Thema: Medien-Tipps

Claudia am 15. April 2004 — Kommentare deaktiviert für Meine Wirklichkeit und wie sie entsteht

Meine Wirklichkeit und wie sie entsteht

Immer wieder wundere ich mich, wie sehr mein Erleben vom Wetter bestimmt ist. Noch vor ganz kurzer Zeit war ich in ziemlich mieser Stimmung, die Arbeit ging mir tendenziell auf die Nerven, ich sah keine Perspektiven, fühlte mich schwer und leer. Alles erschien mir als Last, nicht etwa als Lust!

Nun hat vor zwei Wochen der Frühling so richtig eingesetzt und alles ist anders. Keine einzige Rahmenbedingung hat sich verändert, Auftragslage und Konto sind wie gehabt, aber auf einmal ist mir die Welt wieder ein Abenteuerspielplatz. Ich fühle mich inspiriert, bin guter Dinge und gegenüber „Problemen“ bleibe ich gelassen, kann sogar über mich selber schmunzeln. Unglaublich – und nur wegen ein bisschen Wärme und Sonnenschein!

Per Aspera ad Astra?

Ein lieber Freund, dem ich gern berichte, was mich so in Bezug auf mein Arbeitsleben umtreibt, machte mich darauf aufmerksam, dass ich dies alles immer im Stil einer „Leidensgeschichte“ vortrage – als Aneinanderreihung von Problemen und eigenen Defiziten, die es zu lösen bzw. zu überwinden gelte. Also „per aspera ad astra“, durch die Wüste (das Leiden) zu den Sternen. Er fordert mich auf, von den „Figuren“, die ich in meinem Dasein vorfinde, zu „Skulpturen“ fortzuschreiten, die ich selber erschaffe. Dies bedeute lediglich eine Veränderung des Blickwinkels, keine völlige Neuschaffung sämtlicher Elemente, aus denen sich sowohl die Figuren als auch die Skulpturen zusammen setzen. Glücksgeschichten schreiben, statt Leidensgeschichten erzählen!

Im Grunde weiß ich, dass es geht, weiß es zum Beispiel durch die Erfahrung mit dem Frühling. Dass ich „trotz Frühling“ einen typischen „Per aspera ad astra-Bericht“ abliefere, ist einfach eine Gewohnheit. Ich könnte mich auch mit dem Frühling verbinden, also sagen: DAS bin ich jetzt, dieses Gefühl von Aufblühen, Fantasie und Kraft – und das wende ich jetzt einfach mal an und sehe, was ich daraus machen kann.

Pointers – Wegweisende Gespräche mit Sri Nisargadatta Maharaj

Dazu passt, was ich gestern in einem spirituellen Buch las, in das ich immer mal wieder schaue, ohne wirklich zu verstehen (bin ja nicht erleuchtet…). Es heißt „Pointers – Wegweisende Gespräche mit Sri Nisargadatta Maharaj“. Zu ihm kam mal eine Besucherin, die eine Frage über die Bhagavadgita stellen wollte. (In jenem Epos erscheint dem Arjuna, der gerade gegen seine eigenen Verwandten einen Stammeskrieg führen soll und darüber fast verzweifelt, der Gott Krishna, der ihn berät und belehrt).

Während sie noch im Begriff war, die richtigen Worte zu finden, fragte Maharaji: „Von welchem Standpunkt aus lesen Sie die Gita?“ Sie murmelte etwas von „wichtiger Führer für spirituell Suchende“, was der Erleuchtete jedoch als dumme Antwort ablehnte. Er frage sie ja nicht nach der Textsorte, zu der das Buch zähle, sondern nach ihrem STANDPUNKT als Lesende. Von einem anderen Besucher kam schließlich eine Antwort: „Ich lese es als einer der Arjunas in dieser Welt, zu deren Nutzen der Herr gnädigerweise die Gita gegeben hat“.

Maharaj daraufhin: „Warum lesen Sie die Gita nicht aus der Sicht des Lord Krishna?“

Ja, warum eigentlich nicht? Wenn ich mir das genau ansehe, dann ist der wahre Grund nicht etwa der, dass ich es für unmöglich hielte, die Perspektive des Glücks, des Frühlings, des Erleuchteten einzunehmen und von daher auf das eigene Dasein zu schauen. Ob es möglich oder unmöglich ist und wieweit es trägt, das zeigt sich ja erst, wenn man es TUT, wenn man es zumindest ausprobiert! Meine Ablehnung liegt aber bereits VOR diesem Versuch. Warum nur?

