Thema: Netzwelt

Claudia am 05. Februar 2010 — 13 Kommentare

Doch kein neues Blog – erstmal…

Seit Wochen beschäftige ich mich mit dem anstehenden „Einstieg ins mobile Internet“, der mir vom Körper aufgezwungen wird. Der mag einfach nicht mehr so lange vor dem PC sitzen – ein wahrlich nicht neues Problem, das ich aber nicht einfach aussitzen kann. Ärgerlich, aber Fakt!

Die Ergebnisse meiner bisherigen und künftigen Forschungen bezüglich Geräte-Kauf (Netbook? Notebook? Tablet?? ) und allem, was damit so an Technik-Themen verbunden ist, wollte ich eigentlich in ein neues Blog schreiben. Erweitert um viel verständlich (!) geschriebenes Basiswissen und richtig gute, Orientierung schaffende Linklisten wäre das ein knackiges themenzentriertes Medium, das auch ein paar Werbekunden und Sponsoren locken könnte: Zielgruppe 50plus, also meine lieben Altersgenossen, die teilweise recht kulturpessimistisch und Technik-kritisch eingestellt sind – und die echt die Krise kriegen, wenn sie ein übliches „TechBlog“ mit Insider-Jargon und schnellem „Hype-Wechsel“ zu Gesicht bekommen. Weiter → (Doch kein neues Blog – erstmal…)

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Claudia am 20. Januar 2010 — 16 Kommentare

Vom Glauben an die Wahrheit der Bildschirm-Texte

Wo die Worte fehlen

Schon lange bemerke ich schmerzlich, dass in unserer deutschen Sprache wichtige Worte fehlen. Vor allem vermisse ich einen Begriff, der dem „Druck“ entspricht: Einen Text abdrucken, in Druck geben, einen Drucktermin einhalten – was sagt man da, wenn es sich um Web-Veröffentlichungen oder die Anzeige auf anderen Gerätschaften handelt?

Neben der Eingabemaske, in die ich diesen Text gerade tippe, steht ein Button mit der Aufschrift „Publizieren“. Ok, das ist – genau wie „veröffentlichen“ – ein Begriff auf höherer Abstraktionsebene, den wir hilfsweise gebrauchen, um den Mangel zu umschiffen. Will ich aber über das Veröffentlichen digitaler Texte etwas sagen, das nicht zugleich auch gedruckte Texte meint, wird es schwierig. Auch die englische Sprache, bei der wir uns in solchen Fällen oft bedienen, hat da nichts im Angebot. Wie seltsam nach nun doch schon gut 15 Web-Jahren!

Wenn der Tricorder Wirklichkeit wird…

Aber zur Sache: Ein Leser hat unter meinem Artikel zum derzeitigen „Google-Bashing“ angemerkt, dass „Informationsmonopole“ immer schlecht seien. Er meinte damit die kurzen Erklärungstexte, die Google (bzw. die Anwendung „Goggles“) auf entsprechenden Handys anzeigt, wenn man mit ihnen auf einen Gegenstand zeigt, z.B. ein öffentliches Gebäude. Zudem seien diese Texte „unter Wikipedia-Niveau“.

Ich erinnere mich noch gut an die beliebte Serie „Raumschiff Enterpreis“, in der die Helden regelmäßig mit dem sogenannten „Tricorder“ auf unbekannte Gegenstände zeigten und so eine ungefähre Antwort auf die Frage „was ist das?“ erhielten. Mit „Goggles“ kommt man dieser einst so futuristisch wirkenden Funktionalität nun schon ziemlich nahe. Und doch scheint das manche Menschen mehr zu verstören als zu erfreuen – warum nur?

Nicht Gottes Wort, nur Goggles Suchergebnis

Immerhin ist der Leser, der den Kommentar schrieb, über Wikipedia-Texte offenbar im Bilde: es handelt sich NICHT um die Offenbarung von Gottes Wort, sondern um freiwillig und unbezahlt verfasste Texte vieler Aktiver, die sich im besten Fall gegenseitig korrigieren, manchmal aber auch nicht. Das zu wissen, ist ein wichtiger Teil heutiger Medienkompetenz – bezüglich verschiedenster anderer Bildschirmanzeigen scheint es da aber noch sehr zu mangeln.

