet. Denn alles, was sie da an verstörenden, demütigenden Details aus ihrem Leben berichtete, kam seltsam emotionslos daher, so als stünde sie neben sich und berichtete über jemand anderen. Manchmal blitzt eine Art trockener Humor durch, doch kann das auch meine Projektion sein. Die Emotionen entstehen jedenfalls erst im Leser, die Erzählerin klagt nicht und schimpft nicht – es hat mich tief beeindruckt!

Als sie mich dann bei Gelegenheit einer Deutschlandreise aufsuchte, staunte ich einmal mehr. Elegant, heiter, zeitlos schön, sehr gebildet, jedoch gar nicht eingebildet, stand eine Wahl-Pariserin vor mir, die vom Kind meiner Nachbarn spontan als “die Dame” bezeichnet wurde. Und ja, das war sie, ich hätte mich nur nicht getraut, es zu benennen! Neben ihr kam ich mir verlottert vor, doch störte das unser Miteinander nicht. Ich bewundere Frauen mit Stil, die davon kein Aufhebens machen!

In den Plauderstunden, die wir dann in der weiten Mecklenburger Landschaft miteinander verbrachten, erkannte ich, dass sie auch “von Angesicht zu Angesicht” kein Leiden zeigen würde – zumindest nicht das große Lebensleid, das ich aus ihren Texten kannte. Einmal mehr hab’ ich begriffen, dass es Menschen gibt, die es verstehen, aus ihren tiefen Gefühlen und prägenden Erfahrungen wahre Literatur entstehen zu lassen – und das bedeutet, sie eben nicht auf die plumpe Art zu Tage treten zu lassen und so zu “verbrauchen”.

Ich freue mich, dass aus den Texten ein Buch geworden ist und mehr noch, dass Melanie (sie heißt nicht wirklich so!) meinem Rat gefolgt ist, eine Website dazu zu veröffentlichen. Es ist eine Website “im alten Stil”, kein Schnickschnack, nur das Wesentliche: der Text.

meinlied
Analyse eines Lebens – fast ein Roman.
390 Seiten, 19,80 Euro.

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Claudia am 25. Dezember 2004 — Kommentare deaktiviert für Lass dich weiterleiten!

Lass dich weiterleiten!

Nun sind sie da, die stillen Tage. An Weihnachten und Jahreswechselfesten nehme ich dieses Jahr in keiner Weise teil. Weder versammle ich „Jahresendzeitmuffel“ zum besinnlichen Schreiben, noch ist mir selbst danach zumute, weder öffentlich noch privat. Anstatt Texte über Sein und Selbst zu verfassen, genieße ich einfach diese Tage und Nächte, die so wunderbar „undefiniert“ sind, wenn man am allgemeinen Umtrieb keinen Anteil hat.

Da ihr aber nun schon mal gekommen seid, bereit, einen Text im Umfang von drei Din-A4-Seiten zu lesen (ja, sooooo LANG ist ein durchschnittlicher Diary-Eintrag!) und dafür fünf bis zehn Minuten Lebenszeit zu opfern, sollt ihr nicht ohne Alternativen bleiben.

Das wird jetzt aber NICHT die große, wohl sortierte Linkliste zu Freunden und Bekannten, sondern ich zeige hier nur ein paar Seiten, die ICH in diesen Tagen (mehr oder weniger zufällig) besuchte: Nachdenkliches, Unterhaltendes und Informatives, auch „bloß Nützliches“ kann vorkommen. Evtl. wächst die Liste noch bis Januar. Kommt drauf an, ob mich etwas anspricht und ob ich überhaupt Lust auf Surfen habe.

Warum Satsang cool ist – aus dem Tagebuch „Nicht“

Einträge „vom einfachen sprechen“ – Ulrikes Blog

Mit Firefox per Du – 11 Kapitel einer Browser-Freundschaft – (ich bin umgestiegen. Microsoft Explorer ade… )

Mit den Augen eines Freiers – Warum ich ins Bordell gehe

Männer und Sex(ualität) – Erotik im Geschlechterverhältnis – Dokumentation einer Tagung (75 Seiten PDF)

Ich wünsch‘ Euch allen das Beste! Nehmt’s mir nicht übel, dass ich keine Weihnachtsmails versende, ist nicht bös gemeint!

