Thema: Leben & Arbeiten

Claudia am 17. September 2003 — Kommentare deaktiviert für Frei vom Anderen, frei vom „Damals“

Frei vom Anderen, frei vom „Damals“

Seit ich alleine wohne, verändert sich mein Leben in staunenswerter Geschwindigkeit. Die Einheit zwischen Leben, Arbeiten, Geld verdienen und über all das schreiben, die über lange Zeit Bestand hatte, gibt es nicht mehr: ich hab sie einfach auseinander fallen lassen, mich sogar begeistert an der Demontage beteiligt. Nun liegen alle Teile unverbunden herum, neue sind hinzu gekommen und ich bin gespannt, welche neue Gestalt das alles noch annehmen wird.

Gespannt? Ja, schon, aber es ist nicht mehr so, dass ich einfach nur zusehe, was „sich ergibt“. Im Frühjahr hab ich beschlossen, in Zukunft mit dem, was mir am meisten Freude macht, auch Geld zu verdienen. Ich will nicht mehr (bzw. immer weniger) Brotarbeit leisten, um freie Zeit für „das Eigentliche“ zu haben, wobei das „Eigentliche“ recht formlos und spontan bleibt und selten zu dem Niveau heran reift wie meine bezahlten Dienstleistungen.

„Im Auftrag“ zu arbeiten, so richtig mit Termin und konkretem Ziel, bedeutet innere Sammlung, Konzentration, Mobilisierung aller Fähigkeiten und natürlich Anstrengung. Dieser Anstrengung entspricht am Ende die Freude über das Werk und das verdiente Geld. Warum sollte diese „High Performance“ immer nur im Dienste Anderer stehen, deren Aktivitäten unterstützen, fremden Werken und Unternehmungen dienen? Womit ich nicht sagen will, dass ich keine Lust zum Dienen hätte, im Gegenteil: gerade das fühlt sich am stimmigsten und glückbringendsten an, wenn man das „Ureigene“ als Beitrag in die Welt setzt und es tatsächlich Menschen gibt, die etwas davon haben und denen es etwas wert ist.

Gedacht hab‘ ich das lange schon, aber nichts gemacht. Dazu brauchte es tatsächlich das alleine Wohnen: es bewirkt eine radikalere Art, auch innerlich mit sich alleine zu sein. Nicht mehr „der Andere“ steht stets bereit, zu sagen, was gut und richtig, was angesagt und überflüssig ist, sondern ich muss es selber tun. Das ist keine nachträgliche Kritik an meinem Ex-Lebensgefährten, denn JEDER Andere sagt bereitwillig diese Dinge. Jeder Mensch gibt das je Eigene nach außen und vertritt es als das Richtige. Und es ist ja so leicht, da zuzuhören, die eigenen Impulse nicht ganz ernst zu nehmen! Der konkrete Andere ist „die Welt“, er begegnet mir als Realität, als Tatsache, wogegen ich mir selber immer als „unfertig“ vorkomme, ständig im Fluss. Ich kann jederzeit umdenken, stelle mich selber ständig in Frage, springe von Idee zu Idee, von Verlangen zu Verlangen, von Meinung zu Meinung, wogegen der Andere einfach so sagt, was Sache ist. Er mag innerlich ebenso unsicher sein wie ich, allein der existenzielle Unterschied zwischen „Ich“ und „Du“ bedingt dieses Erleben.

Nun sind alle „Anderen“ gleich weit von mir entfernt, zumindest empfinde ich das im Alltag so. Ich kann mich sammeln, bleibe automatisch länger bei meinen jeweiligen Ideen und Vorhaben und erlebe, wie es ist, alle Entscheidungen alleine zu treffen und zu verantworten. Dabei ist mir erst richtig bewusst geworden, wie sehr ich das im bisherigen Leben vermieden habe! Zwar war ich immer schon recht aktiv und unternehmungslustig, aber ich brauchte Andere, die gemeinsam das Entscheiden besorgten. In einer Gruppe habe ich kein Problem, meine „Sicht der Dinge“ durchzusetzen, bzw. dies zumindest zu versuchen. Wenn es gelingt, wenn das, was ursprünglich allein meine Idee war, sich als Gruppenbeschluss durchsetzt, gibt’s auch kein „Problem“ mehr: sie haben es geprüft und für gut befunden, jetzt muss ich es nicht mehr alleine verantworten, mir mögliche negative Folgen und schlechte Ergebnisse nicht alleine ans Bein binden.

Die Gruppen hatte ich lange schon hinter mir gelassen, doch zumindest brauchte ich EIN Gegenüber! Einen Auftraggeber, der weiß, was er will. Einen Co-Worker pro Projekt, der mit mir entscheidet, was wir jetzt machen. Und im Privatleben EINEN Gefährten, sicherheitshalber einen, der „im Prinzip nichts will“, denn schließlich wollte ich frei sein, mich nicht groß anpassen müssen, gar einem fremden Willen unterwerfen. Eine Illusion, wie ich im Nachhinein sehe, denn ich habe mich ans „Nichts -Wollen“ angepasst.

All das hab‘ ich gewählt, weil ich es brauchte, weil ich es so wollte, ohne mir ganz klar zu sein, aus welchen Antrieben oder Verweigerungen heraus es geschah.

Und jetzt bin ich also allein! Folge meinen Impulsen, treffe Entscheidungen, mache wieder Pläne, setze um, was ich für gut und erfolgsversprechend halte und tatsächlich: es geht! Es macht sogar ungeheuer Spaß, wenn ich mich auch immer wieder frage: Ist das jetzt richtig? Darf ich das? Sollte ich das? Kann ich das?

Ich kann, darf und sollte auf jeden Fall weit mehr, als ich bisher glaubte. Da mögen Rückschläge kommen, Misserfolge und mancher Ärger: im eigenen Leben sitze ich nicht nur in der ersten Reihe, ich gestalte auch das Stück selber, das gespielt wird. Eigentlich eine verdammt banale Erkenntnis, aber wie langwierig, sie auch wirklich zu leben!

Die Last der Vergangenheit abwerfen

Ebenso schwierig wie die Befreiung vom „schützenden Anderen“ ist die Loslösung vom eigenen „Meinen“. Ich bemerke einen ungeheuren Wust von Meinungen über mich selbst, die ich in etlichen Jahrzehnten angesammelt habe. Die sind zustande gekommen aus Situationen heraus, aus leid- oder freudvollen Erfahrungen, in denen ich mich so oder anders verhielt und daraus dann meine Schlüsse zog, ein Selbstbild aufbaute. Ich will jetzt nicht mit Beispielen langweilen, nehme nur eine typische Schiene, die viele kennen und selber erleben: der Blick in die Kindheit. Immer wieder höre ich Menschen sagen „Ich bin so, weil…“, und dann folgt irgend eine Traumatisierung oder andere, weniger drastische Formungserlebnisse, die als Erklärung für das „Jetzt“ dienen soll, bzw. als Rechtfertigung für eine Einschränkung im Heute.

Nichts dagegen, das alles anzuschauen! Es ist erhellend, die Traumatisierungen, Indoktrinierungen und Konditionierungen zu erkennen, seien sie aus der Kindheit, der Jugend oder der heutigen Gesellschaft. Aber muss das heißen, daran kleben zu bleiben? Bin ich denn ein Stein, von Bildhauern geformt, mit denen sich nicht diskutieren ließ, und heute „fertig“, unveränderbar, leider SO und nicht anders geworden? War ich denn nicht auch schon „damals“ durch mein Denken und Meinen an der Art beteiligt, WIE ich die Realität erlebte? In welcher WEISE zwingt mich Vergangenheit JETZT? Inwiefern ist sie heute „real“, wirk-lich, wirksam?

Sie ist „da“ als mein Gedanke, als Erinnerung, die sich sogar fortlaufend verändert, je älter ich werde, denn meine Einsicht und meine Bewertungen ändern sich. Und sie wirkt fort im Körper: bestimmte Erlebens- und Verhaltensweisen bedingen bestimmte Muskelverspannungen und Körperhaltungen, die dazu neigen „chronisch“ zu werden. Der eine geht dann gebückt durchs Leben, der andere läuft besenstilartig gerade umher und kann das Becken kaum mehr bewegen. Irgendwann entwickeln sich dann die dem entsprechenden „Krankheiten“.

Müssen wir wirklich immer weiter „an der Vergangenheit kranken“??? Zwölf Jahre Yoga haben mir gezeigt, dass die psychophysische Ebene wieder in ihr natürliches, spontanes Zusammenwirken zurückgeführt werden kann (die heftigsten Veränderungen und Lockerungen spürte ich bereits nach einem halben Jahr!). Aber das alleine reicht nicht, auch im Geist muss ich bereit sein, meine Vorstellungen loszulassen. Endlich damit aufhören, mir immer wieder vorzusagen: Ich bin SO, weil..

Wie? Einfach so. Wenn der Gedanke kommt, glatt ignorieren! Ich staune selbst, wie erfolgreich das ist, aber eigentlich wundert es nicht: So ein Gedanke erhält und mästet sich durch meine Aufmerksamkeit, meine innere Resonanz, mein stetes „darauf Eingehen“. Wenn das ausbleibt, kommt er immer seltener und dann gar nicht mehr. Dafür braucht man keinen Therapeuten und spart jede Menge Geld. Das Einzige, was nötig ist, ist die Entscheidung, es für wahr zu halten, dass das SO funktioniert. Mir persönlich hat schon gereicht, es für möglich zu halten – den Rest besorgt die Erfahrung des Erfolgs.

Der Gedanke allerdings, dass ich jetzt (es ist schon halb elf!) dringlich „was Richtiges arbeiten“ muss, lässt sich nicht wegschicken. Das wird sich erst ändern, wenn auch das Digital Diary einen größeren Anteil an meinem Einkommen generiert – aber keine Sorge, das Lesen wird hier immer kostenlos bleiben!