Tja, die Antwort ist nicht besonders schmeichelhaft: Ich müsste etwas AUFGEBEN, an dem ich offensichtlich noch immer hänge: mein Leiden! Genauer gesagt, mein Selbstverständnis als Leidende, als Problemkind, das lieber über die Leiden, Probleme und Defizite des eigenen Daseins lamentiert, anstatt die Dinge kreativ anzugehen. Diese Haltung stammt vermutlich aus uralten Kindertagen: Mami, Mami, ich hab mir das Knie aufgeschürft, HEUL!!!!!!!!!!!!!!!!

Aber wer hat nicht auch schon mal beobachtet: Da stolpert so ein Kleinkind, schlägt sogar recht heftig auf dem Boden auf – man erwartet markerschütterndes Gebrüll! Jedoch: es verzieht zwar für einen Moment das Gesicht, schaut dann aber um sich und stellt fest, dass niemand sein Fallen bemerkt hat. Prompt rappelt es sich wieder auf und geht weiter, anstatt sich fürs laute Weinen zu entscheiden. Schaut die Mutter aber gerade hin, ist kein Halten!

Schon dieses kleine Kind HAT also (zumindest gelegentlich) die freie Wahl, ob es sich nun ins Leiden fallen lässt oder lieber anderen Impulsen folgt. Fällt die Entscheidung in Richtung Leiden, dann geschieht das, um die Aufmerksamkeit der geliebten Person zu binden, ihren Trost und ihre Streicheleinheiten zu genießen.

Im Unterschied zu Kleinkindern, die das Ganze im nächsten Augenblick wieder vergessen haben, ob sie nun weinen oder nicht, muss ich als Erwachsene mehr aufgeben als nur die Chance, im Moment angenehm bemuttert zu werden. Mich gegen das Leiden entscheiden, heißt nicht nur, aufs öffentliche Jammern und Schimpfen zu verzichten und Freunde nicht als Klagemauer zu benutzen, sondern auch, den entsprechenden „inneren Monolog“ abzuschalten. DAS ist der zentrale Punkt – und das fällt verdammt schwer!

Aber wiederum nicht, weil es nicht funktionieren könnte, etwa, weil die Gedanken nun einmal kommen und weiter laufen, immer weiter um das Leiden und die Probleme kreisend. Ob das wirklich unveränderbar so ist, stellt sich doch erst heraus, wenn ich es entschlossen versuche, wenn ich den auftauchenden Leidensgedanken ein „Stopp“ entgegen setze und den Denkapparat mit selbst gewählten Inhalten beschäftigte. Nein, es ist kein Unvermögen, sondern ein Unwille: ich merke, ich WILL es nicht, weil das, was ich „ausschalten“ müsste, einen großen Teil von dem ausmacht, was ICH bin. Was ich „für mich“, in meinem Selbstverständnis bin. Die Idee fühlt sich an, als müsste ich einen Teil von mir töten, amputieren.

Ja, das ist es. Beobachtet, erkannt, in Worte gefasst, hingeschrieben, ins Web gestellt – wenn ich jetzt gleich den „Send-Button“ gedrückt habe, entscheide ich mich mal für das Glück. Zumindest für heute – mal sehen, wie es funktioniert.

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Claudia am 21. Januar 2002 — Kommentare deaktiviert für Intelligenz im TV: Ein Comeback mit Stoiber und Sloterdijk

Intelligenz im TV: Ein Comeback mit Stoiber und Sloterdijk

Fernsehen ist meistens deprimierend. Wenn ich mal zu träge bin, gleich nach dem Tatort-Krimi abzuschalten oder es gar am frühen Abend wage, durch die Kanäle zu zappen, verdirbt mir die beiläufige Menschenverachtung der Programm-Macher punktgenau die Laune. Nichts gegen Spaß und Unterhaltung, ich lache gern, wenn es was zu lachen gibt. Dass aber fast alles wegzensiert wird, was auch nur von Ferne zum Nachdenken und Mitdenken anregt, weil es für den Zuschauer vorgeblich zu mühsam wäre, macht das Medium zum schier unerträglichen Nullmedium. Das mächtigste Kommunikationsmittel des 20sten Jahrhunderts ist zum einflussreichen Kasperltheater geworden, multipliziert primitivste Gefühle, verkleistert das Hirn mit katastrophischen Info-Bits und scheut komplexe Sachverhalte wie der Teufel das Weihwasser. Ich sollte es einfach ignorieren, sag ich mir immer wieder, aber mich nervt die Spiegelfunktion der ganzen Veranstaltung: Weil IHR, die Zuschauer, nun mal solche Idioten seid, die kein anderes Programm sehen mögen, MÜSSEN wir all diesen Fun&Crime-Schrott fabrizieren, selber schuld! Weiter → (Intelligenz im TV: Ein Comeback mit Stoiber und Sloterdijk)