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Claudia am 15. April 2004 — Kommentare deaktiviert für Meine Wirklichkeit und wie sie entsteht

Meine Wirklichkeit und wie sie entsteht

Immer wieder wundere ich mich, wie sehr mein Erleben vom Wetter bestimmt ist. Noch vor ganz kurzer Zeit war ich in ziemlich mieser Stimmung, die Arbeit ging mir tendenziell auf die Nerven, ich sah keine Perspektiven, fühlte mich schwer und leer. Alles erschien mir als Last, nicht etwa als Lust!

Nun hat vor zwei Wochen der Frühling so richtig eingesetzt und alles ist anders. Keine einzige Rahmenbedingung hat sich verändert, Auftragslage und Konto sind wie gehabt, aber auf einmal ist mir die Welt wieder ein Abenteuerspielplatz. Ich fühle mich inspiriert, bin guter Dinge und gegenüber „Problemen“ bleibe ich gelassen, kann sogar über mich selber schmunzeln. Unglaublich – und nur wegen ein bisschen Wärme und Sonnenschein!

Per Aspera ad Astra?

Ein lieber Freund, dem ich gern berichte, was mich so in Bezug auf mein Arbeitsleben umtreibt, machte mich darauf aufmerksam, dass ich dies alles immer im Stil einer „Leidensgeschichte“ vortrage – als Aneinanderreihung von Problemen und eigenen Defiziten, die es zu lösen bzw. zu überwinden gelte. Also „per aspera ad astra“, durch die Wüste (das Leiden) zu den Sternen. Er fordert mich auf, von den „Figuren“, die ich in meinem Dasein vorfinde, zu „Skulpturen“ fortzuschreiten, die ich selber erschaffe. Dies bedeute lediglich eine Veränderung des Blickwinkels, keine völlige Neuschaffung sämtlicher Elemente, aus denen sich sowohl die Figuren als auch die Skulpturen zusammen setzen. Glücksgeschichten schreiben, statt Leidensgeschichten erzählen!

Im Grunde weiß ich, dass es geht, weiß es zum Beispiel durch die Erfahrung mit dem Frühling. Dass ich „trotz Frühling“ einen typischen „Per aspera ad astra-Bericht“ abliefere, ist einfach eine Gewohnheit. Ich könnte mich auch mit dem Frühling verbinden, also sagen: DAS bin ich jetzt, dieses Gefühl von Aufblühen, Fantasie und Kraft – und das wende ich jetzt einfach mal an und sehe, was ich daraus machen kann.

Pointers – Wegweisende Gespräche mit Sri Nisargadatta Maharaj

Dazu passt, was ich gestern in einem spirituellen Buch las, in das ich immer mal wieder schaue, ohne wirklich zu verstehen (bin ja nicht erleuchtet…). Es heißt „Pointers – Wegweisende Gespräche mit Sri Nisargadatta Maharaj“. Zu ihm kam mal eine Besucherin, die eine Frage über die Bhagavadgita stellen wollte. (In jenem Epos erscheint dem Arjuna, der gerade gegen seine eigenen Verwandten einen Stammeskrieg führen soll und darüber fast verzweifelt, der Gott Krishna, der ihn berät und belehrt).

Während sie noch im Begriff war, die richtigen Worte zu finden, fragte Maharaji: „Von welchem Standpunkt aus lesen Sie die Gita?“ Sie murmelte etwas von „wichtiger Führer für spirituell Suchende“, was der Erleuchtete jedoch als dumme Antwort ablehnte. Er frage sie ja nicht nach der Textsorte, zu der das Buch zähle, sondern nach ihrem STANDPUNKT als Lesende. Von einem anderen Besucher kam schließlich eine Antwort: „Ich lese es als einer der Arjunas in dieser Welt, zu deren Nutzen der Herr gnädigerweise die Gita gegeben hat“.