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Claudia am 13. August 2003 — Kommentare deaktiviert für Neue Ordnung, neuer Plan, neue Arbeit: Über die Wertschätzung des Eigenen

Neue Ordnung, neuer Plan, neue Arbeit: Über die Wertschätzung des Eigenen

Um neun oder zehn Uhr morgens an dem zu arbeiten, was mir persönlich am wichtigsten ist, kostet erst mal Überwindung. Bisher stellte ich das eher nach hinten, denn in der kollektiven Hauptarbeitszeit – so zumindest meine Begründung vor mir selbst – musste ich „am Ball“ sein, schnellstmöglich reagieren, immer alles sofort erledigen, was per Email den dringlichsten Eindruck machte. Da ich etwa stündlich Mail lese, zersplitterte das meinen Tag, zerschlug mir alle Konzentration und gab mir das Gefühl, jede Menge zu arbeiten, aber doch zu nichts zu kommen.

In den seltensten Fällen handelt es sich dabei um wirklich „Dringliches“, etwa Feuerwehreinsätze für Kunden, auf deren Website schnell etwas getan werden muss, weil die Rechtslage sich geändert hat und eine Abmahnung droht. Meistens sind es die „vielen Kleinigkeiten“, denen ich durch mein ständiges Reagieren ohne Not meinen Arbeitsfrieden opferte: jemand schafft es nicht, die Mailingliste X mit der Adresse XY zu abonnieren, ich soll mal nachsehen, warum das so ist. Ein anderer will, dass ich seinen Beitrag in einem meiner Netzliteraturprojekte der ersten Jahre anonymisiere: Kollegen finden den Text über Google und interpretieren ihn falsch, weil der Kontext fehlt. Oder: Irgendwo ist ein Link kaputt, denn ich richten muss. Jemand hat auf einem Webboard Werbung gepostet, die zu löschen ist. Ein Kunde wünscht Änderung seiner Veranstaltungsdaten, da eine Veranstaltung mangels Masse nicht zustande kommt – ich könnte die Liste lange fortsetzen. Es ist immer etwas zu tun, jedes Mal, wenn die Email herein tröpfelt, sind darunter auch Anforderungen, Bitten und Befehle – und ich springe immer gleich, bisher jedenfalls.

Um dazwischen noch ein Gefühl von Selbstbestimmung zu haben, blätterte ich immer mal wieder trotzig durch meine 22 Mailinglisten, insbesondere die drei, vier, wo ich gerne mal was sage. Doch das ist keinesfalls Entspannung, Rückkehr zum Eigenen, sondern hat ebenfalls ein hohes Zerstreuungspotenzial: mal eben in der „ab 40“ über Yoga oder „Partner-Terror“ schreiben, mit den Ken-Wilber-Freunden diskutieren, inwiefern Reiche durch ein Nadelör kommen oder nicht, in „NetLife“ die neuesten Tricks der Spammer beklagen, und alle paar Monate in der Netzliteraturliste mitlesen, wie jemand die Frage stellt, ob selbige „am Ende“ ist – tja, wann will ich da eigentlich arbeiten?

Damit ist jetzt Schluss! Ich habe aufgehört, alle Stunde E-Mail zu bearbeiten, sondern setze dafür Zeiten. Mehr noch: ich wage es, inmitten der schärfsten Arbeitszeit mein eigenes wichtigstes Projekt zu entwickeln: Schreibimpulse.de kann nicht zustande kommen, wenn ich nicht andere Saiten aufziehe, wenn ich die Arbeit an den Schreibkursen und alles, was drumrum ist, nicht als „Hauptarbeit“ begreife. OBWOHL bzw. gerade weil es nicht etwas ist, das Andere von mir fordern, sondern etwas, das ich selber anbiete.
„Das Eigene zuletzt“ war strukturierender Teil meiner unbewussten „Ordnung“. Ich wundere mich jetzt selbst darüber, weiß nicht einmal, woher diese „Anweisung“ eigentlich gekommen ist – aber letztlich ist das nicht wichtig, wichtig ist, es zu verändern.

Das EIGENE: ein weites Feld! Wer ihm immer den letzten Platz gibt, kann es kaum mehr richtig erkennen, geschweige denn ordnen und entwickeln. Mit einem einmaligen Entschluss, das aktuell Wichtigste an prominenter Stelle zu bearbeiten, ist es lange nicht getan. Das ist nur ein Einstieg, der den Blick auf eine weite Landschaft frei gibt, die – das stelle ich mit gelindem Schrecken fest – einen recht verwahrlosten Eindruck macht. Wie ein Garten, der niemals als Ganzes gesehen, bepflanzt und gepflegt wurde, sondern immer nur mal an dieser oder jener Stelle kurz gegossen, mal eine schöne neue Staude gesetzt und dann sich selbst überlassen, selten gedüngt, immer den wechselnden Wettern der „Spontaneität“ überlassen – da kann ja nichts raus kommen! Weder wirklich gute Ergebnisse, noch innere Befriedigung, oder dauerhafte Freude am Geschaffenen. Auch kein finanzieller Erfolg, der der Rede wert wäre.

Mitschwimmen, den eigenen Impulsen folgen, reagieren auf das, was kommt – lange Zeit war das meine Art, zu leben und zu arbeiten. Es hat auch lange funktioniert, mich immerhin halbwegs versorgt, doch letztlich ist es eine begrenzte, unfreie Weise, das Leben zu verbringen. Das ist mir am Projekt Schreibimpulse so richtig klar geworden: wer Impulse geben will, darf nicht selber allzu impulsiv agieren, sondern ist gefordert, sich einer selbst zu schaffenden Form zu verpflichten, dem „Eigenen“ dauerhafte Gestalt zu geben. Das schränkt Freiheit nicht ein, sondern erweitert den Raum der Möglichkeiten, der relativ klein bleibt, wenn immer nur kurze Sprünge gemacht werden.
Ein erhellender Traum

Ein Anfang, immerhin. Dass es noch viel zu tun gibt, um mir die Landschaft des „Eignen“ wirklich zu erobern, sagte mir heute ein seltsamer Traum. Ich lebte in einer großen Wohnung in einem Haus mit mehreren Wohngemeinschaften. Meine Wohnung hatte Verbindungen zu den anderen Wohnungen, alle Bewohner gingen überall hin. Die Tür zur Terasse in meinem Wohnzimmer stand den ganzen Sommer über offen. Es wunderte mich noch nicht sehr, dass auf einmal zwei, drei unbekannte verlotterte Gestalten in diesem Zimmer herum saßen. Doch immer, wenn ich das Zimmer mal wieder aufsuchte, waren es mehr geworden. Gleichzeitig verschwanden Gegenstände, die Bücherwand schrumpfte, Schränke leerten sich – und erst, als ich um meine neue Kamera fürchtete, von der ich nicht mehr genau wusste, wohin ich sie gepackt hatte, realisierte ich die Lage: mein Wohnzimmer mit der offenen Tür nach draußen war ein Treffpunkt für Obdachlose geworden, die da ihre Zeit herum brachten, sich Kaffee kochten und zechten, und immer mal was mitgehen ließen, was einen werthaltigen Eindruck machte. Ich hatte nichts gegen diese Obdachlosen, aber ich wollte sie plötzlich nicht mehr in meinem Zimmer haben, schließlich hatte ich sie nicht eingeladen. Ich beschloss, sie alle raus zu werfen, die Tür zu schließen und das Zimmer zu renovieren, es wieder zu meinem EIGENEN zu machen – zum ersten Mal wirklich.

Ein interessanter Traum, dessen seltsames Gefühlskonglomerat mir noch jetzt nachhängt. Der aufkommende Unmut und Ärger über das, was da geschah. Das Gefühl, ausgenutzt zu werden, Verwunderung und Scham, dass ich es so weit hatte kommen lassen, ein leichtes Schuldbewusstsein, den Leuten nun ihren Treffpunkt zu nehmen – und ein trotziges „Na und! Das ist MEIN Zimmer!“, das für mich neu ist.

Ja, ich werde mich jetzt um jedes einzelne Zimmer kümmern! Ich sehe diese Zimmer als Bereiche selbst gewählter Tätigkeiten und Freuden: die Schreibkurse, das Digital Diary, meine Webdesign-Arbeit für Andere, Fotografieren und Bildbearbeiten, meine Wohnung, Freundinnen und Freunde, mein Körper. Und soziale Aktivitäten, wie derzeit der Aufbau der Coachingrunde-Berlin.de. Alle diese Bereiche bedürfen sorgfältiger Pflege und intensiver Zuwendung – die ein Leichtes ist, wenn ich für all das dieselbe Wertschätzung empfinde, wie sie mir von Anderen entgegen gebracht wird.
Wow – ein Unterstützer!

Ein alter Stammleser dieses Diary hat mir von sich aus kürzlich eine regelmäßige Spende von 100 Euro pro Monat zugewendet. Er will „das Projekt unterstützen“, mir gerade jetzt, wo ich Neues aufbaue und viel zu tun habe, das Gefühl geben, dass mein freies Schreiben im Diary einen hohen WERT hat, nicht nur für mich. Ich war zunächst irritiert, erinnerte mich dann aber daran, dass ich „das Eigene“ nicht mehr hinten runter fallen lassen will, sondern wertschätzen und entwickeln. Warum bin ich zum Beispiel nicht dem Rat eines anderen Freundes gefolgt, meine „gesammelten Werke“, zumindest das gesamte Digital Diary, auf CD anzubieten? Warum habe ich zwar eine „Leseliste“, aber keinen Bücher-Shop mit meinen Lieblingsbüchern, über den wenigstens ein paar Amazon-Euro rein kämen? Warum hab‘ ich keine „Unterstützer-Seite“ mit Bitten um Verlinkung, netten Buttons und mit meiner Kontonummer, falls noch mehr großzügige Spender auf die Idee kommen, die nonkommerzielle Seite meines Lebens & Arbeitens zu unterstützen?