Was auf einem Handy als Erklärtext erscheint, hat zu stimmen – und weil das so ist, spricht man auch gleich vom „Informationsmonopol“ des Anbieters dieser Texte. Dabei ist auch Goggle nichts als eine automatisierte Suche quer durch Daten, die Google gesammelt hat, Daten, die irgendwann irgendwo von irgendjemandem ins Netz gestellt wurden, allenfalls mittels statistischer Abgleiche etwas mehr mit „Wahrheitsvermutung“ versehen als eine reine Zufallsauswahl.

Was man schwarz auf weiß nach hause trägt…

Wie lange hat es gedauert, bis Menschen begriffen haben: Was in einem Buch steht, muss nicht unbedingt die Wahrheit sein? Was man „schwarz auf weiß nach Hause tragen“ konnte, galt noch bis kürzlich als deutlich glaubwürdiger als die Meinung des Nachbarn oder die Rede des Vorgesetzen. Dem entsprechend war „ein Buch schreiben“ eine unglaublich honorige Tätigkeit, die der Gestalt des „Autors“ eine hohe Reputation brachte – alles vorbei! Spätestens seit das Book on Demand (Bod) das „Bücher machen“ ganz ohne Verlage und Lektoren jedem ermöglicht, der sich die Arbeit machen will, ist den allermeisten einst so Buch-Gläubigen klar: GEDRUCKT heißt nicht gleich WAHR!

Medienkompetenz durch Mitschreiben

Das Web war nun, anders als der Buchdruck, vom Start weg ein Mitmach-Medium. 1996 war HTML noch so einfach, dass jeder Ahnungslose binnen weniger Stunden eine Webseite online bringen konnte. Allerdings interessierten sich noch nicht viele dafür und in den Folgejahren wurde es komplexer und komplizierter: nur die Autodidakten der Anfangszeit konnten locker mitlernen, was es Neues gab. Für Neueinsteiger wirkte das Web schon bald viel zu elaboriert, um noch auf die Idee des Selber-Machens zu kommen. Erst die Blogs der Nuller-Jahre machten mittels ihrer vereinfachten Nutzungsweise wieder klar: Jeder kann ins Web schreiben, was er mag. Und dieses Mal wurde die Chance auch massenhaft ergriffen – und beiläufig gelernt: Was im Web steht und in den Google-Suchergebnissen angezeigt wird, muss noch lange nicht „die Wahrheit“ sein.

Wer allerdings noch nie selbst etwas im Netz veröffentlicht hat, íst immer noch leicht empört angesichts dessen, was es da so alles zu lesen gibt. Der alte „Glaube ans Gedruckte“ überträgt sich unbewusst aufs Web und dem entsprechend groß ist die Frustration: Soviel Schrott, Extremes, Oberflächliches, Hingerotztes – furchtbar, dieses Internet! Natürlich gibts auch jede Menge Passendes und sogar „Richtiges“, aber – oh Schreck! – man muss SELBST beurteilen, wem man glaubt und wem nicht. Sich zu orientieren und die vielen Info-Quellen zu filtern und zu beurteilen, ist eine Fähigkeit, die erst gelernt werden muss. Das ist unbequem, braucht Zeit und Befassung, weshalb sich viele damit begnügen, das zu kritisieren, was ihnen vorgesetzt wird – zum Beispiel vom Google-Suchalgorithmus.

Mobil machts auch nicht wahrer!

Indem das Netz mobil wird und das „Cockpit PC“ als Zugang zum neuen „Gedächtnis der Menschheit“ immer entbehrlicher wird, wird die Situation noch unübersichtlicher: Anzeigen auf kleinen Handy-Screens kann noch nicht „jeder“ selbst erstellen – aber doch viel mehr Leute als der gemeine Alt-Handy-User gewohnt ist. Zigtausende I-Phone-Apps werden von den Programmierern der Welt schon zum Download angeboten – und Google macht mit seinem offenen „Nexus“ der Abschottungs-Strategie von Apple (= es kommt nur ins Angebot, was Apple absegnet) Konkurrenz. Was im Web zu sehen ist, kann in vielerlei Formen auf dem Smart-Handy erscheinen -wird aber durch diesen Transfer nicht etwa WAHRER!

