Thema: Leben & Arbeiten

Claudia am 27. November 2000 — Kommentare deaktiviert für Geist ist knapper als RAM

Geist ist knapper als RAM

Endlich bin ich ins arbeiten geraten! Es ist schon längere Zeit her, dass ich mal völlig selbstvergessen vor einer entstehenden Webseite sitzen konnte und mich einfach nur um die Harmonie der Optik kümmern: Ist das der richtige Abstand? Hat der Text genug Platz? Wirkt das ganze eher locker und beiläufig selbstverständlich, oder ist alles in eine starre Form gezwängt? Sollte da nicht etwas Rundes auftauchen, wo doch das senkrechte und eckig-quaderhafte technisch bedingt dominiert? ( Und weiter: Wie sieht die Seite auf einem 800x600er Bildschirm aus? Braucht sie irgendwo Bewegung oder lieber nicht? Bloss kein Zappeln in den Augenwinkel, wenn der User wirklich LESEN soll… Weiter → (Geist ist knapper als RAM)

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Claudia am 06. November 2000 — Kommentare deaktiviert für Schaffenskrise: Sinn – Sein – Sinnlichkeit

Schaffenskrise: Sinn – Sein – Sinnlichkeit

Mehrere Tage ohne das morgendliche Diary-Schreiben bringen mich in eine neue Form von Entzug, doch noch nicht in neue Dimensionen der Arbeit, bisher nicht. Zwar staut sich das, was normalerweise alsbald zum Ausdruck kommt, nun zu größeren Mengen an und entfaltet mehr Druck, mehr Verlangen, mehr Drive. Dennoch packe ich es einfach nicht, die Energie sinnvoll zu nutzen und von der Gedankenebene auf die symbolische Schiene zu kommen.

Im Kopf schreiben sich gleich mehrere Kurzessays gleichzeitig, doch wenn ich mich hinsetze und das in eine konsumierbare Form bringen will, läßt der Elan schnell nach, versickert nach ein paar Sätzen wie ein Glas Wasser in der Wüste – warum nur? Es ist, als wandele mich in dem Moment, in dem etwas vom Möglichen ins Wirkliche übergeführt werden soll, mit aller Macht die Sinnfrage an, also immer dann, wenn es beginnt, in irgend einer Weise anzustrengen.

Wenn ich Familien mit Kindern sehe, beneide ich sie manches Mal. Sie verströmen eine Anmutung von Normalität, Sinn, Selbstverständlichkeit, Fraglosigkeit, konkretisierter Form und Heimat in dieser Form, wie es ein einzelnes Individuum niemals zustande bringen kann. Das große „Worum willen“, das als unbekannter Beweger hinter allen Aktivitäten steht, ist ein- für allemal geklärt, es gibt nur das „Wie?“, aber keine Überlegung, ob überhaupt, und wenn ja, warum eigentlich…

Dieser eigenartigen Schaffenskrise kann ich mich nur hingeben, weil derzeit kein Druck aus dem Bereich der Brotarbeit auf mich wirkt. Und genau darauf habe ich ja hingearbeitet! Es war mein größter Wunsch, einige Zeit frei zu haben, undefiniert frei, nicht etwa Urlaub oder Krankheit oder Töpfern in der Toscana. Wenn ich mich so umsehe, gibt es kaum Leute, die einfach mal untätig sind, ohne Plan und Ziel, ohne vorgegebenen Zweck. Nein, es ist im Gegenteil so, dass praktisch alle guten Freelancer, die ich kenne, überlastet, ausgebucht und bis ins nächste Jahr verplant sind. Sie arbeiten und arbeiten – ja woraufhin eigentlich? Ist das eine unzeitgemäße Frage? Ist Arbeiten & Geld verdienen mittlerweile selbst letztes Ziel und finaler Sinn? Wir arbeiten, damit wir nicht aus dem Geschäft kommen, damit wir immer weiter arbeiten dürfen?

Ich kenne vier Gründe, um zu arbeiten: Lebenserhaltung, Anerkennung, Freiheit, Selbstvergessenheit. In dieser Reihenfolge werden sie bewußt, werden sie wichtig und wieder unwichtig. Der Bereich der Lebenserhaltung ist keineswegs so groß, wie man gemeinhin denkt. Würden alle nur soviel arbeiten, wie unbedingt nötig, wäre der ganze wirtschaftliche Umtrieb längst nicht so auschweifend. Die Sehnsucht nach Anerkennung treibt dagegen viel weiter als die Notwendigkeit, und wer die Siegertreppchen nicht (mehr) braucht, wünscht zumindest Freiheit – Freiheit in Zeit und Raum, also in der Regel genug Geld auf der Kante.