Ich war es mir nicht wert. Das sehe ich erst jetzt, wo es sich ändert. Und ich bin froh, dass es sich ändert: schon jetzt fühlt sich mein Arbeitsalltag weit besser an, wenn auch noch recht viel zu tun und neu zu schaffen ist. Demnächst auch im Digital Diary!

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Claudia am 06. August 2003 — Kommentare deaktiviert für Von Schreibblockaden, kalten Rippchen und Startterminen

Von Schreibblockaden, kalten Rippchen und Startterminen

Dieser Text entstand am am 6.August 2003 im „Schreibimpulse-Blog“, das ich zur Begleitung meiner Schreibkurse einige Jahre führte. Ich habe ihn ans entsprechende Datum ins Digidiary „gerettet“, da das Blog nach einigen Jahren (mit vielen wunderbaren Schreibkursen!) eingestellt wurde.

Kurzreise nach Frankfurt. Programmierer leibhaftig gesichtet. Sauna und die Lizenz zum Kontakt.

Die Hitze war höllisch. Hinreise am Sonntag, Montag mehrstündiges Arbeitstreffen, gegen Abend dann gleich zurück nach Berlin. Solche Hau-Ruck-Aktionen sind eigentlich nicht mein Ding, aber jetzt musste es einfach mal sein. Nächste Woche fährt Ulf, der die programmiererische Seite von Schreibimpulse.de entwickelt, nämlich in Urlaub. Der Starttermin für die Kurse muss aber VORHER stehen. Ein bisschen Anmeldezeit braucht es ja doch, auch wenn schon über hundert Leute “Interesse gemeldet” haben. Wer weiß, wieviele davon wirklich dabei sein werden! Himmel, ist das spannend….

Wir haben ihn, den Starttermin! Endlich! Noch nicht auf den Tag genau, aber so um den 14. / 15. Oktober geht’s los. In einem lauschigen Biergaren bei Frankfurt erfreute ich mich an “kaltem Rippchen mit Kartoffelsalat” (das es in Berlin nicht gibt) und an unseren Fortschritten. Seit Monaten maile ich mit Ulf, doch gesehen hatten wir uns noch nie. Er war einer derjenigen, die sich freiwillig gemeldet hatten, um mir das Digital Diary von “händischem Betrieb” auf ein automatisiertes Script umzustellen. Ich wollte einfach keine HTML-Tags mehr sehen, wenn ich Diary schreibe. Nur noch in die Eingabemaske tippen, wenn’s mich überkommt – einfach so über’s Web, das müsste wunderbar sein!

Na, jetzt ist es bald soweit. Das “automatische” Digidiary wird bald das Licht der Welt erblicken – aber eher als ein “Abfallprodukt” unserer Zusammenarbeit. Erstmal hab’ ich Ulf nämlich “umgelenkt”. Das Diary war in meiner Prioritätenliste ziemlich nach hinten gerutscht, ich steckte voll fasziniert inmitten der Planungen für schreibimpulse.de. Einen Namen hatte ich noch nicht, aber Ideen und Pläne, die mich ganz neu faszinerten: Endlich mal nicht Webdesign, endlich mal eine eigene Unternehmung: nicht immer nur Andere in Szene setzen, sondern selbst etwas entwickeln!

Ein eigenes Projekt

Das hatte ich schon lange im Hinterkopf. Sogar mit ganz netten Ideen – doch so richtig “los gegangen” ist nichts davon. Die Ideen berührten mich nicht wirklich, oder nur in einer beiläufigen Art. Zum Beispiel die “Saunaseite Berlin”: Ich wollte alle Berliner Thermen und Saunen vorstellen – natürlich nicht datenbankartig öde, sondern so richtig mit Atmosphäre. Szenen von nackten Schwitzenden aller Altersgruppen und Geschlechter, wie sie im Dampf verschwinden, standen mir vor dem inneren Auge. Oder das Aufguss-Ritual: Saunameister wedelt mit dem Handtuch und treibt jedem den Gluthauch der Wüste Gobi über die nackte Haut – und alle tun so, als wär’ das angenehm! Ja, seit meinen Mecklenburg-Jahren geh ich gern in die Sauna, warum also nicht eine “Saunaseite”?? Ich denke immer gleich in Webseiten – aber wie und wann soll ich die alle schaffen?

Die Saunaseite hatte immerhin schon ein “Finanzierungsmodell”. Ich wollte Sauna-Tücher verkaufen, die ein Logo und eine Art Code tragen: Mit blauem Streifen heisst “lasst mich in Ruh!”, mit rotem “Ich bin auf Suche” und mit gelbem “Alles außer Sex” oder “Plaudern erwünscht”. So hatte ich zumindest ins Grobe gedacht. Die Handtuchträgerinnen und Träger würden einander in den Sauna-Anlagen Berlins erkennen – mir hätte sowas gefallen!

Ich finde, es gibt insgesamt zuwenig “Lizenz zur Kontaktaufnahme” außer in klar vordefinierten Situationen wie etwa als Käuferin, Lehrer, Managerin oder Postbeamter. Am richtigen Ort mit entsprechendem Gegenüber, überall, wo wir Rädchen oder Motoren im Getriebe sind, gibt es “vorgestanzte” Kontakte, voraussehbare Kommunikationsformen und Inhalte. Aber sonst?? Im Alltag muss erstmal ‘was Katastrophisches passieren, damit die Menschen miteinander reden. Und sei es nur, dass ein Bus zweimal hintereinander ausfällt.

Ich verplaudere mich! Das “Handtuchgeschäft” sollte nicht das einzige sein, was für Einnahmen sorgt, sondern ich wollte den Berliner Sauna-Unternehmern auch einen “Sauna-Pass” schmackhaft machen: deutliche Rabatte für Neukunden – und diesen Saunapass dann zum Pauschalpreis anbieten, weit günstiger als die zusammen gerechneten Rabatte. Schien mir aussichtsreich, eine “Win-win-Situation” für alle Beteiligten – und ich würde künstlerisch Saunen in Szene setzen!

Die Saunaseite ist dann doch im Ideenstadium geblieben wie noch manches andere. Schließlich geh’ ich nur einmal die Woche schwitzen und so dringlich ist mein Plauderbedürfnis auch wieder nicht. In der Sauna jemanden ansprechen ist zudem leichter, als ein Webprojekt aus dem Boden zu stampfen, dass das für viele einfacher macht. Meine Motivation, die Tage mit Sauna-Betreibern zuzubringen oder Handtuchproduktionsmöglichkeiten zu checken, hielt sich in Grenzen, versetzte mich nicht in Bewegung. Und: in Berlin gibt’s nur wenige gute Saunen, der letzte Standard fehlt ganz – wer hat hier schon einen Schneeraum? Wer kühlt das Wasser weiter herunter, als es aus der Leitung kommt?

Genug davon. Meine anderen Ideen erzähl ich vielleicht auch nochmal, doch seit mich die Kurse beschäftigen, ist das alles vom Tisch! Heute kommt es mir sogar seltsam vor, dass ich nicht weit früher darauf gekommen bin, genau DAS zum Projekt zu machen, was ich im Alltag am liebsten tue: Schreiben, mit anderen kreativ kommunizieren, lockere Gruppen entstehen lassen und soziale Prozesse möglichst ergötzlich für alle gestalten? Der Untertitel meines Diary sprang mir ganz neu ins Auge: “Vom Sinn des Lebens zum Buchstabenglück” – da stand es ja, warum sollte ich in der Sauna und auf den Friedhöfen (davon demnächst!) suchen?

Fast hätte ich diese Domain “buchstabenglueck.de” genannt. Aber Umlaute im Domainnamen sind nicht so gut und die Welt ist voller Zyniker, die das gewollt missverstehen und sich belustigen würden – also schreibimpulse.de!

Vom inneren Zensor

Im Digital Diary bin ich in der letzen Zeit nicht sehr gesprächig. Eine gewisse Scheu hält mich davon ab, die Stammleser mehr als gelegentlich mit Artikeln über das Werden meiner Online-Kurse zu beglücken. Vermutlich behindert mich ein tief sitzendes, in vielen Netzjahren eingefleischtes Sündenbewusstsein: Man macht keine Werbung für eigene kommerzielle Projekte, das ist igitt! Und wäre nicht alles, was ich darüber schreibe, AUCH eine Werbung – ob ich das will oder nicht? Schließlich bin ich fasziniert von meinen Plänen, es begeistert mich, ich kann also nur “werbend” darüber schreiben.

Im Juli also nur zwei Diary-Beiträge und keinerlei “Einfälle”, die NICHT mit schreibimpulse.de zusammen hingen, auf irgend eine Art. Das Diary trocknete aus wie die Brandenburger Wälder. Was tun? Ich fühlte mich schreiberisch gelähmt! Gestern Abend dann, als ein lieber Freund wieder einmal nichts zu einer Frage geantwortet hatte, die mich in Sachen schreibimpulse.de umtreibt (wie so viele derzeit!), wich die Lähmung von mir: Warum soll ich eigentlich genau das aufgeben, was ich in meinem Kurs A vermitteln will? “Von sich schreiben – Webdiarys und mehr” ist der Titel – und ich hör auf, weil ich in den Klauen des inneren Zensors hängen bleibe??? Es darf gelacht werden! :-)))

Warum nicht die Interessenten fragen, wenn ich eine Frage habe, deren Antwort nur sie wissen? Es war nie mein Ding, über Zielgruppen nachzudenken, ich kommuniziere lieber direkt. Es gibt über hundert Leute, denen ich Infos versprochen habe – was lässt mich eigentlich denken, ich dürfe die erst “zur Besichtigung” einladen, wenn alles fertig ist? Kursbeschreibungen, “Über uns”, Konditionen, AGB, Anmeldeformular – da brauch ich noch ein bisschen Zeit. Warum nicht einfach erzählen, was es Neues gibt? Wie der Aufbau läuft, was für neue Erfahrungen ich mache, was bisher geschah… “Von mir schreiben” und “vom Projekt schreiben” sind zusammen gefallen, na und? Ein Ortswechsel dieses Themas auf schreibimpulse.de verschont das Digital Diary davor, zu “eintönig” zu werden – immerhin interessieren sich viele weder fürs Schreiben noch für den Aufbau eines Web-Projekts.

