Thema: Landleben / Stadtleben

Claudia am 18. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Plastisches Bewußtsein

Plastisches Bewußtsein

Es schneit! Zwar bleibt der Schnee gerade erst auf den Autos liegen, doch vielleicht wird schon bald die Schloßwiese, das Wäldchen, der Garten und alles rundherum weiss sein. Und ich mitten drin, im ersten Winter auf dem Land! Nicht Matsch, Salz, Sand, nicht die mißmutig in zugigen U-Bahnen an die Wand oder in allzu breite Zeitungen starrenden Städter werden um mich sein – sondern Weisse, Weite, sehr frühe Dunkelheit und Stille. Bei allem Komfort, versteht sich, welch ein Glück! Weiter → (Plastisches Bewußtsein)

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Claudia am 12. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Lasst Millionen wilde Blumen blühen!

Lasst Millionen wilde Blumen blühen!

Heute morgen liegt Reif über der Landschaft und alles ist winterlich weiß, auch die Wiese hinter dem Schloß. Bald wird das letzte Laub verschwunden sein und ich werde durch das Wäldchen hindurch sehen können. Wie schnell das alles geht! Um halb sechs abends ist es bereits stockdunkel und ich erinnere mich, daß ich in Berliner Zeiten immer fragte: was treibt das Landvolk wohl an diesen langen Abenden? Nichts, weiß ich jetzt. Ich gehe immer früher schlafen und wundere mich, daß es in der Stadt selbstverständlich war, auch winters die Nacht zum Tage zu machen, zumindest bis Mitternacht zu lesen, fernzusehen, zu arbeiten, oder auszugehen. Es ist, als hätte die allgemeine Wachheit einer großen Zahl Menschen zur Folge, daß man ebenfalls wach bleibt. Und hier ist die „Menschendichte“ sehr gering und also fällt man in den Schlaf, sobald es lange genug dunkel ist.

Bis zum Jahresende hab‘ ich mir ‚frei‘ genommen: Aufträge und kommerzielle Arbeiten auf ein Minimum heruntergefahren. Jetzt ist also Platz für eigene Aktivitäten: Die Schloß-Gottesgabe-Site macht mir große Freude, ich bin geradezu in einen Design-Rausch verfallen und lerne auch mal wieder etwas Neues. Dann (es kann sich nur noch um Tage handeln) kommt endlich mein Lehr-Projekt, das ich schon lange plane und zu dem es mich immer stärker hinzieht: Ich werde – zusammen mit einem Kollegen, der vom Journalismus kommt – das Thema „Schreiben für das Internet“ didaktisch aufbereiten. SCHREIBEN ist der Ausgangspunkt und NICHT Design, Grafik, HTML, Netztechnik – obwohl all das natürlich eine Rolle spielen wird, ausnahmsweise aber mal eine DIENENDE!

Noch immer gilt: Selber machen geht!

Durch die Professionalisierung des Webdesigns entsteht mehr und mehr der Eindruck, mensch könne nicht selber dem Medium entsprechend die eigenen Inhalte veröffentlichen, ohne riesigen Aufwand an Zeit und Geld. Die Rede vom „Webseiten programmieren“ hat sich etabliert und damit auch der Abschreckungsfaktor, der dem Wort PROGRAMMIEREN schon immer anhing, gerade für Leute, die eher mit Texten als mit Technik umgehen. Doch genau wie dereinst lesen & schreiben gehört heute „Medienkompetenz“ zu den Schlüsselfähigkeiten, ohne die bald niemand mehr ein Bein auf den Boden der (nicht nur Erwerbs-) Gesellschaft bekommen wird. Millionen neue „User“ kommen ins Netz, doch wird es ihnen alles andere als leicht gemacht, die Chancen und Gefahren richtig einzuschätzen und vor allem, es FÜR SICH zu nutzen, jenseits der platten Möglichkeiten des E-Commerce.

1996, als ich meine ersten Seiten baute, ging das noch leicht, die Webgemeinde war klein, der kommerzielle Bereich dominierte noch nicht und die Idee „selber machen“ lag nahe. Doch wer heute ins Netz kommt und – natürlich! – erstmal die in der Printpresse besprochenen Webseiten absurft, kommt nie auf die Idee, sowas läge im Bereich eigener Möglichkeiten – etwa so wenig, wie die Möglichkeit, ein eigenes Fernsehprogramm zu starten. Doch, entgegen dem ersten Anschein, ist genau diese Möglichkeit die zentrale Neuerung des Netzes, und nach wie vor ist das machbar, ja sogar immer besser machbar, denn es gibt unzählige Hilfen, Programme und Mailinglisten, die das ‚webben‘ erleichtern. Und wo heute nur Text und Bild und ein paar Animationen die Mittel des Ausdrucks sind, werden es morgen auch bewegte Bilder sein – ich bin mir sicher, daß in einigen Jahren auch das „eigene Fernsehprogramm“ aus vielen Homepages herauswachsen wird, schließlich gibt es eine riesige Szene engagierter Hobbyfilmer.

Jede Minute, die DU hier in diesem Diary liest, geht einem Printmedium oder einem Fernsehsender (oder einer E-Commerce-Site) verloren – klar, daß der kommerzielle Sektor darüber „not amused“ ist und über den „vielen Schrott“ im Netz lästert. Sollen sie lästern, der Leser liest doch, was er lesenswert findet! Ich möchte, daß VIELE Schreiber zu Webgestaltern werden, daß Millionen wilde Blumen neben den aufwendigen Züchtungen stehen – genau wie in der ‚realen‘ Pflanzenwelt!