Doch es gibt keine wirkliche Unabhängigkeit, man ist immer im Austausch, immer betroffen von Anderen, von der Umwelt, der Gesellschaft. „Fertig werden“ ist keine ernstzunehmende Arbeits-Utopie, und das ist sogar ebenso schön wie schlimm: Der untätig am Strand herumlungernde Millionär aus der Werbung ist nur eine lächerliche Figur, der alsbald schon psychisch vor die Hunde gehen würde, fände er keinen ganz persönlichen Sinnhorizont – tätig oder untätig.

So bleibt also nur die Selbstvergessenheit: Etwas arbeiten, in das ich so hineinversinke, dass es daneben nichts mehr gibt, vor allem nicht mich selbst mit meinen langweiligen Anliegen. Wenn ich zum Beispiel im Fotoshop experimentiere oder ein Webprojekt designe, manchmal auch, wenn ich einen Text niederschreibe – dabei bin ICH als Konglomerat von Gedanken, Fähigkeiten und Energie genau so wichtig oder unwichtig wie die Maus, die Tastatur, die Grammatik, der Strom oder sonstige Komponenten, die zum fertigen Werk führen. Ich falle dabei also sinnvoll in eins zusammen mit allem, was sonst noch da ist und mitwirkt. Es gibt nichts Schöneres, aber leider läßt es sich nicht zwingen. Weil es derzeit nicht gelingt, die Selbstvergessenheit in der Arbeit zu erleben, wechsle ich einfach die Ebene und switche in die Sinnlichkeit: Musik hören, Saunabesuche, Yoga-Übungen, einfach nur daliegen….

(Ich hoffe ja doch, dass sich das bald mal wieder ändert! :-)
Meine Musikempfehlung heute: Einstürzende Neubauten – Silence is sexy)

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Claudia am 02. November 2000 — Kommentare deaktiviert für Kleiner Abschied, lange Rede

Kleiner Abschied, lange Rede

In den letzten Tagen hab‘ ich mich mal wieder nach Sinn & Ziel dieses Diarys gefragt. Tatsache ist, dass es mir großen Spaß macht, dass ich mich freue, wenn die „Schreibzeit“ anbricht, wenn ich – meist ohne vorher festgelegtes Thema – so in mich „versinke“ und warte, bis Worte und Sätze kommen. Oft sind es dann gleich mehrere Themen, die erstmal miteinander konkurrieren, letztlich kann ich nicht sagen, wie und warum nun DIES und nicht JENES die Datei füllt, auf jeden Fall befriedigt es mich, was immer es ist. Das Hinschreiben an sich ist wohltuend und wenn ein Beitrag ins Netz gestellt und das Forum gesichtet ist, könnte ich eigentlich den PC ausmachen. Weiter → (Kleiner Abschied, lange Rede)

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Claudia am 25. Oktober 2000 — Kommentare deaktiviert für Herbstwüste

Herbstwüste

Heute ist es draussen wüst und leer, ein Sturm rasiert die letzten Blätter von den Bäumen herunter, nicht mal die Hühner haben so richtig Lust, von ihren Stangen abzusteigen und den Stall zu verlassen. Kann ich gut verstehen, mir geht es nicht viel besser: Nach wie vor hält die Arbeitsunlust an, um zehn muss ich zum Zahnarzt, Steuer ’99 ist noch immer nicht fertig, und die Gedanken, die mir durch den Kopf ziehen, sind allesamt unendlich langweilig und schon ‚zigmal da gewesen.

Wie ich am 16. Oktober in einem autobiografischen Schreibanfall berichtete, beschäftige ich mich ja bevorzugt damit, mich von etwas „zu befreien“ – wie auch jetzt wieder vom Rauchen. Doch lange schon ist mir klar: Nach der Befreiung kommt nichts. Es folgt die nächste Aufgabe, der nächste Zwang, von dem ich mich wieder frei machen will – wofür eigentlich?

Meine Schwester hat drei Kinder und ist völlig in den Alltagsstress eingesponnen. Niemals stellt sie irgendwelche darüber hinausweisenden Fragen, warum auch? Manchmal bewundere ich sie, beneide sie um die Fraglosigkeit, das schlichte Da-Sein und So-Sein. Und doch würde ich nicht mit ihr tauschen, für keinen Preis der Welt.

Lieber stehe ich in der Wüste, die sich nach soviel Befreiungen auftut, schaue um mich her in unendliche Weiten, kein Blinzeln. Horizonte versprechen nichts mehr, sind nur einfach da, nicht mal eine Fata Morgana vergaukelt mir den Vormittag. Wenn ich lange genug bleibe, nicht aus Langeweile in irgend einen Zug steige, werde ich endlich sehen, was ist.