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Claudia am 15. Januar 2002 — Kommentare deaktiviert für Langeweile

Langeweile

Fast eine Woche ohne Diary – warum? Da mittlerweile ein paar liebe Leute anfragen, was aus mir geworden ist, melde ich mich hiermit zur Stelle: Still alive and clicking! :-) Es gibt einfach Zeiten, in denen mich die Muse nicht küßt, mir fällt definitiv nichts ein, was „raus“ will, oder ich zensiere es schon gleich im Kopf weg: zu langweilig, völlig unbedeutend, besser nichts als nur ein paar Worte machen um der Worte willen.

Es ist ja kein Problem, IRGENDWAS hinzuschreiben! Derzeit bekomm‘ ich zum Beispiel immer wieder mal Werbung von www.satt.org, die da stolz vermelden:

„Jeweils einen Monat lang veröffentlichen von nun an handverlesene Autoren auf daily satt ihre tagesaktuellen Aufzeichnungen. Los geht es im Dezember mit daily willmann: den Notizen des Berliner Lyrikers und Schriftstellers Frank Willmann, im Januar 2002 folgt daily stahl (Enno Stahl, Köln) und im Februar 2002 daily wagner (Achim Wagner, Köln/Mülheim a. d. R.). Lesenswerte und kurzweilige Internettagebücher sind Nadeln in Heuhaufen. daily satt ist weder Meinungsportal, noch Nabelschau, weder wahl- noch uferlos. Die Beschränkung auf einen Autor gewährt Einheitlichkeit, der monatliche Turnus Abwechslung.“

Naja, und nun guckt mal, was da so steht! Macht euch das „satt“? Braucht das die Welt? Lohnt es den Klick??? Wenn das die „Nadel im Heuhaufen“ ist, frag‘ ich mich, in welches Heu die zwecks Orientierung geguckt haben. Mir kommt fast jedes Gelegenheits-Blog spannender vor als solche leeren Minimal-Ergüsse, die offensichtlich nur da stehen dürfen, weil der Verfasser sich anderweitig einen Namen gemacht hat. Schon jeder Kreativ-Writing-Kurs bringt weit lesenswertere Ergebnisse!

Lästern ist ja immer ein guter Ausweg, wenn man an existenzieller Langeweile krankt. Mal eben einen kleinen „Krieg“ vom Zaun brechen, zum Beispiel gegen die Telekom: seit Mai warte ich auf einen ISDN-Anschluß, hier, inmitten von Berlin, im „In-Viertel“ von Friedrichshain. Als ich hergezogen bin, sah noch alles ganz normal aus: Antrag gestellt, telefonisch einen Termin ausgemacht – tja, aber der Monteur kam nicht! Auch sonst keine Nachricht, ich war wochenlang ohne Anschluß und beim telefonischen Nachhaken traf ich auf Leute, die jetzt Stein und Bein schworen, die Telekom hätte ganz gewiß NIE einen Termin mit mir ausgemacht, sowas gehe ja nur schriftlich! Endloses Herumtelefonieren, schließlich kam heraus, dass die Bauabteilung die Sache ad acta gelegt hatte, weil ISDN hier noch nicht möglich sei. Dass der Mensch vielleicht trotzdem irgend einen Anschluß möchte, ist ihnen nicht eingefallen. Nochmal Wartezeit, und seither hänge ich „analog“ im Netz, so richtig steinzeitmäßig. Dann im Dezember nochmal nachgefragt: WANN bitte bekomme ich ISDN??? Drei Wochen später ein schriftlicher Bescheid: Wir PRÜFEN dass, wenn die Prüfung abgeschlossen ist, geben wir Ihnen Nachricht. Wie schön!