Maharaj daraufhin: „Warum lesen Sie die Gita nicht aus der Sicht des Lord Krishna?“

Ja, warum eigentlich nicht? Wenn ich mir das genau ansehe, dann ist der wahre Grund nicht etwa der, dass ich es für unmöglich hielte, die Perspektive des Glücks, des Frühlings, des Erleuchteten einzunehmen und von daher auf das eigene Dasein zu schauen. Ob es möglich oder unmöglich ist und wieweit es trägt, das zeigt sich ja erst, wenn man es TUT, wenn man es zumindest ausprobiert! Meine Ablehnung liegt aber bereits VOR diesem Versuch. Warum nur?

Tja, die Antwort ist nicht besonders schmeichelhaft: Ich müsste etwas AUFGEBEN, an dem ich offensichtlich noch immer hänge: mein Leiden! Genauer gesagt, mein Selbstverständnis als Leidende, als Problemkind, das lieber über die Leiden, Probleme und Defizite des eigenen Daseins lamentiert, anstatt die Dinge kreativ anzugehen. Diese Haltung stammt vermutlich aus uralten Kindertagen: Mami, Mami, ich hab mir das Knie aufgeschürft, HEUL!!!!!!!!!!!!!!!!

Aber wer hat nicht auch schon mal beobachtet: Da stolpert so ein Kleinkind, schlägt sogar recht heftig auf dem Boden auf – man erwartet markerschütterndes Gebrüll! Jedoch: es verzieht zwar für einen Moment das Gesicht, schaut dann aber um sich und stellt fest, dass niemand sein Fallen bemerkt hat. Prompt rappelt es sich wieder auf und geht weiter, anstatt sich fürs laute Weinen zu entscheiden. Schaut die Mutter aber gerade hin, ist kein Halten!

Schon dieses kleine Kind HAT also (zumindest gelegentlich) die freie Wahl, ob es sich nun ins Leiden fallen lässt oder lieber anderen Impulsen folgt. Fällt die Entscheidung in Richtung Leiden, dann geschieht das, um die Aufmerksamkeit der geliebten Person zu binden, ihren Trost und ihre Streicheleinheiten zu genießen.

Im Unterschied zu Kleinkindern, die das Ganze im nächsten Augenblick wieder vergessen haben, ob sie nun weinen oder nicht, muss ich als Erwachsene mehr aufgeben als nur die Chance, im Moment angenehm bemuttert zu werden. Mich gegen das Leiden entscheiden, heißt nicht nur, aufs öffentliche Jammern und Schimpfen zu verzichten und Freunde nicht als Klagemauer zu benutzen, sondern auch, den entsprechenden „inneren Monolog“ abzuschalten. DAS ist der zentrale Punkt – und das fällt verdammt schwer!

Aber wiederum nicht, weil es nicht funktionieren könnte, etwa, weil die Gedanken nun einmal kommen und weiter laufen, immer weiter um das Leiden und die Probleme kreisend. Ob das wirklich unveränderbar so ist, stellt sich doch erst heraus, wenn ich es entschlossen versuche, wenn ich den auftauchenden Leidensgedanken ein „Stopp“ entgegen setze und den Denkapparat mit selbst gewählten Inhalten beschäftigte. Nein, es ist kein Unvermögen, sondern ein Unwille: ich merke, ich WILL es nicht, weil das, was ich „ausschalten“ müsste, einen großen Teil von dem ausmacht, was ICH bin. Was ich „für mich“, in meinem Selbstverständnis bin. Die Idee fühlt sich an, als müsste ich einen Teil von mir töten, amputieren.

Ja, das ist es. Beobachtet, erkannt, in Worte gefasst, hingeschrieben, ins Web gestellt – wenn ich jetzt gleich den „Send-Button“ gedrückt habe, entscheide ich mich mal für das Glück. Zumindest für heute – mal sehen, wie es funktioniert.