Aber da ist noch etwas: Erzählt die Unternehmerin, was sie unternimmt?? Liest man irgendwo vom Entstehen der vielen Projekte, die mit viel Einsatz und Hoffnung ins Werk gesetzt werden? Gibt’s da eine Schweigepflicht??? Ist es nicht besser, zu warten, bis eine glitzernde Oberfläche steht und alles perfekt wirkt? Und niemals ein Wort darüber verlieren, wie fraglich, problematisch, fehlerträchtig dies und jenes ist, bevor alles “fertig” im Web steht?

Vielleicht ist das wirklich besser, werbetechnisch betrachtet. Aber deshalb monatelang nicht mehr über das schreiben, was mich hauptsächlich bewegt? Kann ich mir nicht vorstellen! Das wär es mir auch nicht wert. Schreibimpulse.de soll mich bereichern und nicht einschränken, beglücken und nicht deprimieren, den Raum der Möglichkeiten vergrößern und nicht zusammenschrumpfen. Ich schreibe also weiter. An dieser Stelle.

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Claudia am 07. Juni 2003 — Kommentare deaktiviert für Matrix reloaded, Ratio gecancelt

Matrix reloaded, Ratio gecancelt

Matrix Reloaded – diesen Film wollte ich nicht auslassen. Egal, was er ansonsten noch bieten oder vermissen lassen würde: der Augenschmaus der neuesten Computeranimationskünste lockte mich, noch dazu in einer Rahmenhandlung, die den Geist vielleicht nicht gerade fordern, aber doch auch nicht allzu sehr beleidigen würde.

Also los. Ein Bezirkskino am Treptower Park garantierte entspannten Filmgenuss – je älter ich werde, desto weniger mag ich es, wenn „die Massen strömen“, man sich in langen Schlangen anstellen muss, beim Sitzen die Ellenbogen der Nachbarn spürt und der Geruch von Popkorn, Schweiß und zig Sorten Deo-Spray oder Haargel in die Nase zieht.

Je älter ich werde, das merk‘ ich auch schon seit Jahren, umso weniger verschwinde ich in den Filmen: das Eintauchen in die Handlung, die Identifizierung mit den Personen und ihren Zielen ist kaum mehr vorhanden. Bei guten Filmen macht das wenig aus, andere Genüsse treten in den Vordergrund und wiegen den Verlust mehr als auf. Auch bei „Matrix Reloaded“?

Ja. Das Spektakel für die Augen ist erwartungsgemäß beeindruckend. Es amüsiert mich insbesondere, zu bemerken, wie die „Ausstattung“, also die Umwelten, in denen die Handlung spielt, nicht so sehr von Story-Schreibern erdacht zu sein scheint, sondern sich von den aktuellen Möglichkeiten des „3-D-Rendering“ ableitet: als Computer als grafische Werkzeuge gerade erst entdeckt waren, erschien die jetzt mögliche Vollkommenheit glatter Formen und Flächen als das Neue, das NonPlusUltra – die „Zukünfte“ erstrahlten in kalter, technoider Eleganz, aseptisch, unorganisch, und niemals erinnerten sie an das lang vergangene Zeitalter der Mechanik. Man drückte auf Knöpfchen oder sprach in einen Kommunikator, die „Maschinen“ walteten im verborgenen, ganz wie in einem modernen Bürogebäude.

Das ist vorbei! Seit es möglich ist, organische Formen und „unregelmäßig“ gemusterte Flächen darzustellen, sind die Welten wieder geradezu mittelalterlich-mechanisch, voller Rost und Abnutzungserscheinungen, Rohre und Zahnräder, zusammen genietete Altmetalle, die Raumschiffe in Schrotthaufen-Optik – toll!

Und der Inhalt? Die Kunst, Weltmythen ins Bild zu setzen, braucht die Askese des Verstands, den Verzicht darauf, allzu klare Bedeutungen vorzugeben, denn das würde die Möglichkeit jedes Einzelnen beschränken, die je eigenen Interpretationen hinein zu legen. Hinzu kommt, dass der Film überdeutlich als Teil einer größeren Verwertungskette auftritt – wer mehr wissen will, soll sich den ersten Teil, den letzten Teil, die DVD und das Video mit den Interpretationen weiterer Filmemacher und Designer zulegen – und natürlich das Computerspiel erwerben, denn „noch nie griffen Movie & Spiel so perfekt ineinander“.

Ja, das tun sie, nicht unbedingt nur zum Vorteil des Films. Aber egal: der „Content“, der geliefert wird, beeindruckt durch seine Ebenen-Gewichtung: die Rede von Morpheus an die Gemeinde von Zion, das Gespräch mit dem Orakel, die Welterklärungen des „Architekten“ – alles, was das mentale Denken anspricht, passt gut in die Länge eines Diary-Beitrags. Der große Rest spricht andere Ebenen an. Und das nicht einfach nur so, ohne Kommentar, nein, es wird auch in der „Handlung“ thematisiert, geradezu gefordert. Ein beispielhaftes Ineinander-Greifen von Form und Inhalt! Immer wieder mutet mich so etwas an, als betätige sich Hollywood ganz bewusst auf der Ebene des kollektiven Unterbewusstseins: hier geht es darum, die Dominanz des „rechnenden Denkens“, des logischen Verstandes, die im 20. Jahrhundert alles andere überwuchert hat, zurück zu schneiden. Andere Seinsaspekte werden in den Fokus der Aufmerksamkeit gestellt, der Kopf vom „Grübeln“, vom endlosen Wägen und Bedenken tragen entlastet. Das erschöpft sich nicht im Kampf gegen die Maschinen, die man als Metapher für das lebensfeindlich ausgewucherte „rechnende Denken“ verstehen kann, es geht auch explizit um die innere Einstellung der Akteure: nicht aus der Analyse eines Problems beziehen sie ihre handlungsleitenden Anstöße, sondern aus dem Glauben, aus dem Herzen, aus der Intuition.

…du hast dich schon entschieden!

Um dies zu vermitteln, wird doch tatsächlich die derzeit spirituell herrschende „letzte Wahrheit“ vieler, die nicht mehr magisch-religiösen Systemen folgen wollen, eingeflochten: „Entscheidung ist nur eine Illusion, entstanden zwischen den Menschen mit und ohne Macht“. Oder auch „Du HAST dich schon entschieden, es geht nur noch darum, deine Entscheidung zu verstehen!“. Die Bezüge zu den Lehren der Satsang-Bewegung ist unübersehbar: Da ist niemand, der entscheidet. Handlungen geschehen – WER handelt? Als dann Neo zu wählen hat zwischen seiner eigentlichen Aufgabe (Zion zu retten) und seiner Freundin, wenn dabei auch die Menschheit untergehen mag, spürt er in sich hinein und „wählt“ Letzteres. Er KANN erst in dem Moment handeln und die entsprechende Tür nehmen, als man ihm sagt: Du HAST dich doch schon entschieden!!!

Jenseits der Frage, wie die Filmemacher dies meinen, wird mir auf einmal klarer, WAS der „Trick“ dieser Weisungen ist: Erst die Aussage „du hast schon entschieden“ entlastet das Individuum vom eingravierten und angelernten „How-To“ in Sachen: „Was tu ich jetzt?“. Erst durch das Beiseite-Lassen der Verstandes-Ebene tritt der Rest der großen Landschaft des „Selbst“ wieder ins Licht des Bewusstseins. Das einzig legitime und gerechtfertigte Herangehen an „Probleme“ ist nämlich immer noch das „informieren, analysieren, abwägen, berechnen, entscheiden und dann handeln“. Das funktioniert ja auch, soweit es darum geht, die Maschinen, Apparate und Programme der technischen Zivilisation zu erschaffen und am Funktionieren zu halten – aber ist das alles, wofür wir leben??? Umgibt uns nicht mittlerweile ein stählernes Gestell aus vorgegebenen Formen und Regeln, Traditionen und Gewohnheiten, Verhaltens- und Erlebensweisen? Alle rational begründet, sehr „verständlich“ und zwingend, wenn man sie hinterfragt? Aber ist das nicht eine Einbahnstraße, in deren Verlauf wir alles und jedes kalkulieren, auch den Wert der einzelnen Leben? In der wir sogar die „Investitionen“ an Gefühl und Aufmerksamkeit in Beziehungen gegen den Nutzwert abwägen, den sie uns bringen? In der wir vergessen, dass wir arbeiten, um zu leben, und nicht umgekehrt?