Was könnte ich tun? Ich könnte jede Menge Wirbel machen, eine BI der Betroffenen gründen, vielleicht allerlei Funktionsträger aus Politik und Wirtschaft motivieren, bei der Telekom anzufragen, wann endlich die Versorgung dieses Innenstadtbezirks gewährleistet ist. Immerhin zieht demnächst Emi-Music hierher, eine der wenigen großen Firmen, die sich entschlossen haben, in die Hauptstadt zu kommen. 500 Leute, von denen etliche hier in FH wohnen wollen. Die werden sich freuen, wenn sie auch gleich „analogisiert“ werden!

Naja, und dann läßt der Anfall von Aktivismus gleich wieder nach. Vielleicht liegts am Alter, daß mich die Vorstellung derartiger „Protest-Arbeit“ nicht mehr richtig motiviert. Vielleicht ist es auch nur eine Phase, der Januar ist nicht gerade ein Super-Monat. Ja, ich langweile mich! Nicht etwa, dass ich nichts zu tun hätte, die Liste „To do“ liegt neben mir und macht mir ständige Vorwürfe – aber irgendwie bekomm‘ ich die Kurve nicht, es mangelt an Begeisterung, an konkreten Wünschen und Zielen, die mich in Bewegung setzen. Und ich vermute, das bleibt auch so, ich hege den Verdacht, dass die Zeiten vorbei sind, in denen ich „von außen“ motiviert werden kann.

Heidegger beschreibt die existenzielle Langeweile als das „Leiden, vom Dasein als Ganzem nicht angesprochen zu sein“. Gute Formulierung, trifft genau den Punkt. Wer sich z.B. verliebt, plötzlich die Kündigung bekommt oder Opfer einer Katastrophe wird, ist auf einmal vom Dasein als Ganzem unausweichlich angesprochen. Dieses „Angesprochen-Sein“ allein aus mir heraus zu erzeugen, ist mir bisher nicht gelungen. Aber ich sehe immer besser, dass genau das die Aufgabe ist.

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Claudia am 09. Januar 2002 — Kommentare deaktiviert für Kampfzone

Kampfzone

Gestern abend lief ein Fernsehfilm auf 3SAT, „Schlafende Hunde“, der gut und gern als Illustration zum Roman „Ausweitung der Kampfzone“ von Houellebecq gesehen werden könnte. Ein Konzern plant in einer kleinen Stadt ein riesiges Shopping-Mall-Projekt mit Gastronomie, Wellnesslandschaft und Hotelerie, Gesamtvolumen 140 Millionen. Schauplatz des Films ist die Büroszene des Projektträgers: Wichtige Männer, die laufend Besprechungen haben, viel telefonieren, jede Menge Bestechungsgelder in Geldkoffern hin und herreichen, umgeben von schick gestylten Frauen, die für Häppchen und Getränke sorgen und niedere Organisationsarbeiten erledigen. Jeder kämpft für sich allein, wittert im Anderen den immer zum Tiefschlag bereiten Gegner. Verbissen sägen sie gegenseitig an ihren Stühlen und tricksen sich aus, wobei immer der GANZE Mensch gefordert ist, alle Beziehungen, einschließlich der sexuellen, stehen ganz im Dienst der Intrigen und Karrieren, Freizeit ist fast ganz verschwunden. Weiter → (Kampfzone)

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Claudia am 24. September 2001 — Kommentare deaktiviert für Rüstungen ablegen  – Rilke-Gedichte

Rüstungen ablegen  – Rilke-Gedichte

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange E-Mails schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke,
updated.

***

Texte sind Ritterrüstungen, sagt mein Lebensgefährte. Und ich bin manchmal so unendlich müde von ihrem Gewicht! Dann lese ich Gedichte, die sind so wohltuend anders, singen Lieder aus dem Herzen, eine Art Musik aus Buchstaben und Gefühlen.

Rilke mag ich zum Beispiel sehr.

Spaziergang

Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten,
dem Wege, den ich kaum begann, voran.
So faßt uns das, was wir nicht fassen konnten,
voller Erscheinung, aus der Ferne an –

und wandelt uns, auch wenn wirs nicht erreichen,
in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind;
ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen …
Wir aber spüren nur den Gegenwind.

***

Auch im Herbst berührt mich das nächste ganz besonders, vielleicht gerade im Herbst!