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Claudia am 21. Januar 2002 — Kommentare deaktiviert für Intelligenz im TV: Ein Comeback mit Stoiber und Sloterdijk

Intelligenz im TV: Ein Comeback mit Stoiber und Sloterdijk

Fernsehen ist meistens deprimierend. Wenn ich mal zu träge bin, gleich nach dem Tatort-Krimi abzuschalten oder es gar am frühen Abend wage, durch die Kanäle zu zappen, verdirbt mir die beiläufige Menschenverachtung der Programm-Macher punktgenau die Laune. Nichts gegen Spaß und Unterhaltung, ich lache gern, wenn es was zu lachen gibt. Dass aber fast alles wegzensiert wird, was auch nur von Ferne zum Nachdenken und Mitdenken anregt, weil es für den Zuschauer vorgeblich zu mühsam wäre, macht das Medium zum schier unerträglichen Nullmedium. Das mächtigste Kommunikationsmittel des 20sten Jahrhunderts ist zum einflussreichen Kasperltheater geworden, multipliziert primitivste Gefühle, verkleistert das Hirn mit katastrophischen Info-Bits und scheut komplexe Sachverhalte wie der Teufel das Weihwasser. Ich sollte es einfach ignorieren, sag ich mir immer wieder, aber mich nervt die Spiegelfunktion der ganzen Veranstaltung: Weil IHR, die Zuschauer, nun mal solche Idioten seid, die kein anderes Programm sehen mögen, MÜSSEN wir all diesen Fun&Crime-Schrott fabrizieren, selber schuld! Weiter → (Intelligenz im TV: Ein Comeback mit Stoiber und Sloterdijk)

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Claudia am 15. Januar 2002 — Kommentare deaktiviert für Langeweile

Langeweile

Fast eine Woche ohne Diary – warum? Da mittlerweile ein paar liebe Leute anfragen, was aus mir geworden ist, melde ich mich hiermit zur Stelle: Still alive and clicking! :-) Es gibt einfach Zeiten, in denen mich die Muse nicht küßt, mir fällt definitiv nichts ein, was „raus“ will, oder ich zensiere es schon gleich im Kopf weg: zu langweilig, völlig unbedeutend, besser nichts als nur ein paar Worte machen um der Worte willen.

Es ist ja kein Problem, IRGENDWAS hinzuschreiben! Derzeit bekomm‘ ich zum Beispiel immer wieder mal Werbung von www.satt.org, die da stolz vermelden:

„Jeweils einen Monat lang veröffentlichen von nun an handverlesene Autoren auf daily satt ihre tagesaktuellen Aufzeichnungen. Los geht es im Dezember mit daily willmann: den Notizen des Berliner Lyrikers und Schriftstellers Frank Willmann, im Januar 2002 folgt daily stahl (Enno Stahl, Köln) und im Februar 2002 daily wagner (Achim Wagner, Köln/Mülheim a. d. R.). Lesenswerte und kurzweilige Internettagebücher sind Nadeln in Heuhaufen. daily satt ist weder Meinungsportal, noch Nabelschau, weder wahl- noch uferlos. Die Beschränkung auf einen Autor gewährt Einheitlichkeit, der monatliche Turnus Abwechslung.“

Naja, und nun guckt mal, was da so steht! Macht euch das „satt“? Braucht das die Welt? Lohnt es den Klick??? Wenn das die „Nadel im Heuhaufen“ ist, frag‘ ich mich, in welches Heu die zwecks Orientierung geguckt haben. Mir kommt fast jedes Gelegenheits-Blog spannender vor als solche leeren Minimal-Ergüsse, die offensichtlich nur da stehen dürfen, weil der Verfasser sich anderweitig einen Namen gemacht hat. Schon jeder Kreativ-Writing-Kurs bringt weit lesenswertere Ergebnisse!