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Schloss Gottesgabe - hier wohnen wir in einer Mietwohnung
 

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Claudia am 11. Oktober 2000 — Kommentare deaktiviert für Steuer ’99 – Teil 2

Steuer ’99 – Teil 2

Der Programmpunkt „Einnahmen“ für die Steuer ’99 ist erledigt – ja, das ist der kleinere, weniger arbeitsaufwendige Teil, ich weiß, aber es stimmt mich schon mal froh, daß ich überhaupt in diese lästige Arbeit ‚reingefunden habe. Und meine Laune ist deutlich besser: Sind doch alles nur Papiere, Zahlen…. Oder doch nicht? Weiter → (Steuer ’99 – Teil 2)

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Claudia am 09. Oktober 2000 — Kommentare deaktiviert für Steuer ’99

Steuer ’99

Heut‘ will ich es endlich angehen: Steuer ’99! Wie kaum irgend etwas sonst, nervt mich Papierkrieg jeder Art und eine Steuererklärung ist so ungefähr die größte anzunehmende Schrecklichkeit. Dabei geht es „nur“ darum, die Zettel zu ordnen, die Einnahmen zu listen, die Ausgabe-Arten zu sortieren und den Rest macht die Steuerberaterin. Ich müßte nicht mal sortieren, doch schätze ich den Durchblick, will ungefähr wissen, was droht. Sicherheitshalber rechne ich immer mit dem Schlimmsten: Nicht genug Geld zu haben, um die Steuer nachzuzahlen.

Was dann? Na, verhungern werde ich vermutlich nicht :-). Weil ich es jetzt aber wissen will, hab‘ ich keine Ruhe mehr, hier gemütlich vor mich hin zu schreiben. Himmel nochmal, ich wünsch‘ mir einen freiwillig wählbaren Beta-Status im Steuerwesen: gläsernes Konto für den Staat, von jedem Eingang bucht sich das Finanzamt pauschal ‚was ab und läßt einen dafür aber mit Buchhaltung und Steuererklärung in Ruhe. Das wär’s für mich.

Ich bewundere alle Leute, die keine Probleme mit Papierkram haben und immer gleich alles richtig verdaten und einsortieren. Niemals suchen, niemals Unklarheit, immer den Überblick, wieviel von allem Geld nun wirklich „meins“ ist. Dass ich letzteres praktisch nie erkennen kann, bringt es mit sich, dass ich gar nicht erst in die geistige Haltung des „Geld hortens“ gerate: Wozu mehr verdienen, wenn dadurch die Steuernachzahlung immer größer und unüberblickbarer wird? Meine Beraterin sagt, ich schöpfe meine Vorsorge nicht aus – tja, soll ich deshalb Lebens- und andere Versicherungen abschließen? Noch mehr Verpflichtung, noch mehr Verträge, noch mehr Papierkram? Und wenn dann mal Flaute ist?

Inmitten solcher Gedanken bin ich schon mal richtig neidisch auf Arbeitnehmer und Arbeitslose. Was war das doch für ein sorgloses Dasein!

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Claudia am 01. Oktober 2000 — Kommentare deaktiviert für Unbekümmertes Dasein

Unbekümmertes Dasein

Wieder beginnt ein Tag, der mich nach draußen ziehen wird, schön, warm, sonnig, mit dieser Melancholie des Herbstes. Wenn ich meine Untätigkeit der letzten Zeit betrachte, hoffe ich auf schlechteres Wetter, Arbeitswetter, draussen alles neblig, dunkel, trüb, kalt und naß, so dass es das Selbstverständlichste ist, im Virtuellen und Symbolischen zu leben. Weiter → (Unbekümmertes Dasein)

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Claudia am 21. September 2000 — Kommentare deaktiviert für Das Web wird schneller

Das Web wird schneller

Gerade mache ich eine seltsame Erfahrung: Vor etwa acht Monaten entwickelte ich zusammen mit einem Freund ein Webmagazin. Es handelt vom Schreiben und Gestalten für’s Web – und zwar mal NICHT mit dem Blick auf all die Könner, die seit 1996 oder früher ihre Seiten selber bauen und sämtliche Entwicklungen mitgemacht haben (für sie gibt es genug gute Quellen, z.B. Dr.Web auf ideenreich.com). Es soll Einsteigern dienen und keine reine Technik-Vermittlung sein, weder hauptsächlich HTML noch reines „Design“ lehren, sondern vom Inhalt ausgehen, vom Bedürfnis des Einzelnen, sich mit seinen Interessen und Vorhaben angemessen im Web zu präsentieren. Weiter → (Das Web wird schneller)

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