Und so werden zukünftig noch viele Menschen in Sackgassen landen, die an die 100%ige Stimmigkeit ihrer jeweiligen Navis glauben. Die „Street-View“, die so viele Vorgartenbesitzer auf die Palme bringt, veraltet verdammt schnell und zeigt falsche Ansichten. Und was als Erläuterung zu den Dingen der Welt als Erklärungstext erscheint, ist auch nur das, was irgend jemand mal zu diesem Gegenstand geschrieben hat. Durch Geräte und Alghoritmen haben wir nicht etwa ein Abo auf die Wahrheit. Sondern nur einen anderen Zugang zu unserer beschränkten, immer mal wieder fehlerhaften menschlichen Sicht der Dinge.

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Claudia am 16. Januar 2010 — 24 Kommentare

Sennett im SPIEGEL-Interview: Über Daten und Macht

Dem SPIEGEL ist es derzeit wichtig, Google als die große böse Datenkrake anzuprangern. So wird der Spruch „Die Stasi war eine Organisation wie Google“ zur Headline eines Interviews mit dem von mir sehr geschätzten US-Soziologen Richard Sennet. Wer das Interview tatsächlich liest und nicht nur die Überschrift „scannt“, merkt schnell, wie tendenziös SPON hier agiert. Denn Sennett sagt schon auf Seite 1:

„Wer sich um die Privatsphäre sorgt, sollte sich um die Regierung Sorgen machen, nicht um Google. Wer sich wirklich um die ökonomische Ausbeutung von persönlichen Daten Sorgen macht, sollte sich mit dem Kapitalismus beschäftigen, nicht mit Google.“

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Claudia am 13. Januar 2010 — 10 Kommentare

Morgendliche Aufreger

Was für eine verrückte Existenz: ich schaue links aus dem Fenster, erblicke den verschneiten Rudolfplatz, die blattlos in den Himmel ragenden schwarzen Äste der Bäume, den verhangenen Himmel. Seit Tagen ändert sich da nichts, es ist ja schon etwas Besonderes, dass da mal Schnee liegt.

Ganz anders der Blick ins Web. Da überfliege ich auf die Schnelle die über Nacht von Rivva und anderen zusammen gestellten Artikel und konsumiere die aktuellen Aufreger: Google droht, sich aus China zurück zu ziehen, stellt das Zensieren ein und berichtet von Angriffen auf die eigene Infrastruktur; schweres Erdbeben in Haiti, ein „platt, uninformiert, spekulativ und dünn recherchierter“ SPIEGEL-Schwerpunkt über Google; Alvar Freude sichtet „Sendezeitbegrenzungen“, Zwangs-Labeling und Internet-Sperren im Entwurf des neuen Jugendmedienschutz-Staatsvertrages, 12 Millionen Deutsche machen Falschangaben im Web, was der IT-Branchenverband Bitkom glatt als „Tricksen“ und „Schwindeln“ hinstellt und so eigene Probleme mit dem Datenschutz offenbart. Dass Google mit einem neuen Speicherplatz-Angebot tendenziell die Festplatten überflüssig macht, hatte mich noch nächtens zum Schreiben inspiriert, doch gegen all die anderen Themen von heute ist das schon wieder eine marginale Fußnote.

Draußen auf dem Rudolfplatz liegt ungerührt von alledem der Schnee. Nichts hat sich verändert, doch hab‘ ich jetzt das Gefühl, schon recht viel „erlebt“ zu haben – ein Empfinden, das sich nach Sichtung meiner Mailboxen noch deutlich verstärkt. Hier sind die Nachrichten persönlicher, liebe Freunde melden sich, Auftraggeber/innen schreiben, was aktuell zu tun ist, ja, gleich mach‘ ich mich dran! Im Kopf scanne ich meine ToDo-Liste, der ich dieses Jahr noch keine geschriebene Form geben wollte: alles noch übersichtlich, ich muss nicht hetzen – wie schön.

Vielleicht gehe ich nachher mal raus und laufe durch den Schnee.

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Claudia am 07. Januar 2010 — 13 Kommentare

Zwischen Winterschlaf und Aufbruchsstimmung

Nach all den Jahresendfesten hat diese Zeit anfang Januar einen ganz eigentümlichen Charakter. Als kollektives Thema steht allenfalls noch das Bemühen im Raum, die mittels forcierter Schlemmereien zugewachsenen Pfunde wieder loszuwerden. Ansonsten muss es jetzt einfach wieder los gehen, das „ganz normale Leben und Arbeiten“, auch wenn da draußen ein Winter daher frostet, wie wir ihn lange nicht hatten.