Schon das Wort „irrational“ ist nur abwertend und diskriminierend in Gebrauch. Der rationale Verstand ist vom Diener zum Herrscher geworden und negiert alles andere, ja, er versucht sich an der vollständigen Vernichtung aller nicht maschinenhaften (nicht operational „begründbaren“) Selbst-Anteile. Alles nicht Rationale soll bis in die eigene Innenschau hinein als zu verdrängende Altlast gesehen werden. Es wird dann tasächlich „vergessen“, gar nicht mehr wahr-genommen, aus der „Wirklichkeit“ aussortiert. Und so leben dann unzählige Menschen ein Schmalspurleben: wollen immer nur „abgesichert“ handeln, nicht anecken, Ansprüchen genügen, Funktionen erfüllen und dafür anerkannt werden. Und können sich keinen Reim darauf machen, warum es ihnen „trotzdem“ beschissen geht; Ängste, Süchte, innere Unsicherheit, überdruß, Selbstverachtung – und Wut und Groll nach außen auf die „übermächtigen Mächte“, die einen vermeintlich zwingen, SO zu sein, so sterbenselend vernünftig.

Anders die Helden in „Matrix“: die innere Gewissheit, aus der heraus Morpheus seine Rede an Zion am Vorabend des erwarteten letzten Angriffs der übermächtigen Maschinen hält, ist durch „Informationen“ nicht zu erschüttern. Es ist kein ganz so simpler Glaube, wie ihn die „biblischen“ Anspielungen nahe legen, das wird im Zuge der Rede deutlich: Nicht, weil das „Volk von Zion“ irgendwo hin will, oder aus seinem „Herkommen“ einen wie immer gearteten Auftrag bezieht, soll dem Angriff mutig entgegen getreten werden. Sondern „weil wir noch da sind“. Dieses Dasein „Hier-Jetzt“ wird im Anschluss an die motivierende Rede dann auch im spontanen Tanz der Menge gefeiert – kein dumpf-agressiver Kriegstanz, trotz Trommeln, sondern ekstatische Lust! Direkt in diese Szenen hinein geschnitten vereinigt sich Neo, der Außerwählte, in unverstellt erotischen Szenen mit seiner Geliebten – und sie sehen sich „dabei“ sogar in die Augen!

Der Verwurzelung des Herzens im Augenblick hält auch dann noch, als die „große Erzählung“, die für die Verstandesebene des Glaubens noch gebraucht wurde, zusammen bricht: die Prophezeiung entpuppt sich als Märchen – ein Schlag für die Helden, aber kein Grund, zu verzweifeln. Die Liebe hält sie in Bewegung, lässt sie den Forderungen des „Jetzt“ mutig entgegen treten. Wie es weiter geht, wird der dritte Teil zeigen.

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Claudia am 28. Mai 2003 — Kommentare deaktiviert für Schreibzeit: ein ganz normaler Tag

Schreibzeit: ein ganz normaler Tag

Wenn ich morgens den Computer anschalte und, während er hochfährt, in der Küche den Kaffee aufsetze, ist der Geist noch klar, geradezu LEER – allenfalls spüre ich einen kleinen, freudig-neugierigen Sog in Richtung „Cockpit“. Dann, angekommen auf dem Stuhl vor dem Monitor, schau ich auch aus dem Fenster zur „Real World“, genieße den Blick auf viel Himmel, die grünen Bäume und den besonnten Kinderspielplatz. In einem Raum ohne gute Sicht nach draußen könnte ich mich nicht wohl fühlen, das hab‘ ich für mich heraus gefunden. Eigentlich verwunderlich, denn all meine Aktivitäten, mal abgesehen vom Einkaufen, Spazieren gehen und Freunde treffen, finden im „Raum hinter dem Monitor“ statt.

Und nun geht’s also los. Ich rufe die Mails aus vier Mailboxen ab, darunter die völlig im SPAM versunkene klinger@snafu.de. Hier bekomme ich einen ersten Eindruck von der „Problemlage des Tages“: heute etwa sind noch gar keine „Penis Enlargement“-Mails darunter, dafür mehr „Anti-Aging-Miracles“ und zunehmend auch „Keep SPAM out!“-Ratschläge. Pro Tag trudeln auf diesem Account etwa 60 bis 100 Werbemails ein, die ich sofort löschen muss, denn sonst find‘ ich nicht mehr durch. Hab‘ schon daran gedacht, Wissenschaftlern den Bezug dieser täglichen Horror-Auswahl zu Forschungszwecken anzubieten: Wer hat schon eine Mailadresse, die seit 1996 überall im Web gepostet und frei verteilt wurde???

4 Mailboxen, 22 Listen, 40 Server – und was JETZT?

Nun ja, nicht jede Idee ist kommerziell vielversprechend! :-) Als nächstes kommen die Listenmails aus 22 Mailinglisten. Automatisch sortieren sie sich in ihre je eigenen Ordner, die ich gelegentlich „aufsuche“ wie niemals endende Tagungen, in die man mal reinschauen kann, wenn Zeit ist. Immer gibt es „Lieblingslisten“, also die zwei, drei, in denen ich gelegentlich selber schreibe. Zur Zeit ist das die Ab40-Frauenliste, die Ken-Wilber-Mailingliste, und – aus alter Anhänglichkeit – die Liste Netzliteratur, wo fast über alles geredet werden kann, nur Mails zum Thema finden wenig Resonanz. Der große Rest meines umfangreichen Listenwesens sind Fach-Listen: I-Worker, CSS-Design, Texttreff, Webgrrls und ähnliche Zirkel, im wesentlichen dafür da, fortlaufende Weiterbildung zu ermöglichen, Fragen zu stellen und Antworten zu geben, die sich aus der täglichen Arbeit ergeben.

Diese mittlerweile unverzichtbare „Arbeitsstruktur“ mutet mich manchmal wie ein virtuelles Großraumbüro an, in das ich etwa hinein rufe: „Hey, warum klappt diese Spalte jetzt nach unten weg, anstatt sich brav oben rechts zu positionieren?“ Meistens gibt’s schon sehr bald Antworten. Eine schnellere Methode, sich neues technisches Wissen anzueignen und mit den ersten Anwendungsproblemen auseinander zu setzen, ist kaum denkbar: erst ein paar einschlägige (in Listen erfragte oder per Google gefundene) Webseiten zum Thema lesen, dann mit der Umsetzung beginnen und bei Problemen nachfragen. All das geht nicht nur weit schneller, sondern ist immer auch aktueller und praxistauglicher als alles, was als Buch oder gedrucktes Magazin mit ihren langen Herstellungszeiträumen zu haben ist.

Nachdem SPAM und Mailinglisten eingetrudelt bzw. gelöscht sind, bleiben die wenigen, an mich persönlich gerichteten Mails zur Sichtung übrig. Freunde und Mitarbeiter aus verschiedenen Projekten, manchmal ein Diary-Leser mit einem eher „philosophischen“ Anliegen (die liebe ich!), natürlich meine Auftraggeber, meist mit kleineren Arbeitsaufträgen oder Nachfragen, und dann noch ein paar selbst bestellte Newsletter.

An der Stelle halte ich meist inne und frage mich: Was jetzt? Das Befassen mit den an mich gerichteten Mails bedeutet den „richtigen Einstieg in die Tagesarbeit“ – will ich das schon? Oder will ich mir erst noch ein wenig Besinnlichkeit gönnen, ein bisschen in den Listen stöbern, eine Antwort schreiben, vielleicht mal wieder einen Diary-Beitrag verfassen? Auch persönliche Dialoge können mich richtig beschäftigen, es laufen selten mehr als zwei, drei auf einmal, echte Gespräche über tiefere Themen, die mich locker für ein bis zwei Stunden von allem anderen abziehen können – natürlich nicht jeden Tag und meist erst zu späterer Stunde! Das geistig-emotionale Befassungspotenzial ist in dieser Hinsicht begrenzt, das ist mir aufgrund jahrelanger Erfahrung sehr bewusst. Meine Liebesfähigkeit wird durch das Netz eben NICHT vermehrt oder irgendwie beschleunigt. Und ja: für mich ist ein umfassendes Gespräch in aller Offenheit (nur diese schätze ich wirklich!) eine Form der Liebe.

Lieben, plaudern, arbeiten?

Will ich jetzt also lieben, plaudern, mich besinnen, lernen oder arbeiten? Nicht nur morgens, sondern jedes Mal, wenn ich Mail abrufe, stellt sich diese Frage „im Prinzip“ neu. Es kann sich jeder denken, dass Probleme mit der Selbstdisziplin mir nicht unbekannt sind! Es kann schon mal Nachmittag werden, bis ich mir einen inneren Ruck gebe und mich frage: Was will ich eigentlich heute noch SCHAFFEN? Dass das nicht wirklich zum Problem wird, liegt daran, dass ich auch im beiläufigen Tun, das einfach dem Fluss der Impulse folgt, etliches von dem „schaffe“, was anliegt. Es erscheint mir gar nicht erst als Arbeit. Meine Kunden sind in aller Regel nicht von meinem täglichen Chaos betroffen, sondern werden SOFORT bedient, wenn sie einen AKUTEN Bedarf haben – da muss ich gar nicht erst überlegen, insofern gibt’s da auch kein Konzentrationsproblem.

Anders meine ureigenen Vorhaben und Projekte: die stehen in ständiger Konkurrenz zu dem, was „von außen“ kommt, ich muss immer wieder neu darauf achten, eine Balance zwischen Agieren und Reagieren, zwischen Erschaffen und abarbeiten & pflegen hinzubekommen. Nicht immer leicht! Mal häng ich „am Draht“ wie das Kaninchen vor der Schlange, manchmal ignoriere ich die Mailwelt einen ganzen Tag, weil etwas Eigenes die ganze Konzentration braucht. Zum Glück liege ich meist in der Mitte zwischen den Extremen.