Lästern ist ja immer ein guter Ausweg, wenn man an existenzieller Langeweile krankt. Mal eben einen kleinen „Krieg“ vom Zaun brechen, zum Beispiel gegen die Telekom: seit Mai warte ich auf einen ISDN-Anschluß, hier, inmitten von Berlin, im „In-Viertel“ von Friedrichshain. Als ich hergezogen bin, sah noch alles ganz normal aus: Antrag gestellt, telefonisch einen Termin ausgemacht – tja, aber der Monteur kam nicht! Auch sonst keine Nachricht, ich war wochenlang ohne Anschluß und beim telefonischen Nachhaken traf ich auf Leute, die jetzt Stein und Bein schworen, die Telekom hätte ganz gewiß NIE einen Termin mit mir ausgemacht, sowas gehe ja nur schriftlich! Endloses Herumtelefonieren, schließlich kam heraus, dass die Bauabteilung die Sache ad acta gelegt hatte, weil ISDN hier noch nicht möglich sei. Dass der Mensch vielleicht trotzdem irgend einen Anschluß möchte, ist ihnen nicht eingefallen. Nochmal Wartezeit, und seither hänge ich „analog“ im Netz, so richtig steinzeitmäßig. Dann im Dezember nochmal nachgefragt: WANN bitte bekomme ich ISDN??? Drei Wochen später ein schriftlicher Bescheid: Wir PRÜFEN dass, wenn die Prüfung abgeschlossen ist, geben wir Ihnen Nachricht. Wie schön!

Was könnte ich tun? Ich könnte jede Menge Wirbel machen, eine BI der Betroffenen gründen, vielleicht allerlei Funktionsträger aus Politik und Wirtschaft motivieren, bei der Telekom anzufragen, wann endlich die Versorgung dieses Innenstadtbezirks gewährleistet ist. Immerhin zieht demnächst Emi-Music hierher, eine der wenigen großen Firmen, die sich entschlossen haben, in die Hauptstadt zu kommen. 500 Leute, von denen etliche hier in FH wohnen wollen. Die werden sich freuen, wenn sie auch gleich „analogisiert“ werden!

Naja, und dann läßt der Anfall von Aktivismus gleich wieder nach. Vielleicht liegts am Alter, daß mich die Vorstellung derartiger „Protest-Arbeit“ nicht mehr richtig motiviert. Vielleicht ist es auch nur eine Phase, der Januar ist nicht gerade ein Super-Monat. Ja, ich langweile mich! Nicht etwa, dass ich nichts zu tun hätte, die Liste „To do“ liegt neben mir und macht mir ständige Vorwürfe – aber irgendwie bekomm‘ ich die Kurve nicht, es mangelt an Begeisterung, an konkreten Wünschen und Zielen, die mich in Bewegung setzen. Und ich vermute, das bleibt auch so, ich hege den Verdacht, dass die Zeiten vorbei sind, in denen ich „von außen“ motiviert werden kann.

Heidegger beschreibt die existenzielle Langeweile als das „Leiden, vom Dasein als Ganzem nicht angesprochen zu sein“. Gute Formulierung, trifft genau den Punkt. Wer sich z.B. verliebt, plötzlich die Kündigung bekommt oder Opfer einer Katastrophe wird, ist auf einmal vom Dasein als Ganzem unausweichlich angesprochen. Dieses „Angesprochen-Sein“ allein aus mir heraus zu erzeugen, ist mir bisher nicht gelungen. Aber ich sehe immer besser, dass genau das die Aufgabe ist.

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Claudia am 09. Januar 2002 — Kommentare deaktiviert für Kampfzone

Kampfzone

Gestern abend lief ein Fernsehfilm auf 3SAT, „Schlafende Hunde“, der gut und gern als Illustration zum Roman „Ausweitung der Kampfzone“ von Houellebecq gesehen werden könnte. Ein Konzern plant in einer kleinen Stadt ein riesiges Shopping-Mall-Projekt mit Gastronomie, Wellnesslandschaft und Hotelerie, Gesamtvolumen 140 Millionen. Schauplatz des Films ist die Büroszene des Projektträgers: Wichtige Männer, die laufend Besprechungen haben, viel telefonieren, jede Menge Bestechungsgelder in Geldkoffern hin und herreichen, umgeben von schick gestylten Frauen, die für Häppchen und Getränke sorgen und niedere Organisationsarbeiten erledigen. Jeder kämpft für sich allein, wittert im Anderen den immer zum Tiefschlag bereiten Gegner. Verbissen sägen sie gegenseitig an ihren Stühlen und tricksen sich aus, wobei immer der GANZE Mensch gefordert ist, alle Beziehungen, einschließlich der sexuellen, stehen ganz im Dienst der Intrigen und Karrieren, Freizeit ist fast ganz verschwunden. Weiter → (Kampfzone)

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