Thema: Netzwelt

Claudia am 27. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Sparbuch in den Müll

Sparbuch in den Müll

Während die trüben Novembertage uns in besinnliche Stimmungen versetzen, Familien ihre Adventskränze schmücken, die Nacht immer früher beginnt und es immer ruhiger und kälter wird, geht anderwo die Post ab: die „Jahresend-Ralley“ an den Börsen treibt die Adrenalinspiegel hoch. Risiko-freudige Spielernaturen haben allein in den letzten Tagen am tiefen Fall der Holzmann-Aktie ein Vermögen verdient, doch auch „ganz normale“ Aktiengeschäfte bringen in den letzten Jahren locker 10 – 30% Gewinn (und mehr!) pro Jahr, sofern man auf die Richtigen gesetzt hat. Weiter → (Sparbuch in den Müll)

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Claudia am 24. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Anonymität im Internet

Anonymität im Internet

Herzlichen Dank für die Leserbriefe von Ingo (E-Commerce: fetzig!) und Björn (innere Ruhe: philosophisch). Einen dritten Brief veröffentliche ich nicht, denn er war anonym – angesichts der vom Schreiber vertretenen Allgemeinplätze („der Weg ist das Ziel“) konnte ich keinen Grund dafür erkennen. Hier wird sowieso jeder nur mit Vornamen ‚verdatet‘, es braucht also keine weitergehende Anonymität. Die Begründung des Schreibers: „Namen sind Schall und Rauch“ akzeptiere ich NICHT. Weiter → (Anonymität im Internet)

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Claudia am 20. November 1999 — Kommentare deaktiviert für „Suchen Sie doch weiter!“

„Suchen Sie doch weiter!“

Wer wie ich seit 95/96 ein Netzleben führt, in den Drähten liest, schreibt und arbeitet, lernt und lehrt, sich amüsiert und unverdrossen, ohne Angst vor Viren und anderen Dämonen jedes neue, menschheitsbeglückende Angebot auszuprobieren bereit ist, gehört sicher zur „Kernzielgruppe“ für den E-commerce. Zusätzlich motiviert durch die Aussicht, daß am Shopping-Wesen die Wirtschaft genesen wird (irgendwann sogar die deutsche!), surfe ich gelegentlich durch die Web-Läden – mal, weil ich wirklich etwas suche, mal, weil ich wissen möchte, was es mittlerweile alles gibt. Weiter → („Suchen Sie doch weiter!“)

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Claudia am 18. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Plastisches Bewußtsein

Plastisches Bewußtsein

Es schneit! Zwar bleibt der Schnee gerade erst auf den Autos liegen, doch vielleicht wird schon bald die Schloßwiese, das Wäldchen, der Garten und alles rundherum weiss sein. Und ich mitten drin, im ersten Winter auf dem Land! Nicht Matsch, Salz, Sand, nicht die mißmutig in zugigen U-Bahnen an die Wand oder in allzu breite Zeitungen starrenden Städter werden um mich sein – sondern Weisse, Weite, sehr frühe Dunkelheit und Stille. Bei allem Komfort, versteht sich, welch ein Glück! Weiter → (Plastisches Bewußtsein)

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Claudia am 14. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Ego und Gesellschaft

Ego und Gesellschaft

Björn hat einen Leserbrief zu Ingo Macks Beitrag über den „finalen Mausklick“ (Recht auf Selbstmord und Sterbehilfe) geschrieben. Darin wendet er sich GEGEN die schrankenlose „Freigabe aller persönlichen Rechte“, denn so sei keine Gesellschaft überlebensfähig. Wo bleiben die Rechte des Anderen? Wer soll entscheiden, wie weit die Rechte des Einzelnen gehen? Weiter → (Ego und Gesellschaft)

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Claudia am 12. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Lasst Millionen wilde Blumen blühen!

Lasst Millionen wilde Blumen blühen!

Heute morgen liegt Reif über der Landschaft und alles ist winterlich weiß, auch die Wiese hinter dem Schloß. Bald wird das letzte Laub verschwunden sein und ich werde durch das Wäldchen hindurch sehen können. Wie schnell das alles geht! Um halb sechs abends ist es bereits stockdunkel und ich erinnere mich, daß ich in Berliner Zeiten immer fragte: was treibt das Landvolk wohl an diesen langen Abenden? Nichts, weiß ich jetzt. Ich gehe immer früher schlafen und wundere mich, daß es in der Stadt selbstverständlich war, auch winters die Nacht zum Tage zu machen, zumindest bis Mitternacht zu lesen, fernzusehen, zu arbeiten, oder auszugehen. Es ist, als hätte die allgemeine Wachheit einer großen Zahl Menschen zur Folge, daß man ebenfalls wach bleibt. Und hier ist die „Menschendichte“ sehr gering und also fällt man in den Schlaf, sobald es lange genug dunkel ist.