Mittags Real Life

Um die Mittagszeit, das kann um zwölf, manchmal erst um zwei sein, ruft sich „Real World“ in Erinnerung. Der Mensch lebt nicht vom Monitor allen, ein Break ist angesagt. Vielleicht mal kurz zum Bäcker oder ins Lädchen gegenüber (Milch, Tabak, Mineralwasser kaufen), den physischen Briefkasten leeren (Tageszeitung, Behördenbriefe, Werbung) und dann ein Imbiss – dafür wechsle ich in die Küche, Südseite, sehr sonnig, und während ich esse, lese ich die Berliner Zeitung, wohl wissend, dass das etwas ist, was MAN nicht tun sollte, denn: „Wenn ich esse, dann esse ich!“ Nun ja, ich hab meist einfach keine Lust auf Ess-Meditation, sondern will lieber das bisschen Wir-Gefühl, dass über die Lokalzeitung kommt, noch eben mitnehmen, bevor ich mich wieder der völlig ortlosen Netzwelt zuwende. Manchmal leg‘ ich mich dann noch eine halbe Stunde hin – mittags zu dösen ist wirklich wunderbar!

Doch schon bald „sitze“ ich wieder: Verschränkt mit der Mail-Ebene der großen und kleinen Gespräche, erstreckt sich mein virtuelles Dasein auf eine ziemlich vielfältige Webseitenlandschaft: eigene Seiten, gemeinsame Projekte und neue und alte Kunden-Sites. Interessehalber hab ich grad mal gezählt: 40 Serverzugänge haben sich in meinem FTP-Programm angesammelt, da muss ich auch mal wieder aufräumen! Immer ist irgendwo etwas zu tun, meist nicht besonders dringend, aber es addiert sich, wenn ich nicht aufpasse. Das „Zersplitterungspotenzial“, das die Pflege von Webseiten mit sich bringt, ist erheblich – gerade deshalb biete ich meine Kunden Pflege nicht offensiv an, doch mach ich natürlich alles, was gebraucht und gewollt wird und gelegentlich auch noch etwas mehr: wenn es sich z.B. um Dinge handelt, von denen sie gar nichts wissen, von denen sie aber gefährdet werden können, wenn sich niemand kümmert.

Routine gesucht

Und abends dann? Als ich noch zu zweit wohnte, hatte ich mir angewöhnt, meinen Arbeitstag am Monitor etwa um 18 Uhr zu beenden, zu kochen, gemeinsam zu essen und dann zumindest Abend- und Tagesschau anzusehen. Das ist weggefallen, seit ich alleine bin und noch ist es mir nicht geglückt, eine neue Routine zu finden. Manchmal geh ich ins Fitness-Center und in die Sauna, gelegentlich noch ein paar Schritte durchs Kiez. Ohne dafür großen Aufwand zu treiben, koch‘ ich mir was, beobachte mit Sorge einen gewissen Hang zu Fertigsuppen und Pizzas, telefoniere auch mal, wenn ich Lust auf eine menschliche Stimme verspüre. Da ich den Radiorecorder, den ich mir zugelegt habe, tatsächlich nur benutze, wenn mal ein Gast da ist, hab‘ ich mir auch keinen Fernseher angeschafft. Ich glaub nicht dran, dass ich mich wirklich davor setzen würde und will das eigentlich auch nicht. Eine Glotze im Leben reicht völlig aus, und wenn in der Welt etwas passiert, von dem ich wirklich wissen muss, ruft mich sowieso jemand an und sagt: Hast du mitgekriegt, dass..?

So kommt es, dass ich derzeit auch die meisten Abende am Compi verbringe – und gern! Das „ich sollte arbeiten-Gefühl“ ist dann weg und ich kann mich dem Besinnlichen oder Kreativen zuwenden. Mal wieder in den unendlichen Weiten nach Themen stöbern, die nicht „automatisch“ tagsüber in mein Bewusstsein treten, in meine Lieblingslisten schauen, ein gutes Gespräch weiter schreiben, Webseiten oder Foren von Freunden aufsuchen. Neulich hab ich mir auch mal einen Adult-Check geleistet und kann damit nun auch die mittlerweile gut abgeschotteten erotischen Seiten der Netzwelt erforschen – zu Beginn interessant, aber natürlich ist es bald wie überall: ein paar Sites, die ich gelegentlich wieder aufsuchen werde, der große Rest versinkt in der Beliebigkeit des immer gleichen Einerlei.

Alles super – oder wie?

Ein ganz normaler Tag – ist es das, was ich will? Fehlt mir ‚was? Stört etwas? Ich treibe nicht nur so dahin, sondern frage mich das tatsächlich oft. Noch nie im Leben bin ich lange bei dem geblieben, was mir nur „suboptimal“ vorkam. Würde mir nicht gefallen, was ich täglich erlebe, wäre ich längst schon anderswo, würde anders arbeiten, säße vielleicht mit anderen in einem gemeinsamen Büro, würde herum reisen, viel ausgehen, Kultur konsumieren – aber nein, all das reizt mich nicht. Ich bin DA, wo ich sein will und bin DAS, was ich sein will – sehr statisch, was den physischen Ort angeht, doch wunderbar frei und multidimensional, was das Sein betrifft, jeden Tag anders und neu.

Also alles super? Nicht doch: Ich sitze deutlich zuviel vor dem Monitor und leider ist der menschliche Körper nicht direkt für diese Art des In-der-Welt-Seins entwickelt. Das merke ich – und es ist kein Spass! Jetzt zum Beispiel reicht es wirklich, Mittagspause ist heut „wegen Diary“ ausgefallen – ich MUSS jetzt einfach aufstehen und irgend etwas anderes tun. Dieses „Andere“ zu finden, fällt mir nicht immer leicht. Aber na ja, ich arbeite dran… :-)

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Claudia am 22. März 2003 — Kommentare deaktiviert für Kleine Mitteilungen am Rande

Kleine Mitteilungen am Rande

Krieg

Eigentlich sind große Worte gefragt, ich weiß. Ein Leser mailte mir: „Du schweigst zum Irak-Krieg? Ich mag dich trotzdem!“ Sorry, mir ist nicht danach und ich werde mich jetzt auch nicht zu „Stellungnahmen“ aufraffen. Es reicht mir schon völlig, wieder zu erleben, wie der Geist des Krieges Mailinglisten und Webforen ergreift. Es verschlägt mir jede Lust, dazu etwas zu schreiben. Zumindest für jetzt.

Gespräch

Im Forum ist ein philosophisches Gespräch ausgebrochen. Eines von der Art, das jeden Bezug zum eigenen Leben, zum Hier & Jetzt in Windeseile hinter sich lässt. Im Beitrag „Achtung, Philosophen“ versuche ich, es ein wenig einzudämmen.

Go East

Im Diary wird es einen Gast-Autor geben: Danny Fundinger zieht für ein paar Monate nach Russland, um dort zu leben und zu arbeiten. Seine gelegentlichen Berichte, die er von einer Südamerika-Tour an Bekannte schickte, haben mir so gut gefallen, dass ich anlässlich der ersten aktuellen Mail „Der lange Weg nach Russland“ auf die Idee gekommen bin, die neue Serie im Diary zu bringen. Er ist einverstanden, also: demnächst an dieser Stelle!

Rauchen & Selbst

Seit fast zwei Wochen rauche ich wieder. Nach zehn Monaten „ohne“ wundert das, auch mich hat es verwundert, zu erleben, wie ich ohne Stress, ohne Konflikt, ohne „belastende Situation“ auf einmal Zigaretten kaufte. Da ich aber zur Zeit auf allen Ebenen meinen Impulsen folge, um mir anzugucken, was es mit ihnen auf sich hat, machte ich keinerlei Versuche, mich zu bezähmen. Und siehe da: es gibt immer noch etwas zu entdecken!

Rauchenderweise arbeite ich seither mit einer Leichtigkeit und Begeisterung, die ich gar nicht mehr von mir kannte. Ich tanze auf verschiedensten Hochzeiten, plane ein tolles neues Projekt, nehme lange vernachlässigte Fäden auf, mache mich an die Neugestaltung einiger Webwerke, die es nötig haben, schreibe viel und bediene mehrere Kunden gleichzeitig. Alles geht leicht von der Hand, strengt mich nicht mehr an, nichts zieht mich ständig „ab in die Sauna“ – ein ganz bestimmter „Elan Vital“, der mich lange verlassen hatte, ist zurück! Ich dachte schon, es sei das zunehmende ALTER und ich müsse mich halt damit abfinden, so langsam in die „innere Kündigung“ zu gehen. Jetzt weiß ich es besser! Es ist nicht das Alter, sondern DAS NIKOTIN, bzw. dessen Fehlen.

Wer bin ich? Mit einem gewissen Grausen stelle ich neu fest: Das, was ich im Leben hauptsächlich war und bin, das, womit ich mich am meisten identifiziere und auf das ich keinesfalls verzichten will: das bin gar nicht ICH! Bzw. das bin nur „ich mit Nikotin“.

Wie kann das sein? Ich will jetzt nicht darüber reflektieren, dass das „Ich“ nur ein Gedanke ist, davon gehe ich aus. Doch ist es schon erschütternd, zu bemerken, in welchem Maße das eigene innerste Wesen, bzw. das, was ich dafür gehalten habe, sich letztlich der steten Verfügbarkeit eines Stöffchens verdankt, das sich seit dem 15. Lebensjahr in meine psychophysische Leiblichkeit eingebaut hat. Und das – mit allen anderen Stoffen und Einflüssen zusammen – die Identität, die ich als „ich“ kenne, erst schafft und aufrecht erhält. Nimmt man den „Baustein Nikotin“ heraus, wie ich es erfolgreich getan habe, ist das, was bleibt, nicht mehr dasselbe!

Was tun? Auf die Dauer, das merke ich jetzt schon, halte ich Rauchen nicht mehr aus. Ich bekümmere mich gerade darum, heraus zu finden, ob Homöopathie vielleicht an der Lage etwas ändern kann. Wenn nicht, werde ich das Nikotin „in Reinform“ zu mir nehmen, mal sehen, auf welchem Wege.