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Claudia am 05. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Vom selbstbestimmten Ableben

Vom selbstbestimmten Ableben

Mein gestriges Gedankenspiel über das Sterben und den finalen Mausklick, der eigentlich immer möglich sein müßte, hat Ulrike zu einem engagierten Leserbrief angeregt. In der immer mal wieder aufkommenden Diskussion um die Sterbehilfe sagt übrigens selten jemand, daß wir Menschen uns u.a. gerade dadurch als solche definieren, daß wir vom eigenen Ende wissen und jeder Zeit in der Lage sind, dieses Leben aus eigenem Wunsch zu beenden. Doch ausgerechnet dann, wenn wir dieses wichtige „Feature“ unseres Daseins am dringendsten bräuchten, geraten wir in die fürsorglichen Hände unseres medizinisch-technischen Komplexes, der uns die wichtigste Freiheit nimmt, nämlich Schluß zu machen, wenn’s genug ist. Weiter → (Vom selbstbestimmten Ableben)

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Claudia am 29. Oktober 1999 — Kommentare deaktiviert für Schloss Gottesgabe im Herbst (viele Bilder)

Schloss Gottesgabe im Herbst (viele Bilder)

Nun wohne ich dreieinhalb Monate hier und bin jeden Tag aufs Neue entzückt und dankbar, hier leben zu können. Und nicht nur im Sommer und bei Sonne macht es Freude, nein, auch diesig-verhangene Tage, ganz allgemein das sich schnell verändernde Wetter, Nebel, Regen, das Absterben der Natur: es ist schön, das hautnah mitzubekommen, einfach raustreten zu können und mitten drin zu stehen. Weiter → (Schloss Gottesgabe im Herbst (viele Bilder))

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Claudia am 08. Oktober 1999 — Kommentare deaktiviert für Spielzeit und Herbstwinde

Spielzeit und Herbstwinde

Freie Zeit! Mir kommt es vor, als wäre es Jahre her, daß ich das zum letzten Mal hatte – wie jetzt. Zwar liegen noch Nacharbeiten zum aktuellen Auftrag an, aber der Druck ist raus. Und ganz langsam merken die einzelnen Bestandteile, aus denen sich ein Mensch zusammensetzt, daß es jetzt wieder lockerer zugeht – komisch, daß das bis zu zwei, vielleicht drei Tagen dauert. Weiter → (Spielzeit und Herbstwinde)

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Claudia am 19. September 1999 — Kommentare deaktiviert für Gottesgabe, Tag 5: Autoklau, Stromaussfall und Illja Richter

Gottesgabe, Tag 5: Autoklau, Stromaussfall und Illja Richter

„Da kommt nicht MEHR“, schrieb ich gestern morgen über das ereignislose Dasein auf dem Dorf, doch da klingelte es plötzlich an der Tür. Die Polizei sei bei unserem Auto, sagte der Nachbar, irgendwas sei passiert. Wir eilten zum Parkplatz in etwa 30 Meter Entfernung vom Schloß und sahen die Bescherung: Das hintere Fenster eingeschlagen, alles voller Glasscherben, zwei Polizeibeamte telefonnierten mit ihrem Handys nach der Kriminalpolizei. „Nichts anfassen!“, sagten sie mitfühlend, und daß das Stümper gewesen seien, sonst hätten sie es nämlich geschafft, das Auto mitzunehmen. Glück im Unglück also, so eine Scheibe läßt sich ja leicht ersetzen! Schlimmer hatte es das Nachbarauto erwischt, dessen Lenkradschloß die Möchte-Gern-Diebe aufgebrochen hatten. Ihr Versuch, den Wagen anzuschieben, war allerdings mißlungen, sie ließen es mitten auf der Straße stehen. Und DAS war den Polizisten aufgefallen…. Weiter → (Gottesgabe, Tag 5: Autoklau, Stromaussfall und Illja Richter)

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Claudia am 08. September 1999 — Kommentare deaktiviert für Wer einmal eine Maus geklickt….

Wer einmal eine Maus geklickt….

Was für ein schrecklicher Tag! Dabei hatte er sehr gut angefangen: warme, leicht diesige Luft, so, als wäre noch ganz ungebrochen Sommer. Der Körper entspannt ganz von alleine und ich dachte: nutze die Stunde und kauf‘ was ein!

Ich hatte es wochenlang vor mir hergeschoben: eine Arbeitsplatte soll in die Küche neben die Spüle. Eigentlich ganz einfach – schon mein erster Gedanke dazu war: Platte kaufen, Winkel drunter, an die Wand dübeln, fertig. Weiter → (Wer einmal eine Maus geklickt….)

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Claudia am 26. August 1999 — Kommentare deaktiviert für Zurück aus dem Moloch Berlin

Zurück aus dem Moloch Berlin

Kurzreise in den Moloch Berlin. Es stinkt. Es lärmt. Alles bewegt sich eilig hin und her. Kopfschmerzen, Druck auf das Schädeldach, zwei Stunden Akklimatisierungsprobleme: mein Gott, diese dicke Luft hab‘ ich früher nie wahr genommen! Alle leben mitten im Gestank, als wär‘ nix. So ist halt Stadt, dafür gibt es viel zu sehen: Eindrücke drücken von allen Seiten herein und ich komme mir vor wie ein Flaschenhals. Keine Zeit, auf alles zu reagieren. Man muß abstumpfen, das allermeiste übersehen, kommentarlos ins Unbewußte wegstecken, an den Menschen vorbei sehen, nicht fragen, nicht wundern, nicht hassen, nicht lieben. Geradeaus laufen, die eigenen Gedanken, den Affen im Kopf an die erste Stelle setzen, sonst kommt man zu nix. Weiter → (Zurück aus dem Moloch Berlin)

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