Vorfrühling

Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,
greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit ins Land und zeigens.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.

***

 

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Claudia am 03. Juni 2001 — Kommentare deaktiviert für Abschied von Mecklenburg

Abschied von Mecklenburg

Die letzen Wochen auf dem Land verbringe ich in einem seltsamen Zwischenzustand. Noch nicht in Berlin, aber auch nicht mehr richtig hier, haben die Tage etwas träumerisch-irreales. Auf Spaziergängen fange ich Bilder und Stimmungen ein, gestern zum Beispiel auf dem Weg nach Lützow, danach dann im Wald hinter dem Schloß, der sich in diesen Frühsommertagen märchenhaft entfaltet.
Wer mag, kann mal eben mitgehen:

Abschied von Mecklenburg – ein Spaziergang (aber Achtung, die Bilder haben eine gewisse Ladezeit, ich wollte sie einfach GROSS haben…)

in Mecklenburg

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Claudia am 20. März 2001 — Kommentare deaktiviert für Surftipp: Becz

Surftipp: Becz

Die Mail war ohne lange Vorrede:

„Ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Möchte dich in meinen VOICES als neuen Webber vorstellen!

Und dann gleich die Fragen, interessante Fragen, die einen ins Nachdenken bringen: Wer bist du? Was siehst du morgens um 7.00 Uhr im Spiegel? Welche drei Dinge würdest du auf die berühmte einsame Insel mitnehmen? Was ist dein kostbarstes Eigentum? Deine persönliche Droge? Weiter → (Surftipp: Becz)

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Claudia am 16. Februar 2001 — Kommentare deaktiviert für Selber denken

Selber denken

So sehr ich mich gelegentlich über das real existierende Fernsehen aufrege, so wenig kann ich doch ganz davon lassen. Zwar steht hier noch immer keine eigene Glotze, doch abends zieht es mich ins Zimmer meines Lebensgefährten: Nordmagazin (sehen, was im Land los ist: Nichts), Tagesschau – und dann die Suche im Programm mit der viel zu kleinen Schrift: Gibt es in den 30 Sendern irgendwas Sehbares?

Das geht so, seit ich auf dem Dorf lebe, und seit es nicht mehr funktioniert, auch noch jeden Abend vor dem PC zu verbringen, nicht aus Überdruß, sondern weil ich dann nicht mehr länger sitzen kann. Im Dunklen aufzubrechen und nach „Kultur in Schwerin“ zu suchen, ist keine echte Alternative, als Ex-Berlinerin ist man verdammt verwöhnt. Verwöhnt von Möglichkeiten, wohlgemerkt, denn es zeichnet den Berliner ja gerade aus, dass er „wegen der vielen Angebote“ nach Berlin zieht, dort aber die meisten Veranstaltungen den Touristen überläßt: Was man jeden Tag haben kann, ist kein echter Grund mehr, das Kiez zu verlassen.

Seit einigen Tagen hab‘ ich jetzt mal versucht, das abendliche Programm zu verändern: In 3Sat gibt es täglich „Kulturzeit“, eine erstaunlich anregende Sendung, die nicht nur das übliche Infotainment bietet, sondern auch vor komplexen Gedanken nicht zurückschreckt. Und gestern – auch in 3Sat – der „Bilderstreit“, ein Gespräch über vier Künstler unter der Leitung von Bazon Brock.

Beim Betrachten dieser Kultursendungen – wenn zum Beispiel das Werk eines Künstlers von allen erdenklichen Seiten interpretiert, eingeordnet und bewertet wird – fällt mir deutlich auf: Denken ist Patchwork. Nicht nur das dort zelebrierte „anspruchsvolle“ Denken, sondern auch mein alltägliches Denken, diese mehr oder weniger chaotischen und immer vielstimmigen Debatten im Kopf, von denen man sich auch noch einbildet, dass sie für die eigenen Handlungen ausschlaggebend seien.

Gedanken „fallen ein“ – ja woher denn? Ich lese nicht mehr so viel wie früher, weil ich das meiste schon kenne, alles ist irgendwo im Hintergrund „gespeichert“ und meldet sich ungebeten, kommentiert jede Wahrnehmung und jede Raeaktion auf diese Wahrnehmung. Natürlich nicht nur Buchwissen: eigene Erfahrungen stehen wie feste Burgen in der geistigen Landschaft, ihre Autorität wird immer größer, je älter ich werde. Das hat große Vorteile, denn auf nichts kann man sich so gut verlassen, wie auf selbst Erlebtes und daraus folgende „selbst gemachte“ Bewertungen und Schlüsse. Wenn man aber die Bereitschaft verliert, auch eigene Erfahrungen in Frage zu stellen, anderes für möglich zu halten, ist der Weg zur geistigen Versteinerung nicht weit.