Denn: ICH WILL diejenige sein, als die ich mich „mit Nikotin“ kenne! Das habe ich jetzt in aller Deutlichkeit bemerkt – das irgendwie nebenbei noch „falsch“ zu finden, bringt mir nichts, also schenk ich es mir.

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Claudia am 02. März 2003 — Kommentare deaktiviert für Digital Diary – wie geht es weiter? Auch DU bist gefragt.

Digital Diary – wie geht es weiter? Auch DU bist gefragt.

Demnächst möchte ich mal wieder was verändern. Ich lade Euch ein, an der Zukunft dieser Seiten mitzuspinnen und mich ein bisschen zu beraten.

Wer das Diary kennt, weiß, dass ich es nur sehr selten ändere, denn ich möchte ein winziges Gegengewicht zur Welt setzen, in der sich alles immer schneller und unvorhersehbarer verändert. Daher mute ich hier niemandem ohne guten Grund Neuerungen zu – so langsam aber gibt es sie, die guten Gründe.

Schon länger beobachte ich nämlich, dass mich der Aufwand schreckt, einen neuen Beitrag zu bringen: neben dem Artikel selbst (den ich mit ungebrochener Freude schreibe, keine Frage!) mache ich immerhin jeweils drei neue Webseiten (Index-Seite, Permanent-Seite, Druckversion) und ändere eine Menüdatei, hinzu kommt der Text selber, der separat als Textdatei vorliegt und in diese drei Seiten erst beim Aufruf eingebunden wird. Fünf Dateien also – und zum Monatswechsel sind es noch zwei kleine Pflichten mehr, die jeder Schreibanfall zwangsläufig nach sich zieht.

Einerseits denk ich also darüber nach, wie ich diese langweilig technoide Arbeit reduzieren könnte –
andrerseits hab ich auch wieder Lust, Themenseiten aufzubauen, also Texte unter je eigenen Projekt-Homepages mit spezifischer Optik zu versammeln – ZUSÄTZLICH zu ihrem Erscheinen im Diary. Und das bedeutet natürlich noch MEHR technoide Idiotenarbeit pro Beitrag. Was wiederum noch mehr abschreckt!

Das Digital Diary ist historisch entstanden aus meinem einstigen Unwillen, mich immer weiter in selbst geschaffene Schubladen (magazinartige Webzines mit Rubriken, wie z.B. Missing Link) einzusortieren: wenn diese Schubladen veralteten, inhaltlich oder optisch, musste ich alles umarbeiten, neu sortieren und ins erneuerte Design „nachziehen“ – was für ein Aufwand! Die Lösung bestand in einem immer gleich bleibenden Umfeld und der Sortierung nach Datum: Problem abgehakt, das Digital Diary war geboren! Inhaltlich handelten meine Artikel unverändert von Gott und der Welt, waren also meist nicht besonders „Tagebuch-artig“. Immerhin gab mir das neue Arrangement mehr Freiheit, persönlicher zu werden. Ein Prozess, der sich stetig vertieft, bei dem ich aber nur ungern in bloßem Berichten aus dem Alltag enden würde. Ein Blick über den Tellerrand – nach innen, nach außen, nach oben oder ganz unten – soll schon dabei sein. Mal sehen, ob mein Daily Life ihn weiterhin hergibt, das kann man ja nicht auf Dauer inszenieren.

Heute finde ich es jedenfalls wieder schade, die Diary-Artikel nur chronologisch zu erschließen. Damit sind sie so gut wie weg, wenn das Menü den aktuellen Monat nicht mehr anzeigt und werden allenfalls zufällig über Google gefunden. Dieses baldige Versacken aller Inhalte im Nirgendwo reizt nicht dazu, Themen zu vertiefen. Mit jedem Betrag fange ich im Prinzip bei Null an, aus dem Nichts, ohne etwas voraus zu setzen oder auf ein MEHR hin zu führen – und das reicht mir nicht mehr. In mir „leben“ bereits Themenseiten zu meiner Umgebung, zu Berlin, zu Wellnetics bzw. zum „Guten Leben“, wie ich es verstehe – alle mit einer originären Optik aus eigenen Fotos und Collagen – ich hab ja wieder so Lust drauf! ABER ich will nicht mehr im Code versacken, sondern an den INHALTEN arbeiten.

Die Technik ist ja nun glücklicherweise so weit, dass das Einbinden gleicher Inhalte in mehreren Umfeldern an sich kein Problem mehr ist. Allerdings wären das dann NOCH MEHR Dateien, die ich anfassen muss, wenn ich was geschrieben habe – was wiederum den Abschreckungsfaktor erhöht! Und: Soviel Aufwand ums eigene Geschreibsel? Da vereinigen sich Faulheit und Reste anerzogener Bescheidenheid in entrüsteter Ablehnung: Kommt überhaupt nicht in die Tüte! Siehe oben.

Die Würze der Kürze: ein Blog?

Weiter: oft hab ich Lust, was deutlich Kürzeres zu schreiben als so einen Diary-Artikel. Die MÜSSEN aber von meinem Gefühl her so lang sein, um den erforderlichen AUFWAND zu rechtfertigen, den ich ja nun nicht wegen drei Absätzen machen will – obwohl ich mir durchaus drei unterhaltende Absätze zutraue, die einen Kurzbesuch wert sind!

Also: muss vielleicht ein Weblog her? Zusätzlich, daneben, darüber? Seit Jahren seh ich die rasante Entwicklung dieser schnellen Homepage-Nachfolger: eine Art „Diary Light“ mit Kommentarfunktion pro Beitrag, die ich bisher nicht zu brauchen glaubte. Schließlich KANN ich HTML, dacht‘ ich mir immer, nicht bedenkend, dass ich vielleicht auch mal genug davon gesehen habe!

Allerdings stimmt es mich immer bedenklich, Teile meiner Webseiten auszulagern. Vielleicht sind die Fremdanbieter mit dem Weblog-Server morgen pleite oder werden kostenpflichtig! Womöglich hab ich dann eine Lesercommunity um Seiten herum erzeugt, die plötzlich verschwinden oder zu Geiseln fremder Geldverdiener werden – Horror!!! Und DIE TEXTE selber könnten auch verschwinden, wenn ich das bei Kurztexten auch leichter verschmerzen könnte als bei mehrseitigen – trotzdem ist es eine unangenehme Vorstellung, so abhängig zu sein.

Sollte ich es vielleicht dabei bewenden lassen, ein Blog zu „simulieren“?? Das einzige, was dabei problematisch wäre, ist die Kommentarfunktion – und brauch ich die wirklich ??? Ich frag mich sowieso immer, wenn ich das anderwo sehe: Wie merken die Leute, dass jemand gerade uralte Beiträge kommentiert hat??? Vermutlich tut das ja sowieso niemand oder man bekommt vom Server eine Mail. Viel
Besser fand ich bisher ein richtiges Forum, weil es diesen gewissen Saloncharakter hat und die Leser auch miteinander reden. Na, mal sehen, ich bin durchaus offen für neue Erfahrungen und andere Bedürfnisse.

Hallo, es gibt was Neues!

Weil es zur Zukunft dazu gehört, erzähl ich der Vollständigkeit halber auch vom Newsletter. Den gab’s als „Info-Mail“ und „Claudia Klinger-News“ seit den Zeiten von Missing Link – und er wurde nur sehr sporadisch ausgesendet. Dies auch noch „händisch“, immer 150 Adressen im BCC pro „Mailpaket“, was nicht wenig Aufwand bedeutet, deshalb das seltene Erscheinen. Seit zwei Tagen hab ich ihn nun endlich ins Newslettertool meines Providers überführt, in Zukunft kommt er also öfter.

Früher dachte ich zum Thema Leser-Benachrichtigung: wenn ich alle zwei Tage einen Beitrag schreibe, kann ich nicht wirklich auch alle zwei Tage einen Rundbrief versenden, das nervt. Heut hat sich das entspannt, ich schreibe im Schnitt alle Woche einen richtigen Artikel und für einen Blog-Eintrag würd‘ ich natürlich keinen Newsletter versenden, sondern sowas Neu-Schickes wie RSS-Feeds anbieten (damit können Leser, die das wollen, neue überschriften auslesen, OHNE das Diary besuchen zu müssen).

Brauch ich die eierlegende Wollmilchsau?

Wie also weiter? Soll ich weiter „händisch“ meine Seiten stricken und umstricken? Wieder Rubriken/Themenseiten schaffen und zig Dateien anfassen müssen, um da irgendwo längere oder kürzere Texte unter verschiedenen Oberflächen mit verschiedenen Techniken an verschiedene Adressaten zu
verteilen? Eigentlich will ich ja SCHREIBEN und Bilder machen, und nicht mich mit der technischen Seite zu Tode langweilen.

„Ich weiß, was du brauchst!“, sagt an dieser Stelle nun fast jeder, der auch schon ein bisschen länger dabei ist. „Nimm Zope, Plone oder Webedition! Probier das Multi-Blog mit integriertem Newsletter. Vielleicht auch Moveable Type oder DingensBumens! Schau dir an, *was es alles gibt und teste es aus!

Publishing-Tools, Redaktionssysteme, Content-Management – ja, die Zauberworte fliegen mir seit längerem zu, doch bisher hab ich mich verweigert. Himmel, ich habe eine gewachsene Webseitenlandschaft, durchsetzt von Tools meines Providers, die ich mir jeweils an meine Bedürfnisse anpasse – und da soll ich jetzt eine fremde eierlegende Wollmilchsau drüber lassen? Deren Zähmung mich vermutlich Tage kostet – und das nur, um die zehn Minuten zu sparen, die ich pro Diary-Eintrag Dateien basteln und Code angucken muß? Lohnt sich das? Bisher war die Antwort NEIN. Aber vielleicht ändert sich das gerade. Denn ich bin am Ende der Geduld in Sachen Seiten-Pfriemeln und habe trotzdem Lust, wieder MEHR zu machen. Aber wie?