Bis zum Jahresende hab‘ ich mir ‚frei‘ genommen: Aufträge und kommerzielle Arbeiten auf ein Minimum heruntergefahren. Jetzt ist also Platz für eigene Aktivitäten: Die Schloß-Gottesgabe-Site macht mir große Freude, ich bin geradezu in einen Design-Rausch verfallen und lerne auch mal wieder etwas Neues. Dann (es kann sich nur noch um Tage handeln) kommt endlich mein Lehr-Projekt, das ich schon lange plane und zu dem es mich immer stärker hinzieht: Ich werde – zusammen mit einem Kollegen, der vom Journalismus kommt – das Thema „Schreiben für das Internet“ didaktisch aufbereiten. SCHREIBEN ist der Ausgangspunkt und NICHT Design, Grafik, HTML, Netztechnik – obwohl all das natürlich eine Rolle spielen wird, ausnahmsweise aber mal eine DIENENDE!

Noch immer gilt: Selber machen geht!

Durch die Professionalisierung des Webdesigns entsteht mehr und mehr der Eindruck, mensch könne nicht selber dem Medium entsprechend die eigenen Inhalte veröffentlichen, ohne riesigen Aufwand an Zeit und Geld. Die Rede vom „Webseiten programmieren“ hat sich etabliert und damit auch der Abschreckungsfaktor, der dem Wort PROGRAMMIEREN schon immer anhing, gerade für Leute, die eher mit Texten als mit Technik umgehen. Doch genau wie dereinst lesen & schreiben gehört heute „Medienkompetenz“ zu den Schlüsselfähigkeiten, ohne die bald niemand mehr ein Bein auf den Boden der (nicht nur Erwerbs-) Gesellschaft bekommen wird. Millionen neue „User“ kommen ins Netz, doch wird es ihnen alles andere als leicht gemacht, die Chancen und Gefahren richtig einzuschätzen und vor allem, es FÜR SICH zu nutzen, jenseits der platten Möglichkeiten des E-Commerce.

1996, als ich meine ersten Seiten baute, ging das noch leicht, die Webgemeinde war klein, der kommerzielle Bereich dominierte noch nicht und die Idee „selber machen“ lag nahe. Doch wer heute ins Netz kommt und – natürlich! – erstmal die in der Printpresse besprochenen Webseiten absurft, kommt nie auf die Idee, sowas läge im Bereich eigener Möglichkeiten – etwa so wenig, wie die Möglichkeit, ein eigenes Fernsehprogramm zu starten. Doch, entgegen dem ersten Anschein, ist genau diese Möglichkeit die zentrale Neuerung des Netzes, und nach wie vor ist das machbar, ja sogar immer besser machbar, denn es gibt unzählige Hilfen, Programme und Mailinglisten, die das ‚webben‘ erleichtern. Und wo heute nur Text und Bild und ein paar Animationen die Mittel des Ausdrucks sind, werden es morgen auch bewegte Bilder sein – ich bin mir sicher, daß in einigen Jahren auch das „eigene Fernsehprogramm“ aus vielen Homepages herauswachsen wird, schließlich gibt es eine riesige Szene engagierter Hobbyfilmer.

Jede Minute, die DU hier in diesem Diary liest, geht einem Printmedium oder einem Fernsehsender (oder einer E-Commerce-Site) verloren – klar, daß der kommerzielle Sektor darüber „not amused“ ist und über den „vielen Schrott“ im Netz lästert. Sollen sie lästern, der Leser liest doch, was er lesenswert findet! Ich möchte, daß VIELE Schreiber zu Webgestaltern werden, daß Millionen wilde Blumen neben den aufwendigen Züchtungen stehen – genau wie in der ‚realen‘ Pflanzenwelt!

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Claudia am 08. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Novembergedanken und Briefe

Novembergedanken und Briefe

Bank im Nebel

„Wie leicht ist es tatsächlich, den ganzen erworbenen / anerzogenen Ballast von materiellen Dingen zu hinterfragen, angesichts des aufziehenden Nebels! Wir sehen nicht klar, die Geräusche, der übliche Lärm unserer Umwelt wirkt gedämpft und lässt uns ein wenig Zeit, unwichtige Dinge in ordentliche Schubladen zu späterer Verwendung zu packen. Durch die Unschärfe in der Tiefe gewinnen plötzlich so alltägliche Dinge, wie zum Beispiel die blaugestrichene Holzbank mit den „schwebenden“ Wäscheklammern und dem kleinen Laubhaufen rechts im Bild eine eindringliche Bedeutung. Wenn man sich Zeit lässt. Unsere Lebenszeit ist womöglich das einzige, uns wirklich dienliche Kapital.“

Der Leserbrief von Ingo Mack ist so schön, daß er keine weiteren „Worte zum Tage“ von mir braucht!

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