Eine kleine Hilfe, ein Hinweis, wo es lang gehen könnte, ist die Langeweile. Wenn ein Eindruck oder ein Erleben meine innere Maschine anwirft und die üblichen Kommentare zum millionsten Mal ablaufen, seh‘ ich manchmal fassunglos zu, fassungslos, weil ich nichts dagegen tun kann, obwohl es mich bis zum „geht nicht mehr“ anödet – und es geht DOCH einfach immer weiter.

An dieser Stelle will mir vielleicht jemand hilfreich ins Forum schreiben: Meditation! Spirituelle Praxis! Kurse, Retreats, Sitzen, Lauschen, Atem beobachten! Ja, das ist ein Weg – doch auch dazu sind ganze Bibliotheken in meinen „Speichern“. Erfahrungen, Gelesenes, an anderen Menschen Beobachtetes. Und die eigene Erfahrung und Beobachtung sagt: Klar, ich kann mich durch willentliches Üben dieser oder jener Praxis eine Zeit lang in einen anderen Zustand katapultieren – womöglich unterstützt durch die Faszination des „ganz anderen“, durch die damit oft einhergehende Gruppendynamik Gleichgesinnter, mit Hilfe der „Übertragungsliebe“ zu einem Lehrer (der mein Vater sein könnte, mit Jüngeren funktioniert es nicht), und natürlich durch die einschlägige Identifizierung: ICH meditiere! ICH fahre das große Fahrzeug oder gehe den 4.Weg… Und nach einiger Zeit läßt es dann wieder nach, der Wille ist aufgebraucht, die „Stützen“ verlieren ihren Charakter, indem sie zum Alltag werden, die „Wüste“ ist erreicht.

Warum also nicht gleich in der Wüste bleiben? Sehen, was „von selber“ kommt – oder auch nicht? Ich bin allerdings froh und dankbar, vor zehn Jahren Hans-Peter getroffen zu haben, der mich solange „am Yoga dran“ gehalten hat, dass es mir nun mitten in der Wüste (dem „ganz normalen Leben“) nicht mehr verloren geht: Die Übungen sind mir „eingewachsen“, auch wenn ich mal eine Woche aussetze, und sie halten den psychophysischen Körper in einem Zustand, der es zumindest jederzeit ERMÖGLICHT, zur Ruhe zu finden. Dass ich allermeist die Unruhe vorziehe, die nächste Aktivität überlege, der Kommentarmaschine im Kopf folge, das ist ein Ablauf, den ich gar nicht mehr willentlich stoppen will. Er soll sich totlaufen, wenn das denn angesagt ist, jedes Eingreifen – so zumindest ist meine Anmutung – verzögert nur diesen Prozess.

Dagegen kann viel eingewendet werden, ich weiß. Ach, ich weiß soviel, dass es mir richtig schlecht davon wird, und das finde ich gut. „Alles Leben ist Yoga“, steht in einer alten Schrift, und langsam ahne ich, was damit gemeint ist. Wenn mir die Welt im Lauf der Jahre immer wahnsinniger erscheint, das menschliche Dasein immer absurder und widersprüchlicher vorkommt, dann verblasst damit einhergehend auch die Loyalität, die Gebundenheit an jedweden „Mainstream“ und jede interessante Minderheit. Denkgewohnheiten, Meinungen, Ideologien, Systeme und Gebote zeigen sich als das, was sie sind: Innere Häuser und Bauten, die wie alle Gebäude auf Sand gebaut sind und letztlich zu Ruinen zerbröseln.

Was ist dann dort? Was bleibt? Vielleicht nichts. Vielleicht Freiheit. Aber was ist Freiheit? Mit strahlenden Augen versunken im All-Einen auf einem Berg sitzen? Oder – ein ketzerischer Gedanke – das Erwachen der Möglichkeit, ein sehr menschliches „Feature“ endlich richtig in Betrieb zu nehmen: Selber denken… Weiter → (Selber denken)

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