Der Traum: mein Mini-CMS

Vielleicht GIBT es ja schon ein Programm für meinen Bedarf, eines, das mich weder völlig entmündigt, noch mich arm macht und auch keinen Horrorcode in die Welt entläßt? ODER ist vielleicht der erforderliche Aufwand gar nicht so groß und ich könnte mir ein Mini-CMS für MEINE Anforderungen schreiben lassen?? Vielleicht hat’s einer der mitlesenden Programmierer zuhause in der Schublade und braucht nur eine Stunde, es soweit zu ergänzen, dass es genau das tut, was hier gebraucht wird?

Das Klinger-CMS sähe folgendermaßen aus:

Die Eingabe-Maske hätte die Felder Headline, Subheadline, Kurzbeschreibung, Text und Datum. Da schreib ich dann rein, wenn’s mir danach ist. Sofern das Tool auf dem Server läuft, könnte ich sogar von überall aus schreiben, nicht nur von zuhause aus! Nach der Eingabe kreuze ich eine oder mehrere Auswahlboxen für die verschiedenen Webseiten an, wo der Text erscheinen soll, z.B. auf den dann locker ins Werk gesetzen Web-Projekten:

Klinger-Blog [],
Digital Diary []
Vom Guten Leben []
über die Liebe zu Berlin []
Ergonomics []
Was ist neu? []…

Und nach dem Absenden bzw. Uploaden erscheint mein Text in den vorgesehenen Seiten (und in deren Menüs). Das Programm hat sich die jeweilige Vorlage gegriffen, hat die spätere Textseite erstellt, bindet dazu die jeweilige überschrift als Link ins je zugehörige Menü ein. (Das ließe sich auch als „Suchanfrage“ und deren Ergebnis realisieren). Und aus der so nebenbei fortlaufend aktualisierten Seite „Was ist neu?“ (wo natürlich NICHT jeder Volltext, sondern nur die Kurzbeschreibung erscheint), generiere ich dann alle zwei Wochen oder einmal monatlich den Newsletter.

Sehnsucht nach Ordnung und Klarheit

Das wär der TRAUM!!! Mein Problem ist nicht, dass ich 10.000 Features brauche, sondern nur ganz wenige, vielleicht drei bis fünf. Und für die Diary-Struktur inklusiv Blog braucht es (unter der Haube) eine andere Verlinkungsweise als für die geplanten Themenseiten. Dem Programm soll es dann aber egal sein, auf wieviel Themenseiten ich es NOCH anwende – ich möchte jederzeit zusätzliche Webprojekte einbinden können, auf die ich meine Texte ebenfalls auf diese praktische Art verteile.

Ja, das wär‘ wirklich wunderbar! Es würde meinem Schreiben einen Schub geben, denn endlich hätte ich dabei ein Gefühl von Ordnung und Klarheit, was das Veröffentlichen, also den Kanal zur Leserin und zum Leser angeht. Oh, ich könnte wieder neue Seiten entwerfen, richtig designen – träum…!!! Und sogar die CD-ROM, die ich gerne mal gemacht hätte, rückt dann in den Bereich des arbeitstechnisch möglichen!

Das Produzieren der Inhalte war für mich nie das Einzige – zwar im Vordergrund, aber wenn das Drumrum im Chaos versackt oder auch nur irgendwie mängelbehaftet wirkt, überträgt sich da eine Unzufriedenheit auch auf das Schreiben. Ähnliche Probleme seh‘ ich beim Surfen durch fremde Web-Labyrinthe, deren Eigner/innen evtl. viel Sorgfalt in die Texte fließen lassen, aber um diese zu finden, muss man in sechs verschiedenen Text-Konglomeraten unter unterschiedlichen überschriften Menüs durchwühlen, um das Neueste zu finden. Womöglich hat das eine Projekt ein Logfile, ein weiteres bietet einen Newsletter, irgendwo schreibt der Mensch vielleicht ein Blog – aber WO um Himmels Willen ist der aktuelle Artikel??? Tja – soooooviel Treue erwarte ich von kaum einem Leser!

Gib mir einen Tip..

…oder erzähl mir deine eigenen Erfahrungen mit deinem Weblog oder Content-Management-System – gerne auch im *Forum. Vielleicht schaff ich dann auch einen Artikel dazu im *Webwriting-Magazin, mal sehen. Natürlich erst, wenn das Problem für mich gelöst ist.

Bevor mich nun kommerzielle Angebote erreichen, sag ich gleich dazu: dies ist erstmal noch ein Gedankenspiel – und wenn ich vom „Selbstgestrickten“ wirklich wegkommen will, dann werde ich versuchen, eine Tauschlösung, also eine nützliche symbiotische Beziehung zum gegenseitigen Nutzen anzustreben. Meine Kunden brauchen solche Lösungen ja gelegentlich auch!

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Claudia am 12. Februar 2003 — Kommentare deaktiviert für Alles neu. Fasten, Tag 13.

Alles neu. Fasten, Tag 13.

Die dritte Woche in der neuen Wohnung. Einerseits fühl‘ ich mich, als wohnte ich schon sehr viel länger hier, so vertraut sind mir diese typischen Berliner Altbauzimmer: der zigmal übermalte Stuck an den Decken, die immer etwas zugigen achtteiligen Kastendoppelfenster, die beim Renovieren so wahnsinnig Arbeit machen, die angenehm großzügige Raumhöhe, die es langjährigen Bewohnern praktisch verunmöglicht, je wieder in einen Neubau zu ziehen – wie konnte ich nur allen Ernstes daran denken, in ein Hochhaus zu ziehen!

Andrerseits gibt’s kein Wasser in der Küche! Im letzten Diary-Eintrag war ich noch begeistert von der Instandsetzungswilligkeit der Hausverwaltung, die doch tatsächlich daran denkt, fast durchgefaulte Bodendielen zu erneuern. Nun aber zieht sich das bereits in die dritte Woche und noch immer ist kein Handschlag getan. Gelegentlich erscheint ein Handwerker, schaut sich alles an, berät mit dem Hausmeister und will angeblich einen Kostenvoranschlag machen – und dann höre ich nichts mehr davon. Es könnte mich kalt lassen, doch kann ich, solange die Bodendielenreparatur ansteht, keine Spüle aufstellen. In den ersten Tagen hab ich trotzdem noch ein bisschen gekocht und eben im Bad gespült, doch ist das eine ausgesprochen sperrige und umständliche Prozedur, da lasse ich es lieber ganz.

Hab‘ ich dann auch gemacht und so ist heute mein 13.Fastentag: Wasser, Kräutertee, je ein halber Liter Obst- und Gemüsesaft, dazu täglich 30 Gramm Honig. Nennt sich „Buchinger-Fasten“ und braucht weder Herd noch Spüle! Schon lang hatte ich vor, mal wieder zu fasten, bin dann aber doch nie dazu gekommen, fand den Einstieg nicht, fühlte mich dem Essen in all seinen Bedeutungen auch viel zu fest verbunden, als dass ich es hätte loslassen wollen. Jetzt bin ich froh, dass es geklappt hat, es ist wunderbar, mal ganz ohne diesen vielfältigen Zauber rund ums Essen auszukommen und sich auch noch wohl zu fühlen.

Das war nicht die ganze Zeit so. Ich litt phasenweise unter starken Konzentrationsmängeln, fühlte mich in den 10.000 Angelegenheiten, mit denen ich mich befassen sollte, könnte, müßte, geradezu am Versacken. Meine To-Do-Listen vervielfältigten sich und waren nicht mehr zu bewältigen – bis ich es mir erlaubte: Ok, bist halt mal unkonzentriert! Die Welt wird deshalb nicht wirklich gleich einfallen… und wie durch Zauberhand verwandelte sich der Leidenszustand in wohlige Gelassenheit, gepaart mit einer gewissen Neugier auf die weitere Entwicklung. Ja, immer wieder beeindruckt mich dieses Wunder, dass durch ein „Ja“ zu dem, was ist, die „gefühlte Negativität“ verschwindet, wegschmilzt wie der letzte Schnee an einem sonnigen Tag.

Nun hab ich gestern sogar meine Umsatzsteuervoranmeldung geschafft! Etwas, was ich immer gerne vor mir herschiebe und üblicherweise nur unter innerem Fluchen und Schimpfen zustande bringe. Im Diary dagegen, das ich immer mit Freude weiter schreibe, ist eine ungewöhnlich lange Pause eingetreten – ich konnte mich definitiv nicht für ein Thema entscheiden, nichts fesselte mich länger als ein paar Augenblicke und dann stand mir auch wieder die To-Do-List im Wege. Fakt ist, dass mein ganzes Leben, wie es noch bis vor kurzem war, sich aufgelöst hat. Alles ist neu und will erstmal erfahren werden, bevor ich drüber schreiben kann. Ich fühle die erstaunliche Freiheit, aber auch die Dringlichkeit, eigene Strukturen in ein Nichts hinein zu erschaffen. Alle Routinen haben sich verabschiedet, einschließlich der Rythmen, die das Kochen & Essen dem Tag aufprägt. Nun ist es nicht mehr damit getan, den Schwerpunkt auf „Beobachten“ zu legen oder auf die Befindlichkeit beim Einfach-so-weiter-machen. Da ist im Moment kein „einfach so“ mehr. Ich muß mich wirklich fragen, was ich eigentlich will und wie – ein recht neuer Gedanke, aber auch irgendwie abenteuerlich! Alles scheint möglich….

…aber immerhin ruft noch die Arbeit! Deshalb war es das für jetzt – möge die Sonne auf Euch scheinen, wenn nicht von außen, dann eben von innen!

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