Selber schwanke ich zwischen Winterschlaf und Aufbruchstimmung, leider noch mit Betonung auf ersterem. Die Kälte hat etwas Lähmendes, auch wenn man geschützt im Warmen sitzt. Zu einer kleinen Veränderung meiner Bloglandschaft hab‘ ich mich immerhin schon entschlossen: Das Modersohn-Magazin wird sich wieder auf meinen Stadtteil Friedrichshain konzentrieren und verstärkt über Lokales berichten. Und dazu gibts auch einen Twitter-Account (MoMagBerlin), in dem FHainer News die Hauptrolle spielen – mal sehen, wie weit ich ins „Lokale“ noch einsteige. Weiter → (Zwischen Winterschlaf und Aufbruchsstimmung)

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Claudia am 28. November 2009 — 11 Kommentare

Soziale Medien erfassen mich wellenförmig

… und diese Woche hat mich eine „große Welle“ schier umgehauen! Was so dramatisch klingt, ist nur der hilflose Versuch, in Worte zu fassen, wie mich das twittern, facebooken, lifestreamen/bookmarken und Wiki-diskutieren gerade wieder mal in seinen Bann gezogen hat.

„Wellenförmig“ erlebe ich dieses mich-ergreifen-lassen, weil nach jeder intensiveren Phase des Ausprobierens und Teilnehmens der Gedanke im Raum steht: Jetzt hab‘ ichs! Jetzt kenne ich es und weiß, was es mir bedeuten kann und was nicht. Es folgt dann eine Beruhigung: manche Dienste lasse ich links liegen, andere gemeinde ich in meinen Alltag ein und bin insgesamt überzeugt: da kommt nichts Neues nach. Weiter → (Soziale Medien erfassen mich wellenförmig)

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Claudia am 23. November 2009 — 3 Kommentare

Internet ausdrucken

Wer es noch nicht weiß: Das Digital Diary kann man auch bequem ausdrucken: den ganzen Artikel über den Titel-Link aufrufen, dann einfach im Browser-Hauptmenü auf „Datei -> Drucken“ klicken. Der ganze Kladderadatsch rund um den Artikel wird NICHT mit gedruckt!

Wer sein Blog auch „druckfähig“ machen will, findet hier eine gute Anleitung: Warum viele Blogs gedruckt katastrophal aussehen (und wie Sie das ändern können).

Auch dem Webwriting-Magazin hab‘ ich jetzt ein Print-Stylesheet gegönnt, denn der aktuelle Artikel „Wir tun es, weil wir es wollen: warum Schirrmacher irrt“ ist untypisch lang – und es gibt mehr Leute, als man glaubt, die sich sowas dann tatsächlich auch mal ausdrucken!

Bezüglich dieses Artikels hab‘ ich überlegen müssen, WOHIN ich den setze. Ins Diary hätte er auch gut gepasst, doch hab‘ ich „Schirrmacher“ da kürzlich schon kurz erwähnt. Und zum Thema des WWMAG „Vom Publizieren und Kommunizieren im Internet“ passt er zielgenau. Genau dabei kommt Schirrmachers Kopf ja nicht mehr mit, was allerdings nicht der Grund ist, warum mich seine Gedanken zu einer so umfangreichen Kommentierung anregten – lies mehr dazu im WWMAG!

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Claudia am 19. November 2009 — 1 Kommentar

Kleine Medienlese zwischendurch: Streetart, Information-Overflow, Leistungsschutzrecht

Also ich finde den aus ein bisschen Pappe mal eben gebastelten „starken Baum“ am Kottbusser Tor in Berlin Kreuzberg künstlerisch wertvoller als den „Pimmel über Berlin“, mit dem sich die TAZ aufwändig und formatfüllend ihre Richtung Springer-Gebäude zeigende Ostwand verzieren ließ. Zwar darf Satire alles, na klar, aber damit haben sich die TAZler einen Schuss ins eigene Knie verpasst: der Gegner wird sich freuen, dass seine „Lieblings-Linken“ nun täglich unter seinem Gemächt durchgehen müssen, wenn sie zur Arbeit gehen – ein echter Flop! Weiter → (Kleine Medienlese zwischendurch: Streetart, Information-Overflow, Leistungsschutzrecht)

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